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Thema: Vor 100 Jahren: Der 1. Weltkrieg aus philatelistischer Sicht
hajo22 Am: 25.02.2014 19:12:26 Gelesen: 109219# 1 @  
Dieses Jahr jährt sich der Ausbruch des 1. Weltkrieges zum Hundersten Mal.

Ein Ereignis das als "Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet wird. Zu den Ursachen und Folgen dieses Krieges verweise ich auf die einschlägige Literatur.

Hier wird das Geschehen auf die philatelistischen Aspekte begrenzt.

Starten will ich mit einer Auslandsdrucksache vom 30.7.1914 nach England. Der Absender Albert Friedemann (bekannt durch sein Handbuch über die deutsche Kolonialphilatelie), Leipzig, Briefmarkenhändler und Spezialist für deutsche Kolonienmarken, wollte wohl seine neueste Preisliste oder auch nur philatelistische Informationen an einen Sammler in Mancester versenden.

Da Drucksachen auch schon damals Post 2. oder 3. Klasse waren, ist vor Weiterleitung bereits der Krieg mit England ausgebrochen (4.8.1914).

Eine Beförderung nach England war deshalb nicht mehr gegeben.

Die Drucksache erhielt den 2-zeiligen Stempel "Wegen Kriegszustand/zurück".



Kann jemand einen Beleg zeigen, der vor dem 30.7. aufgegeben wurde und den Zurückstempel wegen Ausbruch des Krieges aufweist?

Schönen Abend und ich freue mich auf zahlreiche interessante Belege zum Thema.
Jochen
 
hajo22 Am: 26.02.2014 09:37:38 Gelesen: 109150# 2 @  
Auch der "Draht" in die deutschen Kolonien war unterbrochen. Eine sichere Beförderung nicht mehr gegeben (später über Dampfer neutraler Staaten, die allerdings bei Begegnung mit alliierten (vor allem brit.) Kriegsschiffen durchsucht wurden und dabei neben anderen Wertgegenständen auch die Post aus oder zum Deutschen Reich beschlagnahmt wurde).

Ganzsache 5 Pf. (Kolonialtarif) aus Demmin vom 9.8.1914 an den Leutnant und Adjudanten des Gouverneurs Herrn von Heyden Linden in Daressalam (Deutsch-Ost-Afrika). Diese Karte stammt aus einer Korrespondenz. Ich zeige gelegentlich noch eine 2. Karte mit Zurückvermerk.



Weiterhin viel Spaß an der (zeitgeschichtlichen) Philatelie.
Jochen
 
hajo22 Am: 27.02.2014 12:01:03 Gelesen: 109086# 3 @  
Zu einer Sammlung, die das Thema zum Inhalt hat, gehören natürlich auch Protagonisten des Krieges wie hier 4 deutsche Generäle (Abbildungen auf Wohlfahrts-Postkarten zu 10 Pf., davon gingen 3 Pfg. an das Zentraldepot für Liebesgaben):



General der Infanterie Karl Litzmann (1850-1936)

Zu Beginn des Krieges an der Ostfront (Eroberer der als uneinnehmbar geglaubten Festung Kowno).
Den vom Kaiser angebotenen Adelstitel schlug er aus.
1940 wurde die polnische Stadt Lodz von den Nazis in Litzmannstadt umbenannt (später dann wieder Lodz)

General der Infanterie Hans von Beseler (1850-1921)

Im August 1915 zum Generalgouverneur des Generalgouvernements Warschau (Russisch-Polen) bestellt.

General der Infanterie Otto von Below (1857-1944)

An der Ostfront eingesetzt (Schlacht von Tannenberg).

General der Artillerie Max von Gallwitz (1852-1937)

Führte den Feldzug gegen Serbien.

Schönen Tag.
Jochen
 
BD Am: 27.02.2014 12:29:13 Gelesen: 109078# 4 @  
Hallo,

Einschreibebrief von Dresden nach Toulon. Aufgegeben am 31.7.1914 um 6-7- Uhr abends. Am nächsten Tag erfolgte die Mobilmachung, was automatisch die Feldpostordnung aktivierte und die Zensur Pflicht wurde. Der Brief hat wahrscheinlich am Abend des 31.7. Dresden verlassen, wurde gestoppt und returniert, wobei der rückseitige Stempel aus Dresden vom 13.8. eine Lagerung vor der Rückgabe an den Absender wahrscheinlich macht.

Beste Grüße Bernd


 
hajo22 Am: 28.02.2014 10:07:45 Gelesen: 109010# 5 @  
Die Hauptprotagonisten der deutschen Kriegsführung, die die Oberste Heeresleitung (zusammen mit dem Kaiser) bildeten, waren der General der Infanterie Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff (1865-1937) und der Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847-1934). Der von Ludendorff propagierte und durchgesetzte uneingeschränkte U-Boot-Krieg führte 1917 zum Eintritt der USA in den Weltkrieg und letztlich damit in die deutsche Niederlage.



Karte "Unser Hindenburg als General-Feldmarschall und Chef des Generalstabes des Feldheeres im jetzigen Kriege, 1917".

Die Karte entstammt der Serie "Unser Hindenburg vom Kadett zum Feldmarschall".

Unter dem Bild findet sich der (Propaganda-/Durchhalte-)Spruch: "Schwer ist die Zeit, aber sicher ist der Sieg!" 30.7.1917/ von Hindenburg.

Wie man sich irren kann, im Juli 1917 befanden sich die USA bereits im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich.



Karte aus der Serie "Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte" als Feldpostkarte 1918 verwendet.

Propagandaspruch: "Ohne Opfer kein Sieg! Ohne Sieg kein Friede!"

Kommentar überflüssig.

Schönen Tag.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.03.2014 08:27:58 Gelesen: 108956# 6 @  
Die Kriegsgegner auf einer zeitgenössischen Postkarte:

Die 4 "Mittelmächte" Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich, Bulgarien

Die Alliierten mit den Hauptgegnern Rußland, England+Commonwealth, Frankreich sowie Japan, Belgien, Italien, Serbien, Griechenland.

Auf der Karte fehlt noch einer der Hauptgegner, die USA, Kriegseintritt 1917.

Man kann fast sagen die Mittelmächte gegen fast den Rest der Welt.



Was dabei herauskommt kann man exemplarisch an diesen 4 gezeigten Ansichten von Orten an der Westfront ersehen:



Schönen Sonntag.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.03.2014 09:09:48 Gelesen: 108947# 7 @  
Jeder Krieg muß finanziert werden.

Wie andere Länder auch, finanzierte sich das Deutsche Reich über sogenannte verzinsliche Kriegsanleihen. Im Falle eines Sieges wären die Zinsen mit den Reparationsleistungen der Verlierer bezahlt worden.

Zwischen 1914 und 1918 wurden im Deutschen Reich insgesamt 9 Kriegsanleihen emittiert (mit erheblichem Werbeaufwand). Sie brachten rund 100 Mrd. RM ein und deckten ca. 60% der Kriegskosten.

Um den Verkauf von Kriegsanleihen zu fördern, wurden administrative Maßnahmen getroffen, wie z.B. die Schließung der Börsen oder die Verpflichtung der Banken zum Ankauf von Kriegsanleihen.

Nach der Niederlage war das Geld natürlich weg und das Deutsche Reich hatte Reparationsleistungen zu erbringen (Versailler Vertrag 1919).

Hier einige Werbepostkarten zur Ausgabe von Kriegsanleihen.



Sinnspruch von Admiral Reinhard Scheer (1863-1928), Kommandeur der Hochseeflotte in der Skagerrakschlacht, der wahrscheinlich größten Seeschlacht der Geschichte:

"Nicht mit Zagen und Bedenken wird der Sieg errungen"

Interessant bei der Karte die Darstellung moderner Kriegseinheiten: U-Boote und Aufklärungs(wasser)flugzeug.

Demnächst mehr.
Jochen
 
hajo22 Am: 02.03.2014 11:15:10 Gelesen: 108909# 8 @  
In jedem Krieg wird gestorben.

Ich zeige exemplarisch eine zurückgeschickte Feldpostkarte mit den Vermerken:

handschriftlich: "Zurück/auf dem Felde der Ehre gefallen" und
zweizeiliger Gummistempel: "Den Heldentod/*gestorben*"

Und das im Juli 1918, also wenige Monate vor Waffenstillstand.



Für die "Feldpost im 1. Weltkrieg" ist im Forum ein eigener Thread eingerichtet, so daß ich auf die Feldpost hier im Thema nicht weiter eingehen möchte.

Schönen Sonntag.
Jochen
 
hajo22 Am: 03.03.2014 18:11:24 Gelesen: 108862# 9 @  
Die britische Seeblockade (ab 1914 und über den Waffenstillstand hinaus).

Schon 1914 erklärte die britische Admiralität die gesamte Nordsee zum Kriegsgebiet. Die neutrale Schiffahrt wurde streng kontrolliert. Abkommen mit neutralen Staaten wurden getroffen.

Die Seeblockade erwies sich als äußerst wirksam, Rohstoffmangel und Lebensmittelknappheit waren die Folgen im Deutschen Reich. Als Antwort gegen diese Maßnahme, die gegen das Völkerrecht verstieß, erklärte das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, der zum Eintritt der USA in den Krieg führte.

Ich zeige eine U-Boot-Ansichtskarte von 1917 (Feldpoststempel) mit Durchhalteparole von Admiral Scheer.



In meinem nächsten Beitrag möchte ich in diesem Zusammenhang auf den Marinemaler Claus Bergen eingehen, der als "malender Kriegsberichterstatter" mit U 53 an einer Feindfahrt teilnahm.

Schönen Rosenmontag.
Jochen
 
hajo22 Am: 05.03.2014 18:42:09 Gelesen: 108809# 10 @  
Der Maler Claus Bergen (1885-1964) nahm als einziger Marinemaler seiner Zeit an einer U-Boot-Feindfahrt teil. Bei dem Boot handelte es sich um U 53, dessen Kommandant Kapitänleutnant Hans Rose (1885-1969) ein erfahrener und hochdekorierter Marineoffizier des 1. Weltkrieges war. Ich komme noch im Zusammenhang mit den Fracht-U-Booten "Deutschland" und "Bremen" auf ihn zurück.

Seine Erlebnisse auf U 53 dokumentierte Claus Bergen nach erfolgreicher Feindfahrt auf 12 Öl-Gemälden, die in Postkartenformat um 1916/17 gedruckt wurden (mit den Nummern 400-411).

