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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 971 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 05.01.2023 11:24:53 Gelesen: 70042# 872 @  
Liebe Freunde,

ein schöner Brief aus Seebach (heute Stadtteil von Bad Dürkheim in der Pfalz) vom 15.1.1842 mit Postaufgabe 2 Tage später bei der Postexpedition Dürkheim lief von einem württembergischen Pflegling "An Herrn Johannes Braunn. Wintzer in Kleinbottwar (heute eingemeindet in Steinheim an der Mur) bey Heilbronn im Königreich Wirtenberg".



Obwohl der Brief eher großformatig war, bestand er nur aus dem Quart-Foglio und muss daher unter 1/2 Loth gewogen haben. Bayern rechnete für sich 6x bis zum Rhein. Baden addierte 8x in Rötel. Das waren 14x bis zur württembergischen Grenze. Württemberg strich die beiden Alttaxen und setzte für sich 4x obendrauf, so dass die 18x Endporto beim Empfänger kassiert wurden. Hinten ist der Bief blank, wir praktisch immer in dieser Zeit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.01.2023 11:48:32 Gelesen: 69380# 873 @  
Liebe Freunde,

zeigen kann ich heute eine Armensache der Armenpflege Roggenstein mit Postaufgabe am 18.3.1874 in Weiden an den Magistrat in Amberg.



Für mich sieht die Franchise unten links sehr nach P.S. = Partei - Sache aus, aber es ist weder eine Marke vorhanden, noch eine Taxe zu erkennen. Ich denke, Bayern hat hier 3 Kreuzer verloren und keiner hats gemerkt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.01.2023 12:29:16 Gelesen: 69372# 874 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine portofreie Regierungs-Sache vom 5.1.1879 von der Stiftungsadministration Bayreuth an das katholische Pfarramt in Hausen, Post Baiersdorf.



Doch "Post Baiersdorf" war wohl nicht ganz richtig, auch wenn der Brief schon am Folgetag dort ankam. Man strich "Post Baiersdorf" und vermerkte "Forchheim" daneben und leitete ihn kurzerhand nach dorthin um, wo er noch am selben Tag eintraf.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.01.2023 17:15:16 Gelesen: 69309# 875 @  
Liebe Freunde,

ein Brief, wie man ihn sicher nicht jeden Tag findet:



Trotz weitläufigen Inhalts ist weder ein Absendeort, noch ein Datum zu erkennen. Als wäre das für 3 volle Seiten nicht genug, stempelte man in (Bad) Dürkheim 9 / 5, um den Fehler zu bemerken und mit Tinte den 10 / 5 daraus zu machen - erlaubt waren manuelle Änderungen von Stempeldaten nicht, denn das hätte ja bei Fristsachen jeder machen können!

Der mit "frey" bezeichnete Brief kostete den Absender 6 Kreuzer bis Odernheim in der Pfalz.

Drehen wir den Brief hinten aber um 90 Grad, lesen wir, mit Rötel der Abgabepost versehen: "Porto 3x".

Aha - Das Franko reichte also nur von Post zu Post und der Cantonsbote ließ sich seinen Dienst des Austragens mit 3x vom Empfänger versüßen.

Passt gut in die Contra-Sammlung der Vormarkenzeit!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Franz88 Am: 10.01.2023 21:21:13 Gelesen: 69296# 876 @  
Lieber Ralph,

ein sehr interessanter Brief (auch für einen "nicht" Bayernsammler).

Liebe Grüße
Franz
 
Gernesammler Am: 10.01.2023 22:34:21 Gelesen: 69289# 877 @  
@ bayern klassisch [#875]

Hallo Ralph,

toller Brief, Danke fürs zeigen, ein echter Augenschmaus.

Steht im Text vielleicht ein Name mit Provenienz dass man auf den Absende Ort schließen könnte.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 10.01.2023 22:44:58 Gelesen: 69287# 878 @  
Liebe Freunde,

vielen Dank, freue mich auch sehr ihn zu haben.

