Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Neues Expertengremium prüft ein breites Spektrum philatelistischer Raritäten
Das Thema hat 34 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2  oder alle Beiträge zeigen
 
Dobe Am: 25.03.2024 10:59:10 Gelesen: 2170# 10 @  
@ Droenix [#9]

Ich bin zwar nicht wirklich reich, aber zähle sicher ansonsten zu der beschriebenen Klientel, welche auch mal bereit sind, etwas mehr auszugeben und sehe meine Sammlung durchaus auch als Investition. Und genau deswegen verstehe ich den Ansatz nicht. Ich habe ungefähr 100 Zertifikate in meiner Altitalien-Sammlung, ich kenne diese Herren nicht; den Äußerungen entnehme ich, dass diese in ihren Prüfgebieten echte Koryphäen sind. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass ein Attest in meinem Sammelgebiet von einem dieser Prüfer für mich fast wertlos ist, weil es auf dem italienischen Markt zB nicht akzeptiert würde und ich dem Attest auch nicht trauen würde.

Ich habe auch noch nie ein Zertifikat dieser Herren in meinem Sammelgebiet gesehen und aktuell würde ich schätzen, dass ich weltweit nahezu alle Auktionen zu teureren Briefmarken meines Sammelgebiets auf dem Schirm habe. Ich finde das äußerst gewagt, eine solche General-Aussage zu den wertvollen Marken aller Sammelgebiete zu machen. Wie schon beschrieben, ich kann nur für mein Sammelgebiet sprechen, was ein echtes Minenfeld ist. Vielleicht ist das bei anderen Sammelgebieten ja anders?

Viele Grüße

Michael
 
drmoeller_neuss Am: 25.03.2024 11:38:37 Gelesen: 2137# 11 @  
@ Droenix [#9]

Warum kann man als Prüfverband nicht eine "Vor-" bzw. "Schnellprüfung" in wenigen Tagen anbieten, mit einem Beipackzettel über die Grenzen und Risiken? Der Käufer kann mit einer solchen Vorprüfung Manipulationen ausschliessen, die er selbst bei einer Besichtigung nicht erkennen würde. Die postgeschichtliche Einordnung kann der Philatelist dank eigenen Wissens selbst vornehmen, den kunstvoll geschlossenen und wertmindernden Riss erkennt er auf den ersten Blick nicht.

Eine Qualitätsprüfung sagt nichts über die Echtheit eines Stempels aus. Sie kann aber erkennen, ob der Stempel aus mehreren Fragmenten mit verschiedener Stempelfarbe besteht. Das ist im echten Postdienst unmöglich.

Die "Super-Prüfmaschine" (VSC 8000 mit Multiwellenlängen-LED-Technologie) von Tobias Huylmans und dem Auktionshaus Köhler leistet in wenigen Minuten das gleiche, woran "Hobbyprüfer" monatelang mit Mikroskop und Lampe frickeln. Jeder noch so ausgeklügelte und technisch ausgereifte Apparat kann aber zeitnahe Manipulationen nicht erkennen, zum Beispiel Marken, die mit echten Poststempeln und zeitgerechter Stempelfarbe von unberechtigten Personen gestempelt wurden. Das wird auch zukünftig nicht ohne philatelistisches Wissen gehen. Bei denen von Dobe erwähnten italienischen Fälschungen, die inzwischen über 100 Jahre alt sind, hilft auch Provienzforschung nicht weiter. Es bleibt lediglich der Trost, dass auch prominente Sammler und Investoren zu den Opfern von Fälschungen gehören.

Wie werden zukünftige Prüfer ausgebildet? Man kann nicht Jungspunde gleich auf Millionenwerte loslassen. Den kritischen Blick und das Erkennen von Manipulationen erlernt man anhand von "billigem" Material. Wer soll sich zukünftig um dieses Material und die Ausbildung von Prüfern kümmern? In diesen Regionen entsteht immer noch der meiste Schaden für die Philatelie.