Seine Bilder des U-Boot-Krieges sind Zeugnisse einer Epoche des deutschen Seekriegs.

Ich habe fast 2 Jahre gesucht um die 12 Karten zu komplettieren.

Heute zeige ich folgende Kartennummern (von links oben nach rechts unten):

400: U-Boot geht zur Fernfahrt in See
401: Die ersten Rauchwolken
402: Begegnung mit Kameraden auf hoher See
403: Der Mitternachtssonne entgegen




Im nächsten Beitrag folgen die Nummern 404-407.

Schönen Abend.
Jochen
 
hajo22 Am: 06.03.2014 19:57:22 Gelesen: 108767# 11 @  
Heute folgen die Kartennummern (von links oben nach rechts unten):

404: Tauchen zum Angriff
405: Im Atlantik
406: Artilleriegefecht mit einer U-Boots-Falle
407: Der sinkende Dampfer




Bei einer U-Boots-Falle handelte es sich um ein als (zumeist neutraler) Dampfer getarntes schwer bewaffnetes Schiff, das sich dem aufgetauchten U-Boot plötzlich als Kriegsschiff zu erkennen gab (Entfernung der Geschütztarnung; Setzen der Kriegsflagge). Auf diese Weise wurden zahlreiche deutsche U-Boote vernichtet.

Als nächstes plane ich die letzten 4 Karten dieser Serie von Claus Bergen zu zeigen.

Übrigens, ich spiele hier kein Solo, Beteiligung am Thema sehr erwünscht.

Schönen Abend.
Jochen
 
hajo22 Am: 07.03.2014 12:01:52 Gelesen: 108723# 12 @  
Wie angekündigt hier die letzten 4 Karten dieser Serie (von links oben nach rechts unten):

408: In Sicht der schottischen Inseln
409: Versenkung eines Seglers
410: Helgoland in Sicht
411: Wieder in der Heimat




Die Aussagekraft der Bilder spricht für sich. Meiner Meinung nach hat C. Bergen realitätsnahe Situationen anhand farbenkräftiger Bilder umgesetzt und dokumentiert. Auch die sehr realistische Darstellung des Atlantikwassers/der Atlantikwellen begeistert mich.

Schönen Tag und bis bald.
Jochen
 
hajo22 Am: 08.03.2014 16:17:35 Gelesen: 108692# 13 @  
Kartengrüsse und Spurensuche.

Diese U-Boot-Ansichtskarte (im Vordergrund britischer Dampfer; deutsches U-Boot mit Reichskriegsflagge im Bild hinten rechts) sandte der Ober-Maschinen-Maat Franz Schrott auf U 69 am 19.5.1916 aus Wilhelmshaven an das Fräulein Emmi in Altdorf bei Landshut:

"Wieder angelangt an Bord, schick`ich dir dies Kärtchen klein!....Vom Franz. Erinnerst du dich noch seiner?"





Bei der Recherche findet sich der Name des OMaschMts auf der Gefallenenliste von U 69. Das U-Boot sank mit der gesamten Besatzung (Quelle der U-Boot Zeichnung ist mir nicht mehr bekannt).

Viele Grüße
Jochen
 
hajo22 Am: 09.03.2014 13:39:10 Gelesen: 108646# 14 @  
Britische Markenfälschungen für das Deutsche Reich, Bayern und Österreich.

Über die britischen Kriegspostfälschungen im 1. Weltkrieg weiß man auch heute noch wenig. Es sind keine offiziellen Dokumente bekannt. Initiator dürfte der britische Geheimdienst gewesen sein. Geplant war es, mit den Marken Propaganda in großem Stil innerhalb der Mittelmächte zu versenden. Diese Aktion hat während des 1. Weltkrieges jedoch nicht stattgefunden, zumal die Fälschungen wahrscheinlich auch erst gegen Ende des Krieges hergestellt worden sind.

Gefälscht wurden: Deutsches Reich Germania 10 und 15 Pfg. (Mi.Nr. 86 u. 101), Bayern König-Ludwig-Ausgabe 5,10 und 15 Pfg. (Mi.Nr. 112,114,115, gezähnt und geschnitten) sowie 5 und 10 Heller-Marken (Krone-Ausgabe Mi.186,188) und 25 Heller Portrait Kaiser Karl (Mi. 223) von Österreich.

Ich besitze nur die gefälschten Germania-Marken, die ich hier zeige:



Die Fälschungen sind am Papier und vor allem an der Gummierung gut erkennbar (daneben gibt es noch weitere Merkmale in der Zeichnung).
Diese Germania-Marken tauchen auf Briefen in der Nachkriegszeit (1919-1922) auf (ein deutscher Händler war im Besitz größerer Mengen dieser Fälschungen).

Markenfälschungen der Mittelmächte gibt es nicht.

Wer sich mehr dafür interessiert, hier der Literaturhinweis: "Die Schwarze Post" von Wolfgang Baldus, Band 1. Ein sehr informatives und lesenswertes Buch.

Schönen Sonntag.
Jochen
 
hajo22 Am: 26.03.2014 19:20:32 Gelesen: 108535# 15 @  
Von der Front verschickte frankierte Auslandspostkarte nach Südamerika.

Ich zeige eine recht interessante Karte vom Armierungssoldaten (also Bausoldaten) Grunow an seinen Bruder bei der "Kaiserlich Deutschen Gesandschaft" in Rio de Janeiro. Mit 10 Pfg. Germania (Auslandskartentarif) frankiert und mit Feldpoststempel der "Kais.D.Feldpost-Station 43" am 3.11.1915 entwertet. Die Karte, die im "Westen" am 29.10. geschrieben wurde, weist den nicht häufig zu sehenden Zensurstempel der "Geheimen Feld. Polizei" beim Armee Oberkommando sowie den handschriftlichen Vermerk "Zur Beförderung zugelassen, den 31.10.15" auf.

Der Bruder hat die Karte mit roter Tinte numeriert: "No.1" und "vom 29.10.15 am 13.12.15 erhalt(en)".

Keine weiteren Zensurvermerke (von Feindstaaten). Die Beförderung nach Brasilien erfolgte über einen neutralen Dampfer, der vermutlich von den Engländern nicht kontrolliert worden ist.



Demnächst mehr.
Jochen
 
hajo22 Am: 27.03.2014 20:38:40 Gelesen: 108479# 16 @  
Deutsche Truppen auf dem Balkan.

Im Sommer 1916 erhielt General-Feldmarschall August v. Mackensen (1849-1945) das Kommando über eine deutsch-österreichisch-bulgarisch-türkische Heeresgruppe, die maßgeblich an der Eroberung Rumäniens beteiligt war. Anschließend war v. Mackensen bis zum Kriegsende Befehlshaber der Besatzungsarmee in Rumänien.

Ich zeige eine Feldpostkarte (Ansichtskarte von Skopje) eines (vermutlich) Zivilangestellten der Etappen-Telegraphen-Direktion der in die Heeresgruppe integrierten 11. (deutschen) Armee, der die Feldpost nutzen durfte.

Sehr deutlich abgeschlagener Feldpoststempel: K.D.Feldpostexped. des Oberkommandos der Heeresgruppe v. Mackensen, Stempel v. 6.8.1916. Die Karte, geschrieben in "Mazedonien", lief nach Detmold.



Schönen Abend.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.04.2014 10:15:00 Gelesen: 108402# 17 @  
Die Deutsche Militär-Mission in der Türkei gab es schon vor dem 1. Weltkrieg. Leiter dieser Mission war der preußische Generalleutnant Liman von Sanders (siehe Foto), der zum Generalinspekteur der türkischen Armee ernannt wurde. Ziel war es, das türkische Heer zu reorganisieren und zu modernisieren.



Nach Ausbruch des Krieges trat das osmanische Reich (umfaßte die heutige Türkei, Syrien, Palästina, den Irak und weitere Gebiete bis in den Jemen) auf die Seite der Mittelmächte.

Ich zeige heute einen Feldpostbrief (Heimat-Front) vom 22.5.1917 an einen Flugzeug-Obermatrosen beim Marine Sonderkommando der deutschen Seeflieger-Station Tschanak.

Im Juli 1915 war von der "Deutschen Wasserfliegerabteilung des Sonderkommandos der Kaiserlichen Marine in der Türkei" der Flugstützpunkt San Stefano bei Konstantinopel und die Seefliegerstation Tschanak (an einer engen Stelle der Dardanellen auf kleinasiatischer Seite) eingerichtet worden. Die Maschinen der Seefliegerstation dienten vor allem der Seeaufklärung.





Die "Deutsche Militär-Mission in der Türkei" ist ein eigenständiges Sammelgebiet mit vielen Besonderheiten und teilweise sehr seltenen Feldpoststempeln. Ich gehe nur exemplarisch auf das Gebiet ein.

Und weil heute der 1.4. ist: Der kleine Beitrag ist kein Aprilscherz.

Schönen Tag und bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 02.04.2014 10:43:44 Gelesen: 108335# 18 @  
In den deutsch-besetzten Gebieten (hier z.B. in Belgien) wurden eigene Briefmarken (Überdrucke der Germaniawerte) herausgegeben.

Eingeschriebene Heeressache an die Postprüfungsstelle in Gent mit 50 cent.-Marke Besetzte Gebiete Belgien Mi.Nr. 20, gestempelt Brüssel 7.3.(19)18. Absender die Zahlstelle von Roulers. Vorderseitig Dienstsiegel und Zensurstempel: "Inhalt geprüft/Spezialkommissar der Bankabteilung". Rückseitig Siegel der "Militärische Überwachungsstelle Brüssel" und Feldpoststempel v. 8.3.18.

Das belgische Bankwesen wurde von deutschen Bankfachleuten streng überwacht.





Schönen Tag und bis demnächst.
Jochen
 
Germaniafan Am: 02.04.2014 18:41:51 Gelesen: 108296# 19 @  
@ hajo22 [#5]

Hallo Jochen,

schöne Sachen die Du hier zeigst. Damit Du nicht als Alleinunterhalter weiter schreiben mußt, hier einige Ergänzungen zu Deinen Beiträgen.



Ein Brief mit Unterschrift von Paul von Hindenburg nach Zürich. Leider sind vom Briefumschlag nur noch die Marken mit Absenderstempel (Wilhelm von Kügelgen, Hindenburgs Adjutant) vorhanden. Der Brief stammt aus der Zeit nach dem I. Weltkrieg ich hoffe mir wird dies verziehen.

