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Thema: Zurück und nachgeschickt
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bayern klassisch Am: 14.07.2022 23:59:17 Gelesen: 118359# 713 @  
@ bignell [#712]

Lieber Harald,

ich weiß doch, dass der keine 120 Schilling gekostet hat - wollte nur etwas Witziges schreiben. :-)

Für 120 Euro ist der wirklich nicht teuer gekauft - den hätte ich auch genommen, sogar ohne Heimatbezug (der ja eh unbezahlbar ist).

Stellst du deine tollen Briefe mal aus? Wenn ja, dann sag rechtzeitig Bescheid.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 16.07.2022 16:55:59 Gelesen: 117887# 714 @  
Liebe Freunde,

der Postmeister von Pacov [1] scheint bei seinen Kollegen nicht sehr beliebt gewesen zu sein, einen Brief dreimal zugeleitet zu bekommen klingt für mich beleidigend. Aber er blieb konsequent und fand den Empfänger auch beim dritten Mal nicht.



1858 mit 6 KR frankiert von Prag "An eine löbl fürstl Ferdinand Kinskische Fabriks Leitung zu Neuhof" gesendet, innen Firmenstempel: "FABRIKS-NIEDERLAGE VON R. DITTMAR in Wien bei W.J.LÖSCHNER in PRAG"

Die letztendliche Rücksendung nach Prag wurde durch einen zweiten Stempelabschlag (Tabor) auf der Marke markiert.

Stempel:

PRAG | 21 | 4 | 1 U.
PATZAU | 22 | 4
KRELOWIC | 23 | 4
PATZAU | 24 | 4
KRELOWIC | 25 | 4
KRELOWIC | 26 | 4
KUTTENBERG | 28 | 4
CZECHTITZ | 29 | 4
PATZAU | 30 | 4
TABOR | 1 | 5
PRAG | 3 | 5 | ? E.



Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Pacov
 
bayern klassisch Am: 16.07.2022 17:22:33 Gelesen: 117875# 715 @  
@ bignell [#714]

Lieber Harald,

ganz ausgefallenes Stück - dazu die schöne 6x Marke mit typisch österreichischer Doppelentwertung bei weitergeleiteten Briefen. Ich weiß aber auch nicht, warum solche Hin-Her-Retour- und Zurück-Briefe von Österreich alle gut gestempelt sind, während schon simple Briefe mit nur einem bisserl hin und her von Bayern hinten fast nur Stempelruinen aufweisen, die den Nachvollzug der Laufwege ungemein erschweren. Da haben deine Vorfahren aber viel akkurater gearbeitet, als die Meinigen! :-)

Danke fürs Zeigen und bitte gerne mehr, von mir aus jeden Tag.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 16.07.2022 18:58:45 Gelesen: 117836# 716 @  
@ bayern klassisch [#715]

Lieber Ralph,

ich wollte Dir eigentlich widersprechen und anmerken, dass Du Ursache und Wirkung verwechselst, nicht alle Irrläufer in Österreich weisen lesbare Stempel auf, aber ich zeige nur solche Belege mit nachvollziehbarem Laufweg, deshalb habe ich meine Sammlung nach einem solchen mit unleserlichen Stempeln durchsucht, aber Fehlanzeige - im Gegenteil, sogar unsere nördlichen Nachbarn schliessen sich hier an und stempeln lesbar:



ca 1851 9 KR Wien - Hermannstadt in Schlesien [1]

"An Seine Wohlgeboren Herrn Wilhelm Koch, Stud: med. in Hemrastadt, in Schlesien"

Vermerk rückseitig: "In Hermannstadt in Schlesien unbekannt."

Wo der Brief letztendlich gelandet ist, kann ich nicht sagen, es gibt einen (vermutlich preussischen) Distributionsstempel ohne Ortsangabe (Berlin?), der zeitlich letzte Stempel ist der Bahnstempel Breslau-Berlin.

