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Thema: Weltausstellung Helvetia 2022 vom 18. bis 22. Mai 2022 in Lugano
Das Thema hat 115 Beiträge:
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Lars Boettger Am: 22.05.2022 23:29:28 Gelesen: 14665# 16 @  
@ Heinz 7 [#15]

Sammlung 2B-23: Claes Arnrup - Stamps of the World 1840-1880 from countries that issued their first stamps up to July 1, 1852: Erhielt nur 83 Punkte

Hallo Heinz,

ich kenne das Exponat nicht, aber ich mag als Juror solche Themen überhaupt nicht. Fängt schon mit den Lokalausgaben USA und Schweiz an - sind die inkludiert oder nicht?

Wenn Lokalausgaben USA nein - dann fehlt was, wenn USA ja - dann kannst Du allein daraus ein ganzes Exponat stricken. Für das Publikum mag das sehr schön sein, aber für den Wettbewerb ist das m.E. nichts. Du musst das Beste vom Besten bei allen klassischen Ländern haben und kannst alles nur auf ein paar Blättern anreissen.

Beste Grüße!

Lars
 
Heinz 7 Am: 22.05.2022 23:48:34 Gelesen: 14653# 17 @  
@ Heinz 7 [#15]

Nachtrag zum obigen Beitrag

Im "Palmares" fiel mir auf Seite 3 ein Extrabericht auf:

"HELVETIA 2022 EXPERT GROUP REPORT"

Die Gruppe bestand aus drei Philatelisten, die (m.W.) i.d.R. auf Antrag der Jury besondere Marken/Briefe/Stempel näher prüften. In ihrem Bericht geben sie Rechenschaft über ihre Erkenntnisse:

63 items wurden näher betrachtet

davon

12 items - Erkenntnis: keine Aktion benötigt "no action required"
32 items - Erkenntnis: sollten zertifiziert werden "has to be certified"
17 items - Erkenntnis: sollten nicht mehr ausgestellt werden "do not exhibit again"
2 items - Erkenntnis: sollten besser beschrieben werden "improve description"



Das scheint mir sehr interessant und bemerkenswert. Bei den "17 items" läuten natürlich die Alarmglocken; sehr schade, wenn dies erst anlässlich der Ausstellung passiert. Aber gar nicht aussergewöhnlich, denn an solchen Veranstaltungen trifft meist geballte Fachkompetenz zusammen, die dann immer wieder auch "unangenehme Wahrheiten" aufdecken.

Wenn solche Dinge einem Aussteller passieren, verliert er natürlich sofort Punkte. Viele "grosse Medaillenträume" sind an internationalen Ausstellungen schon geplatzt. - Das ist in der Regel keine Schande für den Aussteller ("das kann jedem passieren" sagte kürzlich ein Juror zu einem Direktbetroffenen), aber natürlich eine grosse Enttäuschung.

Ob das Objekt 2B-23 der "HELVTIA 2022" nur 83 Punkte bekam, weil die o.g. Expert Group bei diesem Ausstellungsobjekt negative Bemerkungen anbringen musste, weiss ich nicht. - Ich suche lediglich nach möglichen Erklärungen für die meines Erachtens unerwartet tiefe Bewertung.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 22.05.2022 23:56:30 Gelesen: 14652# 18 @  
@ Lars Boettger [#16]

Danke für Deine Reaktion. Ja, diese Reaktion verstehe ich. Aber andererseits denke ich, es ist doch toll, wenn uns jemand so viele klassische Schönheiten der verschiedensten Länder zeigen kann!

Bei solchen Exponaten sollte man meines Erachtens weniger fragen: "Was fehlt?", sondern vielmehr: "Was zeigt er/sie uns auf den Ausstellungsblättern?". Und wenn dann das Ergebnis beeindruckend ist, sollte (darf) man dies auch mit einer hohen Punktzahl belohnen.

Meine Meinung.

Zum Abschluss noch ein philatelistischer Brief-Gruss



Herzliche Grüsse
Heinz
 
pritt Am: 23.05.2022 07:29:41 Gelesen: 14604# 19 @  
@ 22028 [#13]

Hier die Ergebnisse:

Wie oder wo finde ich die Gesamtergebnisse ?

danke und Gruß pritt
 
22028 Am: 23.05.2022 07:36:52 Gelesen: 14601# 20 @  
@ pritt [#19]

Das kann ich Dir auch nicht sagen, das Palmares ist noch nicht auf der Internetseite der Ausstellung und ich war nicht in Lugano, habe also keine gedruckte Ausgabe.
 