@ hajo22 [#14]

Die sogenannten Spionagefälschungen sind natürlich vor allem echt gestempelt immer gesucht und relativ selten.



10 Pfg. Spionagefälschung entwertet in München



15 Pfg. Spionagefälschung als Doppelpack auf Brief nach St.Lois/USA

@ hajo22 [#17]

Zur Deutschen Militärmission in der Türkei hier noch ein Beleg mit seltenem Stempel der Militärmission Bosanti vom 25.4.1917



Schöne Grüße
Guido
 
hajo22 Am: 02.04.2014 21:56:55 Gelesen: 108258# 20 @  
@ Germaniafan [#19]

Sehr schöne Briefe mit den Spionagefälschungen der Germaniamarken. Für einen "Germaniafan" ist das auch ein absolutes "MUSS". Diese Marken auf echt gelaufenen Briefen sind nach meiner Kenntnis sehr sehr selten. Zu den schönen Stücken kann ich nur gratulieren. Beneidenswert, nicht einfach zu bekommen.

Bei der Seltenheit des Stempels "Bosanti" irrst Du Dich. Selten ist nur die Stempeltype "Bozanti". Der Ort liegt an der sogenannten "Bagdadbahn". Hier aus einer zeitgenössischen Karte die geographische Lage:



Schönen Abend.
Jochen
 
muemmel Am: 02.04.2014 22:23:36 Gelesen: 108251# 21 @  
Hallo Jochen,

ganz herzlichen Dank zu diesem Thema und Deinen zahlreichen Beiträgen, die Du mittlerweile hier vorgestellt hast.

Ich lese die Beiträge alle von vorne bis hinten, da mich die Thematik sehr interessiert, auch wenn ich leider keinerlei Material beitragen kann.

Das musste ich einfach mal loswerden.

Grüßle
Mümmel
 
Cantus Am: 03.04.2014 01:05:24 Gelesen: 108232# 22 @  
@ hajo22 [#20]

Hallo Jochen,

auch von mir ein kräftiges Lob für die Art und Weise, wie du uns hier unterschiedliche Aspekte des 1. Weltkriegs anhand von seltenen Bildern und aussagekräftigen Texten näherbringst. Auch ich lese hier gerne mit, könnte aber außer ein paar Ansichts- oder gelaufenen Grußkarten kaum etwas beisteuern. Ich bin im Moment jedoch dabei, die Geschichtsabteilung in meiner Bibliothek auszudünnen und dabei fallen sicherlich auch einzelne Werke zum 1. Weltkrieg an. Falls du davon etwas gegen Portoersatz haben möchtest, lass es mich bitte bis zum Ende der nächsten Woche wissen.

Viele Grüße
Ingo
 
hajo22 Am: 03.04.2014 10:37:23 Gelesen: 108206# 23 @  
@ muemmel [#21]

Herzlichen Dank für Deine positive Resonanz. Das ermuntert zum Weitermachen.

@ Cantus [#22]

Es freut mich, daß Dir der Beitrag gefällt. Danke auch für das Literaturangebot, aber ich habe schon mehr als genug an Lesestoff zum 1. Weltkrieg.

Viele Grüße
Jochen
 
hajo22 Am: 03.04.2014 16:17:25 Gelesen: 108178# 24 @  
Nach Ausbruch des Krieges wurden in der Türkei alle Auslandspostämter, also auch die zahlreichen deutschen Postämter, zum 30.9.1914 geschlossen. Zivilpost (Privat- und Geschäftspost) wurde fortan ausschließlich von der türkischen Post bedient.

Wie das für die Privatpost aussah, zeige ich an den folgenden 2 Briefen:

Einschreibbrief aus Constantinopel (Nr. 286) vom 26.6.1917 nach Oberstdorf (Ankunft 1.7.17), frankiert mit türkischen Marken.

Türkische Zensuren auf der Vorder- und Rückseite des Briefes jeweils in rot.
Deutsche Zensur in München am 30.6.1917 "Militärischerseits unter Kriegsrecht geöffnet" Überwachungsoffizier



Und an die gleiche Adresse wenige Wochen später:

Einschreibbrief Constantinopel (Nr. 30) vom 17.7.1917 nach Oberstdorf (Ankunft 21.7.17), frankiert mit türkischen Marken wiederum auf der Briefrückseite.
Türkische Zensur auf der Vorderseite (Stempel jetzt in schwarz) sowie Zensur-Oblate in rot auf der Rückseite des Briefes.

Deutsche Zensur wiederum in München mit gleichem Verschlußzettel und gleichem Überwachungsoffizier.



Trotz der Einschränkungen durch die türkisch-deutsche Doppelzensur ist kaum eine Verzögerung in der Briefbeförderung festzustellen. Ob das immer so war, wage ich allerdings anzuzweifeln.

Schönen Tag.
Jochen
 
asmodeus Am: 04.04.2014 09:38:58 Gelesen: 108128# 25 @  
Eigentlich eine unscheinbare Ganzsache aus Österreich, aber der Inhalt ist interessant!

"Liebste Hella, hier steht alles unter dem Eindruck der Kriegserklärung, die ? frischler(?) eilen in wilder Flucht davon manche sogar mit Zurücklassung ihres Gepäcks. Mein Mann wartet auf seine dienstlichen Bestimmungen- wahrscheinlich fahren wir auch in den nächsten Tagen heim. Momentan sind die Züge überfüllt von Einberufenen die jede Station mit lauten Viva la Compagnion Rufen begrüßen. Zu Triest wird auf der Straße kampiert. Ganz Österreich sieht mit Begeisterung diesem Krieg entgegen- Langes wollten Mitte August kommen nun weiß man natürlich nicht was die Ereignisse bringen jedenfalls schreib mir noch vorher ausführlich."


 
hajo22 Am: 04.04.2014 19:45:25 Gelesen: 108085# 26 @  
@ asmodeus [#25]

Interessant ja, die Kriegsbegeisterung war wohl allgemein groß, denn die Leute konnten nicht im Traum ahnen, was sie erwartete.

Unter "Frischler" denke ich, versteht man Ausflügler/Touristen (ich bin aber kein Österreicher).

In welchem Ort ist Dein Kartenbrief gestempelt? Ich kann`s nicht lesen.

Viele Grüße.
Jochen
 
hajo22 Am: 04.04.2014 20:52:18 Gelesen: 108074# 27 @  
Der Krieg in Fernost.

Unter dem Druck des deutschen Kaiserreiches ("Kanonenbootpolitik") schloß China im Jahre 1898 einen zinslosen Pachtvertrag (über 99 Jahre) mit Deutschland über das Gebiet um Kiautschou und der vorgelagerten Bucht. Der kaiserlich deutschen Marine erschien die Bucht als Flottenstützpunkt für ihr Ostasiengeschwader sehr geeignet.



(Lageskizze Quelle: Friedemann: Die deutschen Kolonien).

Das kleine Fischerdörflein an der Bucht, Tsingtau, wurde zu einem kolonialen Musterort ausgebaut. Repräsentative Amtsgebäude und Villen im Gründerzeitstil Deutschlands entstanden. Eine moderne Infrastruktur wurde aufgebaut: Breite Straßen angelegt, Wasserleitungen und Kanalrohre (Entwässerung) verlegt, Strom- (eigenes E-Werk) und Telefonleitungen gelegt. Der Hafen ausgebaut und eine Werftanlage zur Wartung der Kriegsschiffe installiert. Die einzige deutsche Werft im ostasiatischen Raum. Ein Bahnhof gebaut und ein Gleisanschluß an das innerchinesische Eisenbahnnetz gelegt.

Die Post nach Deutschland wurde 1914 hauptsächlich über die wenige Jahre vorher fertiggestellte Transsibirische Eisenbahn abgewickelt. Ein Brief aus Peking nach Berlin lief keine 14 Tage. Auch die Post aus der Südsee (Deutsch-Neuguinea, Karolinen, Marianen, Marshall-Inseln und Samoa) wurde meist "via Sibirien" befördert oder über Australien und den USA nach Europa. Briefe aus der Südsee benötigten meist 2-3 Monate nach Deutschland.



Nach Ausbruch des Krieges in Europa stellte das japanische Kaiserreich Mitte August 1914 dem Gouverneur von Kiautschou (Alfred Meyer-Waldeck) das Ultimatum das Pachtgebiet bedingungslos zu übergeben und die Kriegsschiffe abzuziehen.

Fortsetzung folgt morgen.
Schönen Abend.
Jochen
 
Richard Am: 05.04.2014 09:15:18 Gelesen: 108037# 28 @  
@ asmodeus [#25]

? frischler(?)

Hallo asmodeus,

ich lese Sommerfrischler mit einem m geschrieben. Der Duden meint, es sei (jetzt) ein veraltetes Wort für jemand, der sich zur Sommerfrische (a) an einem Ort aufhält [1]. So würde das Wort auch in den Zusammenhang passen.

@ alle

Für mich als an Geschichte interessierten ist dieses Thema samt der gezeigten Belege und Dokumente hochinteressant !

Schöne Grüsse, Richard

[1] http://www.duden.de/rechtschreibung/Sommerfrischler
 
roteratte48 Am: 05.04.2014 11:11:16 Gelesen: 108015# 29 @  
@ Richard [#28]
@ asmodeus [#25]

In "uralten Zeiten" (meine Generation) und als Tipp für die etwas Jüngeren unter uns: Der Strich über einem Konsonanten bedeutet "Verdoppelung". Also hat unser Briefeschreiber orthographisch völlig korrekt gehandelt

Gruß ins Forum - Rolf
 
roteratte48 Am: 05.04.2014 11:21:41 Gelesen: 108012# 30 @  
@ hajo22 [#1]

Um mal wieder zu den Stempeln zurückzugehen - einer der häufigsten während des WK I war der violette L1 "aus militärischen Gründen verzögert"; hier auf einer Feldpost-Ansichtakarte, die während des Stellungskrieges bei SEDAN geschrieben wurde.


 
hajo22 Am: 05.04.2014 11:30:11 Gelesen: 108010# 31 @  
Obwohl auf verlorenem Posten stehend, ignorierte der Gouverneur das japanische Ultimatum und ließ nach Berlin den bekannten Satz funken: "Einstehe für Pflichterfüllung bis auf`s Äußerste".

