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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 381 Beiträge:
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saintex Am: 15.04.2022 17:38:49 Gelesen: 83292# 307 @  
@ Detlev0405 [#306]

Da ich im vorstehenden Artikel [#306] als Mitarbeiter genannt bin, gestatte ich mir zu diesem Beitrag die nachfolgenden Ergänzungen:

Die Jahreszahl 26 im Poststempel von Shanghai knüpft nicht an die Gründung der Volksrepublik China an, diese wurde erst am 1.10.1949 von Mao Zedong auf dem Tiananmen in Peking proklamiert, sondern an das Gründungsjahr 1912 der ersten chinesischen Republik, das zur damaligen Zeit als das Jahr 1 gezählt wurde. Um der allgemein gültigen Zeitrechnung zu entsprechen, muss zu dieser chinesischen Jahreszahl stets die Zahl 1911 addiert werden.

Der einzeilige rote Leitstempel „Via Hanoi“ wurde in Shanghai angebracht und gibt als Leitweg für diesen Luftpostbrief vor, dass dieser ab Hanoi mit der französischen Fluggesellschaft Air France nach Europa befördert werden sollte. Aufgrund des rückseitig angebrachten Transitstempels des Postamtes Straßburg-Bahnhof-Luftpostabteilung vom 01.03.1937 9* kann die Beförderung dieses Luftpostbriefes dem Flug der Air France ab Hanoi am 21.02, an Marseille am 28.02.1937 zugeordnet werden.

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht zwischen 5 und 10 Gramm mit $ 1.55 portogerecht frankiert: 25 cts. Auslandsbrief bis 20 Gramm+2x Luftpostgebühr von 65 cts. je 5 Gramm für Luftpostbeförderung auf der Strecke Hanoi – Marseille und über Marseille hinaus bis zu einem Bestimmungsort in Europa.

Verwendete Quellen:

Collot, Gerard/Cornu, Alain, Ligne Noguès Air Orient Air France 1911-1941, Paris 1992
Moeller, Peter/Sall, Larry O.,Eurasia Aviation Corp. A German-Chinese Airline in China and its Airmails 1931 – 1943, USA 2007
Proud, Edward B., Intercontinental Airmails Vol. 2: Asia and Australasia, Heathfield/GB 2009
Pingwen Sieh / J. Lewis Blackburn, Postage Rates of China 1867 – 1980, Taipeh Taiwan R.O.C. 1981
ter Weller, Jan C, Jusquà Handstamps and other Route Indications, o.O. NL 2012

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 18.04.2022 10:24:33 Gelesen: 82876# 308 @  
@ saintex [#307]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die notwendigen Ergänzungen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 22.04.2022 08:23:02 Gelesen: 82293# 309 @  
Heute habe ich Post aus Singapore, zu der Zeit Bestandteil der britischen Kronkolonien. Eigentlich ein sehr unansehnlicher Brief, zumal noch die Rückklappe fehlt, entpuppt sich erst bei eingehender Analyse als hochinteressanter Luftpostbrief.



Frankiert wurde der Brief mit 3 Marken aus Malaya, abgestempelt mit einem sauberen Stempel von Singapore vom 08.10.1938. Der rote Vermerk unter dem ein gedruckten Luftpostlabel KLM gibt uns den Hinweis, wo wir zu suchen haben bezüglich der Beförderung.

Und richtig es war die KLM, die diesen Brief befördert hat. In Singapore aufgegeben, ging es zuerst mit einer Tochtergesellschaft der KLM nach Medan (KNILM). Von dort aus ging der Flug über Bangkok – Kalkutta – Karachi – Bagdad – Alexandria – Athen nach Marseille. [1]Von hier aus ging es nun direkt nach Prag auf der neuen Strecke Marseille – Prag. [2] Die Beförderung nach Tannwald erfolgte dann auf dem Landweg.

Nur mit dieser Streckenverbindung war es möglich, den Brief in 6 Tagen bis nach Prag zu bringen. Eine seltene Destination, für die ich gern mal kleine Mängel in Kauf nehme.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/kl/kl3810bat/kl3810-4.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 30.04.2022 17:01:06 Gelesen: 81200# 310 @  
Heute gibt es zur Abwechslung wieder einen Erstflugbrief von den Bäder Strecken nach Karlsbad und Marienbad.



Am 15.05,1931 fand der Erstflug auf der Strecke Prag – Karlsbad – Marienbad und zurück statt. Hier handelt es sich um den Streckenabschnitt Prag – Karlsbad. [1] Den Rückflug auf dieser Strecke haben wir schon unter [#58] besprochen. Für jeden einzelnen Etappenort gab es einen gesonderten Sonderstempel. Am Ausgangspunkt wurde sowohl der Flughafenstempel von Prag 82 als auch der Sonderstempel zum Flug abgeschlagen. Auf der Rückseite befindet sich der Sonderstempel von Karlsbad zu diesem Flug als Bestätigungsstempel.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 135, Nummer 94b
 
Detlev0405 Am: 09.05.2022 08:14:48 Gelesen: 80207# 311 @  
Post aus den baltischen Staaten in die Tschechoslowakei zur Zeit der ersten Republik ist rar gesät im Vergleich zu Post nach Deutschland, Luftpost mit einem eindeutigen Nachweis der Lustpost Beförderung , egal aus welchem der baltischen Staaten, ist sehr selten. Es hat jahrelanger Suche bedurft, einen solchen Beleg zu erlangen.



Unsere heutige Karte startet in Gulbene, einer Kleinstadt etwa 100 km östlich von Riga. Die Karte wurde am 27.07.1934 aufgegeben. Die Uhrzeit ist wichtig, auch wenn sie nicht eindeutig lesbar ist. Ich entziffere entweder 6 oder 8 Uhr, wohl eher 8 Uhr. Somit hatte die Karte 4 Stunden Zeit, um am Rigaer Flughafen abgefertigt zu werden.