22028 Am: 23.05.2022 08:22:06 Gelesen: 14590# 21 @  
@ Heinz 7 [#15]
@ Lars Boettger [#16]

Sammlung 2B-23: Claes Arnrup - Stamps of the World 1840-1880 from countries that issued their first stamps up to July 1, 1852: Erhielt nur 83 Punkte

Das wundert mich eigentlich nicht, ist so eine Sammlung doch nur etwas teures, aber keine Forschung, aber keine Detailkenntisse des Gebietes (nötig), ähnlich wie das Exponat 2D-20 - "Emerald" Imperforate Classics of the World in Green.
Das selbe in grün, (schöner Metapher), wie hat die eigentlich abgeschnitten?

Der Aussteller, ist das nicht David Feldman ?

Und wie schnitt das Exponat 2A-09, SwissPhila - The Swiss cantonal stamps and their cancellations ab?

Tolles Material, Aufmachung wie eine einfachste Jugendsammlung.
 
HWS-NRW Am: 23.05.2022 09:00:59 Gelesen: 14570# 22 @  
Hallo,

wie schon in London bemerkt, haben auch hier wieder viele "alte" Männer (nicht eine Jurorin) überwiegend nur Exponate vor 1915 mit den erhofften Medaillenrängen G + LG ausgezeichnet.

Das macht eigentlich keinen Spaß mehr, Exponate mit Themen nach dem I. WK aufzubauen geschweige denn sie einer Riege "älterer Herren" vorzustellen.

Es gibt nicht nur Hermesköpfe, Baden-Einser und Sachsen-Dreier, bei deren Exponaten irgendwann alle von einander abgeschrieben haben oder ein Auktionshaus stellt nach einer erfolgreichen Auktion mal eben ein Buch darüber zusammen und stellt es auf der nächsten Weltausstellung aus.

Mal sehen, ob es diesmal wenigsten einen Bewertungsbogen in der Literaturklasse gibt, aus London ist da bis auf eine wirklich einfach gestrickte Urkunde und eine nette Medaille nichts gekommen.

Mit Sammlergruß
Werner
 
johanneshoffner Am: 23.05.2022 12:41:24 Gelesen: 14510# 23 @  
Diese Ausstellung war nach 2 Jahren Corona-Abstinenz ein echtes Highlight.

Die Treffen mit Sammlerinnen und Sammlern aus der Schweiz, Europa und der ganzen Welt waren wunderschön.

Beim Palmares ist mir wie HWS-NRW auch aufgefallen, dass im Jury-Team keine einzige Frau war.

Bei den über 100 G/LG Exponaten waren 3 von Frauen, davon nur eine in den "alten Klassen" (traditionell, postgeschichtlich, Ganzsachen).

Sicherlich sollten bei der Bewertung von "Bedeutung" sollten die Verbände und die FIP über die Bücher gehen.

Nicht nur klassische Sammlungen haben eine hohe Bedeutung.

Die beiden oberen Aspekte betreffen die Zukunft der Philatelie und müssen diskutiert werden in meinen Augen vor Ort in den nationalen Verbänden.

Mit Sammlergruss

Johannes
 
Eric Scherer Am: 23.05.2022 12:56:59 Gelesen: 14496# 24 @  
Insgesamt war die Helvetia sicher ein tolles Event. V.a. der klassische Ausstellungsteil war umfassend und spannend. Es gab zu jeder Zeit Besucher zwischen den Rahmen - also keine Rahmenwüsten.

Was die Bewertungen angeht, gab es schon eine gewisse Häufung von Peinlichkeiten (gibt es da einen besseren Begriff?). Die oben genannte "Emerald" wurde mit Gold bewertet. Wie das unter Anwendung der offiziellen Kriterien möglich ist, bleibt mir ein Rätsel. Was nicht heisst, dass es ein einmaliges Exponat ist.

Es zeigt aber klar: Vor einer philatelistischen Jury auf FIP-Level gilt das Gleichheitsprinzip nicht.

Das unterschwellige Thema "Alles nach 1900 ist zu modern" war auch wieder zu beobachten.
 
22028 Am: 23.05.2022 12:59:21 Gelesen: 14495# 25 @  
@ johanneshoffner [#23]

Bei den über 100 G/LG Exponaten waren 3 von Frauen, davon nur eine in den "alten Klassen" (traditionell, postgeschichtlich, Ganzsachen).