Daraufhin erklärte Japan dem Deutschen Reich den Krieg und griff die Bucht von Kiautschou an. Auf See wurde die Einfahrt blockiert und Tsingtau unter Beschuß genommen. Japanische und britische Truppen landeten und eroberten das Pachtgebiet nach und nach. Lediglich die Tsingtauer Küstenbatterien konnten sich noch halten und kämpften bis die letzte Granate am 7.11.1914 verschossen war. Anschließend kapitulierte der Gouverneur. Das ist eine Kurzfassung der Ereignissse. Wer sich mehr dafür interessiert, kann sich bei Wikipedia schlau machen.

Während der Kriegszeit in Kiautschou wurde Post nach Deutschland über China und neutrale Dampfer befördert. Leider kann ich keinen Beleg zeigen. Dafür hier ein Brief, der Tsingtau nicht mehr erreichte:



Die am 30.7.1914 vom Briefmarkenhaus Friedemann in Leipzig an einen kaiserlichen Ober-Werftbuchführer bei der Tsingtauer Werft adressierte Drucksache zu 3 Pfg. (innerdeutscher = Kolonial-Tarif) wurde nicht weiterbefördert "Wegen Kriegzustandes zurück". Der Krieg mit Russland war inzwischen ausgebrochen und die Transsibirische Eisenbahn konnte nicht mehr benutzt werden.

Die kriegsgefangenen Deutschen (ca. 4-5.000 Mann) wurden nach Japan verbracht und dort auf verschiedene Lager verteilt. Nach Ende des Krieges begann die Rückführung nach Deutschland (1919-1922). Die Kiegsgefangenenpost der "Tsingtauer" ist ein eigenes Sammelgebiet, das von Spezialisten gepflegt wird.
Hier ein Beispiel an dem ich einige Merkmale erläutere:



Der japanische Stempel rechts oben wird wie folgt gelesen:

15 = Wochentag; 10 = Monat; 8 = das 8. Jahr nach Thronbesteigung des Tennos Yoshihito im Jahre 1911: 1911+8Jahre=1919, also wurde die Karte gestempelt am 15.10.1919. Der kleine rote quadratische Stempel ist der sogenannte "Han" (Zensurstempel) des Zensors Miura. Der große rote Kreisstempel ist der Lagerstempel Nagoja.

In einem der nächsten Beiträge zeige ich noch weitere Kriegsgefangenenkarten aus japanischen Lagern.

Viele Grüße.
Jochen
 
roteratte48 Am: 05.04.2014 11:44:38 Gelesen: 108001# 32 @  
Weil ich eh gerade ein Konvolut von nahezu 1000 Karten aus WK I (alle aus einer einzigen Korrespondenz!) bearbeite, hier noch zwei weitere Beispiele, die bei den Familien zuhause stets Anlaß zu großer Sorge gaben. Karte 1 ein Zusammenspiel von philatelistischem Stempel und Rotkreuz-Stempel:



Nicht immer waren entsprechende Stempel verfügbar - auch hierzu ein Beleg mit (nach erfolgloser Suche) handschriftlichem Rücksendezettel:



 
hajo22 Am: 05.04.2014 13:38:17 Gelesen: 107979# 33 @  
@ roteratte48 [#29]

Man nannte das in der Volksschule "Faulheitsstrich". Er wurde vom Lehrer nicht akzeptiert. Beim Diktat also ein Fehler, da gewöhnt man sich das schnell ab.

Viele Grüße.
Jochen
 
hajo22 Am: 06.04.2014 08:07:03 Gelesen: 107930# 34 @  
Wie angekündigt, heute noch zwei Belege im Zusammenhang mit den kriegsgefangenen Deutschen in japanischen Lagern.



Karte aus Hamburg, gestempelt 25.4.16 mit deutscher Zensur. Post-Eingangsstempel in Japan am 16.7.1916 mit Lagerstempel Nagoya. Erhalten gebliebene Post in die Lager ist nicht häufig. Die Karte, geschrieben mit kindlicher Schrift, finde ich ganz reizend (auch vom Text her).



Auch die zweite Karte, die ich hier zeige, ist ungewöhnlich, denn sie lief nicht nach Deutschland, sondern an einen Deutschen in Tientsin dem mit dieser Karte ein Dankeschön für 2 Dosen Zigaretten übermittelt wurde.

Vordruckkarte aus dem Lager Bando, gestempelt 5.9.1917 mit "Han" des Zensors.

Schönen Sonntag.
Jochen
 
hajo22 Am: 07.04.2014 10:05:45 Gelesen: 107861# 35 @  
Am 14.8.1917 erklärte China dem Deutschen Reich den Krieg. Dies steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Kriegseintritt der USA gegen die Mittelmächte im April 1917. Es war abzusehen, daß die Mittelmächte den Krieg nicht mehr gewinnen konnten. Das Vermögen der Deutschen in China stand damit zur Disposition. Die Deutschen wurden aber nicht grundsätzlich in Lagern interniert.

Bis zum 17.3.1917 bestanden noch zahlreiche deutsche Auslandspostämter in China (abgesehen von Kiautschou, das 1914 von den Japanern erobert worden war).

Ich zeige hier 2 Briefe, aufgegeben 1915 und 1916 auf deutschen Postämtern in China:



Der vom deutschen Postamt in Shanghai am 18.2.1915 abgestempelte und an den 1. Bürgermeister von Buer adressierte Brief erreichte vermutlich über einen neutralen Dampfer direkt von Shanghai aus Deutschland. Zensurvermerke sind nicht erkennbar. Auf der Rückseite keine Durchleitungsstempel. Handschriftlicher Ankunftsvermerk 13/4. und "Stadtarzt".



Einschreibbrief mit aufgedrucktem R-Stempel, gestempelt Deutsche Post Tientsin 15.3.1916 an das Kgl. Preußische Kriegsministerium in Berlin. Absender ist die Hilfsaktion für kriegsgefangene Deutsche und Österreicher/Ungarner in Sibirien.

Wie an den Stempeln erkennbar, lief der Brief über die USA nach Berlin (Ankunft 15.6.1916). Er war also genau ein Viertel Jahr unterwegs. Keine Zensurvermerke.

Schönen Tag und bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 14.04.2014 18:13:58 Gelesen: 107704# 36 @  
Der Krieg in der "deutschen" Südsee.

(Deutsch)-Samoa (Teil 1)

Am 1. März 1900 wurde in Mulinu`u bei Apia feierlich die deutsche Flagge gehisst. Bei der Flaggenhissung nahm eine Abordnung der Besatzung des kleinen Kreuzers SMS Cormoran (Marine-Schiffspost -MSP- Nr. 8) teil.



SMS Cormoran

(Foto-Quelle: Freiherr E.v.Spiegel "Meere - Inseln - Menschen" (Vom Seekadetten zum U-Boot-Kommandanten); Verlag Scherl 1934; Vor Seite 35).

Die politischen Spannungen und Kämpfe zwischen den 3 Mächten (Deutschland, England, USA) waren in Berlin am Verhandlungstisch gelöst worden. Der Samoa-Vertrag sah die Aufteilung der Inseln zwischen dem Deutschen Reich und den USA vor.



Postkarte vom 27.12.1899 noch zum Weltpost-Auslandstarif mit 10 Pfg. nach Hannover adressiert. Nach Einführung des Kolonialtarifs kostete eine Postkarte aus Samoa nach Deutschland nur noch 5 Pfg. (Portogebühren wie im Reichsgebiet).

In der Folge entwickelte sich die Kolonie gesellschaftlich und wirtschaftlich positiv, dazu trug auch das für Europäer gut verträgliche Klima bei. Spuren aus der deutschen Kolonialzeit sind noch heute in Apia erkennbar.



Ansichtskarte vom Hafen Apia (Foto A. Tattersall, Apia) mit 5 Pfg. gestempelt Apia 1911



Fotokarte, die die Residenz des Gouverneurs in Apia zeigt (Foto Tattersall, Apia), gestempelt 1911

Mitte Juli 1914 ging in Tafaigata bei Apia die 4. deutsche Funkstation in der Südsee (nach Yap, Angaur und Nauru) in Betrieb. Die Funkstation arbeitete auf Langwelle und konnte Funksprüche aus Europa direkt empfangen. Die Funksprüche von Ende Juli verhiessen nichts Gutes, so daß der Gouverneur Dr. Schultz-Ewerth, sein Quartier in der Funkstation aufschlug um sofort von wichtigen Nachrichten Kenntnis zu haben.

Schönen Abend und bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 15.04.2014 20:08:28 Gelesen: 107651# 37 @  
Der Krieg kommt nach Samoa (Teil 2)

Am späten Abend des 4. August kam der Funkspruch mit der Nachricht von der Kriegserklärung Englands an das Deutsche Reich in der Funkstelle Apia an. Der Gouverneur hatte schon wenige Tage vorher die Mobilmachung wehrpflichtiger Deutscher befohlen.



Großfunkstelle Apia

(Quelle: Arge Kolonien: Berichte für Kolonialbriefmarken-Sammler, Heft 106/März 1998, S. 2484; Wolfgang Hermann und Klaus Detering: "Der Postverkehr mit Samoa und Postverhältnisse 1914-1919")



Die mobilisierte "Schutztruppe" in Apia

(Quelle: Wie vor)

Man rechnete mit einem Angriff britischer/australischer/neuseeländischer Kriegsschiffe und Truppen.

Daher wurden verschiedene Vorkehrungen getroffen. So wurde u.a. ein Großteil der vorrätigen Briefmarken auf den Dampfer "Staatssekretär Solf" verbracht, damit sie nicht in Feindeshand fielen. Der Dampfer ließ sich in Pago-Pago (USA) internieren.



Das Postamt in Apia um 1907 (genaue Foto-Quelle ist mir leider nicht mehr bekannt; Vermutlich aus Schmidt-Werner: "Geschichte der Deutschen Post in den Kolonien u. im Ausland", Aufsatz Hans Traub: Samoa).

Die folgende Skizze zeigt die geographische Lage aller Postanstalten auf Deutsch-Samoa (1914):



(genaue Quelle ist mir nicht mehr bekannt, vermutlich aus: Friedemann/Dr. Wittmann: Die deutschen Kolonien und Auslandspostanstalten)

Anfang August ordnete der Gouverneur eine Postzensur an. Briefe ins feindliche Ausland wurden untersagt, in neutrale Länder mußte Briefpost offen aufgeliefert werden. Zensurbriefe aus dieser Zeit sind sehr selten.

Eingehende Post wurde "unter Kriegsrecht geöffnet".

Am 29. August erschien vor Apia eine Feind-Flotte mit 6 Kriegsschiffen und 2 (neuseeländischen) Truppentransportern mit ca. 1.400 Mann.