Es gab drei Möglichkeiten, die Strecke bis Berlin zu bewältigen. Riga – Königsberg – Berlin, diese Post ging aber nur Sonntags. Riga – Warschau – Berlin, der Flug ging zwar am Freitag aber kommt zeitlich nicht hin. Es bleibt nur die Deruluft, eine deutsch – sowjetische Fluggesellschaft. In Riga ging der Flug ab 12.55 Uhr ab und flog über Königsberg und Danzig direkt nach Berlin. Dort traf der Flug um 18.15 Uhr am 27.04.1934 ein. [1] In Berlin übernachtete die Karte und konnte am 28.04. um 14.40 Uhr auf die Reise nach Prag gehen. Dort kam die Karte um 16.45 Uhr an. [2]

Aufgewertet wird die Karte durch die Verwendung lettischer Luftpostmarken und eines entsprechenden Luftpostaufklebers.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/deru34i.htm
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 20.05.2022 05:54:49 Gelesen: 78628# 312 @  
Heute gibt es noch einmal Post aus den USA, gepflastert mit vielen Besonderheiten. Das führte sogar dazu, das er zu einem Irrläufer mutierte. Aber der Reihenfolge nach.



Unser Brief wurde in Chikago aufgegeben. Herr Vavra als Absender hegte wohl den Gedanken, diesen Brief so schnell wie möglich nach Europa zu bekommen. Deshalb wurde der Brief per „Special Delivery“ , also Eilpost, aufgegeben. Dokumentiert wird das sowohl durch einen Aufkleber als auch zweier spezieller 10c Marken, die den Betrag für Eilpost von 20c dokumentieren. Zeitgleich wurde der Brief eingeschrieben. Auf der Vorderseite ist rechts ein provisorischer Gummistempel mit Einschreiben und handschriftlich eingetragener Registriernummer. Auf der Rückseite findet sich der Stempel des Postamtes in Chikago vom 26.04.1935, einem Schalter extra für Einschreiben.

Am 26.04.1935 ging der Brief mit der United Air Lines von Chikago nach New York, wo er laut Bestätigungsstempel auf der Rückseite des Briefes am 27.04.1935 vorlag. [1] [2] Von New York ging es mit dem Dampfer nach Europa, offensichtlich einem französischen Hafen wie verschiedene französische Stempel nahe legen.

Ab Paris trat der Brief dann einen Irrweg an, dessen Grund ich nicht heraus finden kann. Der Brief ging entweder über Prag oder München nach Wien an 12 Uhr oder 12.30 Uhr und ab 13.10 Uhr , Budapest an 14.20 Uhr Ankunft in Belgrad um 16.10 Uhr. [3] Das wird auf der Rückseite des Briefes mit dem Stempel von Zemun bestätigt. Hier wurde wohl bemerkt, das der Brief falsch geleitet wurde und über Budapest – Wien nach Prag geleitet. Das bestätigt uns auch der Ankunftsstempel am Flughafen Prag vom 07.05.1935.

Somit waren die Kosten für den Eilbrief hinfällig geworden. Auffallend die vielen zusätzlichen Stempel auf dem Brief. Warum der Stempel „From Europa“ (Aus Europa) auf diesem Brief landete, ist unklar. Der Stempel „Parvenu avec des …....“ auf der Rückseite des Briefes weist darauf hin, das der Brief mit Mängeln aufgelaufen war.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ua35/ua35-1.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ua35/ua35-2.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-3.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3504/cls354-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 02.06.2022 12:49:36 Gelesen: 77018# 313 @  
Mein heutiger Brief ist wieder einmal ein Erstflugbrief zur Abwechslung. Dabei handelt es sich um die sogenannte Strecke 5 in den Annalen der Geschichte der tschechoslowakischen Luftpost und einer der am kürzesten in Betrieb befindlichen Strecken. Sie existierte nur 3 Monate. Es handelt sich um die Strecke Prag – Hradec Kralove – Mährisch Ostrau und zurück.



Unser Brief kam auf der Rücktour von Mährisch Ostrau zum Einsatz. Allerdings ging der Flug nur bis Troppau/Opava. Abflug Mährisch Ostrau 01.07.1935 um 8 Uhr und Ankunft am gleichen Tag um 9 Uhr in Opava. Nun bleibt uns nur der Blick in die Fachliteratur. Bei Horka finden wir unter den Nummern 109c und und 109e Flugverbindungen von Troppau/Opava nach Prag und Hradec Kralove. [1] Wichtig – beide Verbindungen wurden nicht ausgepreist, offensichtlich aus Mangel an Marktergebnissen. Ich persönlich habe Belege dieser Strecken noch nicht gesehen.
Bei Mahr finden wir die Abbildung eines Beleges der Strecke Opava – Prag. [2] Aufschlussreicher oder auch nicht ist die Bewertung der Belege bei Mahr. [3] Während Troppa/Opava – Prag ausgewiesen wird mit 7 Belegen, ist die Strecke nach Hradec Kralove ohne Anzahl der Belege ausgewiesen und der angesetzte Preis scheint mir willkürlich.

Auf jeden Fall scheint mir durch das Ausweisen von Troppa/Opava als Ausgangspunkt für den Erstflug der Beweis erbracht, dass dieser Flugplatz als eigenständiger Flugplatz auf der Route agiert hat. Somit ist der von mir vorgestellte Beleg als eigenständige Etappe auf der Linie Mährisch Ostrau – Prag anzusehen.

Es handelt sich dabei um den einzigen bisher bekannten und veröffentlichten Beleg für die Strecke Mährisch Ostrau – Opava/Troppau.