Dazu können aber die Männer nichts, Philatelie ist nun mal nicht unbedingt ein Frauenhobby und es können nur Exponate angenommen und bewertet werden die auch angemeldet sind.
 
Eric Scherer Am: 23.05.2022 14:02:28 Gelesen: 14468# 26 @  
@ 22028 [#25]

Die Frage ist ja viel eher, wie die Alterspyramide bei den Ausstellern aussieht. Gefühlt gehöre ich seit meiner ersten Ausstellungsteilnahme noch immer zu den Jüngeren.

Es gibt zwar mittlerweile eine Gruppe von deutlich jüngeren und sehr erfolgreichen Ausstellern, aber diese Gruppe hat zumindest gefühlt ihr Leben der Philatelie verschrieben. Die Frage nach der Alterspyramide kann man auch sehr gut mit der Frage nach der geografischen Herkunft der Juroren verbinden. Hier spürt man, wo Kraftzonen sind und wo eher nicht.
 
johanneshoffner Am: 23.05.2022 19:58:27 Gelesen: 14380# 27 @  
@ 22028

Bewertet werden kann nur das, was angemeldet ist.

Das ist natürlich völlig richtig. Wir müssen aber endlich das Alt-Männer Image ablegen und zeigen, dass die Philatelie viel vielfältiger ist.

@ Eric Scherer

Auch ich war mit meinen 54 Lenzen einer der Jungspunde. Wir sollten die Jüngeren motivieren mitzumachen. Es ist ja nicht so, dass sie nicht da sind. Vielleicht sind Alt-Herren Runden in der organisierten Philatelie auch nicht so attraktiv? Ich weiss es nicht.

Auf jeden Fall täte mehr Vielfalt gut.
 
Heinz 7 Am: 24.05.2022 10:49:33 Gelesen: 14279# 28 @  
@ Eric Scherer [#24]

Die "Emerald Sammlung" ist ein "Traum in Grün". Viele Raritäten sind nun einmal grün, und das nebeneinander zu sehen, macht einfach nur Spass. Die Sammlung hat knapp Gold geholt. Wenn dies mit den "offiziellen Kriterien" nicht möglich sein soll, dann sind vielleicht auch diese Kriterien falsch oder nicht zeitgemäss? - Stellen Sie sich doch bitte diese Frage. Dass die Reglemente manchmal zu Kopfschütteln oder Fragen führen, sieht man meines Erachtens auch an der Tatsache, dass wieder x Exponate "umgruppiert" wurden, von einer Klasse in die andere, und das auch bei Sammlern, die nun wirklich keine Anfänger sind!

Seit 30 Jahren, mindestens, müht man sich ab und will die Exponate attraktiver machen. Man erfindet "Offene Klasse" und "Ein-Rahmen-Shows", und anderes mehr, aber wenn ein Sammler das tut, was die Leute am meisten interessiert, dann wird er nicht belohnt ? Warum eigentlich ?

Die Menschen (der Durchschnitts-Besucher) wollen seltene Marken sehen, ohne Zweifel! Viele Exponate sind sehr unattraktiv für Ausstellungsbesucher; wenn man rahmenweise nur Briefmarken einer Ausgabe vorgesetzt bekommt, dann interessiert das fast niemanden. Wenn aber jemand Oldenburg- und Genf-Welt-Raritäten zeigt (Feldman) oder die Hawaii Missionaries (Arnrup), dann freuen sich die Besucher und fangen an zu schwärmen. Diese Exponate erhalten aber in der Regel nur wenig Punkte (Arnrup: nur 83!); es ist zu hoffen, dass die Sammler sich deswegen nicht völlig zurückziehen.

Natürlich können solche "Raritäten"- Exponate in der Regel keine Meriten holen in Sachen (neuer) Forschung. Auch zu z.B. "Mauritius klassisch" ist nun einmal alles gesagt, da kann ein Sammler wohl keine neuen Erkenntnisse liefern. - Aber: ist denn das wirklich nötig? - Wollen wir nur noch die bislang unerforschten Objekte belohnen? Ich finde: NEIN! - Ich jedenfalls freue mich, wenn ein Sammler grössere Gebiete bearbeitet und uns daraus die Rosinen zeigt.

@ 22028 [#21]

Ja, es ist David Feldman (wenn er es nicht weiterverkauft hat).