Viele Prüfstücke in der klassischen Philatelie sind unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten "nicht prüfwürdig". Das sie trotzdem geprüft werden, ist auch der Quersubventionierung zu verdanken. Ein Prüfer, der sich seine Sporen mit Kleinkram verdient hat, kommt später auch an gute Prüfaufträge heran, an denen er Geld verdient. Wie soll das Prinzip weiterhin funktionieren, wenn eine selbst ernannte "Expertengruppe" die lukrativen Aufträge abgreift? Und der versprochene Bestandsschutz greift nur für derzeit besetzte BPP-Prüfgebiete, nicht aber für neue Gebiete.
 
Gauss Am: 25.03.2024 11:50:44 Gelesen: 2122# 12 @  
@ drmoeller_neuss [#11]

"Und der versprochene Bestandsschutz greift nur für derzeit besetzte BPP-Prüfgebiete, nicht aber für neue Gebiete."

Ist das so? Ich hätte "aktuell" als "aktuell im Zeitpunkt des Prüfauftrags" verstanden.
 
drmoeller_neuss Am: 25.03.2024 12:02:49 Gelesen: 2111# 13 @  
@ Gauss [#12]

Dazu schreiben die Philatelic Experts auf ihrer Webseite:

Ausgenommen sind Objekte aller Sammelgebiete, die aktuell von einem Prüfer des Bundes Philatelistischer Prüfer e.V. (BPP) beurteilt werden. [1]

Woher sollen die Philatelic Experts wissen, ob ein Philatelist mit einem bislang vom BPP nicht abgedeckten Prüfgebiet mit dem Gedanken um eine Aufnahme in den BPP spielt?

Was mit den Prüfgebieten ist, die von anderen durchaus anerkannten Prüfern abgedeckt werden, die aber nicht im BPP organisiert sind, bleibt offen. Hier müsste man die Verantwortlichen von Philatelic Experts selbst fragen.

[1] https://philatelic-experts.com/de/prufung/
 
Gauss Am: 25.03.2024 12:27:52 Gelesen: 2079# 14 @  
@ drmoeller_neuss [#13]

"Ausgenommen sind Objekte aller Sammelgebiete, die aktuell von einem Prüfer des Bundes Philatelistischer Prüfer e.V. (BPP) beurteilt werden. Ebenso gilt dies auch für Stücke unserer eigenen BPP-Prüfgebiete, die wir weiterhin im BPP prüfen. Die aktuelle Prüferliste finden Sie unter http://www.bpp.de. "

Das verstehe ich so, dass ich vor einem Prüfauftrag auf der BPP-Seite prüfe, ob das Gebiet aktuell von einem BPP-Mitglied geprüft wird. Wenn ja, wird es von den PE nicht geprüft.

Wenn das nicht so zu verstehen sein sollte, hätte ich eine Formulierung der Art Sammelgebiete, die Stand 25.03. 2024 (oder anderes Datum) von einem Prüfer des BPP. Sehr sinnvoll wäre das aber nicht: Wenn später mal ein Gebiet nicht mehr BPP-geprüft wird, wieso sollen dann die Experten nicht prüfen?

Also kein Bestandsschutz, sondern ein Nicht-Konkurrenz-Versprechen.
 
Droenix Am: 25.03.2024 14:39:36 Gelesen: 1960# 15 @  
@ drmoeller_neuss [#11]

Bei Alt-Italien gebe ich Dir recht. Hier, aber auch bei anderen Gebieten ist viel Fachexpertise, die nur über viele Jahre Wissenserwerb erreicht werden kann, notwendig, um die echten Marken von den Fälschungen zu unterscheiden. Es wird sicherlich noch weitere Gebiete geben, die eine harte Nuß für die "Philatelic Experts" sein werden.

Von einer Prüfung light, in Form einer "Vor-" bzw. "Schnellprüfung" halte ich persönlich wenig. Was habe ich davon, dass beim Prüfungsobjekt Reparaturen ausgeschlossen werden können, aber die Marke selbst nicht auf Echtheit geprüft wird?