Der Sonderstempel für diesen Flug sorgt für Irritationen, die sich später auch durch die Literatur ziehen. Während Prag und Hradec Kralove jeweils separat im Stempel wiedergegeben wurden, findet man am Schluss die Bezeichnung Opava/Mor.Ostrava. Diese Bezeichnung führte dazu, das zum Beispiel Mahr in seinem Werk für Opava (Troppau) und Mährisch Ostrau einen gemeinsamen Flugplatz für beide Städte annimmt. [4] Dem ist aber nicht so. Im Jahre 1935 befindet sich der Flugplatz von Troppau etwa 8 km östlich in der Gemeinde Dolni Benesov , während der Flugplatz von Ostrava sich im Stadtgebiet befindet. Letzterer war unter starkem Einfluss des MLL und diente in erster Linie der Pilotenausbildung, während Troppau die internationalen Linien bedienen sollte. [5] Die kurze Betriebszeit von nur 3 Monaten liess aber eine volle Entfaltung der Pläne nicht zu.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 140, Nummer 109
[2] Voushem/Mahr, Geschichte der Tschechoslowakischen Luftpost, Teil 3, Seite 125, Abb. 147
[3] Voushem/Mahr, Geschichte der Tschechoslowakischen Luftpost, Teil 4, Seite 202, Nummer 16 / 05.01
[4] Voushem/Mahr, Geschichte der Tschechoslowakischen Luftpost, Teil 3, Seite 124, 2.Absatz
[5] https://moravskoslezsky.denik.cz/zpravy_region/pred-80-lety-zacala-z-prvniho-letiste-u-ostravy-startovat-letadla-20151003.html
 
Detlev0405 Am: 27.06.2022 13:53:18 Gelesen: 73711# 314 @  
Mein heutiger Beitrag ist bestimmt etwas merkwürdig – in der Regel beantworte ich Fragen oder gebe zumindest Impulse, in welcher Richtung man etwas weiter verfolgen könnte. Heute wird es anderes sein, ich vermag am Ende nur zu spekulieren.





Post aus der Schweiz, die über Basel nach Straßburg zur Weiterleitung per Luftpost nach Prag mit der Bahn befördert wurde, hatten wir in der vergangenen Zeit schon mehrfach. Auch heute reduziert sich unser Ausflug beider Karten auf diese Beförderung, allerdings mit einer Besonderheit: Beide Karten haben noch einen Zwischenstopp in Luxemburg eingelegt.

Dabei sind beide Karten von der Schweiz nach Straßburg ausschliesslich per Bahn befördert worden. Stellt sich die Frage, wie es zu einem solchen Umweg von etwa 140 Km zwischen Luxemburg und Straßburg kommen konnte. Einfachste Antwort – Irrläufer. Nur kann ich dem nicht ganz so einfach folgen, Post nach Luxemburg aus Basel sollte über Nancy gelaufen sein. Also eine komplette andere Strecke.

Vielleicht gibt es ja Anhaltspunkte, die ich bisher völlig aussen vorgelassen habe ? Über jeden Tipp wäre ich dankbar oder aber eben über die Lösung der Frage.

Gruß
Detlev
 
saintex Am: 28.06.2022 13:33:54 Gelesen: 73673# 315 @  
@ Detlev0405 [#314]

Hallo Detlev,

des Rätsels Lösung:

Bei dem Poststempel mit der Ortsangabe Luxembourg auf der Vorderseite Deiner Luftpostpostkarten aus den Jahren 1937/1938 von Aarau nach Prag handelt es sich nicht um einen luxemburgischen Ankunftsstempel der Stadt Luxemburg sondern um einen Teil der Streckenangabe im Bahnpoststempel der französischen Bahnpost Basel – Luxemburg 2 (franz. BALE A LUXEMBOURG 2), die im Schnellzug von Basel nach Luxemburg über Straßburg mitgeführt wurde und von der Deine beiden Luftpostpostkarten während der Fahrt auf dem Streckenabschnitt Basel – Straßburg bearbeitet wurden.In Straßburg wurden die beiden Postkarten ausgeladen und in der Luftpostabteilung des Bahnhofpostamtes Straßburg weiter bearbeitet, wie der Tagesstenpel Strasbourg Gare - Avion (dt. Straßburg Bahnhof - Luftpost) belegt.Die beiden Postkarten kamen tatsächlich nicht bis nach Luxemburg

In der Philastempel Datenbank ist eine neuere Version dieses Bahnpoststempels registriert. Danach hat sich am Layout des Bahnpoststempels BALE A LUXEMBOURG 2 seit 1937/1938 bis Mitte der 1970er Jahre kaum etwas verändert.

Guckst Du hier https://www.philastempel.de/stempel/suchen/ablage/1317

Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 30.06.2022 05:22:07 Gelesen: 73623# 316 @  
@ saintex [#315]

Habe ich tatsächlich da geguckt - ich danke dir Wolfgang.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.08.2022 10:55:47 Gelesen: 69556# 317 @  
Post aus Österreich in die Tschechoslowakei haben wir im Laufe dieses Beitrages schon öfters vorgestellt und abgehandelt. Und doch gibt es noch Besonderheiten zwischen beiden Ländern, die es lohnt vorgestellt zu werden.



Unser heutiger Brief kommt aus Trofaiach in der Steiermark. Abgestempelt am 06.09.1938, war der Ort seit dem 13.03. des gleichen Jahres Bestandteil des Deutschen Reiches. Frankiert wurde der Brief mit 10 Pfennig Deutsches Reich und 30 Groschen des ehemaligen Österreich, also eine Mischfrankatur. Von Trofaiach ging es auf der Strasse nach Wien, um dort per Luftpost nach Prag zu fliegen. Die Strecke wurde durch die Deutsche Lufthansa AG bedient und ging in Wien ab 09.00 (10.30) Uhr und landete in Prag gegen 10.15 Uhr (11.45) . Die zweiten Angaben beziehen sich auf einen Flug der CLS [1]. Der Ankunftsstempel auf der Rückseite am Flughafen Prag gegen 12 Uhr bestätigt den durchgeführten Flug.