Stempel:

WIEN | 2. MAI
EISENB:OLLMÜTZ | 3 | 5
ZUCKMANTEL | 3 | 5
ZUCKMANTEL | 8 | 5
FREYWALDAU | 8. | MAI.
FREYWALDAU | 9. | MAI.
Aus Oesterreich
NEISSE | 9 5 * ?
BRESLAU-MYSLOWITZ | II R | 9 5
BERLIN-BRESLAU | I R | 10 5
10 | N 1 | 5 (Distributionsstempel)



Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/He%C5%99manovice
 
bayern klassisch Am: 16.07.2022 19:25:37 Gelesen: 117824# 717 @  
@ bignell [#716]

Lieber Harald,

beim Anblick deiner sensationellen Briefe mal etwas zu verwechseln, ist kein Wunder. :-)

Vielleicht kann Michael als ausgewiesener Preussen-Kenner mehr zu deinem Brief sagen, aber auch so ist das schon der absolute Hingucker.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 17.07.2022 21:05:15 Gelesen: 117484# 718 @  
Liebe Freunde,

um zu illustrieren, dass nicht nur in Österreich schön gestempelt wurde, erlaube ich mir heute einen Blick über die Grenze:



1858 Schweiz aus Zürich an "Tit Hypothekar-Canzlei des Cantons Uri Altorf von H. Bodmer" Vermerk "Unfrankiert nicht angenommen.", taxiert 20 Rappen, retour Zürich nachfrankiert 5+15 Rappen und Taxe gestrichen und neuerlich nach Altdorf (Altorf ist die französische Schreibung) gesandt.

Stempel:

ZÜRICH | 23. | JULI 58 | 6 | NACHMITTAG
ALTORF | 24 | JULI | 58
ZÜRICH | 25. | JULI 58 | 5 | VORMITTAG
ZÜRICH | 26. | JULI 58 | 6 | NACHMITTAG
ALTORF | 27 | JULI | 58

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 17.07.2022 21:21:24 Gelesen: 117480# 719 @  
@ bignell [#718]

Lieber Harald,

wenn sich die Schweizer Kollegen damals bemüht haben, kamen sie fast an Österreich heran.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 18.07.2022 23:05:53 Gelesen: 116614# 720 @  
@ bayern klassisch [#719]

Liebe Freunde,

auch hier ein schöner Retourbrief, bei dem der Leitweg gut dokumentiert wurde:



1861 mit 2x5 Kreuzer frankiert von Opočno nach Neveklov, wurde der Brief von Pardubice nach Praha mit der Bahn transportiert und danach weiter über Benešov nach Neveklov speditiert, dann jedoch war es mit der Herrlichkeit zuende, und die Suche nach dem Empfänger blieb erfolglos, weshalb der Brief wieder zurückgeschickt wurde.

Stempel:

OPOCNO | 28 | 4
PARDUBITZ | 29 | 4 | Bahnhof
PRAG | 29 | 4 | 9.F.
BENESOV | 30 | 4
NEWEKLAU | 30 | 4
NEWEKLAU | 1 | 5
NEWEKLAU | 3 | 5
NEWEKLAU | 6 | 5
JOSEPHSTADT | 7 | MAI
PRAG | 7 | 5 | 8.F.
OPOCNO | 8 | 5



Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 18.07.2022 23:16:20 Gelesen: 116563# 721 @  
@ bignell [#720]

Lieber Harald,

und wieder so ein kleines Juwel der k. u. k. Monarchie von dir - traumhaft.

Was mich ja immer wieder wundert - wieso wurden diese Briefe aufgehoben von ihren Absendern? Man hat ja damit keinen erreicht, die Info im Brief drinnen war am Ende nur für einen selber - normal schmeißt man so ein Stück doch weg (und ärgert sich über die verlorenen 10 Kreuzer doppelt).

Aber wie dem auch sei - freuen wir uns, dass es damals noch Charaktere gab, die nicht so wegwerferisch sind, wie ich es gewesen wäre.

Und bitte weiter machen - jeder Brief ist einzigartig!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 19.07.2022 12:51:44 Gelesen: 116413# 722 @  
@ bayern klassisch [#721]

Lieber Ralph,

wieso wurden diese Briefe aufgehoben von ihren Absendern? ... normal schmeißt man so ein Stück doch weg

Das mag durchaus stimmen bei Privatpersonen, aber wenn Firmenpost zurückkommt, wird man sie wohl im Akt abgelegt haben als Nachweis für allfällige spätere Reklamationen etc.

Ich bin sehr froh darüber, dass hier so penibel verfahren wurde, sonst wären viele Briefe statt bei mir bei Herrn Aktenvernichter.