Freundliche Grüsse

Heinz
 
Eric Scherer Am: 24.05.2022 11:06:44 Gelesen: 14273# 29 @  
@ Heinz 7 [#28]

Lieber Heinz. Es geht nicht darum, ob das Exponat "Emerald" ein besonders schönes oder spannendes Exponat ist. Es geht darum, dass für bestimmte Aussteller die Kriterien bei der Bewertung solange ignoriert werden, bis ein "Gold" rauskommt, während man andere Aussteller selbst dann abstraft, wenn alle Kriterien eingehalten werden.

Theoretisch ist es ein Wettbewerb, bei dem eigentlich der Gleichheitsgrundsatz gilt. Leider trifft das nicht immer zu.

Wenn Du nach Wegen suchst, Ausstellungen und Exponate in Zukunft attraktiver zu machen, ist der Weg über den Geldbeutel für mich grundsätzlich nicht der richtige Weg.
 
22028 Am: 24.05.2022 11:24:37 Gelesen: 14262# 30 @  
@ Heinz 7 [#28]

Die "Emerald Sammlung" oder wie Du es nanntest ein "Traum in Grün" ist sicher eine schöne Sammlung, aber gemäß den Ausstellungsregeln mit Sicherheit kein traditionelles Exponat, auch keines der offenen Klasse.

OK, ich oute mich nun mal als einer dem die Heldenverehrung, sprich mit offenen Mund vor teuren Weltkarten stehen, auf den Geist geht.

Mir persönlich sind Exponate die sich ein mehr oder weniger Normalo wie ich oder viele viele andere mit viel Herzblut und Arbeit, und auch oftmals finanziellen Opfern, aufbaut um Längen lieber als wen Millionäre mit viel Geld sich teures zusammenkaufen. Wo ist da die eigene Forschung? Oftmals beschränkt sich die Forschung da auf das studieren der Auktionskataloge wo und wann was passendes angeboten wird. Du schreibst " Natürlich können solche "Raritäten"- Exponate in der Regel keine Meriten holen in Sachen (neuer) Forschung." Aber, die Regeln geben nun mal Punkte für eigene Forschung, und wenn die nicht vorhanden ist darf man auch keine oder nur wenige Punkte vergeben, ergo gibt es vielleicht nur Silber oder Bronze.

In meinen Exponaten habe ich viele Stücke die um Längen seltener als die "blau und rote" Mauritius Marken sind, nur, wen interessiert es.

Regeln sind für alle da, wenn das große Geld von Juroren bevorzugt wird dann ist das der Dolchstoß des Ausstellens da die normale Aussteller desillusioniert werden.

@ Eric Scherer [#29]

Absolute Zustimung!
 
Heinz 7 Am: 24.05.2022 15:25:35 Gelesen: 14200# 31 @  
@ 22028 [#30]

Rainer

ja, du sagst es: "wen interessiert es?".

Ich denke, du solltest dich wirklich nicht beklagen. Du kriegst für deine Sammlung regelmässig viel Punkte. Und ich gönne sie dir von Herzen. Aber ich persönlich komme ins Schwärmen, wenn ich die grossen Raritäten antreffe.

Dass du das abschätzig und mit Spott kommentierst nehme ich erstaunt und enttäuscht zur Kenntnis. Ich gebe nicht mit gleicher Münze zurück, das ist nicht mein Stil.

Ich werde mich wohl hüten müssen, etwas über meine Freude an einzelnen Exponaten zu äussern, wenn ich danach angefeindet werde.

Schade.

Heinz
 
DL8AAM Am: 24.05.2022 16:20:20 Gelesen: 14176# 32 @  
@ Heinz 7 [#31]

Wobei eine philatelistische Ausstellungssammlung eben kein "Kuriositäten-Kabinett" sein sollte, egal wie selten oder finanziell wertvoll die dort enthaltenden Objekte auch sein mögen. Keine Aneinanderreihung vom Raritäten. Sowas gehört womöglich (nur) in die "Schatzkammer", womöglich sogar komplett außerhalb der Wertung.