(Foto-Quelle: Arge Kolonien, Titelblatt des Berichtheftes 106).

Schönen Abend.
Jochen
 
hajo22 Am: 17.04.2014 13:28:18 Gelesen: 107596# 38 @  
Samoa im Krieg (3)

Angesichts der Übermacht übergab der deutsche Gouverneur Dr. Schultz die Kolonie Samoa dem Chef der Invasionstruppe Colonel Robert Logan (Administrator of Samoa während des Krieges) kampflos.

Die deutschen Briefmarken wurden für ungültig erklärt und die vorgefundenen deutschen Marken mit G.R.I. (= Georgius Rex Imperator) in der örtlichen Druckerei (auf uralten Druckmaschinen) überdruckt (hier einige Beispiele):



Überdruckte Markwerte sind generell Seltenheiten, nur von den Pfennigwerten waren noch namhafte Bestände vorhanden.

Auch vorgefundene deutsche Ganzsachen wurden überdruckt (hier beispielsweise die Samoa Britische Besetzung P 2 (auf Samoa P 6, 10 Pfg. karmin).



Am 1.9.1914 wurde der Postverkehr in Samoa wieder eröffnet (zunächst markenlos). Ab 5.9. standen dann schon die Überdruckmarken GRI zur Verfügung. Post wurde generell zensiert (außer Feldpost der Besatzungstruppen).

Post nach Deutschland war zunächst möglich, wurde jedoch dann am 31.10.1914 plötzlich untersagt. Die Postsperre nach Deutschland wurde erst wieder am 30.11.1918 aufgehoben.

Aus der kurzen Zeit (5.9.-31.10.14) kann ich aus meiner Sammlung einen Zensurbrief aus Apia, gestempelt 28.10.14 nach Berlin adressiert (noch mit deutschem Entwertungsstempel) zeigen:



Kurze Zeit nach der Ausgabe der GRI-Marken wurden neuseeländische Marken mit Überdruck "Samoa" ausgegeben (1. Ausgabe auf King Edward VII-Marken; 2. Ausgabe auf King George V-Marken und 3. Ausgabe auf Stempelmarken, die als Freimarken verwendet wurden).

Hier ein Brief mit King George V-Marken mit Überdruck "Samoa" vom 21.9.18 nach den USA mit Zensurstempel "Passed by Censor 3/GRI/Samoa).



Zahlreiche Deutsche, vor allem Beamte, wurden in neuseeländischen Lagern interniert, Militärpersonen wurden in Lagern für Kriegsgefangene zusammengefaßt.

Wer sich für die deutsche Kolonialgeschichte philatelistisch interessiert, dem empfehle ich die Kontaktaufnahme mit der Arge Kolonien. (homepage im Internet vorhanden).

Für die Genehmigung zur Abbildung von 3 Fotos aus dem Berichtsheft Nr. 106 danke ich der Arge Kolonien.

Lit.-Empfehlung zu Samoa: Wolfgang Hermann "Die Postgeschichte von Samoa 1834-1919", Bd. 7 der Schriftenreihe zur deutschen Kolonialphilatelie und Kolonialgeschichte, herausgegeben 2012: ISBN: 3-920731-11-5.

Schönen Tag.
Jochen
 
hajo22 Am: 19.04.2014 16:22:17 Gelesen: 107499# 39 @  
Heute "springe" ich aus der Südsee nach Europa und zeige eine frankierte (Feldpost-)Ansichtskarte (Wien, Votivkirche), gestempelt 19.10.(1916) aus Budapest/Ungarn in die kleine Gemeinde Wertach im Allgäu (handschriftlicher Eingangsvermerk: 26.10.).

Absender ist ein Unteroffizier einer bayerischen Pioniereinheit auf der "Durchreise". Interessant der 2-Zeiler mit Text in Ungarisch und Deutsch: "Von der Armee im Felde".



Bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 20.04.2014 19:51:20 Gelesen: 107443# 40 @  
Auch der kuk-Monarchie erklärte China im August 1917 den Krieg.

Ich kann eine Quittung vom 2.5.1916 vom kuk Marinedetachement in Tientsin zeigen.

Das Honorar über 70 (mexikanische) Dollars wurde vermutlich für ärztliche Leistungen im April 1916 gezahlt.



Schöne Osterfeiertage.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.05.2014 19:38:35 Gelesen: 107257# 41 @  
Mit Gott für Kaiser und Vaterland

"Mit Gott..."

Wie man sich Gott in der Propaganda vorstellte, zeigen diese 2 farbigen Vignetten: "Gott strafe England".

Kommentar bestimmt überflüssig.



"..für Kaiser.."

Hier Kaiser Wilhelm II. mit seinen 6 Söhnen auf Wohltätigkeitsvignetten und einer Bildkarte (damit man auch weiß, für wen man kämpft):



Auf der Fotokarte ist Prinz Adalbert von Preussen (dritter Sohn des Kaisers, lässig im Zeitgeschmack mit Zigarette) abgebildet. Er war im Weltkrieg u.a. Kommandant des kleinen Kreuzers "Danzig". Geboren 1884 in Potsdam, verstorben 1948 in La Tour-de-Peilz (am Genfersee).

"...und Vaterland"

Dazu paßt die Spruchkarte "Niemals wurde Deutschland überwunden wenn es einig war" recht gut. Hier als Feldpostkarte 1915 nach Potsdam gelaufen:



So kann man philatelistisch auch Sinnsprüche beispielhaft "darstellen".

Bis demnächst.
Jochen
 
hajo22 Am: 25.05.2014 18:40:53 Gelesen: 106902# 42 @  
Unter türkischem Halbmond

kämpften der Schwere Kreuzer SMS "Goeben" (türkischer Name: "Yavuz Sultan Selim") und der Leichte Kreuzer SMS "Breslau" (türkischer Name: "Midilli"). Die Kriegsschiffe wurden 1914 pro forma an das osmanische Reich verkauft, behielten aber ihre deutschen Crews. Die "Breslau" sank am 20.1.1918 nach 5 Minentreffern vor der griechischen Insel Imbros. Die "Goeben" überstand den Krieg und verblieb in der Türkei. Sie wurde erst 1973/76 abgewrackt. Beide Kreuzer kämpften hauptsächlich im Schwarzen Meer gegen russische Kriegsschiffe und führten Kreuzerkrieg gegen feindliche Dampfer. Das osmanische Reich stand wie bereits erwähnt auf Seiten der Mittelmächte.



Gelaufene Feldpostkarte von 1915 im Deutschen Reich verwendet



Frankierte Feldpostkarte vom 3.10.1914 mit Marine-Schiffspost Nr. 29 (= S.M.S. "Goeben"). Die "Breslau" führte den Marine-Schiffspoststempel 69 (Abb. dazu im nächsten Beitrag).

Schönen Sonntagabend.
Jochen
 
hajo22 Am: 26.05.2014 14:37:59 Gelesen: 106850# 43 @  
Unter türkischem Halbmond



SMS "Goeben" (links) und SMS "Breslau" (rechts) vor Konstantinopel
(frankierte "Wohlfahrtskarte für Angehörige der kaiserlichen Marine" gestempelt 1916 in Berlin)

Der Schwere Kreuzer "Goeben" führte den Marine-Schiffspost-Stempel "29". Hier Briefe einer Korrespondenz:





Der abgebildete, aufgeklappte Feldpost-Kartenbrief v. 1.9.1917 wurde in Berlin zensiert. Zensuren von Feldpostbriefen aus dem türkischen Kampfgebiet sind nicht häufig anzutreffen (nach meiner Kenntnis).

Der Kleine Kreuzer "Breslau" führte den Marine-Schiffspoststempel "69":



Bei den im Text genannten "schw(arzen) Diamanten" handelte es sich um die Übernahme von Kohlevorräten.

Die abgebildeten Korrespondenzen nennen als Ortsangabe "Stenia" (Bucht nördlich von Konstantinopel am Bosporus gelegen).

Hier befand sich einer der Liegeplätze der beiden Kreuzer:



(Foto-Quelle unbekannt; Im Vordergrund links oben SMS "Breslau", dahinter SMS "Goeben")

Die Marine-Schiffsposten (MSP) tauschten mit dem Marine-Postbüro in Berlin C2 direkte Postschlüsse aus.

Gegen Ende des Krieges kamen 2 weitere Kaiserlich Deutsche Marine-Schiffsposten in der Türkei hinzu und zwar:

Nr. 132 für die deutschen Angehörigen der türkischen Torpedobootsflottille (9.3.-14.11.1918) und
Nr. 180 für die deutsche U-Bootshalbflottille Konstantinopel (26.6.-24.8.1918).

Die angegebenen Daten stammen aus dem Buch von Werner Ahrens "Deutsche Militärmission in der Türkei" und entsprechen dem Wissensstand um 1970/75.
Von den 2 letztgenannten MSP-Nrn. kann ich leider nichts zeigen (vielleicht hat ein Leser einen Beleg?).

Über die MSP Nr. 14 SMS "Loreley" folgt noch ein kleiner Beitrag.

Schönen Tag.
Jochen
 
volkimal Am: 31.05.2014 11:19:02 Gelesen: 106739# 44 @  
Hallo zusammen,

auch das gehört zum 1. Weltkrieg. Ich habe gerade damit begonnen, die wechselhafte Geschichte von der Gefangenschaft der Missionarsfamilie Hübner aus Deutsch-Ostafrika zu erzählen. Ihr findet sie ab heute und in den nächsten Wochen beim Thema "Belege aus der eigenen Familiengeschichte". Der erste Beitrag zur Gefangenschaft ist:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=86381

Was Familie Hübner vorher erlebt hat, findet ihr bei selben Thema ab Beitrag 57.

Viele Grüße
Volkmar
 
pomana Am: 03.06.2014 06:54:41 Gelesen: 106627# 45 @  
Hallo,

auch Papua Neuguinea hat Markensatz, Block und Kleinbogen zum 1. Weltkrieg in Europa "beigesteuert". Leider blieb dabei die Besetzung und "Eroberung" von Deutsch-Neuguinea unberücksichtigt, was man als Sammler der Deutschen Kolonie erwartet hätte. Aber die Post von PNG legt ja das Ausgabeprogramm in die Hände einer us-amerikanischen Agentur, und von deren IGPC – Ausgaben konnte man nichts Historisches über das Gebiet erwarten. Dafür wurde u.a. ein russischer Soldat gezeigt und als einzig deutsches Motiv ein Aufklärungsballon über Europa.