Brief von 1861, frankiert 15 KR, von Sternberg [1] an "Gebrüder Heinzel in Heinzendorf" - ist das nicht entzückend?




Das Problem hierbei, Heinzendorf gibt es mehrfach, hier nur der Auszug aus der Liste [2] mit Orten in der heutigen Tschechischen Republik:

Hynčice (Heinzendorf b. Halbstadt), Gemeinde im Okres Náchod, Tschechien
Vítějeves (Heinzendorf b. Politschka), Gemeinde im Okres Svitavy, Tschechien
Henčov (Heinzendorf b. Iglau), Ortsteil von Jihlava, Okres Jihlava, Tschechien
Hynčice pod Sušinou (Heinzendorf unter der Dürren Koppe), Ortsteil von Staré Město pod Sněžníkem, Okres Šumperk, Tschechien
Hynčice nad Moravou (Heinzendorf an der March), Ortsteil von Hanušovice, Okres Šumperk, Tschechien
Hynčice u Krnova (Heinzendorf b. Olbersdorf), Ortsteil von Město Albrechtice, Okres Bruntál, Tschechien
Hynčice (Vražné) (Heinzendorf b. Odrau), Ortsteil von Vražné, Okres Nový Jičín, Tschechien
Horní Hynčina (Ober Heinzendorf), Ortsteil von Pohledy, Okres Svitavy, Tschechien
Hynčina (Unter Heinzendorf), Gemeinde im Okres Šumperk, Tschechien

Das konnte nicht gutgehen, und es wurde auch eine Rundreise daraus. Stempel:

STERNBERG | 9 | 9
HI/E??? | 10 | 9
NACHOD | 10 | 9
ALTSTADT | 13 | 9 | in MAEHREN [3]
GOLDENSTEIN | 15 | 9
ZWITTAU | 15 | B. 9 H.
BRÜSAU | 16 SEP
MÄHR.SCHÖNBERG | 18 | 9 (Zweitentwertung als Rücksendung auf der Marke)
EISENB. OLLMÜTZ | 19 | 9
?? | 19 SEP
BRAUNAU | 20 | SEP



Nach neun Tagen wollte der Postmeister von Schönberg die Tournee beenden und hat die Marke zweitentwertet, was normalerweise das Zeichen für die Retoursendung ist, letztendlich landete der Brief aber in der Region Braunau (und dort gibt es ein Heinzendorf, das heutige Hynčice), also muss vermutlich in Olmütz die Rücksendung gestoppt worden sein und ein weiterer - wohl letztendlich erfolgreicher - Versuch der Leitung über Braunau gestartet worden sein.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0ternberk
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Heinzendorf
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Star%C3%A9_M%C4%9Bsto_pod_Sn%C4%9B%C5%BEn%C3%ADkem
 
bayern klassisch Am: 19.07.2022 14:24:11 Gelesen: 116387# 723 @  
@ bignell [#722]

Lieber Heinz,

wieder ein Knaller von dir - herausragendes Stück, da geht man fast in die Knie, so toll ist der.

Natürlich ist es schön, dass diese Briefe erhalten wurden - aber es gibt sie auch privat (Behördenbriefe sind in Bayern die häufigsten, gefolgt von Anwaltsbriefen).

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph (süchtig geworden durch dich) :-)
 
bignell Am: 19.07.2022 15:16:42 Gelesen: 116374# 724 @  
@ bayern klassisch [#723]

Lieber Ralph,

dieser Brief hat mir auch einiges aufzulösen gegeben, so schön wie auf vielen anderen sind die Stempelabschläge hier leider nicht.



Hier ist der Sternberg-Stempel klar abgeschlagen, aber der Retourstempel so zart, dass es einige Zeit gedauert hat, ihn zu entschlüsseln: MÄHR.SCHÖNBERG



Diesen Stempel konnte ich nicht identifizieren, scheint mit H zu beginnen und 5 Buchstaben zu haben.



Man muss die österreichischen Stempel gut kennen, um diesen identifizieren zu können: EISENB. OLLMÜTZ



Auch diesen konnte ich nicht identifizieren, in der Mitte scheint ein N zu stehen, aber mehr kann ich vom Ortsnamen nicht erkennen. Das Datum ist eindeutig, 19 SEP.