Leider steht auf der 3. und letzten Seite nur unten ein Vorname, sonst nichts. Es war um 1840 absolut ungewöhnlich, kein Datum in einem Brief zu notieren, ohne Ortsangabe kam schon mal vor, wenn der Wohnort dem Postort entsprach. Aber auch hier wäre ich mir nicht sicher.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 12.01.2023 01:50:10 Gelesen: 69243# 879 @  
Liebe Freunde,

am 25.3.1844 verfasste das kgl. Landgericht in Markt Bibart ein Schreiben an das Kreis- und Stadtgericht Würzburg, welches erst 2 Tage später bei der Postexpedition Langenfeld aufgegeben wurde.



Die Franchise lautete: "Armensache Attestirt Königl. Landgericht Mkt. Bibart, gez. Unterschrift".

Es ging wohl um 2 Verfahren, denn unter der Expedition-Nr. 1890 und 1891 wurde gemeldet, dass 2 Schlossersöhne aus Iphofen wichtige Aussagen zu machen hätten.

Wieder eine kleine Facette mehr in meiner Armensachen-Sammlung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.01.2023 12:17:59 Gelesen: 69208# 880 @  
Liebe Freunde,

den nachfolgenden Brief besaß ich sehr lange, stellte aber dann die Sammlung um und verkaufte ihn. Fehler.

Jetzt konnte ich ihn bei Rauhut zurückkaufen und bin sehr glücklich darüber, denn er ist etwas ganz Setenes.



Der Postvertrag zwischen den Niederlanden und Preussen vom 1.4.1851 bestimmte für Korrespondenzen in reinen Staatsdienstangelegenheiten die beiderseitige Portofreiheit, wenn die von der jeweiligen Aufgabepost bestätigt wurde.

Mein Brief vom 24.7.1859 aus Bad Kissingen nach Rotterdam entsprach als Regierungs-Sache diesen Anforderungen. Absender war das K. bayer. Landgericht und Badcommissariat vor Ort.

Empfänger: "An den Staatsrath und K. Commissar für die Provinz Südholland zu Rotterdam".

Die Leitung erfolgte über Frankfurt am Main (Taxis) und Preussen (Warburg) in die Niederlande.

Bei seiner Ankunft stellte man aber fest, dass er nach s´Gravenhabe laufen sollte, nachdem ihn der Briefträger Nr. 15 in Rotteram ausgetragen hatte. Letztlich wurde er am 27.7. in s´Gravenhage zugestellt.

Warum ist dieser Dienstbrief selten?

1. Gibt es von Bayern so gut wie keine Dienstbriefe in die Niederlande, warum auch immer.

2. Kenne ich keinen Dienstbrief mit Weiterleitung und da ich ja eine Mini-Sammlung "Dienstbriefe mit Besonderheiten" und "Weiterleitungen" habe, passt er jetzt sogar in 2 Sammlungen gut herein.

Liebe Grüsse von einem glücklichen bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.01.2023 00:36:30 Gelesen: 69106# 881 @  
Liebe Freunde,

wenn man einen Brief mit der Franchise K.D.S. (Königliche-Dienst-Sache) sieht, der aus der Markenzeit stammt, hier: München 24.6.1860, dann darf eine Augenbraue schon mal zucken, denn zu dieser Franchise fallen einem spontan nur Briefe der frühen Vormarkenzeit ein; oder ein Brief einer Majestät in späterer Zeit eben.



Hinten, außer einem Fragment des Speyerer Halbkreisstempels, sehen wir ein großes Siegel mit folgender Inschrift, wenn ich das richtig lese (600 dpi Scan):

Secretariat Ihrer Majestät der Königin von Bayern - das müsste Marie von Preussen sein, die von 1848-64 als Gattin seiner Majestät König Ludwig II in Bayern residierte. Nach dem Tod von Ludwig II war sie als Königinmutter bis 1889 Teil des bayer. Hochadels. Sie verschied in Hohenschwangau. Friede ihrer Asche.

Stellt sich nur noch eine Frage: Wer war der Empfänger, Herr C. (Caspar, Carl, Casimir, Cornelius usw.) Korn in Speyer? Leider habe ich, wie nicht anders zu erwarten, beim Googlen alles gefunden, nur nichts Taugliches. Gerne lese ich etwas zu dem Emfpänger in meiner Geburtsstadt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 16.01.2023 08:23:51 Gelesen: 69089# 882 @  
@ bayern klassisch [#881]

Hallo Ralph,

ich habe alles mögliche versucht, aber ohne direkte Anrede keine Chance.