Deine Aussage:

"Wie werden zukünftige Prüfer ausgebildet? Man kann nicht Jungspunde gleich auf Millionenwerte loslassen. Den kritischen Blick und das Erkennen von Manipulationen erlernt man anhand von "billigem" Material. Wer soll sich zukünftig um dieses Material und die Ausbildung von Prüfern kümmern? In diesen Regionen entsteht immer noch der meiste Schaden für die Philatelie."

kann ich nicht nachvollziehen. Ein BPP bekommt ein ganzes Gebiet, wenn er/sie die Aufnahmeprüfungen erfolgreich absolviert hat und nicht zunächst nur die kleinen Werte eines Prüfgebiets. Vielleicht bieten aber gerade die Philatelic Experts die Möglichkeit junge Nachwuchsprüfer mitzunehmen und auszubilden? Das wäre doch sicherlich ein interessanter Ansatz unter der Anleitung und Kontrolle der erfahrenen Experten das Prüfungsgeschäft zu erlernen.
 
drmoeller_neuss Am: 25.03.2024 19:44:42 Gelesen: 1773# 16 @  
@ Droenix [#15]

Von einer Prüfung light, in Form einer "Vor-" bzw. "Schnellprüfung" halte ich persönlich wenig. Was habe ich davon, dass beim Prüfungsobjekt Reparaturen ausgeschlossen werden können, aber die Marke selbst nicht auf Echtheit geprüft wird?

Ich sehe schon Anwendungsfälle. So kann ein Auktionshaus "Schnellprüfungen" in Auftrag geben und schreiben, laut Gutachten von XXX sind keine Reparaturen und angesetzte Teile erkennbar.

Die postgeschichtliche Einordnung des Beleges kann das Auktionshaus selbst machen. Das traue ich Rauhut, Peter Feuser und anderen durchaus zu, die es sich aber nicht leisten können und wollen, irgendeine "Wunder-Super-Prüfmaschine" in ihren Räumen aufzustellen.

Die Portorichtigkeit eines Beleges kann bislang kein Gerät prüfen.
 
Attila Am: 25.03.2024 21:23:03 Gelesen: 1694# 17 @  
@ Dobe [#5]

Lieber Michael,

was Sie schreiben, ist interessant und regt zum Nachdenken an.

Ich sage Ihnen etwas sehr Wichtiges, das die meisten Philatelisten nicht verstehen.

Der Stempel ist ein Produkt der Druckindustrie. Das hohe Maß an technischem Wissen sowie drucktechnischer Praxis und Erfahrung ermöglicht es jungen Menschen im Alter von 18 bis 20 Jahren, die noch nie in ihrem Leben mit Briefmarken zu tun hatten, völlig unbekannte Fälschungen bereits mit bloßem Auge, ohne Hilfsmittel, auch auf der Briefmarke von echten zu unterscheiden Grundlage eines einzelnen Exemplars.

Ich kenne viele Beispiele dafür, möchte sie aber jetzt nicht aufzählen.

Ich entschuldige mich auch, wenn ich einen Fehler in der deutschen Sprache gemacht habe.

Gruß,
Attila
 
DL8AAM Am: 25.03.2024 22:21:01 Gelesen: 1639# 18 @  
@ Dobe [#10]

Es dürfte auch hier - Dein Bereich Altitalien - dann eine "Marktbildung" stattfinden. Ich gehe mal davon aus, dass Sammler die einen hohen Betrag für eine Rarität aufrufen, sich in diesem Bereich gut genug auskennen, d.h. sie kennen auch die Qualität der Prüfer. Und wenn (falls) es in einem speziellen Bereich (weltweit als "wirklich gut") etablierte Prüfer geben sollte, dann achten die "Investoren" sicherlich darauf, dass auch genau diese Prüfer das Material geprüft haben und nicht irgendwelche Generalisten. Das sollten auch die Verkäufer wissen, je anerkannter eine Prüfung, desto mehr sind Käufer bereit im Bieterkampf zu bieten. So sollte ein funktionierender Markt funktionieren.