Am Ende könnte ein M stehen, aber mehr kann ich hier nicht erkennen.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 19.07.2022 15:38:02 Gelesen: 116365# 725 @  
@ bignell [#724]

Lieber Harald,

wenn du schon an Stempeln verzweifelst, brauche ich es erst gar nicht zu versuchen, aber vlt. kann einer hier im Forum helfen, das wäre toll.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 20.07.2022 16:28:07 Gelesen: 116111# 726 @  
Liebe Freunde,

das komplette Gegenteil findet sich hier:



1862 als Reco mit 5+5 Soldi frankiert (Recomarke als Verschlussmarke beim Öffnen zertrennt) von "Deputaz: Comunale Carrara San Stefano" aus Battaglia nach Padova gesendet, dort umgeleitet nach "Boncayette" (richtig: Roncajette, das B wurde offenbar später korrigiert) und rückgesendet (Vermerk "Ritorno") weist genau wieviele Transitstempel auf? Keinen einzigen.

Hübsch finde ich das Wasserzeichen des Briefpapiers, ein Segelschiff und beistehend "EXPRESS", mit Expresszustellung bringt man heute Segelschiffe nicht mehr in Zusammenhang.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 20.07.2022 18:00:21 Gelesen: 116096# 727 @  
@ bignell [#726]

Lieber Harald,

dieses Phänomen kenne ich auch - man dreht solche Briefe um und findet - nichts! Statt 2, 3 oder mehr Stempel zu erblicken, schaut man auf ein blankes Kuvert.

Ich hatte mal in der Bucht auf einen Superbrief 9 Kr. braun von Bayern nach Preussen geboten, der poste restante zu gestellen war und 3 mal nachgesandt wurde. Leider konnte der Anbieter nur die Frontseite zeigen und beschreiben, weil er im Urlaub weilte. Also hoch geboten und bekommen - für viel Geld, aber egal.

Als er ankam, war ich ganz nervös, weil ich unbedingt die Siegelseite sehen wollte und dort ein Stempelgewitter erwartete - und es ging mir wie dir - Roberto Blanco, nichts, nicht mal eine Kartierungsnummer, einen Vermerk über poste restante - nada.

Aber: Auch solche Stück gehören dazu und sind die eigentlichen Besonderheiten, weil das Gegenteil üblich war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 21.07.2022 14:19:08 Gelesen: 115828# 728 @  
@ bayern klassisch [#727]

Lieber Ralph,

"Stempelgewitter" - schöner Ausdruck. Ein solches ist das hier nicht, aber zumindest ein erfrischender Landregen, was auch zu erwarten ist wenn man einen Brief nach Spital [1] schickt, davon gibt es ja fünf in Österreich.



ca 1865 GA 5 KR von Triest an "Herrn Paul Perauer Spital a/ Pührn" und nach Besuch einiger Spitäler wieder retour

Vermerk "vulgo Peintner zu Weitersdorf" (ich liebe Vulgo-Namen)
Vermerk "vielleicht bei Spital am Semmering"
Vermerk "Post: Wildon"
Vermerk rückseitig "bei Spital in Kärnten unbekannt"
Vermerk rückseitig "Wild(on) unbekannt"

Stempel:

TRIEST | 12 | 3 *
(der zweite Stempel-Abschlag auf der Vorderseite ist nur der spiegelverkehrte Abdruck des Laibach-Stempel)
VILLACH | 14 | 3
LAIBACH | Stadt | 15 | 3
SPITAL | 15.MAR:
SPITAL | 17 | 3 | B.H.
SPITAL | 20 | 3 | AM PYHRN
LIEZEN | 21 | 3
BRUCK a/d M | 22 | 3 | B.H.
WILDON | 23 | 3
TRIEST| 3 | 4

Die beiden blauen Stempel unten auf der Rückseite haben keine postalische Relevanz, sehen mir nach Kinderpost aus.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Spital
 
bayern klassisch Am: 21.07.2022 16:48:45 Gelesen: 115799# 729 @  
@ bignell [#728]

Lieber Harald,

und wieder ein Brief zum Zungeschnalzen - ich hoffe, man hört das auch bis nach Wien. :-)