Der Ankunftsstempel von Sumperk am 08.09.1938 gegen 08.00 Uhr bestätigt die Ankunft am Zielort. Ein derartiger Brief war nur befristet möglich, vom 13.03. - 08.10.1938 (dem Tag der deutschen Besetzung von Sumperk) .

Ein echter Bedarfsbrief mit Mischfrankatur aus dieser Zeit.

Gruß
Detlev


[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh3803e/dlh38e-8.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.08.2022 14:10:26 Gelesen: 68330# 318 @  
Es ist interessant im Laufe der Zeit immer noch neue Destinationen von der Tschechoslowakei in Deutschland an zufliegen. So auch unserer heutiger Brief, der Magdeburg Fans begeistern kann.



Am 10.07.1933 wurde in Most gegen 17 Uhr unser Brief mit Ziel Magdeburg aufgegeben. Auf dem Langweg erreichte der Brief in der Nacht Prag am Flughafen. Dort wurde er gegen 1 Uhr abgefertigt, wie der Stempel auf der Rückseite beweist.

Nun haben wir zwei Möglichkeiten, unseren Brief pünktlich 14 Uhr in Magdeburg ankommen zu lassen. Auf jeden Fall aber über den Flughafen Halle/Leipzig.
Die erste Strecke ist von Prag über Amsterdam nach London. Hier geht der Flieger in Prag um 09.45 Uhr ab und erreicht Halle/Leipzig um 11.20 Uhr. [1] Der Flug wird von der CLS durchgeführt.

Der zweite Weg führt von Prag um 10.50 Uhr über Chemnitz 11.50 Uhr nach Halle/Leipzig an 12.45 Uhr. Hier ist die Deutsche Lufthansa maßgeblich. [2]
In beiden Fällen geht der Brief von Halle/Leipzig um 13.10 Uhr ab, um um 13.45 Uhr in Magdeburg zu landen. [2] Bestätigt wird die Ankunft durch einen Ortsstempel von Magdeburg 1 zwischen 14 und 15 Uhr. Auf der Vorderseite befindet sich noch ein 2 facher Abschlag des Luftpostbestätigungsstempels von Magdeburg. [3]

Spätestens beim Porto haben wir Gewissheit, das unser Brief philatelistisch beeinflusst war. Das Porto im Jahr 1933 schlüsselt sich wie folgt auf:
Einschreiben 2,50 Kc, Eilpost 5,00 Kc, Sonderporto nach Deutschland 2,00 Kc, Luftpostzuschlag 1,00 Kc. Gesamtporto 10,50 Kc. Der Satz 1100 Jahre Nitra bestand aber aus zwei Marken. So kam es zur über Frankatur.

Interessant auf der Rückseite als Verschlussmarken für den Brief die beiden Vignetten zur Postwertzeichen Ausstellung in Wien.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3304/cls334-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh33/dlh33-4.jpg
[3] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 427, Nummer 70) 01/a
 
Detlev0405 Am: 08.09.2022 04:43:05 Gelesen: 67231# 319 @  
Im Beitrag [#164] haben wir uns schon einmal mit der Strecke Bratislava – Prag beschäftigt, damals aber unter dem Gesichtspunkt eines Flugausfalles. Heute soll die Strecke einmal komplett dokumentiert werden und der Flug nicht ausfallen.



Am 21.07.1933 wurde unser Brief in Bratislava gegen Mittag aufgegeben. Der Tag fiel auf einen Freitag und passte somit in den Flugplan der CSA. Von Bratislava ging der Flug um 17.30 Uhr ab und kam in Prag um 19.55 Uhr an. [1] Der Ankunftsstempel vom Prager Flughafen auf der Vorderseite bestätigt diese Feststellung.

Wichtig ist der Abschlag des Flugbestätigungsstempels von Bratislava 1. Er ermöglicht die zweifelsfreie Bestätigung, das der Brief per Luftpost befördert wurde. [2] Leider ist er nicht auf allen Briefen/Karten abgeschlagen worden.

Interessant die Behandlung des Briefes als Einschreiben. Jirny bei Prag ist ein kleiner Ort, aber doch immerhin mit mehr als 1.000 Einwohnern. Also auch mit entsprechender Poststelle versehen. Das ergibt sich aus den Auskünften des tschechischen Stempelarchivs. [3] Der Stempel war von 1924 – 1939 im Einsatz. Anstelle dieses Stempels findet sich aber nur eine Bleistiftnotiz, ich vermute des zuständigen Postbeamten.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ok33/ok33-5.jpg
[2] Horka , Seite 188, RV15
[3] Monografie der tschechischen Briefmarken, Band 17 Teil I, Seite 276, Nummer 911/2
 
Detlev0405 Am: 18.09.2022 06:48:41 Gelesen: 65928# 320 @  
Im Beitrag [#206] habe ich bereits den Flug des belgischen Ballons „Belgica“ nach Cesky Tesin behandelt.

Unsere heutige Karte unterscheidet sich eigentlich nicht von der in diesem Beitrag vorgestellten Karte. Im Prinzip – und doch gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen beiden vorgestellten Karten. Es handelt sich heute um die sogenannte weiße Karte dieses Fluges. [1]



Warum beide Farbtöne aufgelegt wurden für ein und den selben Flug vermag ich nicht zu sagen. Wesentlich ist die Beförderungszahl. Die weiße Karte wurde mit 465 Stück befördert, während die Karte aus Beitrag [#206] etwa 3000 Stück nachweisen kann. Das erklärt auch, warum die weiße Karte einem relativ selten begegnet.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 165, LB 3, Nummer 168a
 
Detlev0405 Am: 24.09.2022 06:51:20 Gelesen: 63449# 321 @  
Wir bekommen heute wieder Post aus der Schweiz und vieles wiederholt sich. Und doch weist der Brief eine Besonderheit auf, die etwas überrascht.