C. Korn Speyer, gehörte er zu den Bediensteten, war es ein Kaufmann oder, oder.

Vielleicht hat ja jemand anderes noch eine Idee um Dir zu helfen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 16.01.2023 10:11:14 Gelesen: 69088# 883 @  
@ Gernesammler [#882]

Hallo Rainer,

vielen Dank für deine Mühewaltung - da die Königin ihm schrieb, gehe ich davon aus, dass es eher eine Person aus der Öffentlichkeit war (ein Literat, ein Wissenschaftler, ein A oder B-Promi der Stadt Speyer, oder jemand aus ihrem aktuellen, oder ehemaligen Umfeld wie ein Erzieher).

Ich habe einen Freund in Speyer, der sehr belesen ist und über Speyer viel weiß (100 mal mehr als ich) und hoffe auf dessen Spürnase. Wäre schön heraus zu finden, was sie ihm 1860 geschrieben hätte haben können.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 18.01.2023 10:38:29 Gelesen: 69042# 884 @  
Liebe Freunde,

wer Contraventionen sammelt, freut sich über krumme Hunde, denn sie sind die Basis einer solchen Sammlung.

Aber ich will auch gerne mal eine Lanze brechen für richtig Gemachtes, obwohl es sonst oft falsch gemacht wurde und solch ein Brief wurde in Fürth am 4.6.1875 vom dortigen Magistrat an das württembergische Amtsnotariat in Dizingen (heute: Ditzingen) verschickt mit dem Vermerk "Porto jenseits". Diesem Terminus technicus begegnen wir schon im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts bei portopflichtigen Dienstbriefen, also Partei-Sachen, wenn der Absender eine Behörde war, die für eine fremde Behörde = Empfänger eine Dienstleistung vollbracht hatte, die eine Partei (= ein Privater) im seinem Einzugsbereich benötigte.



In diesen Fällen war seit 1868 unter den Korrespondenzen der Vertragsstaaten ausgehandelt worden, dass auch bei einer unfrankierten Versenund nur die günstigen Frankotaxen in Anwendung zu kommen hatten, und es demnach keine Portozuschläge geben sollte (im Gegensatz zu Privatkorrespondenzen).

Als Fernbrief Fürth - Ditzingen hätte man also bei einer Firma 7 Kreuzer bis 1 Loth bzw. 15g notieren müssen, über 1-15 Loth bzw. 250g 11 Kreuzer.

Hier war aber nur die weitaus günstigere Frankotaxe anzusetzen, also bis 15g nur 3 Kreuzer, wie es die aufmerksame Aufgabepost auch tat und die das Amtsnotariat am Folgetag gerne bezahlte (danke für diesen Abschlag, lieber Ditzinger!).

Bei regulären Dienstbriefen hätte sich die Absenderbehörde oben frontseitig benennen müssen - hier schlug man nur das grün-blaue Dienstsiegel ab, siegelseitig drücke man ein Papiersiegel auf - diese Nicht-Benennung als Absenderbehörde kenne ich seit den späten 1860er Jahren, vor allem aus der Pfalz und sie kommt hier und da immer mehr in Mode, weil ein Stempelabschlag schneller von statten ging, als das Ausschreiben mit Feder und Tinte. Auf eine Genehmigung der Post für dieses Vorgehen bin ich aber nicht gestossen - aber wir wollen ja nicht meckern, so sieht es doch viel attraktiver aus.

Hätte man diesen Brief (leider ohne Inhalt) mit 7 Kreuzern taxiert, wäre bei richtiger Taxierung ein Portobrief der 2. Gewichtsstufe gewesen, oder bei falscher Taxierung (der Mehrheit mir bekannter Briefe) nur ein Brief der 1. Gewichtsstufe, aber ungerechtfertigterweise mit Portozuschlag.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.01.2023 11:44:43 Gelesen: 69035# 885 @  
Liebe Freunde,

auch wenn das Jahr noch jung ist, bewerbe ich mich mit diesem Brief schon mal vorweg auf einen Treppchenplatz für den hässlichsten Brief Altdeutschlands - ich denke, meine Chancen, auch am Ende ganz oben zu stehen, sind gut.