Der blaue linke Stempel könnte ein Eigentümerstempel sein, der rechte Blaue hat Pforzheim in der Mitte stehen - es könnte ein früher Briefmarkensammlervereinsstempel sein, das wurde manchmal in den 1920er ff. Jahren so gemacht, auch wenn ich nicht verstehe, wieso man einen Brief, der von hinten fast genau so gut aussieht, wie von vorn, mit solch einem schnöden Stempel "verziert", aber wenn in der Vereinssatzung § XY stand, dass in Auswahlheften des Vereins alle Briefe mit dem Vereinsstempel zu versehen sind, dann war das halt so. Auch eine Art der kleinen Postgeschichte (oder besser Sammlergeschichte?).

Trotz allem ein hinreißendes Stück, um das dich sicher jeder Österreich-Kenner beneidet.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 22.07.2022 14:59:39 Gelesen: 115468# 730 @  
@ bayern klassisch [#729]

Lieber Ralph,

auf solche "Sammlergeschichte" könnte ich gerne verzichten, hab schon zuviel gesehen was sogenannte "Sammler" mit Briefen angestellt haben.

Vor ein paar Monaten hat im Dorotheum Wien eine Auktion mit Kaiserbriefen stattgefunden, jeder Brief war (teilweise bin in die Schrift bzw. Vordruck hinein) beschnitten und auf Passepartout mit Permanentkleber aufgezogen, sodass Reste des Passepartout rückseitig klebten. Papier ist ein außergewöhnliches Medium, widerstandsfähig gegen die meisten Umwelteinflüsse ausser Hitze und Sammlern mit Schere und Klebstoff. :(

Aber genug der negativen Gedanken, hier ein schöner Retourbrief mit Leitung über Bodenbach, was Du ja so liebst (gut bei Briefen nach Dresden müsste man sich ziemlich anstrengen um an Bodenbach vorbeizukommen):



1867 mit 15 KR frankiert von Wien, "An Herrn Emil Sedlaczek Bergstudent an der Königl. sächs. Berg-Akademie zu Freiberg Bergstrasse Sachsen"
Vermerke "Retour", "retour Aufgeber", "parti" (abgereist)
Vermerk rückseitig "Abgereist nach Wien Stephansplatz No. 6 Hensel Bftgr (Briefträger)"

Stempel:

WIEN | 12 | 8 | 11-1 | FILIALE
PRIESTEWITZ | 13 | AUG. | 67
DRESDEN IV: | 13 VIII 67 * 6-7
DRESDEN IV: | 14 VIII 67 *
DRESDEN III. | 14 VIII 67 * 12-?
A? | 14 | VIII
BODENBACH | 14 | 8
9-11 Fr. | WIEN | 20 - VIII

Liebe Grüße aus dem Hochofen genannt Wien,
harald
 
bayern klassisch Am: 22.07.2022 15:08:32 Gelesen: 115464# 731 @  
@ bignell [#730]

Lieber Harald,

leider hast du Recht mit sammlerischen Banausen, aber ich denke, dass seit 30-40 Jahren dieser Wahnsinn ein Ende hat und heute keiner mehr Briefe verschandelt.

Ja, ich bin ein Fan der Leitungen über Bodenbach und habe in verschiedenen Medien Vorträge und Schriftenreihen über dieses wunderbare Sammelgebiet abgeliefert. Auch als Österreich-Sammler mit Transitvorlieben wäre das ein sehr, sehr dankbares Thema.

Du hast natürlich Recht - hinten hat der Briefträger pflichtgemäß hinterlassen, warum er den Brief nicht hatte zustellen können.

Auch wenn ich es vlt. nicht immer wieder schreiben sollte, aber ich schreibe es gerne: Jeder Retourbrief von dir ist für mich ein kleines Highlight in meiner philatelistischen Woche und so freue ich mich sehr auf eine "never ending story".