Unser Brief wurde am 02.05.1938 in Zürich aufgegeben. Frankiert wurde der Brief mit der Michel Nummer 321 – 24, eine Satz Frankatur. Der hohe Nominalwert von 2,10 Franken ermöglichte sowohl Einschreiben, Eilpost und Luftpost für diesen Brief. Ob es Porto gerecht ist vermag ich nicht zu sagen.

Stellt sich als erstes die Frage, warum der Brief nicht von Zürich aus per Luftpost verschickt wurde.Zu dieser Zeit gab es bereits eine Direktverbindung Zürich – Prag. Nur wurde sie nicht genutzt. Die Antwort gibt uns der Tagesstempel von Zürich. Um 18 Uhr wurde der Brief abgestempelt und der nächste Flug aus Zürich ging erst am nächsten Tag um 14.00 Uhr [1]. So haben die Schweizer Beamten wieder bewährtes genutzt – per Bahn von Zürich über Basel nach Straßburg. Dort konnte der Brief bereits um 08.45 Uhr am 03.05.1938 auf die Reise nach Prag geschickt werden, wo er um 13 Uhr bereits ankam. [2]

Um 16.45 Uhr konnte der Brief dann über Brno nach Bratislava auf Reisen gehen, um dort gegen 18.45 Uhr einzutreffen am 03.05.1938 [3]. Dieser Teil des Fluges wurde von der CSA durchgeführt. Der Flughafenstempel von Bratislava bestätigt die Angaben. [4]

Die Besonderheit des Briefes erschliesst sich einem beim Blick auf das Datum des Stempels in Zürich. Es handelt sich um einen FDC, die Marken wurden am 02.05.1938 heraus gegeben.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-08.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok38/ok38-6.jpg
[4] Horka, Seite 178, R4
 
Detlev0405 Am: 05.10.2022 19:11:46 Gelesen: 62331# 322 @  
Post aus Südafrika hatten wir bereits in den Beiträgen [#232] und [#239] vorgestellt und trotzdem gibt es noch Besonderheiten, die es lohnt vorgestellt zu werden. Heute habe ich einen Beleg, der die ursprüngliche Destination vorstellt – Südafrika über Paris in die Tschechoslowakei.



Aufgegeben wurde unser Brief am 16.03.1932 in Johannesburg. Das Jahr deutet an, das wir uns noch in der Anfangszeit der Langstrecken Flüge befinden, besonders auf dem afrikanischen Kontinent. Dementsprechend lange gestaltet sich die Beförderungszeit.

Unser Brief wird von der Imperial Airways befördert von Johannesburg nach Paris. Der 16.03. war ein Mittwoch, einen Tag vor dem Abflugtag der Imperial Airways aus Johannesburg. Der Brief erreichte den Rand von Afrika, hier Kairo, eine Woche später am 23.03.1932. Von dort aus ging es weiter über Athen nach Paris und kam dort am 27.03.1932 an [1]. Das ist auch am Ankunftsstempel auf der Rückseite ersichtlich.

Die CIDNA übernahm den weiteren Transport des Briefes über Straßburg nach Prag, wo er am 28.03.1932 gegen 11 Uhr ankam.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw32-04.htm
 
Detlev0405 Am: 12.10.2022 10:13:57 Gelesen: 61095# 323 @  
Wir begeben uns mit unserer Post wieder einmal auf den afrikanischen Kontinent. Im wesentlichen finden wir dort zwei europäische Luftfahrtgesellschaften präsent – die Imperial Airways und die Air France. Geschichtlicher Hintergrund war die Kolonialpolitik beider Länder.



Unser Brief kommt aus Tunesien, konkret Tunis. Am 10.12.1936 aufgegeben, begann seine Reise um 6.45 Uhr in Tunis. In Marseille kam der Brief gegen 12.45 Uhr an. [1] Von Marseille ging die Reise weiter mit der Bahn, entweder um 14.06 Uhr oder um 18.05 Uhr. Ankunft in Paris war 05 Uhr oder 06.30 Uhr. [1] Das deckt sich auch mit dem rückseitigen Abfertigungsstempel vom Pariser Flughafen um 07 Uhr.

So konnte der Brief am 11.12.1936 um 08 Uhr vom Flughafen Paris in Richtung Prag abgehen, wo er dann um 14.25 Uhr ankam [2]. Das entspricht auch dem vorderseitigen Ankunftsstempel in Prag.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-09.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3610/af360-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 19.10.2022 13:08:12 Gelesen: 59962# 324 @  
Der perfekte Luftpostbrief – oder doch nicht ? Mein heutiger Brief aus Frankreich hat mich sofort an den Beitrag von Wolfgang (saintex) erinnert [#24], wo er die Kriterien für einen Bedarfsluftpostbrief festgelegt hatte. Der Brief dokumentiert bis ins kleinste Detail alle Etappen eines Weges innerhalb von Europa.



Am 14.08.1937 wurde in Lyon um 14.45 Uhr ein Brief aufgegeben. Auf den Briefmarken und daneben gesetzt befindet sich der Tagesstempel eines Postamtes. Auf der Rückseite ist der Stempel des zuständigen Luftpostamtes aber mit einem Fehler. Die eingestellte Zeit 14.10 Uhr kann nicht stimmen und sollte wohl 15.10 Uhr ausweisen. Das deckt sich dann mit der Abflugzeit vom Flughafen Lyon um 15.10 Uhr. [1]



Um 17 Uhr erreichte der Brief Paris und wurde um 24.30 Uhr weiter bearbeitet (merkwürdige Zeitangabe).