Ein Brief aus Bamberg/Bahnhof vom 16.6.187(ich denke 72 oder 73) wurde verschickt an Seine Hochwürden Herrn Oberconsistorialsrath Hermes, Berlin, Ober....tor Nr. ?".

Jedenfalls zeigt uns die Siegelseite, die optisch der Frontseite in keiner Weise nachsteht, dass er dort wohl nicht mehr zu erreichen war und jemand in Berlin strich die Straßenangabe durch und setzte über Berlin "Köthenerstr. No. 38". Da werden sie den Brief auch zugestellt haben.

Die blaue 133 vorne kann ich mir nicht erklären - kann es einer?

Kaufgrund war der siegelseitige Vermerk des Absenders: "Rückadresse N(ota)B(ene) an das k. Bauamt Bamberg II". Der Absender war Bauinspektor, der Brief hat heute nur einen Teilinhalt.

Offenbar ahnte er, dass er mit der ihm vorliegenden Adresse vlt. gar nicht erst in Berlin zugestellt werden würde und sorgte so mit Bleistift schon mal vor, dass er an die richtige (dienstliche) Adresse zurücklaufen könnte. Kenne ich so auch kaum.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.01.2023 10:30:39 Gelesen: 68236# 886 @  
Liebe Freunde,

eine Partei-Sache des Landgerichts Wertingen vom 14.9.1848 wurde an das Landgericht in Au versandt und dafür 4x Porto taxiert, obwohl es mehrere Orte mit diesem Namen in Bayern gab - Contravention der Absenderbehörde, denn man hätte hier präzisieren müssen "bey München".



Siegelseitig sehen wir den Ankunftsstempel von Au b. München vom Folgetag und den Insinuation-Vermerk der Absenderbehörde "Auf die Post den vierzehnten Septr. 1848, gez. Unterschrift".

Keine häufigen Stempel, noch voller Inhalt und eine kleine Contravention - da konnte ich nicht untätig bleiben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.01.2023 11:35:26 Gelesen: 68204# 887 @  
Liebe Freunde,

ein Brief des katholischen Pfarrers von Dackenheim (südlich von Grüstadt) wurde am 17.7.1848 verfasst, aber erst am 22.7.1848 als Frankobrief im 16 km entfernten Frankenthal zur Post gegeben.



ein Brief des katholischen Pfarrers von Dackenheim (südlich von Grüstadt) wurde am 17.7.1848 verfasst, aber erst am 22.7.1848 als Frankobrief im 16 km entfernten Frankenthal zur Post gegeben.

Dazu muss man wissen, dass das kleine Dackenheim zur Postexpedition Freinsheim gehörte und erst am 1.2.1900 eine Posthilfsstelle bekam. Freinsheim war von Dackenheim nur 3 km entfernt.

Bei der Postaufgabe zahlte man 8 Kreuzer Gemeinschaftsfranko Bayern-Baden, halbscheidig zu teilen, und 4 Kreuzer Weiterfranko für Württemberg. Die Adresse lautete:

"Von dem katholischen Pfarramt in Dakenheim Canton Dürkheim

An das Wohllöbliche Bürgermeister Amt in Weisen bey Stuttgart, Privatsache, frey".

Ein Weisen bei Stuttgart gab es aber nicht, daher war der Brief auf die Schnelle nicht zustellbar, aber es gab ein Weissach (Porschefahrern wohlbekannt) und man ergänzte in Stuttgart die Adresse um: "Vielleicht Weissach".

Siegelseitig sehen wir nur den Transitstempel von Mannheim am 23.7., den Rest haben sich die sparsamen Schwaben erspart.

Freinsheim - Stuttgart war aber nur 3 km weiter als Frankenthal - Stuttgart, so dass die Mühewaltung gebührenmäßig nichts gebracht hat; die Gründe werden andere gewesen sein.