Das ganze setzt natürlich darauf, dass die Marktteilnehmer genug eigenes Wissen in ihrem Sammelbereich haben - wovon ich, als Laie, ab einem gewissen Preis ausgehe (ausgehen muss).

Aber immer noch besser so eine Generalisten-Prüfung, auch ein gutes "Allgemeinwissen" (plus gute Datenbanken und Technik) ist immer noch sehr viel besser, als ein Zettel aus Basel - falls es eben nichts bzw. keine anerkannte Alternative geben sollte. Wobei viele Einwände, die oben angesprochen wurden, natürlich auch nicht so einfach zu vernachlässigen sind. Also - abwarten, kritisch begleitend, aber gerne auch wohlwollend.

Wie "gut" das funktioniert, wird sich bald rausstellen.

Beste Laien-Grüße
Thomas
 
TeeKay Am: 25.03.2024 22:23:05 Gelesen: 1632# 19 @  
Das ganze drucktechnische Wissen bringt nur nichts, wenn jemand vor 100 Jahren einen echten Poststempel mit echtem Poststempelkissen nutzte, um mit zeitgenössischen Papierprodukten, rückdatierten Stempeln und echten Briefmarken Belege zu erschaffen.

Aus Sicht des Drucktechnikers alles echt, aus Sicht des Philatelisten eine Fälschung.
 
Lars Boettger Am: 25.03.2024 23:04:35 Gelesen: 1595# 20 @  
@ drmoeller_neuss [#8]

Der Briefmarkenhandel ist auf schnelle Prüfergebnisse angewiesen, und kann nicht warten, bis ein "Hobbyprüfer" nach einem halben Jahr in die Puschen gekommen ist.

Prüfer priorisieren. Prüfkunden sollen sagen, ob Prüfungen zeitkritisch sind. Wenn ja, wird das Prüfstück bzw. die Prüfstücke vorgezogen. Ich kennen jetzt auch keinen Prüfer, der einen Prüfkunden absichtlich warten lässt.

Beste Grüsse!

Lars
 
Attila Am: 26.03.2024 02:37:21 Gelesen: 1552# 21 @  
@ TeeKay [#19]

Lieber TeeKay,

aus Sicht des Drucktechnikers alles echt, aus Sicht des Philatelisten eine Fälschung.

Damit bin ich nicht einverstanden. Für einen Drucker ist nicht alles original und für einen Philatelisten nicht alles eine Fälschung. Für den Drucker sind zwei Stempel entweder gleich oder unterschiedlich. Dies ist die Ansicht der Drucktechnik. Für einen Philatelisten ist sein Bild (Ansicht, Aussehen) normalerweise dasselbe. Der Grund dafür ist, dass Ihnen die Kenntnisse der Drucktechniken fehlen, um zwischen beiden zu unterscheiden. Meiner Erfahrung nach verfügen leider viele Prüfer über unzureichende Kenntnisse der Drucktechniken.

Genau aus diesem Grund führe ich in Ungarn spezielle Weiterbildungskurse im Bereich Drucktechnik durch.

Gruß,
Attila
 
DL8AAM Am: 26.03.2024 03:44:09 Gelesen: 1543# 22 @  
@ Attila [#21]

Was interessiert mich die Drucktechnik? Wenn der Stempel falsch ist, aber auf einer drucktechnisch, echten Marke mit echtem "Material" abgeschlagen ist. Die Drucktechnik hilft mir ausschließlich nur bei einer komplett nachgedruckten Ganzfälschung. Darum ging es TeeKay [#19].

Die "meisten" (...) guten Fälschungen werden mit echten Zutaten gemacht.
 
Stefan Am: 26.03.2024 05:54:40 Gelesen: 1523# 23 @  
@ DL8AAM [#22]

Was interessiert mich die Drucktechnik? Wenn der Stempel falsch ist, aber auf einer drucktechnisch, echten Marke mit echtem "Material" abgeschlagen ist. Die Drucktechnik hilft mir ausschließlich nur bei einer komplett nachgedruckten Ganzfälschung. Darum ging es TeeKay [#19].