Mit freundlichen Sammlergrüßen,
Rabaul


 
Heidelberg Collector Am: 03.06.2014 21:17:25 Gelesen: 106572# 46 @  
Auf einem kleinen Flohmarkt am letzten Samstag konnte ich einen kleinen Posten schöner alten Ansichtskarten ergattern.

Dabei auch eine interessante Karte mit Bezug zum ersten Weltkrieg, die ich hier gerne zeigen möchte:



Warschau - Zerstörte Brücke. Rückseite abgebildet: Von Warschau 4.05.1916 nach Parchen b. Genthin (in der Nähe von Magdeburg) gelaufen, mit Landsturm-Infanterie-Ersatz-Batl. Stempel (3. Kompanie) XVI.22.

Ich schätze die Karte zeigt eine Zerstörung des Vorjahres 1915, als sich Kämpfe um Warschau im Juli und August abspielten. Falls jemand mehr weiß, würde ich mich über Eure Hinweise freuen.

Grüße

Heidelberg Collector
 
Altmerker Am: 08.06.2014 20:25:49 Gelesen: 106465# 47 @  
Als Pressemensch und Streifbandsammler möchte ich diese drei Belege einpflegen. Sie gingen innerhalb von vier Monaten an den nachmaligen Hauptmann d. R. Freiherr von König-Watthausen beim Landsturm in Bieberach. Es sind verschiedene Umschlagformen der Süddeutschen Zeitung mit drei verschiedenen Stempeln. Über den Inhalt ist nichts bekannt. Für eine Zeitung zu klein und zudem portofrei. Das ging nur bis 50 Gramm, was selbst damals das Blatt locker wog. Darüber bis 250 Gramm waren 10 Pfennig Porto angesagt.

Wer kann weitere Informationen beisteuern?

Pfingstgrüße
Uwe


 
Marcel Am: 18.08.2014 17:55:35 Gelesen: 105397# 48 @  
Hallo!

Heute nicht philatelistisch, aber dennoch brauchbar für den einen oder anderen unter Euch der sich mit Feldpostkarten o.ä. beschäftigt.

t-online meldete heute: "Verlustlisten" aus dem Ersten Weltkrieg jetzt online

Historische Verlustliste von Opfern des Ersten Weltkriegs. Jeder kann online recherchieren (Quelle: dpa)

Mehr als 8,5 Millionen Datensätze über verwundete, vermisste und gefallene deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg können ab sofort im Internet abgerufen werden.

http://des.genealogy.net/eingabe-verlustlisten/search

schöne Grüße
Marcel
 
Briefmarkenfreunde Donaueschingen Am: 18.08.2014 18:07:13 Gelesen: 105387# 49 @  
Hallo,

zum Thema 100 Jahre erster Weltkrieg haben die Briefmarkenfreunde aus Freiburg zusammen mit den französischen Sammlerfreunden aus Mühlhouse eine fantastische Austellung zusammengestellt. Zu besichtigen ist die Ausstellung in der Sparkasse in Freiburg. Kaiser Joseph Straße. Öffnungszeiten = Schalterstunden der Sparkasse. Ausstellung geht bis 5. September 2014.

Gruß
Dieter
 
filunski Am: 02.09.2014 10:44:52 Gelesen: 105056# 50 @  
Hallo zusammen,

da es gut zu diesem Thema passt, heute nicht bei den Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaften, sondern hier, die Vorstellung des neuen Gildebriefs (243) der Poststempelgilde. Diese Ausgabe widmet sich schwerpunkmäßig dem Thema "Erster Weltkrieg".



Im thematischen Schwerpunktteil stellen z.T. auch aus dem Philaseitenforum bekannte Autoren interessante Beiträge vor. Als Beispiel sei hier nur unser "volkimal" genannt, der aus seiner eigenen Familiengeschichte spannende Einblicke gibt, wie immer mit reichlich philatelistischem Bildmaterial unterlegt. Für einen Überblick hier das Originalinhaltsverzeichnis aus dem Gildebrief:



Neugierig geworden? ;-)

Dann, exclusiv für die Philaseiten noch eine kleine Leseprobe:



Weiterlesen? Das ist erst der Anfang, es geht noch spannend weiter!
Mehr hier: http://www.philaseiten.de/philabuch/show/145

Bestellbar über den Link, exclusiv für Mitglieder der Philaseiten zum ermäßigten Vorzugspreis und versandkostenfrei.

Beste Grüße,
Peter
 
volkimal Am: 02.06.2015 18:58:40 Gelesen: 100830# 51 @  
Hallo zusammen,

Der Austausch schwer verwundeter Gefangener zwischen Frankreich und Deutschland

Die Austauschstation Konstanz


Der Austausch schwer verwundeter Gefangener zwischen Frankreich und Deutschland wurde über die neutrale Schweiz abgewickelt. Die Gefangenen wurden in der Schweiz herzlich empfangen. Man brachte sie in Hotels oder Gaststätten unter, sofern keine Hospitalpflege notwendig war. Außerdem hatten die meisten Internierten in der Schweiz die Möglichkeit zu arbeiten. Notfalls wurden sie sogar in einem neuen Beruf ausgebildet.



Diesen Feldpostbrief schickte der Schmiedemeister Franz Korte an seinen Bruder „B. Korte“ in der Schweiz. Als Adresse gibt er das frühere Grand-Hotel auf der Burgfluh in Kerns an. Dort ist der Bruder aber nicht mehr, sondern er arbeitet inzwischen bei der Maschinenfabrik Schindler und Co. In Luzern. Der Brief wird dorthin nachgeschickt.

Weshalb der Feldpostbrief mit dem Auslandsporto von 20 Pfg. freigemacht wurde weiß ich nicht. Auf der Marke ein violetter Gummistempel „Aus dem Felde 5“. Zusätzlich der Stempel aus Kern, der beim Weiterleiten abgeschlagen wurde.

Interessant ist auch der Text:

„L. Bruder! Hoffe, daß diese Zeilen als eigenständiges Lebenszeichen endlich wieder zu Dir gelangen und Dich bei bester Gesundheit antreffen. Warlich eine geraume Zeit (seit Anfang _15) von wann unsere letzte Korrespondenz datiert ...“

Der Brief datiert vom 8.3.1917. Dementsprechend dürften die Brüder 2 Jahre lang keinen direkten Briefkontakt gehabt haben.



Die ersten deutschen Kriegsgefangenen kamen am 26. Januar 1916 in die Schweiz. Es handelte sich um den Austausch von je 100 an Tuberkulose erkrankten Gefangenen. In der Schweiz gab es während des Ersten Weltkrieges keine Postzensur. Deshalb richtete die deutsche Regierung bei der Austauschstation Konstanz eine Zensurstelle ein, die den Postverkehr der internierten Gefangenen in der Schweiz überwachte.

An welcher Krankheit oder Verwundung B. Korte litt, ist den drei Belegen nicht zu entnehmen. Diesen Brief schickte er in seine Heimat nach Lüchtringen bei Höxter. Er trägt den schweizerischen Zweizeiler „Kriegsgefangenen-Internierung / Luzern – Schweiz“ und einen schweizerischen Feldpoststempel vom 01.05.1917. Das Kriegsgefangenen-/Internierungslager in Luzern unterstand der Schweizer Armee (wie dies in anderen Ländern während der Weltkriege auch üblich war). Die Post von dort wurde somit auch von einer Schweizer Feldpoststelle abgewickelt. In Konstanz erhielt der Brief zusätzlich den blauen Briefstempel der Postprüfungsstelle Austauschstation.



Der dritte Brief ging von Marburg (Lahn) wieder nach Luzern. Obwohl der Ort bei der Anschrift fehlte kam er dort an. Nach dem Grand-Hotel Burgfluh in Kerns hat B. Korte wohl in der Brüggligasse 19 in Luzern gewohnt, denn auf dem letzten Brief hat er diese Adresse als Absender angegeben. Zusätzlich ging dieser Brief an diese Anschrift, wurde aber ebenfalls zu Firma Schindler und Co. weitergeleitet. Auch dieser Brief wurde in Konstanz geprüft.

Nach Kriegsende kehrten die Internierten aus der Schweiz bald nach Deutschland heim.

Wer mehr über die Internierung Verwundeter in der Schweiz und über die Austauschstation in Konstanz am Bodensee erfahren möchte, dem sein ein Artikel von Wolfgang Herterich im Gildebrief 158 (Seite 33 ff) empfohlen.

Viele Grüße
Volkmar
 
hajo22 Am: 14.07.2015 14:26:51 Gelesen: 100013# 52 @  
Am 6. April 1917 erklärten die USA dem Deutschen Kaiserreich den Krieg (als Folge des uneingeschränkten deutschen U-Boot-Krieges).

Privatbrief aus Butzbach vom 24.3.1917 adressiert nach Honolulu auf Hawaii. Der Brief erhielt den Kastenstempel: "Zurück/wegen Kriegszustand". Diese Kastenstempel waren noch vorrätig aus dem Jahr 1914, man hatte sie aufbewahrt.

Da der Poststempel vom März 1917 datiert, lag der Krieg mit den USA also zu dem Zeitpunkt schon in der Luft.

Ist es noch relativ leicht Zurück-Stempel vom Kriegsbeginn 1914 zu erhalten, so sind diese Zurück-Stempel in 1917 verwendet nach meinen Erfahrungen schwer zu finden. Ich kann nur einen einzigen Beleg zeigen.

Vielleicht hat der eine oder andere Leser auch einen ähnlichen Beleg in der Sammlung, den er uns hier zeigen kann?



VG, hajo22
 
Heinrich3 Am: 15.07.2015 13:51:55 Gelesen: 99918# 53 @  
@ Altmerker [#47]

Hallo,

als Münchner weiß ich, daß es die Süddeutsche Zeitung, wie sie jetzt bekannt ist, erst seit 1945 gibt. Daher mußte ich meine Neugier befriedigen, doch das Internet gab auf den 1.Versuch absolut nichts her.

Auf meine Anfrage an info@historische-zeitungen.de ist soeben die prompte Antwort eingegangen.

Ich zitiere:

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Diese Süddeutsche Zeitung erschien in Stuttgart. Vereinzelt sind Exemplare vorhanden. Sie finden Sie auch unter der Bezeichnung Schwäbischer Merkur.