So konnte der Brief in Paris um 07 Uhr Morgens über Straßburg, Nürnberg nach Prag befördert werden. Dort kam er um 11.40 Uhr an. [2]



Um 16.20 Uhr ging der Brief von Prag nach Brno ab, wo er um 17.20 Uhr ankam. [2] Der Stempel auf der Rückseite von Brno 2 um 19 Uhr bestätigt den Flug sowie der Kastenstempel auf der Vorderseite des Briefes. [3]



Ein kleines Extra weißt der Brief noch auf, beide Marken sind mit einer Perfin Lochung versehen. Nun mag jeder selbst entscheiden, ob dieser Brief dem Ideal eines Luftpostbriefes entspricht.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3704/cls374-4.jpg
[3] Horka, Seite 187, RV12
 
Detlev0405 Am: 29.10.2022 09:42:41 Gelesen: 58157# 325 @  
Wir haben wieder Post aus Afrika. Heute kommt der Brief aus dem Osten Zentralafrikas.



In Nairobi wurde der Brief am 11.07.1938 aufgegeben. Einen Anschluss an die Linie der Imperial Airways gab es aber nur in Kisumu oder in Mombasa. Auf dem Landweg verschickt ? Dagegen spricht die kurze Beförderungszeit bis nach Athen. Also suchen.

Und wir stoßen auf die Wilson Airways Limited. Hier finden wir den Goldfields Service, dessen Flug Samstags um 06 Uhr in Nairobi abging und in Kisumu um 09 Uhr eintraf. [1] Da der Flugplan von 1937 ist, haben wir hier eine Verschiebung des Abflugtages 1938 auf Montag zu vermuten.

Das deckt sich dann auch mit dem Abflugtermin der Imperial Airways 1938 am Dienstag aus Kisumu. Am 12.07.1938 ab Kisumu traf der Brief am 14.07.1938 in Athen ein. [2] Auf dem Landweg kam der Brief dann in Prag an.

Werfen wir noch einen Blick links oben auf den Brief, finden wir den Namen Nehera. Es handelt sich um eine Residenz von Jan Nehera, der auf 3 Kontinenten aktiv war. Er gehörte zu den Persönlichkeiten der Zeitgeschichte der Tschechoslowakei in der 1.Republik.

„Jan Nehera (31. Dezember 1899, Kostelec na Hané[1] - 4. April 1958, Casablanca[2]) war einer der talentiertesten tschechoslowakischen Unternehmer in der ersten Hälfte des 20. Seine Pionierarbeit im Einzelhandel und seine fortschrittlichen Produktionsmethoden ermöglichten es ihm, sich auf drei Kontinenten zu etablieren, wo er zwischen 1931 und 1939 nach und nach ein Netz von mehr als 130 großflächigen Einzelhandelsgeschäften und mehreren Dutzend Händlern und Fabriken aufbaute. Er war der erste, der den Verkauf von Konfektionskleidung von der Produktion bis zum Einzelhandel vertikal integrierte und damit den Weg für die heutigen Luxusunternehmen wie Chanel und Hermes ebnete. Er setzte viele der innovativen Prinzipien in die Praxis um, die beispielsweise von Ford und Bata verwendet wurden. Seine Produkte stellten den Höhepunkt der Textiltradition in der Tschechoslowakei dar, die 1858 mit der ersten Bekleidungsfabrik in Europa in Neher's Prostějov begann. Diese Tradition wird auch heute noch in vielen Bekleidungsunternehmen in Prostějov oder Trenčín gepflegt. [3]“

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/wilson/wils37c/wils37-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/i-gj/iaw3804i.jpg
[3] https://cs.wikipedia.org/wiki/Jan_Nehera
 
Detlev0405 Am: 08.11.2022 12:42:49 Gelesen: 56916# 326 @  
Heute auch noch einmal ein Brief aus Kenia, aber aus dem Jahre 1936. Das ändert einiges was die Beförderung betrifft. Hinzu kommt eine Besonderheit, die vom Absender verursacht wurde.



Am 14.03.1936 wurde der Brief in Mombasa aufgegeben, das war ein Samstag. Im Gegensatz zu 1938 tangierte die Imperial Airways in diesem Jahr nicht Mombasa. Also musste der Brief nach Nairobi transportiert werden.

Von Mombasa nach Nairobi flog 1936 die Wilson Airways Limited mit dem Coast Service. Der nächste Abflug war so am Dienstag, den 17.03.1936 möglich.In Nairobi traf der Brief dann um 17 Uhr ein. [1] Den Anschluß an die Imperial Airways hätte der Brief am Freitag den 20.03.1938 geschafft und wäre in Brindisi am 24.03.1938 eingetroffen. Das stimmt mit dem Datum auf der Rückseite in Rom nicht überein.[2]

Bleibt der Landweg von Mombasa nach Nairobi. Es sind etwa 450 Km und das sollte am Sonntag zu schaffen gewesen sein. Dort konnte der Brief am Montag den 16.03.1936 mit der Imperial Airways befördert werden. In Brindisi kam der Brief am 20.03.1936.

Brindisi ? Wieso dort ? Ein Blick auf die Vorderseite des Briefes unten links gibt die Antwort. Der Absender legte Prag kurzer Hand nach Italien und somit war der Leitweg von Kenia nach Italien.

In Rom kam der Brief am 23.03.1936 an, von wo er auf dem Landweg nach Prag transportiert wurde. Am 25.03.1936 endete der Irrweg des Briefes.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/wilson/wils3609/wils36-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw36f/iaw36f-2.jpg
 
Detlev0405 Am: 18.11.2022 08:12:23 Gelesen: 55459# 327 @  
Heute haben wir wieder einmal Post aus den USA, aber mit einer sichtbaren Besonderheit. Wir befinden uns noch in der Zeit, in der die Post über den Atlantik per Schiff transportiert wurde.