Wobei ich natürlich auch mit "erstarrter Ehrfurcht" vor solchen philatelistischen Berühmtheiten stehe. Natürlich besucht man dafür (auch) diese Ausstellungen. Wir sind auch extra nur (ernsthaft !) für die "British Guiana 1¢ magenta" zur Weltausstellung nach New York geflogen, die wollte ich einfach mal mit eigenen Augen im Original sehen. Also nicht falsch verstehen: Wir dürfen (müssen deshalb) äußerst dankbar sein, dass "reiche Leute" sowas "retten" und dann der Öffentlichkeit zur Betrachtung auf diesen Ausstellungen zur Verfügung stellen. Aber eine philatelistische Ausstellungssammlung ist (in meinen Augen) trotzdem etwas vollkommen anderes. Man kann natürlich keine komplett neuere Forschungsarbeiten fordern ("irgendwann" weiss man ja auch alles ...) , aber eine systematische philatelistische "Aufarbeitung" des aktuellen Wissenstandes kann man erwarten, man muss erkennen, dass hier eine (eigene) philatelistische Arbeit drin steckt und nicht nur eine Shoppingtour für Superreiche abgebildet wird.

Extrem überzeichnet: Eine fundierte und breite Bearbeitung einer moderne DIALOGPOST-Sammlung ist hier vielleicht sogar erheblich "wettbewerbswürdiger" wenn auch nicht ganz so publikumsmagnetisch ;-) Die Qualität von philatelistischer Arbeit ist aber erst einmal vollkommen unabhängig vom Geldeinsatz.

Trotzdem, ich liebe diese Ausstellungen.

Nur der Wettbewerb selbst, ist - vorsichtig gesagt - oft finanziell verzerrt, d.h. sportlich betrachtet "unfair".

Beste Grüße
Thomas
 
saeckingen Am: 24.05.2022 16:26:50 Gelesen: 14174# 33 @  
Da sind sie wieder die unterschiedlichen Sichtweisen von aktiven Ausstellern und "normalen" Besuchern.

Ein Exponat wird in der Regel aufgebaut, um von Juroren möglichst hohe Punktzahlen zu bekommen. Ob es einem nicht am Wettbewerb interessierten Betrachter gefällt, spielt dabei in der Regel keine Rolle. Letzterer möchte interessante Stücke sehen - ohne von extrem spezialisierten Details erschlagen zu werden. Interessant sind dann natürlich vor allem die bekannten und in der Regel teuren Stücke.

Daher sind Wettbewerbsausstellungen - vor allem auf höherem Level - keine Werbeveranstaltungen für die Philatelie an sich, sondern sprechen bereits gestandene Philatelisten an.

Auch wenn es immer wieder offiziell dementiert wird, aber der Punkt „Seltenheit und Bedeutung“ im Reglement hat natürlich eine starke monetäre Komponente – am stärksten in der traditionellen Klasse ausgeprägt. Ein Exponat, welches nur ein paar zig-Tausend Euro wert ist, wird sicherlich keinen Grand Prix auf einer internationalen Ausstellung gewinnen! Den machen in der Regel die „Millionen-Exponate“ unter sich aus.

Jeder Besucher sollte sich die Exponate anschauen, die ihn interessieren - unabhängig von der Bewertung.

Streit darüber, was gefällt und was nicht ist Quatsch, da jeder Betrachter andere Schwerpunkte hat. Es gibt keine Regeln dafür, was jemandem gefällt und was nicht. Es gibt nur Regeln, wie ein Exponat bewertet wird. Ich habe schon viele Großgold-Exponate gesehen, die mir persönlich überhaupt nicht gefallen haben.

Grüße
Harald
 
22028 Am: 24.05.2022 17:20:00 Gelesen: 14150# 34 @  
@ Heinz 7 [#31]

Dass du das abschätzig und mit Spott kommentierst nehme ich erstaunt und enttäuscht zur Kenntnis. Ich gebe nicht mit gleicher Münze zurück, das ist nicht mein Stil.

Ich werde mich wohl hüten müssen, etwas über meine Freude an einzelnen Exponaten zu äussern, wenn ich danach angefeindet werde.


Ich habe weder abschätzig noch mit Spott kommentiert und Dich auch nicht persönlich angegriffen, wenn das so von Dir aufgenommen wurde, sorry, hast Du falsch verstanden.

Ich mag halt keine "Heldenverehrung", ich mag forschende Sammler die ihre (wie ich auch) mit viel Herzblut und Arbeit und auch oftmals finanziellen Opfern aufbaut haben.

Genauso wenig kaufe ich z.B. überteuertes Fussballtrikots oder sonstiges Merchandising nur weil ein Verein einen neuen Sponsor / Logo oder neuen Spieler hat. Das mögen andere tun, ich halt nicht.