In jedem Fall eine Contravention durch den Absender, denn den genannen Ort gibt es heute noch nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.01.2023 12:00:10 Gelesen: 68199# 888 @  
Liebe Freunde,

das k. b. Kreis- und Stadtgericht Kempten schrieb am 8.3.1851 eine portofreie Armensache an das württ. Oberamtsgericht Vaichingen (richtig schon damals war aber Vaihingen), die am 10.3. in Kempten aufgegeben wurde. 2 Tage später zeigt uns der Ankunftsstempel in grün-blau von Vaihingen den Posteingang dort.



Den Vorschriften für portofreie Armensachen wurde nicht genügt, aber das war der Aufgabepost nicht so wichtig und beide Seiten haben die Portofreiheit anerkannt.

Inhalt:

Verlassenschaft des Eisenbahnarbeiters Jakob Heinrich Weidelich aus Weissach betreffend.

Am 6. dieses Monats starb dahier Jakob Heinrich Weidelich, Maurergeselle von Weissach jenseitigem Oberamtsgerichtes. welcher temporär hier beim Eisenbahnbau beschäftigt war-

Der Verstorbene hat nach vorliegender Anzeige außer einem ganz einfachen Kleideranzuge hier nichts hinterlassen, doch soll von ihm der Wirth Lang an der Altbäckersteig in Ulm einen Koffer mit Effekten in Verwahr haben.

Das verehrliche Gericht als competente Behörde hievon in Kenntnis setzend, zeichnet mit Hochachtung

königlicher Director, Unterschrift".

Darunter mit anderer Hand steht: "Am 19. März 1851 an das Schultheissenamt Weissach das Erforderliche veranlassen".

Wenn man weiß, dass zum 1.4.1852 die Strecke Kaufbeuren - Kempten eröffnet wurde, kann man davon ausgehen, dass unser Geselle bei eben dieser Strecke arbeitete und zu Tode kam.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.01.2023 10:28:50 Gelesen: 68163# 889 @  
Liebe Freunde,





zwee Flieschen mid eener Glabbe - davon kann ich hier einen zeigen: Der einzige mir bisher bekannte Brief aus Ludwigshafen nach Oggersheim (andersherum wäre es ganz genau so) mit 3 Kr. treffend frankiert vom 22.8.1868, dazu 2 praktisch gleichartige Abschläge des Halbkreisstempels mit der "7" als Zeitangabe, zumal kurz zuvor noch die "7A" Type in Gebrauch war, aber das hatte man wohl abgeschafft.

Der 2. Stempelabschlag brachte hier also keine Verbesserung der Klarheit - Briefe mit 2 vergleichbaren Abschlägen von Aufgabestempeln suche ich schon lange und viele gibt es wohl nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.02.2023 10:13:26 Gelesen: 65673# 890 @  
Liebe Freunde,

was es nicht alles gibt bzw. gab! Ein Kuvert der Nürnberger Spiel-, Kurz- und Galanteriewaaren Christian Wilhelm Arold, Agentur & Commissions-Geschäft (ich liebe diese Signetten) zeigt uns die Postaufgabe in Nürnberg am 7.6.187(2), wie ich vermute.



Man notierte oben: "Zur promptesten Weiterbeförderung", was auch mit Rötel unterstrichen wurde, aber für läppische 3 Kreuzer gab es keine Expressbriefe und das Express-Porto von 2 1/2 Groschen ist auch nirgends vermerkt worden, wenn es denn je eines gab (ich glaube es nicht).

Empfänger war: "Herren Haasenstein & Vogler, Annoncen - Expedition in Leipzig - mit Briefen unter Chiffre G.K. 979".

All diese in dem Kuvert befindlichen Briefe waren sehr leicht, denn es wurde das Gewicht von 15g nicht überschritten (bzw. vorher 1 Loth).

Für mich scheint die Nürnberger Firma die Briefe von Kunden gesammelt zu haben, die sich auf die Leipziger Annonce gemeldet hatten.

Hier ein Link zu wikipedia, in dem auch die Firma Haasenstein 1855 in Altona [1] genannt ist:

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Annoncen-Expedition
 
bayern klassisch Am: 30.03.2023 10:35:31 Gelesen: 61145# 891 @  
Liebe Freunde,



hier einer mIt gestempelter Marke (Fuchsmühl bei Mitterteich, gM 320 von Mitterteich) vom 2.2 1860 an den Freiherren Max von Zoller in Bayreuth., wo er am Folgetag ankam, aber ohne Aufgabestempel! Hat man auch nicht jeden Tag.