Aufgegeben wurde der Brief in der Stadt Cicero im Bundesstaat Illinois. Leider können wir kein Datum erkennen, da ein stummer Stempel zum entwerten der Marken verwendet wurde. Da Cicero zur Metropolregion Chikago gehört, gehe ich davon aus, das der Brief am 24.09.1934 aufgegeben wurde. Dafür wurde er sehr schön frankiert, aber über die Marken kann ich keine Auskunft geben.

Am 24.09.1936 wurde der Brief in Chikago gestempelt in der Branche von Cicero. Am 25.09.1936 war er bereits in New York und dort sowohl als Einschreiben behandelt als auch von der Auslandsabteilung behandelt. Da zwischen Chikago und New York als einer Hauptstrecke am Tage mehrere Flüge allein durch die United Air Lines angeboten wurden, kann ich einen Flug für diesen Brief nicht verifizieren. [1]

Von New York ging der Brief per Schiff nach Frankreich.

In der Regel kam ein Brief in Le Havre an und ging auf dem Landweg nach Paris. Von dort aus mit der Linie 471 über Straßburg und Nürnberg nach Prag. [2] Deshalb haben diese Briefe auch keine Stempel vom Flughafen Nürnberg. Unser Brief ist aber bereits am 02.09.1934 in Nürnberg eingetroffen und postalisch behandelt worden. Das dokumentiert der rote Beförderungsstempel vom Flughafen Nürnberg auf der Vorderseite und der Stempel auf der Rückseite vom 03.10.1934 um 9 Uhr auf der Rückseite. Der Tagesflug kam aber erst um 09.55 Uhr an. Der Tagesstempel auf der Rückseite vom Flughafen ist ein Abfertigungsstempel, um so um 10.05 Uhr mit dem Flug nach Prag weiter befördert zu werden. Das ist dann stimmig mit dem Ankunftsstempel am Flughafen in Prag um 12 Uhr. Von dort aus ging es auf dem Landweg nach Hradec Kralove.

Über die Ursache für die Flugunterbrechung am 02.09.1934 kann man nur Spekulationen anstellen, am wahrscheinlichsten ist ein Motorschaden am Flugzeug.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/ua35/ua35-2.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3405/af345-10.jpg
 
Detlev0405 Am: 05.12.2022 08:20:43 Gelesen: 53457# 328 @  
Unser heutiger Brief kommt wieder einmal aus Afrika von der Insel Madagascar. Ostafrika ist eigentlich eine Domäne der Imperial Airways, wo ich auch zuerst mit der Suche begann. Damit befand ich mich aber leider auf dem berühmten Holzweg. Irgendwann machte mich die Tatsache stutzig, das es nur einen Abgangsstempel und einen Ankunftsstempel in Prag gab, der für mich relevant war. Das sprach dafür, das der Brief mit der Air France befördert wurde. Das stimmt aber nur teilweise, nämlich von Algier bis Prag. Fehlte der Rest der Strecke. Irgendwann stieß ich dann auf eine Tochter der Air France. Es war die Regie Air Afrique.



Die Stempel auf den Marken von Madagascar sind sehr schlecht, auf den oberen beiden Marken erkenne ich das mögliche Datum 31.12.1938. Aufgegeben wurde der Brief in Fianarantsoa und musste auf dem Landweg nach Tananarive (dem heutigen Antananarivo). Die Strecke betrug etwa 550 km. Da der Brief am Samstag aufgegeben wurde und der Abflug erst am Mittwoch, den 04.01.1939 erfolgen konnte, sollte das kein Problem gewesen sein.

Die Regie Air Afrique hob am 06.01,1939 zu ihrem 6 tägigen Flug nach Paris ab. Dabei legte sie eine Strecke von etwa 10.300 km auf dem afrikanischen Kontinent zurück bis Algier. Dort kam der Brief am 09.01.1939 an. Damit jeder sich die Strecke besser veranschaulichen kann, stelle ich hier die entsprechende Seite der Regie Air Afrique zur Verfügung.

[1]

In Algier wurde dann umgeladen auf die Strecke Algier – Paris. Dienstag war Flugtag zwischen Algier und Paris. So konnte er am 10.01.1939 von Algier aus um 06.45 Uhr weiter fliegen um gegen 15.30 Uhr in Paris am Flughafen einzutreffen. [2]

Von Paris aus ging der Brief offensichtlich am 18.01.1939 früh um 08 Uhr auf die Reise über Straßburg und Nürnberg, um gegen 13 Uhr in Prag einzutreffen. [3] Auf dem Landweg erreichte der Brief nach etwa 13.000 km seinen Bestimmungsort Turnov.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/airafr/raf38/raf38-1.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3810uk/af38w-07.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/cls38/cls38-07.jpg
 
Detlev0405 Am: 23.12.2022 06:51:52 Gelesen: 51445# 329 @  
Unsere heutige FFL Karte ist eine alte Bekannte, wir finden sie in den Beiträgen [#256] und [#295].

Es geht um den Erstflug Berlin – Prag – Wien, der gemeinsam von der CSL mit der DLH und OELAG durchgeführt wurde. Der Hintergrund des Fluges ist in den angegebenen Beiträgen zu lesen.



Die heutige Karte ist der gesuchte Fehldruck, wobei Fehldruck sehr weit hergeholt ist. Es wird als Erstflug Datum der 7.März 1927 ausgewiesen. Der Erstflug fand aber erst am 21.März 1927 statt. Es wird davon ausgegangen, das der Erstflug zuerst am 7.März geplant war. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Karten sowohl in Tschechisch als auch in Deutsch für den Tag gedruckt waren. Also die entsprechenden Verträge für diesen Tag fixiert waren.