Bitte das Abschlagen des Hand- oder Maschinenstempels auf der Briefmarke bzw. der Sendung zur Briefmarkenentwertung vom Druckverfahren her als Buchdruck betrachten und dabei das Material der Stempelplatte (Bsp. Stahl oder Gummi) berücksichtigen. ;-)

Ich gehe davon aus, dass dies in Beitrag [#17] von Attila gemeint ist:

Der Stempel ist ein Produkt der Druckindustrie. Das hohe Maß an technischem Wissen sowie drucktechnischer Praxis und Erfahrung ermöglicht es jungen Menschen im Alter von 18 bis 20 Jahren, die noch nie in ihrem Leben mit Briefmarken zu tun hatten, völlig unbekannte Fälschungen bereits mit bloßem Auge, ohne Hilfsmittel, auch auf der Briefmarke von echten zu unterscheiden Grundlage eines einzelnen Exemplars.

Gruß
Stefan
 
bovi11 Am: 26.03.2024 07:47:01 Gelesen: 1472# 24 @  
@ DL8AAM [#22]

Attila reduziert ständig und immer wieder eine Prüfung allein auf die Drucktechnik.

Das habe ich schon mehrfach moniert.

Die Drucktechnik einer Marke oder auch eines Stempels erkennen, ist die eine Sache, aber es gibt zahlreiche weitere Aspekte, die bei einer Prüfung zu berücksichtigen sind.
 
filunski Am: 26.03.2024 11:08:00 Gelesen: 1382# 25 @  
@ Attila [#17]

"Der Stempel ist ein Produkt der Druckindustrie. Das hohe Maß an technischem Wissen sowie drucktechnischer Praxis und Erfahrung ermöglicht es jungen Menschen im Alter von 18 bis 20 Jahren, die noch nie in ihrem Leben mit Briefmarken zu tun hatten, völlig unbekannte Fälschungen bereits mit bloßem Auge, ohne Hilfsmittel, auch auf der Briefmarke von echten zu unterscheiden Grundlage eines einzelnen Exemplars."

Hallo zusammen,

Attila hat ja Recht, dass profunde Kenntnisse/Ausbildung in Drucktechnik es ermöglicht viele Stempelfälschungen leichter zu entlarven, auch wenn der "Drucktechniker" keine philatelistischen Kenntnisse hat. Viele (gefälschte Stempelgeräte, nicht zeitgemäße Tinte, nicht passende Drucktechnik etc.) aber eben noch lange nicht ALLE Stempelfälschungen können von Drucktechnikern erkannt werden. Wie schon angesprochen, wurden zur Stempelfälschung ja nicht immer nur falsche Stempelgeräte benutzt oder falsche Drucktechniken angewandt (z.B. Handstempel am PC mittels Tintenstrahldrucker erstellt/aufgebracht), oft gerade auch bei hochpreisigen Objekten wurden echte Stempelgeräte mit echter/zeitgemäßer Tinte und sogar von Personal, welches damit geübt und geschult war, missbräuchlich verwendet.

Es kann mir jetzt auch niemand erzählen, dass selbst der kompetenteste Drucktechniker, ohne philatelistische Kenntnisse, erkennen kann, ob z.B. ein Tagesstempel auf einer hochpreisigen Marke der Hochinflation zeitgerecht abgeschlagen wurde oder erst ein halbes Jahr später, nach Ende der Inflation, von einem Postbeamten der den Originalstempel zurück datiert hatte und das Original-Stempelkissen mit der Original-Tinte dazu verwendete!

Dies zu erkennen, braucht es Vergleichsabschläge (Erkennung der Stempelabnutzung, Veränderung bei der Tinte etc.) und vor allem posthistorische Kenntnisse, z.B. zu im späteren Lauf der Geschichte/Ermittlungen bekannt gewordenen Fällen/Personalien dazu.