Ich stelle im Wettbewerb aus und erhoffe (oder soll ich sagen "erwarte") dafür eine korrekte Anwendung der Regeln seitens der Juroren, mehr nicht.

Mir ist klar dass nicht wenige klassische Gebiete sicherlich oftmals übererforscht sind nur dann darf man dann solche meist sehr teuren Gebete auch keine volle Punktzahl für eigene Forschung geben.

Meines aktuelles FIP Exponat wurde bisher "nur" mit Gold, 90 Punkte bewertet, unter korrekter Auslegung der Regeln ist da aber sicher mehr drin, und das ist sicher nicht nur meine Meinung sondern die anderer Aussteller (unter der Voraussetzung dass die mir gegenüber in ihrer Meinung ehrlich sind).

Für exklusive Gebiete gibt es den Ehrenhof, da wird man eingeladen um auszustellen, Es gibt halt keine Bewertung und Preisverleihung für diese Exponate.
 
Heinz 7 Am: 24.05.2022 18:19:45 Gelesen: 14119# 35 @  
@ 22028 [#34]

Lieber Rainer, dein "sorry" ist gut angekommen - Schwamm drüber!

Noch eine Feststellung zum Thema: "Jury schaut zu sehr auf die bezahlten Preise"

Diese Aussage würde ich nicht teilen.

Beispiel: Nationale Ausstellung 2018 Lugano. Meines Wissens wurden dort 5 mega-Alt-Schweiz Sammlungen ausgestellt:

Hackmey - Göggel - Schäfer - Yoshida - Voruz; die waren damals schon gespickt mit teuren Raritäten.

Nun, 4 Jahre später, waren 3 der Ausstellungen wieder zu bewundern. Im Vergleich zu 2018 hat der Jungsammler Yoshida am meisten zugelegt. Er hat zwei "Titelseiten" von Haub-Schweiz-Auktionen eingekauft, inkl. den "Nummer-Eins-Brief Schweiz", vgl. [#9].

Dennoch hat die Jury die Sammlungen Hackmey und Schäfer höher bewertet und Yoshida war nicht einmal Kandidat für den GPN.

Ich kenne andere Beispiele, wo Sammler grosse finanzielle Opfer gebracht haben, und die Auswirkung auf die Bewertung ihrer Exponate war - NULL!

Also: allgemeingültige Aussagen sind schwierig.

Ausser vielleicht folgende:

- Es gibt viele super-Juroren! Die meisten machen ihren Job sehr gut und mit grossem Engagement. Freuen wir uns darüber (auch über die "alten Männer", wie sie heutzutage oft despektierlich genannt werden)

- Ich bin allen Käufern von Briefmarken dankbar für ihre Investitionen. Denn nur diese halten das Ganze am Laufen! All die Millionen, welche in unser Hobby fliessen (z.B. für Ausstellungen) müssen ja irgend wo herkommen! Also bitte nicht schimpfen über die "bösen Reichen", die mit viel Geld dafür sorgen, dass Briefmarkensammeln seit 182 Jahren auf hohem Niveau gepflegt wird.

Heinz
 
Richard Am: 28.05.2022 09:14:55 Gelesen: 13899# 36 @  
HELVETIA 2022 in Lugano: Sonne, See und Seltenheiten der Philatelie

(AIJP/wm-pcp) - Eigentlich bot die FIP-Weltausstellung in Lugano von allem etwas: Neben der bezaubernden Stadt am Luganer See erfreute das herrliche Sommerwetter mit bis zu 30 Grad, überraschte die Besucher in der Ausstellungshalle mit einem gut sortiertem Händlerangebot und teils exquisiten Exponaten der Briefmarkenaussteller und hatte natürlich auch kulinarisch – nicht nur am Festabend am 21. Mai 2022 viel zu bieten.

Im Vergleich zur LONDON 2022 sah man zahlreiche Besucher, selbst an den Exponatrahmen und allen war eines gemeinsam: Die Stimmung war fröhlich, locker und gelöst. Die Aufhebung der Corona-Restriktionen und Sonne statt Sturm in London machten es möglich.

Natürlich wird man auch bei dieser Ausstellung Haare in der Suppe finden. Nein, nicht beim Palmarès-Abend, denn da war das Dinner vorzüglich. Wohl aber in der Ausstellung. Man brauchte besonderes Geschick, um den Ausstellungskatalog ausfindig zu machen, denn er blieb am Eingangs-Infoschalter unter der Theke verborgen. Die sog. Leseecke für die rund 100 Wettbewerbsexponate war eine Katastrophe nie gesehenen Ausmaßes - keine Kennzeichnung in irgendwelcher Art. Nahezu jeder dachte, die ausgestellten Bücher seien zum Mitnehmen.