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 23.07.2022 09:28:54 Gelesen: 115174# 732 @  
@ bayern klassisch [#731]

Lieber Ralph,

aber ich denke, dass seit 30-40 Jahren dieser Wahnsinn ein Ende hat und heute keiner mehr Briefe verschandelt

Wäre schön. Habe gerade von zwei Vorphilabriefen Reste weisser Klebeetiketten vorsichtig entfernt, solche Etiketten wie man sie in der Küche für die Beschriftung von Marmeladegläsern verwendet. Waren sicher nicht älter als zehn Jahre. Sie dienten dazu die beiden Teile der Rückseite zusammenzuhalten, was bei einem Faltbrief auch dadurch zu erreichen ist, wenn man sie ineinanderschiebt, aber dazu müsste man sich fünf Minuten mit dem Thema auseinandersetzen, und mit Klebeetiketten geht das halt schneller.

"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." (Zitat Albert Einstein *1879 †1955)

Aber zurück zu netteren Themen. Diesmal ein Brief der nicht so weit gereist ist, sondern das - heutige - Stadtgebiet von Wien nicht verlassen hat:



1867 Ganzsache 5 KR mit Zusatzfrankatur für die Recommandation (vorschriftswidrig vorderseitig) 10 KR von Wieden an "Sr (Seiner) Wolgeboren Herrn k.k. Hauptmann in Pension Franz Petrovich derzeit in Hetzendorf"
Vermerk "Post restant Wien" (gestrichen), "retour".

Den Vermerk rückseitig kann ich nicht komplett entziffern: "Den ? übrigen wollen Sie dem Schreiber Ihrer Briefe Ihre genaue Adresse bekant geben Postamt Altmannsd(or)f ret 14/9 867" - obwohl der Absender Advokat "Dr. DOM. KOLBE" im Siegel klar erkennbar ist.

Stempel:

WIEDEN IN WIEN | 13 | 9 | RECOMMANDIRT
WIEN | 14 | 9 | SÜDBAHNHOF
WIEN | 14 | 9 | 4.E.
ALTMANNSDORF | 14 | 9
WIEDEN IN WIEN | 4 | 11 | 5.N.

Interessant zu sehen, dass der Retourbrief wirklich "poste restante" gehalten wurde.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 23.07.2022 11:18:54 Gelesen: 115140# 733 @  
@ bignell [#732]

Lieber Harald,

das ist ganz schrecklich, wenn man alte Briefe so verschandelt - da tut Aufklärung Not, aber wem sage ich das ?

Dein Traumbrief zeigt hinten den Vermerk:

Um Verzögerungen vorzubeugen wollen Sie dem Schreiber Ihrer Briefe Ihre genaue Adresse bekannt geben.

K. K. Postamt gez. Unterschrift.

Ich kenne rote Tinte siegelseitig nur von den Retour-Brief-Commissionen, was bedeutete, dass man den Brief dem Absender nicht hätte zustellen können (woher auch?) und ihn dann erst einmal ausfindig machen musste. Hierzu wäre eine Öffnung des Briefe nötig geworden mit anschließender amtlicher Neuversiegelung - war das hier auch so? Ich kann es leider nicht sicher sagen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 23.07.2022 11:44:11 Gelesen: 115132# 734 @  
@ bayern klassisch [#733]

Lieber Ralph,

vielen Dank für Deine Richtigstellung, so macht der Satz viel mehr Sinn.

Eine Öffnung zur Feststellung des Absenders war sicher nicht notwendig, das Siegel "KANZLEI DES HOF UND GERICHTS ADVOKATEN Dr. DOM. KOLBE" sagt alles.



Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 23.07.2022 11:58:04 Gelesen: 115127# 735 @  
@ bignell [#734]

Lieber Harald,

vielen Dank - je, jetzt sehe ich es auch und die Post damals sicher auch schon.

Aber ist es häufig, dass Retour-Briefe hinten mit roter Tinte Anweisungen für den Absender zeigen? Bei Bayern (und wohl etlichen anderen Altdeutschen Staaten) war rote Tinte hinten den Beamten der Retourbrief-Commissionen vorbehalten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 23.07.2022 12:50:51 Gelesen: 115117# 736 @  
@ bayern klassisch [#735]

Lieber Ralph,

so exakte Vorschriften sind nicht des Österreichers Art.



"...in auffallender Schrift ersichtlich zu machen..." - die Farbe etc wurde nicht vorgegeben [1]

Liebe Grüße,
harald

[1] https://play.google.com/books/reader?id=DwgIqbUE64gC&pg=GBS.PR1&hl=de
 
bignell Am: 23.07.2022 12:56:10 Gelesen: 115114# 737 @  

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