Erst beides, gute Kenntnisse/Ausbildung in Drucktechnik UND postalische/postgeschichtliche Kenntnisse und eine Vergleichssammlung, machen einen guten Prüfer aus. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
Altsax Am: 26.03.2024 15:31:34 Gelesen: 1254# 26 @  
@ filunski [#25]

Erst beides, gute Kenntnisse/Ausbildung in Drucktechnik UND postalische/postgeschichtliche Kenntnisse und eine Vergleichssammlung, machen einen guten Prüfer aus. ;-)

Genau das ist der Grund dafür gewesen, daß der BPP ursprünglich keine Generalprüfer, sondern nur Gebietsspezialisten in seine Reihen aufgenommen hatte. Inzwischen reicht es schon als Aufnahmevoraussetzung aus, daß ein Prüfer moderner Gebiete eine klassische Vergleichssammlung erwirbt, um für das entsprechende Gebiet als qualifiziert zu gelten. Auf die Art und Weise erspart man sich den umgekehrten Weg, nämlich die Ausbildung eines Gebietsspezialisten mit entsprechender Vergleichssammlung in den Techniken der Restaurationserkennung und Stempelprüfung.

Ganz offensichtlich versucht man seitens des Auktionshauses Köhler dem Dilemma zu entkommen, das durch die spektakulären Fälschungen aus der Bokersammlung und anderen prominenten "Provenienzen" zutage getreten ist: Ohne eine aktuelle Prüfung sind teure Stücke allenfalls an spezialisierte Sammler, nicht aber an vermögende Laien zu verkaufen. Die Lösung soll diese Expertengruppe bieten.
 
Attila Am: 26.03.2024 23:22:15 Gelesen: 1062# 27 @  
@ bovi11 [#24]

Ich reduziere es nicht auf einen einzigen Faktor. Ich betone, dass Kenntnisse über Drucktechniken AUCH erforderlich sind.

AUCH!

Gruß,
Attila
 
spain01 Am: 27.03.2024 02:22:51 Gelesen: 1020# 28 @  
Wird das eine zweite "Briefmarkenprüfstellestelle Basel"? Dort scheint ja alles geprüft und attestiert zu werden, ohne dass man sich auf die Richtigkeit, besonders bei alten und hochwertigen Marken, wirklich verlassen kann.

Wenn ich mich recht erinnere, gibt es hier zahlreiche Meinungen und Diskussionen darüber.

Wäre schade, wenn sich namhafte Prüfer auf so eine "Prüftechnik" einlassen.

Keiner ist perfekt, aber "Schuster, bleib bei deinen Leisten" sollte wirklich berücksichtigt werden.

Gruß
Michael
 
saeckingen Am: 27.03.2024 07:22:11 Gelesen: 959# 29 @  
Für viele Gebiete gibt es keine anerkannten Spezialprüfer. Sollen teuer Stücke dieser Gebiete besser einfach so verkauft werden, ohne jede Expertise? Oder hilft es, wenn vier anerkannte Spezialisten solche Stücke begutachten und einen Großteil der Fälschungen und Manipulationen erkennen und ausschließen?

Für die meisten Gebiete des British Commonwealth gibt es z.B. keine Spezialprüfer. Man kann dieses Material nur bei der BPA oder dem Expertenkomitee der RPSL prüfen lassen. Auch dort habe ich nur jeweils ein Expertenkomitee von 3-4 Personen, die die Stücke begutachten. Diese Atteste sind gut, aber nicht unfehlbar. Trotzdem ist es besser eine hochwertige Marke dieser Gebiete mit als ohne einem Attest dieser beiden Organisationen zu erwerben!

Grüße
Harald
 
Altsax Am: 28.03.2024 09:24:01 Gelesen: 679# 30 @  
@ saeckingen [#29]

"Trotzdem ist es besser eine hochwertige Marke dieser Gebiete mit als ohne einem Attest dieser beiden Organisationen zu erwerben!"

Genau das ist für mich sehr zweifelhaft.

Gerade die Attestgläubigkeit vieler Sammler und Laien hat es doch ermöglicht, Altfälschungen marktfähig zu machen.