Folge: Von den 100 Exponaten waren am letzten Tag kaum noch welche da!

430 Exponate wurden von der vielköpfigen Jury bewertet, 31 mit Großgold und 107 mit Gold ausgezeichnet. Die Bewertungen bestätigten das hohe Niveau der Veranstaltung.

Der Handel übrigens auch, denn bereits am Eröffnungstag, dem 18. Mai, strahlte so manches Gesicht ob der guten Verkäufe. Man habe eben doch gemerkt, dass eine Weltausstellung ein anderes kaufkräftiges und interessiertes Publikum anzog als eine nationale Veranstaltung.

Also: Ende gut, alles gut. Vielleicht nicht ganz, aber in Pandemie- und Kriegszeiten ist man schon glücklich, so etwas wieder erlebt und gesehen zu haben.


 
Richard Am: 02.06.2022 09:19:20 Gelesen: 13698# 37 @  
Ein perfekter Abend mit Eva und Hartmut Schwenn im Parco San Marco bei Lugano

(AIJP/wm-pcp) 50 – das war die Traumzahl von Gästen gewesen, die sich die Organisatoren einer Veranstaltung im Parco San Marco, Günther Korn und Wolfgang Maassen, am 19. Mai 2022 nahe bei Lugano erhofft hatten. Die Zahl wurde mit 64 Teilnehmern noch deutlich übertroffen. So begrüßte Hartmut Schwenn die per gechartertem Bus oder per PKW aus Lugano nachmittags angereisten Gäste in seiner Traum-Urlaubsoase am Luganer See, nur 13 km von Lugano entfernt.

Die Gäste hatten die einmalige Gelegenheit, aus erster Hand die Geschichte des Starauktionators Schwenn zu erfahren, der in den 1960er-Jahren fünf Jahre lang das größte Philatelie-Auktionsimperium in der Welt anführte. Schwenn trug selbst Autobiografisches bei, Wolfgang Maassen vertiefte dies mit unvergesslichen Bildern damaliger Zeit und in einer Fragestunde stellte sich das Ehepaar Schwenn den Fragen der Besucher, die natürlich mehr wissen wollten, auch über die Zeit nach 1970, als Hartmut Schwenn sein Firmenkonsortium an Karl Friedrich Meyer-Beer verkauft hatte. Denn 1970/71 begannen er und seine Frau mit Immobiliengeschäften, ab 1980 auch mit einem großen Weinberg ihr Vermögen zu investieren und zu mehren.

Dank eines großzügigen Sponsorings der Firmen Corinphila/Heinrich Köhler sowie der AIJP wurde so eine Veranstaltung möglich, die alle Gäste – spätestens nach einem abendlichen Dinner am See bei traumhafter warmer Temperatur – als „Spitzenklasse“ bezeichneten. Hartmut Schwenn spendierten jedem eine biografische Sonderbroschüre, die er auch gerne selbst signierte, nach dem Dinner eine reichliche Runde Champagner. Und Corinphila/Heinrich Köhler wartete bei Abfahrt noch für jeden mit einem Buchpaket als Geschenk auf, das begeisterte Abnehmer fand. Dem Consilium Philatelicum des BDPh und der AIJP war es gelungen, mit diesem Abend alle zu verzaubern.



Foto: Wolfgang Maassen
 
Heinz 7 Am: 02.06.2022 10:48:10 Gelesen: 13665# 38 @  
@ Richard [#36]

Meine Leser wissen, dass auch ich von der Weltausstellung in Lugano sehr zufrieden heimgekehrt bin. Ich war an allen 5 Tagen an der Ausstellung, denn es gab viel zu entdecken, und seit 1974 war dies die erste "Internationale" in der Schweiz! Nochmals 48 Jahre kann ich nicht warten bis "zum nächsten Mal".