Naheliegend sind Wetter um den 7.März herum, die das Fliegen unmöglich machen könnten. Bei einem Blick in die Wetterdaten registrieren wir für Prag 5° , Wien 6° und Berlin ? , was nicht unbedingt für einen Abbruch aus diesen Gründen sprechen würde. [1] Weder Horka noch Mahr sind in der Lage, einen plausiblen Grund für die Verlegung anzugeben.

Beide Versionen der Karte konnten gleichberechtigt am 21.März für den Erstflug verwendet werden. Die Karte mit dem falschen Datum tritt jedoch wesentlich seltener in Erscheinung.

Gruß
Detlev

[1] https://library.noaa.gov/Collections/Digital-Docs/Foreign-Climate-Data/Germany-Climate-Data#o46399015
 
Detlev0405 Am: 01.01.2023 06:46:32 Gelesen: 50020# 330 @  
Heute stelle ich einen Brief zur Diskussion, der eigentlich gar nicht existiert. Keine Angst um mich, ich bin geistig noch voll bei mir. Es geht um einen Luftpostbrief aus den Niederlanden nach Prag, zu dem es auch einen ausführlichen Artikel von Cees Janssen gibt. [1]



Es geht um diesen Brief, der den Eindruck eines Erstfluges auf der Strecke Amsterdam – Prag am 01.05.1930 erweckt. Ich gebe Herrn Janssen Recht bei der Einordnung des Briefes bezüglich der Luftfahrtgesellschaft. Die KLM ist erst am 01.06.1935 in diese Linie als Beteiligter eingestiegen, bis dahin war es eine ausschließliche Domäne der CLS.

Herr Janssen beschreibt auch die Tagesstempel auf dem Brief. Zumindest was die tschechischen Stempel betrifft kann ich deren Korrektheit auf dem Brief bestätigen. Nehme ich den holländischen Stempel hinzu, den Herr Janssen bestätigt, haben wir einen echt gelaufenen Luftpostbrief vor uns.

Im Gegensatz zu Herrn Janssen hätte mich der falsche Aufdruck „BIJ AIR EXPRESS“ kaum bewegt, weil von vornherein vom Absender angebracht. Mich hätte vielmehr der Adressat stutzig gemacht. Alle Post ging an den namhaften Briefmarkenladen „Sberatel“ in Prag. Also ein philatelistisch beeinflusster Luftpostbrief.

Bei der Einschätzung, ob es ein Erstflug ist oder nicht, macht Herr Janssen einen gravierenden Fehler in seinem Artikel. Bei seiner rhetorisch aufgeworfenen Frage nach dem Erstflug nach Prag vermischt er unzulässiger Weise Land und Stadt.Richtig stellt er fest, das der erste Flug aus den Niederlanden nach Prag und umgedreht im Jahre 1928 stattfand. Das war aber die Destination Prag – Rotterdam und retour. Und Erstflüge verbinden in erster Linie Orte und als Nebenprodukt selbstverständlich auch Länder miteinander.

Wir stellen aber am 01.05.1930 die Frage, ob ein Erstflug Amsterdam – Prag stattfand. Hier ist es ratsam, unseren Horka heranzuziehen. [2] Ab dem 01.04.1930 fand eine Umstellung der Flüge von Prag nach Rotterdam statt. Sie gingen nun über Halle/Leipzig und Essen, nicht mehr über Kassel.
Und genau einen Monat später taucht unser Brief auf – von Amsterdam nach Prag. Das ist übrigens die Destination Prag – Amsterdam, die ab dem 01.04.1931 regelmäßig geflogen wurde. Bis 1935 ausschließlich von der CLS.

Wer garantiert , das der Flug vom 01.05.1930 auf der Strecke Amsterdam – Prag nicht ein Testflug war mit der Perspektive, die bestehende Linie Rotterdam – Prag zu erweitern ? Ein Erstflugbeleg zur Eröffnung einer zumindest zeitweiligen permanenten Flugverbindung ist es auf keinen Fall. Im Sinne einer ersten Verbindung zwischen Amsterdam und Prag dokumentiert dieser Beleg den Flug.

Nun mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Gruß
Detlev

[1] https://www.postzegelblog.nl/2021/09/03/eerste-vlucht-klm-naar-praag-op-1-mei-1930/
[2] Horka, Seite 25, Tabelle 25
 
Detlev0405 Am: 21.01.2023 14:09:44 Gelesen: 47059# 331 @  
Auch heute habe ich noch einmal einen Beitrag aufgenommen, der schon eine Strecke dokumentiert hatte. Es handelt sich um den Beitrag [#7] , die Strecke Prag – Kosice. Damals war auf dem Brief der Ankunftsstempel in Kosice nicht lesbar. Es ist sehr schwer, Briefe mit der Destination nach Kosice und lesbarem Ankunftsstempel zu finden. Nun hatte ich Glück.



Abgefertigt wurde der Brief am Flughafen am 16.03.1927 gegen 8 Uhr. Sehr ausgelastet scheinen die Postbeamten dort nicht gewesen zu sein, denn sie brachten 3 verschiedene Luftpoststempel an. Zum einen den bekannten kreisrunden Stempel von Prag 82 Flughafen [1], den 8 eckigen Stempel vom Flughafen [2] und dem roten Rahmenstempel in tschechisch und französisch. [3] Andererseits ein Glücksfall, denn der Stempel [2] war nur von 1927 – 1929 im Einsatz und somit der seltenste vom Flughafen.

Der Flug ging in Prag um 9 Uhr ab und traf in Kosice gegen 14.15 Uhr ein [4]. Das deckt sich auch mit den Zeitangaben in beiden Ortsstempeln. Der Ankunftsstempel von Kosice Flughafen stand erst ab 01.08.1927 zur Verfügung.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 177, Nummer 157b b
[2] Horka, Seite 177, Nummer 157 db
[3] Horka, Seite 183, Nummer RV2a
[4] von 1927 liegt kein Flugplan vor
 

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