Völlig zu Recht verlangt der Prüferbund von Kandidaten für ein Prüfgebiet einen umfassenden Bestand an originalem Vergleichsmaterial, sowie eine Datei der bedeutenden Stücke seines Sammelgebietes. Umfassende postgeschichtliche Kenntnisse wären noch hinzuzufügen, lassen sich aber bei einer Aufnahmeprüfung ohne Detailkenntnisse der Beurteiler nicht unbedingt überprüfen.

Es liegt auf der Hand, daß Universalprüfer, und seien sie prüftechnisch noch so versiert, das nicht ersetzen können.

Der bei Zweifelsfällen berüchtigte Prüferspruch "es soll mir erst einmal jemand das Gegenteil beweisen" könnte bei diesem "geballten Expertenwissen" besonders wirkungsvoll sein. Ich denke da an einen gewissen "Ersttagsbrief", für dessen Verwendungsjahr es zwar keinen Nachweis, wohl aber ein Attest gibt.

Die Interessensgleichheit von Eigentümer eines Prüfstückes, Vermittler (Händler bzw. Auktionator) und Prüfkomittee hat mindestens das, was der Schwabe ein Geschmäckle nennt.
 
drmoeller_neuss Am: 28.03.2024 11:38:08 Gelesen: 597# 31 @  
@ saeckingen [#29]

Für viele Gebiete gibt es keine anerkannten Spezialprüfer. Sollen teuer Stücke dieser Gebiete besser einfach so verkauft werden, ohne jede Expertise? Oder hilft es, wenn vier anerkannte Spezialisten solche Stücke begutachten und einen Großteil der Fälschungen und Manipulationen erkennen und ausschließen?

Für die meisten Gebiete des British Commonwealth gibt es z.B. keine Spezialprüfer. Man kann dieses Material nur bei der BPA oder dem Expertenkomitee der RPSL prüfen lassen. Auch dort habe ich nur jeweils ein Expertenkomitee von 3-4 Personen, die die Stücke begutachten. Diese Atteste sind gut, aber nicht unfehlbar. Trotzdem ist es besser eine hochwertige Marke dieser Gebiete mit als ohne einem Attest dieser beiden Organisationen zu erwerben!


Würdest Du Deine gesammelten Pilze einem "Pilzexperten" vorlegen, der von sich behauptet, 95 % aller giftigen Pilze sicher erkennen zu können?

Selbst die Basler Prüfstelle ist in der Lage, Deppenfälschungen sicher zu erkennen.

Der BPP ist mit seinen strengen Aufnahmebedingungen (Vergleichssammlung, Aufnahmeprüfung etc.) sehr gut gefahren und hat Weltruf erworben. Ganz falsch können diese Prinzipien ja nicht sein, sonst wären sie von den anderen Prüferverbänden, die in Konkurrenz zum BPP stehen, nicht eins zu eins kopiert worden.

Der BPP hat immer wieder bemängelt, dass die anderen Prüferverbänden nicht scharf genug bei diesen Kriterien wären. Nun hat sich eine neue Prüfgesellschaft gegründet und wirft die Prinzipien über den Haufen. Vergleiche sind nun am Scan aka Provenizdatenbank möglich, eine eigene Vergleichssammlung braucht man nicht und man prüft die ganze Welt von Aland bis Zulu.

Fragen wirft auch die Haftung auf. Warum haftet man nur ein Jahr und warum arbeitet man in einer haftungsbeschränkten Organisation? Ist man sich seiner Sache doch nicht so sicher?

Warum können die grossen Auktionshäuser nicht eigene Expertisen unter ihrem Namen ausgeben? Das Auktionshaus Rauhut macht das im schlichten Rahmen schon seit Ewigkeiten: auf alle Einzellose wird eine Garantie von 5 Jahren auf deren Echtheit gegeben. Dabei verzichtet Rauhut auf irgendwelche hochtrabenden Zertifikate wie "Mülheim Experts", für die Inanspruchnahme der Garantie dürfte die Rechnung und die Seite aus dem Auktionskatalog genügen.