Interessant ist noch der Inhalt, er bestand aus "Forstfrevel Anzeigen". Kann man auch mal lesen, was damals im Wald so abging.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 31.03.2023 11:22:47 Gelesen: 61087# 892 @  
Liebe Freunde,

ein einfacher Brief aus Ulm vom 29.1.1845 nach Leipzig zeigt seinen Lauf ganz gut: 4 Kreuzer für Württemberg bis zur bayer. Grenze, 8 Kreuzer Transit für Bayern pauschal von Nürnberg unterhalb des Nürnberger Auslagestempels notiert nach dem Postvertrag Bayerns mit Württemberg von 1809 = 12 Kreuzer. Der Empfänger zahlte 55 Neupfennige, wobei 10 Neupfennige = 1 Neugroschen = 3,5 Kreuzern entsprachen, also etwa 19 Kreuzern gleichkamen, somit 7 Kreuzer für Sachsen.



Häufig habe ich, vor allem in der frühen Markenzeit, auf das Einsparpotential Ulmer Korrespondenten hingewiesen, wenn man Briefe nach und über Bayern aufzugeben hatte und in der Masse lohnte sich der Ganz über die Donaubrücke, um Geld zu sparen, wobei der Absender hier, die Gebrüder Wechsler, in der Markenzeit in Erscheinung traten.

Hier haben wir jedoch einen Fall vor uns, bei dem es im Endeffekt nicht günstiger gewesen wäre, wie eine Parallelrechnung ergibt:

Bei einer Postaufgabe im bayer. Neu-Ulm hätte der dortige Expeditor die Entfernung von Neu-Ulm bis Hof an der Saale mit ca. 255 km = 34 Meilen zu berechnen gehabt. Für diese Strecke hätte man bei über 30 - 36 Meilen Entfernung 12 Kreuzer angesetzt. Die sächsische Forderung wäre gleich geblieben.

Durch einen Briefschmuggel wäre er mit 19 Kr. final genauso teuer geblieben, wie bei der regulären Versandweise.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.04.2023 12:08:52 Gelesen: 59310# 893 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich ein ganz besonderes Stück vorstellen - ein Brief vom 8.4.1853 der Firma Scherer & Schad aus Schweigen (heute: Schweigen-Rechtenbach), direkt an der bayer.-französischen Grenze liegend (s. Absenderstempel in blau) mit Postaufgabe in Wissembourg (ein paar Meter entfernt) als Portobrief für 25 Centimes (ca. 7 Kreuzer) ins nahe Strasbourg als Rechnung über Zuckerdosen (abschließbar und nicht abschließbar, weil Zucker damals noch recht teuer war, im Gegensatz zu heute) im Wert von 35 Francs und 70 Centimes.



Die Frage stellt sich, was der Brief bei der regulären Postaufgabe in Bayern (Schweigen hatte keine eigene Post, man hätte den Brief ca. 7 km nach Bad Bergzabern bringen müssen) gekostet hätte? Die Antwort ist: Sondertarif für die Pfalz in die Departements Bas-Rhin und Moselle nur 6 Kreuzer franko bis 8,75 g, hier nur bis 7,5 g.

Der Brief wiegt aber nur 5 g, von daher war das Gewicht nicht ausschlaggebend, ebenso wenig der eine Mehrkreuzer, weil durch die nahe Postaufgabe wenig Zeit und Weg vor einem lag, während man in Bad Bergzabern erst nach ca. 1,5 Stunden Fußweg, wenn man fit ist, angekommen wäre - und von dort aus wäre der Brief auch erst nach Wissembourg geschickt worden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.04.2023 16:37:25 Gelesen: 59284# 894 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Solnhofen vom 3.9.187? nach Neufraunhofen, Post Velden, wo er noch am selben Tag ankam.



Dann tat sich 2 Tage lang nichts mehr, ehe man ihn mit korrigierter Anschrift "Haidenburg Post Aidenbach" - ohne Angaben von Gründen - weiter sandte.