Mit freundlichen Grüßen


Es hat sich nach meiner Meinung um eine eher kleine Zeitung gehandelt, die evtl. doch so versandt werden konnte. Bedenken sollte man auch, daß im Krieg die Zeitungen aus Papiermangel immer dünner wurden.

Weiterhin viel Freude an unserem Hobby wünscht
Heinrich
 
hajo22 Am: 16.07.2015 18:48:02 Gelesen: 99850# 54 @  
In Tondern waren Kriegs-Zeppeline stationiert (Nordsee-Flugstation) für die Seeaufklärung und für gelegentliche Bombardements auf London.

Hier eine "Marinesache" (portofrei) vom V. Marine-Luftschiff-Trupp Tondern mit Tagesstempel vom 30.8.1916 an die Kaiserliche Werft/Artillerie-Magazin-Verwaltung in Wilhelmhaven. Wie in Notzeiten häufig zu sehen, handelt es sich um ein Wendecouvert.



VG, hajo22
 
Seku Am: 29.09.2016 20:01:28 Gelesen: 88678# 55 @  
Die Schlacht an der Somme [1] ist in diesem Jahr 100 Jahre her. In Frankreich gedenkt man diesem Ereignis mit einem Briefmarkenblock.



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Somme
 
Cantus Am: 01.06.2017 01:55:17 Gelesen: 82271# 56 @  
In der Heimat sollte man nicht erfahren, wie es an der Front tatsächlich zuging. Deshalb wurden Grußkarten hergestellt, die das Leben an der Front verklärten, so wie diese hier, die am 6.1.1916 von Frankfurt an der Oder nach Berlin gelaufen ist.





Viele Grüße
Ingo
 
Lars Boettger Am: 01.06.2017 07:29:18 Gelesen: 82242# 57 @  
Abgebildet seht Ihr einen Wertbrief, der am 31.5.1915 von Luxemburg in das Deutsche Reich versandt wurde. Es war Vorschrift, die Wertbriefe zu siegeln und vorderseitig das Gewicht zu notieren. Die Notierung des Gewichtes hatte eine Kontrollfunktion, so stellte man sicher, dass während des Transportes nichts verschwunden war. Das hat der Absender gemacht.

Die deutsche Postzensur hat sich für den Inhalt interessiert - in Trier wurde der Brief geöffnet, der Inhalt kontrolliert, der Brief neu versiegelt und gewogen. Durch die neue Versiegelung ändert sich das Gewicht. Das wurde auf der Vorderseite vermerkt. Jetzt kam es vor, dass Wertbrief beim Transport beschädigt wurden. Der Wertbrief wurde in Dresden ein drittes Mal verschlossen, gesiegelt, gewogen und mit Hinweiszettel versehen.

Beste Grüsse!

Lars


 
Gerhard Am: 01.06.2017 08:20:50 Gelesen: 82226# 58 @  
@ Lars Boettger [#57]

Tolles Dokument und spannende Geschichte, wie sieht denn die Vorderseite aus? Ist vom Inhalt etwas erhalten?

MphG
Gerhard
 
hajo22 Am: 01.06.2017 20:21:34 Gelesen: 82164# 59 @  
4.7.1917 Vor fast genau 100 Jahren:

Mit 10 Rappen (Auslandstarif) frankierte Interniertenkarte aus Disentis/Schweiz/Kanton Graubünden nach Karlsruhe. Absender ein deutscher Internierter mit Adresse in Disentis Hotel Bellevue. Für den Internierten war der Krieg vorbei.

Auf der Ansichtsseite der Foto-Postkarte ist eine Gruppe deutscher Soldaten (Internierte) mit Spazierstöcken statt Gewehren zu sehen. Sitzend vorne links dürfte der Kartenschreiber zu sehen sein (Kreuzchen).

Die Karte wurde von der Überwachungsstelle des XIV. Armeekorps in Freiburg im Breisgau zensiert ("geprüft").





hajo22
 
zockerpeppi Am: 14.08.2017 23:05:48 Gelesen: 79712# 60 @  
Aus meinem Briefkasten von heute. Als erstes fiel mir der eigenartige Stempel auf. Dann erst sah ich mir die Briefmarke näher an: Tyne Cot Cemetery, Belgium.



Dank Google ist man im Nu im Bilde:

Nahe von Passendale, Zonnebeke in Westflandern. Westfront 1 WK - Oktober 1917 vor fast 100 Jahren

Tyne Cot [1] ist der größte Friedhof überhaupt für gefallene Soldaten aus dem Commenwealth. Ein Mahnmal das an die Schrecken des 1 WK erinnern soll. 11.965 Gräber gibt es, davon sind 8.369 ohne Namen. Der Bering auf welchem der Friedhof sich befindet wurde den Engländern von König Albert I im Namen des Belgischen Volkes geschenkt.

Auf der Gedenkmauer welche den Friedhof umrundet sind namentlich fast 35.000 Gefallene oder Vermisste erfasst.

In Verdun und Umgebung war ich schon, an der Somme noch nicht.

Lulu

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Tyne_Cot
 
bignell Am: 14.08.2017 23:12:46 Gelesen: 79706# 61 @  
Nicht der Grund aber der Auslöser:




Lg, harald
 
zockerpeppi Am: 14.08.2017 23:17:33 Gelesen: 79701# 62 @  
@ bignell [#61]

Ich lese gerade den historischen Roman: Risiko vom Stefen Kopetzky. In meinem Kapitel kam gerade die Nachricht über die Ermordung der beiden.

@+
Lulu
 
bignell Am: 15.08.2017 09:13:27 Gelesen: 79653# 63 @  
@ zockerpeppi [#62]

Zufall? Vorbestimmung? Oder wusste ich das, weil ich die Überwachungskamera in Deinem Haus gehackt habe? Fragen über Fragen. ;)

Lg, harald
 
hajo22 Am: 15.08.2017 13:42:15 Gelesen: 79602# 64 @  


Portofreier Feldpostbrief eines Soldaten des KuK Festungsartilleriebataillons Nr.3/Ersatzkompagnie aus Pola (kroatisch: Pula), gestempelt K.u.K. Marinefeldpostamt Pola vom 5.11.1916 nach Ungarn. Wichtiger österreichischer Marinestützpunkt im Mittelmeer während des 1.Weltkrieges. Eine der Basisstationen von KuK-U-Booten.

Von Pola aus operierten auch kaiserlich deutsche U-Boote gegen Schiffe der Entente im östlichen Mittelmeer.

hajo22
 
hajo22 Am: 15.08.2017 18:42:36 Gelesen: 79556# 65 @  


In den von deutschen Truppen besetzten Gebieten wurden eigene Überdruckmarken (Germania-Serie) für die jeweilige Landespost ausgegeben.

Feldpost-Wertbrief zu 57 gr. über 1.000 Mark aus Antwerpen vom 13.5.1918 nach Hamburg, frankiert mit 3 x 2 Fr. 50 C. (Nr.9, Landespost in Belgien).

Absender ein Rittmeister (Hauptmann) aus Antwerpen. Dienstsiegel "Zweigstelle Antwerpen des Admiralstabes der Marine". Das Dienstsiegel erübrigte offensichtlich die Zensur oder der Brief lag der Zensur offen vor und wurde erst anschließend versiegelt.

Auf der Briefrückseite Siegellackspuren und der Vermerk: "Inhalt: Dokumente".

Da mir keine Wertbrieftabellen der Landespost Belgien vorliegen, kann ich das Porto nicht nachvollziehen. Feldpost war gebührenfrei, Zusatzleistungen mußten aber m.W. bezahlt werden.

Ich gehe von einer rein philatelistischen Verwendung der Marken aus. Dennoch ein schönes Stück, finde ich.

hajo22
 
bignell Am: 15.08.2017 19:06:34 Gelesen: 79544# 66 @  
Brief aus 1916 mit Kernstock-Vignette



Malborgeth verweist auf die von Friedrich Hensel [1] erbaute Festung Malborgeth, die hundert Jahre zuvor im Krieg gegen die Franzosen eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Der welsche Hahn ist ebenso eine Anspielung auf die Franzosen.

Lg, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hensel_(Hauptmann)
 
Uwe Seif Am: 15.08.2017 19:28:48 Gelesen: 79536# 67 @  
@ zockerpeppi [#60]

Hallo,

bei dem eigenartigen Stempel handelt es sich um eine nachträgliche Entwertung der Royal Mail. Weitere Infos findet man hierzu auf den Seiten 158 bis 160 im Rundbrief 3/2015 der ArGe Briefpostautomation e.V.: http://www.arge-briefpostautomation.de (oder Forummitglied "journalist" fragen).

Gruß
Uwe Seif
 
bignell Am: 15.08.2017 21:45:47 Gelesen: 79499# 68 @  
Hier noch eine Karte vom deutschen Generalkonsul an den Unternehmer Otto Steinbeis in Ostrlj [1]



"Oštrelj ist ein Dorf in der Gemeinde Bosanski Petrovac im Nordwesten von Bosnien und Herzegowina. Die Bevölkerung hat stark abgenommen, im Jahr 2013 wurden noch 5 Einwohner gezählt."

"Am Ende des 19. Jahrhunderts begann der bayerische Unternehmer Otto Steinbeis mit dem Export von Holzprodukten aus Bosnien. Sein Unternehmen betrieb eine eigene Schmalspurbahn, die sogenannte Steinbeisbahn, mit der Hauptlinie Prijedor–Srnetica–Knin mit einem Bahnhof in Oštrelj." [1]

Lg, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/O%C5%A1trelj_(Bosanski_Petrovac)
 
hajo22 Am: 15.08.2017 21:58:34 Gelesen: 79492# 69 @  


Portofreier Internierten-Brief aus St.Gallen, gestempelt mit Schweizer Feldpoststempel vom 10.5.1918 nach Frankenhausen/ Deutschland. Zensiert Postprüfungsstelle Austauschstation Konstanz.

hajo22
 
hajo22 Am: 18.08.2017 19:33:17 Gelesen: 79361# 70 @  


KuK-Feldpost-Ganzsache zu 8 Heller, gestempelt K.u.K. Etappenpostamt Belgrad 31.12.1917, zensiert nach Wien.

Sylvester 1917/1918 gab es sicher nichts mehr zu feiern.

hajo22
 
Max78 Am: 18.08.2017 21:30:40 Gelesen: 79336# 71 @  
@ hajo22 [#70]

Servus Hajo,

schöne Karte, die Du hier zeigst. Habe ich davor noch nie gesehen und war mir völlig unbekannt.