Ich wollte eigentlich nichts "Böses" schreiben über den Anlass, aber der Beitrag von Wolfgang Maasssen veranlasst mich doch, hier einzuhaken: Die Präsentation/Ausstellung der Klasse "Literatur" war wirklich eine grosse Enttäuschung. Wer weiss, mit wie viel Herzblut W. Maassen und die AIJP jeweils die Literatur-Abteilungen aufbauen und pflegen (zum Beispiel 2022 in London: dickes Lob, siehe mein Beitrag in der "Schweizer Briefmarken-Zeitung"), der versteht seinen tiefen Frust. Es zeigt sich (einmal mehr), dass Literatur noch immer vielerorts nicht wertgeschätzt wird. W. Maassen als Präsidenten der AIJP schmerzt dies natürlich.

Zum "Trost" sei auf meinen Beitrag "Literatur: zu teuer, zu billig?" von heute hingewiesen.

Es gibt noch Leute, die Literatur schätzen.

Heinz
 
Droenix Am: 13.07.2022 10:01:40 Gelesen: 12832# 39 @  
Hallo Heinz,

vielen herzlichen Dank für die ausführliche Berichterstattung. Ich muss doch mal wieder auf solche Ausstellungen gehen, wie ich nun bemerke. Was mich wundert, ist die Veranstaltung mit Herrn Schwenn, dessen unrühmliches Ende 1970 für viel Aufregung gesorgt hat. Man denke an den Verkauf des Bogens der Sachsen-Dreier, der tatsächlich nicht stattfand, sondern mit Strohmännern vorgenommen wurde, um hohe Preise zu publizieren oder die toxischen Schwenn-Briefmarken-Pakete, die von Beginn an zu teuer waren und nur wenig verkauft wurden, aber für die Käufer erhebliche Verluste eingebracht haben. Nun scheint alles Vergessen zu sein und er wird in einem nur positiven Licht dargestellt. Sonderbar!

Zu dem Thema Literatur-Ausstellung bei der Helvetia, mache ich auf den sehr guten Artikel von Herrn Korn in der aktuellen Philatelie aufmerksam. Die Bücher waren wohl nicht beaufsichtigt, so dass bis Ende der Veranstaltung sie "vergriffen" waren.

Beste Grüße

Peter
 
Heinz 7 Am: 13.07.2022 11:07:16 Gelesen: 12819# 40 @  
@ Droenix [#39]

Vielen Dank, Peter.

Ich kann den Besuch von Briefmarken-Ausstellungen wirklich nur empfehlen. Besonders von "guten" (hochklassigen) Wettbewerbsausstellungen. Der Besuch von lokalen kleinen Vereinsausstellungen ist bisweilen eher ein Grund für Nachdenklichkeit, wenn nur ein paar alte Männer versuchen, ihre ewig-gleichen Dublettenbücher zu versilbern. (Sorry, das musste nun auch einmal angemerkt werden). Ich achte die Anstrengungen der Vereine sehr; ich bin ja selber noch aktiv in der organisierten Philatelie, aber gewisse Veranstaltungen sind für jeden Besucher "netto" wohl eher eine Enttäuschung.

Die Literatur-Ausstellung in Lugano muss als "mangelhaft" bezeichnet werden, da sind sich viele Beobachter meines Wissens einig. Wolfgang Maassen als Präsident der AIJP hat in der Zeitschrift „The Philatelic Journalist“ deutliche Worte gewählt und die Missstände angeprangert.

Ich muss gestehen, auch ich bin mit etwas "gemischten Gefühlen" zu dem Abend bei Herrn Schwenn gefahren. Die von Dir genannten Ereignisse vor über 50 Jahren sind mir wohl bekannt und natürlich hätte man in der Fragestunde "nachbohren" können und hätte "unangenehme Fragen" stellen können (müssen?). Aber - ich denke, dies war NICHT das Ziel der Veranstaltung! Vielmehr war man Herrn Schwenn dankbar, dass er der grossen Schar interessierter Philatelisten die Möglichkeit gab, sich bei ihm zu einem gepflegten Anlass zu treffen und ein paar Erinnerungen hochleben zu lassen.

Der Anlass war mit Bestimmtheit kein "wissenschaftliches Seminar", sondern eher ein "Wohlfühl-Event", bei welchem es der Anstand gebot, dass man nett ist zu dem Gastgeber und den Organisatoren des Anlasses. Wichtig scheint mir, dass die Interessierten die damaligen Ereignisse anhand von sachlichen Berichten nachvollziehen können und also nicht einfach "vergessen". Ich persönlich habe "den Fall" im Buch "Geschichte der Philatelie" von Prof. Carlrichard Brühl (ca. 1985) nachgelesen.

Freundliche Grüsse
Heinz Glättli
 

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