Allein schon vom Datum her müsste er in Neufraunhofen ausgeliefert worden sein. Alternativ lag er im Postfach von Velden, dann kam ein Schreiben, oder eine Depesche, dass er sich seine Post nach Haidenburg nachschicken lassen wollte und auf der Post hat man dann die Adresse des Briefes schnell geändert und ihn weitergeleitet. Zumindest sieht er sehr adrett aus, auch wenn ich nicht weiß, warum die Siegelseite so aussieht, wie sie aussieht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.04.2023 16:53:17 Gelesen: 59281# 895 @  
Liebe Freunde,

Chargébriefe in Bayern gibt es heute noch Zehntausende. Aber Chargébriefe, bei denen die Aufgabepost die Reco-Nummer vergessen hatte, obwohl sie eindeutig als Einschreiben gekennzeichnet waren, gibt es nur eine Handvoll (wenn wir von den wenigen Briefen unter Recommandation der Notare und Anwälte absehen, die eigene Reco-Scheine benutzen durften).



Hier aus den 1870-er Jahen ein Kuvert ohne Inhalt und Ankunftsstempel von Vilshofen an den k. Advocaten Dr. Petzold in Pfarrkirchen.

Obwohl klar mit Chargé bezeichnet, bekam er keine Reco-Nr. von der Aufgabepost zugeteilt, was ein schwerer Fehler war und ob ein Postschein für ihn ausgestellt worden war, muss offen bleiben. In der Briefkarte hätte er unter den Chargébriefen namentlich (Empfänger) aufgeführt sein müssen, aber auch das wissen wir nicht.

Im Rahmen des Postlaufs wurde der Fehler festgestellt und jemand schrieb " ohne Nummer !" neben die Marke, vergab jedoch selbst keine Reco-Nummer.

Die Vorschriften wechselten sich zwar ab, aber im Prinzip war die Kontrolle bei Reco-Briefen stets sehr streng, waren sie doch mit 24 1/2 Gulden versichert und das war fast ein Monatslohn. In mehreren Anweisungen mit dem In- und Ausland verlangte die bayerischen Postverwaltung, dass in Fällen, in denen eindeutig als eingeschrieben gekennzeichnete Briefe in den Postsäcken vorgefunden wurden, diese selbst zu recommandiren waren und der zuleitenden Post sofort gegen Postlieferschein (Rückschein für Behörden) Kenntnis zu geben war, dass ein solcher Fall aufgetreten war. Hinten ist das Kuvert blank, was wohl dem damaligen Stress mit ihm geschuldet sein könnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.04.2023 16:16:25 Gelesen: 59193# 896 @  
Liebe Freunde,

durch ein nettes Auktionshaus vermittelt: Brief mit Retour-Recepisse (vulgo: Rückschein) aus Burglengenfeld vom Oktober 1811 "Zur Königlich baiernschen allgemeinen Stiftungs-Administration in Kamm (heute Cham).



Die Post schrieb mit Rötel "Chargé" oben links, weil dieser Sonderpostdienst gewünscht, aber auf dem Brief nicht zum Ausdruck gebracht worden war, führte auch das Nota - Bene - Zeichen, vulgo: # hinzu, und man notierte die Manual-Nr. 3 oben rechts.

Außergewöhnlich ist der Praesentations-Vermerk unten links: "Praes den 20 Octob(ris) 1811 und in Cham bekam er die Manual-Nr. 1.

Die oben links zweifach abgeschlagenen Chargéstempel sind weniger deutlich zu erkennen, als der Rötel-Vermerk, wobei man wieder sieht, wie wichtige das Farbenspiel damals war.

Der Absender hatte 4 Kreuzer Chargégebühr zu zahlen und 12 Kr. für den Rückschein, der nach Ankunft und Auslieferung des Briefes wieder unter Recommandation der Aufgabepost zu remittieren war. Der Empfänger zahlte 6 Kr. Porto für einen Brief in der 3. Gewichtsstufe (über 1-1,5 Loth) in der 1. Entfernungssteufe bis 6 Meilen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

Das Thema hat 971 Beiträge:
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