Auch das Thema ist bislang an mir vorbeigegangen, obwohl es wirklich interessant ist. In diesem Zusammenhang kann ich zwar nichts zeigen, das unmittelbar philatelistischen Bezug hat, aber ich finde folgende Doppelpostkarte kurz nach der Kriegserklärung gegen Frankreich und Russland im August 1914 passend:



so hatte man ein Bild von den Mächten ringsum Richtung Volk projiziert, im Gegensatz zu WW2 gab's hier noch kein Radio oder Klotze. Das Wort Wutki bedeutet natürlich Wodka, von deutschen und österreichischen Soldaten an der Ostfront übernommen. Von Konstanz ging's wohl über die Brücke nach Kreuzlingen, um nur den Inlandstarif bezahlen zu müssen.

allen ein schönes Wochenende, mit Grüßen Max
 
bignell Am: 18.08.2017 21:56:55 Gelesen: 79329# 72 @  
@ Max78 [#71]

Hallo Max,

habe hier auch eine schöne Propagandakarte:



In der Mitte das österreichische Wappen, links oben die Wappen der Kronlande, vorne eine Dame im Hermelin die die Soldaten anfeuert und mich an die Germania erinnert. Gedruckt in Dresden. :)

Lg, harald
 
filunski Am: 19.08.2017 00:49:12 Gelesen: 79307# 73 @  
@ bignell [#72]

"...vorne eine Dame im Hermelin die die Soldaten anfeuert und mich an die Germania erinnert."

Hallo Harald,

die Dame ist eine der, na nennen wir sie mal "Schwestern" der Germania, ;-) die Austria [1]. Auch erkenntlich am Habsburger Wappen auf der Brust.

LG,
Peter

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Austria_(Personifikation)
 
bignell Am: 19.08.2017 12:56:41 Gelesen: 79262# 74 @  
@ filunski [#73]

Hallo Peter,

danke für die Info, die Dame auf der Freyung hab ich auch schon gesehen, aber ihren Namen kannte ich noch nicht.

Lg, harald
 
filunski Am: 19.08.2017 14:03:19 Gelesen: 79245# 75 @  
@ bignell [#74]

Hallo Harald,

freut mich wenn ich da eine "Lücke schließen" konnte! ;-)

Damit die anderen Mitleser auch wissen, was du meinst, hier ein Bild des "Austria-Brunnens" (der wegen der Dame und nicht weil er in Österreich steht, so heißt ;-)) in der Wiener Altstadt auf der Freyung.



LG,
Peter
 
hajo22 Am: 19.08.2017 18:50:35 Gelesen: 79222# 76 @  


Deutsche Besetzung Belgien 1918.

Ich zeige einen außergewöhnlichen Einschreibbrief "Heeressache" aus Brüssel vom 7.3.1918 an die Postprüfungsstelle in Gent, frankiert mit 50 cent. (Nr.20), Rückseite Feldpoststempel "Deutsche Feldpost 4 *c" 8.3.18 und rotes Siegel "Deutsche Überwachungsstelle Brüssel".

Vorderseitig Dienststempel + Zweizeiler "Inhalt geprüft/Spezialkommissar für die Bankabteilung" Unterschrift.

Briefe belgischer Bankinstitute wurden von der deutschen Besatzungsmacht besonders streng kontrolliert.

hajo22
 
hajo22 Am: 19.08.2017 20:00:14 Gelesen: 79206# 77 @  




Kriegsgefangenen-Karte aus dem K.u.K. Kriegsgefangenenlager Mauthausen vom 8. September 1918 nach Italien. Mehrfach zensiert.

hajo22
 
skribent Am: 20.08.2017 17:31:41 Gelesen: 79124# 78 @  
Hallo Zusammen,

100 Jahre nach Ausbruch des ERSTEN WELTKRIEGS verausgabten recht viele Postverwaltungen Sonderwertzeichen zum Krieg selbst. Allerdings kommen diese geschichtlichen Betrachtungen nur aus Ländern, die am Ende des WK I nicht zu den Verlierern gehörten.



Rusmarka verausgabte diese 4-Werte-Serie am 31. Juli 2014 zum 100. Jahrestag, die Abbildungen beziehen sich aber auf Ereignisse des Krieges bis zum Frieden von Brest-Litowsk.

MiNr. 2061 - General Brussilow mit Stabsoffizieren; Brussilow-Offensive Juni-August 1915
MiNr. 2062 - Russische Soldaten beim Gegenangriff; Verteidigung der Festung Osowiec September 1914 - August 1915
MiNr. 2063 - Soldaten an der Front in der Champagne, Frankreich; Russisches Expeditionskorps 1916-1918
MiNr. 2064 - Soldaten mit erbeutetem Geschütz der türkischen Armee; Erzurum-Offensive, Januar - März 1916

MfG >Franz<
 
bignell Am: 20.08.2017 17:49:12 Gelesen: 79118# 79 @  
Hier ein Telegramm mit Poststempel von Nagy Varad (Oradea, damals noch zum ungarischen Gebiet gerechnet, deshalb die ungarische Stempeltype). [1]



ersatzbataillon 70 auf
res no 888/2 adjt nvarad
s s orsova 1+ 251 32 3 10/10 m =
Lt kumicic wird am 4 mai L(aufenden) j(ahres) in temesvar garnisons
spital no 21 untersucht militaeraerztliches zeugnis nach
untersuchung uebersendet = schiff res 27/ romai 2 +

Interessant finde ich den Verweis auf die SS Orsova [2] - obwohl der Name Orsova [3] ungarisch/rumänisch ist, handelte es sich um ein britisches Schiff.

Lg, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Oradea
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Orsova_(Schiff,_1909)
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Or%C8%99ova
 
Latzi Am: 20.08.2017 19:21:29 Gelesen: 79103# 80 @  
@ bignell [#79]

Was auch immer das S S Orsova bedeutet, einen Hinweis auf das britische Schiff stellt es in einem österreichischen Telegramm von 1916 bestimmt nicht dar, zumal es sich nicht im Text findet. S S = Sendestation?

Gruß
Lars
 
bignell Am: 20.08.2017 20:58:55 Gelesen: 79086# 81 @  
@ Latzi [#80]

Hallo Lars,

dachte ich auch, aber am Ende gibt es den expliziten Verweis auf ein Schiff (rechts unten). Vielleicht meldet sich ja noch jemand, der mit den Ziffern nach S S Orsova was anfangen kann.

Lg, harald
 
skribent Am: 17.03.2019 10:22:53 Gelesen: 48444# 82 @  
Guten Tag,

heute der Brief eines Philatelisten an seinen Händler in Hamburg.



Der Umschlag wurde von der Firma R.&W. Mayer, Esslingen hergestellt und vielleicht wurde er verkauft oder auch über Sponsoren kostenfrei verteilt.
Denn der Textblock oben hat es in sich:

Deutsche!
Vergesset nie die Waffenlieferungen Amerikas,
die Niedertracht des englischen Krämervolkes
und den gemeinen Verrat Italiens.

MfG >Franz<
 
Seku Am: 01.03.2020 19:42:01 Gelesen: 40219# 83 @  
Indien 2019 - Die Indian Army kämpfte während des Ersten Weltkrieges hauptsächlich an der Mesopotamien- und Palästinafront sowie in Ostafrika (aus: Wikipedia)


 
Lars Boettger Am: 07.07.2021 19:16:33 Gelesen: 27075# 84 @  
Das Krankenhaus Val-Mont (heute Valmont) in Territet (heute ein Teil von Montreux) am Genfer See in der Nähe zur französisch-schweizerischen Grenze. Nach diesem Artikel von der eigenen Webseite hatte das Krankenhaus gute Beziehungen zur belgischen Königsfamilie [1]. Das Krankenhaus nahm verwundete Soldaten auf. Nach meiner Auffassung bot das Krankenhaus auch eine weitere Dienstleistung an, die Weiterleitung von Post nach Frankreich. Die Nähe zur Grenze bot sich dafür an.

Der Brief, frankiert mit 25 Centimes, dem Auslandsporto / 1. Gewichtsstufe, wurde in Luxemburg-Stadt aufgegeben. Er durchlief die Auslandszensurstelle in Trier und kam am 11.5.1915 in Territet an (Ankunftsstempel rückseitig). Dort erhielt er eine neue Adressangabe und einen Absenderstempel (VAL-MONT 12 MAI 1915 TERRITET (SUISSE)) und den Poststempel von Territet mit Datum 12.5.1915.

Normalerweise hätte ich eine zusätzliche Frankatur von 25 Rappen erwartet. Aber darauf wurde verzichtet. Schliesslich wurde der Brief zugestellt, wahrscheinlich in der Rue Vital 9 (ich lese auf dem Brief "Rue Nital"). Am 14.5.1915 kam der Brief in Paris an (Maschinenstempel rückseitig: PARIS XVI - PLACE CHOPIN - im 16. Arrondissement gibt es in der Nähe das Place Chopin auch heute noch eine Post). Die französische Zensur hat den Brief nicht zensiert.

Für mich ist der Brief ein interessantes Stück, dass einen etwas spekulieren lässt, wie er aus dem neutralen, aber besetzten Luxemburg über das Deutsche Reich und die Schweiz nach Frankreich gekommen ist.

Beste Grüße!

Lars



[1] https://www.cliniquevalmont.ch/en/notre-clinique/histoire/
 
charly999 Am: 08.07.2021 12:44:05 Gelesen: 27007# 85 @  
@ Lars Boettger [#84]

Hast Du mal prüfen können, ob es sich um eine der üblichen Schweizer Tarnadressen handelt, über die Post aus dem deutschen Machtbereich in das feindliche Ausland geleitet wurde? Das erklärte die Weiterleitung nach Paris, wo der Brief vermutlich sowieso hin sollte. Mir sind solche Briefe vor allem aus dem Elsaß bekannt, die an Verwandte in Frankreich (und umgekehrt) gerichtet waren. Auch in die von den Franzosen im August 1914 besetzten Gemeinden des Elsaß gingen solche Briefe.

Bei Harlos werden Belege dieser Art gelegentlich angeboten.
 
Seku Am: 08.10.2021 09:55:15 Gelesen: 24057# 86 @  
Es sind zwar nicht 100 Jahre, aber es hat einen Bezug zum I. Weltkrieg:

Frankreich - 2006 - Gedenkumschlag 90 Jahre Schlacht um Verdun [1] mit Marke vom Beinhaus von Douaumont [2]



Mi.-Nr. 4045

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Verdun
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Beinhaus_von_Douaumont
 
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