Wie ich im Eingangsbeitrag schon geschrieben hatte, könnte sich der BPP öffnen. Ich habe keine Probleme damit, wenn sich mehrere Prüfer zu einer Gesellschaft zusammenschliessen, um sich z.B. teure Analysegeräte zu teilen. Auch das Mehraugenprinzip täte einigen Prüfgebieten gut. Allerdings müssten für diese Gesellschaften die gleichen Aufnahmekriterien gelten wie für Einzelprüfer.

Ich halte auch eine Qualitätsprüfung für sinnvoll. Bislang hat man als Prüfer nur die Wahl zwischen Attest "Das Stück ist echt" und dem berühmt berüchtigten Zettelchen "Ich kann die Echtheit nicht mit letzter Sicherheit bestimmen". Die Qualität lässt sich dagegen immer bestimmen und Manipulationen erkennen.

Und: Was macht man mit dem kleinen und mittleren Material, was in der philatelistischen Welt herumschwirrt und mit dem sich die Herren der Philatelic Experts nicht abgeben?
 
Droenix Am: 28.03.2024 15:39:49 Gelesen: 487# 32 @  
@ drmoeller_neuss [#31]

Für große Sammler und Investoren, die sich teuere Stücke leisten, aber nicht über das notwendige Expertenwissen verfügen ist ein Attest von den Philatelic.Expert auf jeden Fall besser als nur eine Information über die Provenienz zu erhalten.

Das Auktionshaus Rauhut macht das im schlichten Rahmen schon seit Ewigkeiten: auf alle Einzellose wird eine Garantie von 5 Jahren auf deren Echtheit gegeben. Dabei verzichtet Rauhut auf irgendwelche hochtrabenden Zertifikate wie "Mülheim Experts", für die Inanspruchnahme der Garantie dürfte die Rechnung und die Seite aus dem Auktionskatalog genügen.

Deine Information stimmt nicht ganz:

Rauhut haftet nur bei Altdeutschland und Deutsches Reich bis 1875 für fünf Jahre für die ECHTHEIT. Sofern die Lose mit einer aktuellen Prüfung eines für seine Prüfung haftenden Verbandsprüfer ausgestattet sind, haftet Rauhut nur insofern, wie ihm gegenüber der Prüfer haftet. Zudem: Reklamierte Einzellose müssen mit unveränderter, nicht beschrifteter Loskarte retourniert werden, sonst ist eine Rücknahme nicht möglich.

Vielleicht von Interesse: Ich habe hier im Forum meinen Artikel über die AGBs von Auktionsfirmen gepostet.

Gruß

Peter
 
bovi11 Am: 28.03.2024 16:41:23 Gelesen: 439# 33 @  
"Reklamierte Einzellose müssen mit unveränderter, nicht beschrifteter Loskarte retourniert werden, sonst ist eine Rücknahme nicht möglich."

Eine solche Regelung ist per se unzulässig und auch unwirksam.

Das aber nur am Rande. Zum Thema selbst schlage ich vor, schon mal alle denkbaren negativen Aspekte zusammenzutragen und zu veröffentlichen. Das sollte am Besten erfolgen, bevor auch nur ein einziger Prüfauftrag erledigt worden ist. (Ironie Ende)

Warum lässt man die vier ausgewiesenen Fachleute nicht einfach mal machen?

Über einzelne Ergebnisse der Tätigkeit kann man dann diskutieren, wenn diese vorliegen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind alle hier geäußerten Bedenken nur völlig unsinnige Prognosen.
 
wuerttemberger Am: 28.03.2024 16:55:42 Gelesen: 429# 34 @  
@ drmoeller_neuss [#31]

Selbst die Basler Prüfstelle ist in der Lage, Deppenfälschungen sicher zu erkennen.

Bist Du Dir da ganz sicher? Von Württemberg habe ich schon ganz schräge Atteste gesehen.
 

Das Thema hat 34 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2  oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.