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Thema: Saalauktionen: Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ?
zackeingo Am: 29.06.2013 15:43:07 Gelesen: 62943# 1 @  
[Redaktionell ausgegliedert aus dem Thema "Auktionen: Was bedeutet ein Verkauf gegen Gebot ?"]

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Wer sagt eigentlich, dass Gebotslose von mehreren -zigtausend Katalog-Euro, die im Erlös wie im 1. Beitrag angegeben, auch vollinhaltlich versteigert wurden?

Ein mir bekannter Sammler hat bei Fa. Rauhut & Kruschel eine Sammlung im Katalogwert von € 270.000,00 (!) eingeliefert. Nach eigenen Angaben hat Herr Rauhut ihm ca. € 35.000,00 bis 40.000,00 Auktionserlös in Aussicht gestellt. Unterm Strich erhielt er dann € 7.605,00 (Auktion € 9000,00), gerade einmal 2,8 % für Spitzenware.

144. Auktion, Los 7645: Alle Welt, Sammlernachlass im Regal, hauptsächlich Deutschland, vieles noch auf alten Loskarten, dabei gute Abarten wie geschnittene Bund-Werte (teils Atteste), aber auch teure Erst-FDCs Bund (mit guten Wohlfahrt, Marienkirche usw.) Berlin und DDR, Standard-Sammlungen mit den Spitzen etc. (6000,-).

Schon die Beschreibung halte ich für einen Witz, wenn nicht gar kriminell.

Inhalt: Bund, Berlin und DDR postfrisch und gestempelt in den Hauptnummern komplett. incl. diverser Atteste. Alle 3 Gebiete mit Spitzen-FDC. U.a. Bund 111 bis Jahrgang 2002, ohne 136-38, 195+196, komplett. Ähnliches von Berlin und DDR (Die Listungen liegen mir vor). Alles in der Losbesschreibung nicht erwähnt! 116 FDC 2x (1x mit Fotoattest), 113-115 FDC mehrfach (4x), 147 2x und, und, und ...

Des weiteren die im Ausruf erwähnten Besonderheiten (Bund 1029 U im 10er-Bogen im Mi-Wert von 10 x € 400,00 = mindestens € 4000,00). Und natürlich jede Menge Dubletten, Markenheftchen, gute Briefe (keine FDC) und was sonst noch alles bei Sammlern anfällt.

Ob tatsächlich alles in dem Gebotslos enthalten war, kann nur durch den Ersteigerer bestätigt und geklärt werden.

Wo bleibt da der BDPh?
 
drmoeller_neuss Am: 29.06.2013 22:39:50 Gelesen: 62888# 2 @  
@ zackeingo [#1]

Es tut mir leid, aber wo ist hier das Problem? Ein Auktionator kann die Lose nur im Telegrammstil beschreiben. Der Katalogtext dient nur als Hilfe bei der Auswahl der Sammlungslose, die man besichtigen möchte. Ohne Besichtigung sollte man keine Sammlungslose kaufen, und Gebotslose sind ohne Besichtigung ein Tabu. Eine Ausnahme sind vielleicht moderne postfrische Abo-Sammlungen, die man blind als "postfrisch komplett im Vordruckalbum" erwerben kann.

Die Beschreibung erwähnt doch ausdrücklich "gute Abarten wie geschnittene Bund-Werte (teils Atteste)" und "Spitzen". Alles weitere ergibt sich bei der Besichtigung. Schaut doch einmal in einen Rauhut-Katalog. In der letzten Rauhut-Auktion, der 149. Auktion, waren knapp 5000 Sammlungslose angeboten, davon grob geschätzt 1000 moderne Deutschland-Sammlungen. Ohne diese Zuckerl wie die geschnittenen Bund-Werte wäre die Sammlung wohl gar nicht zum Ausruf gekommen oder nicht besichtigt worden und damit ohne Gebote geblieben. Und Herr Rauhut kann es sich auch nicht leisten, für jede Auktion ein "Telefonbuch" als Katalog aufzulegen.

Man muss sich bei der Verwertung einer Sammlung entscheiden, ob man den bequemen Weg über ein Auktionshaus geht, oder selbst sich die Mühe macht, und alles einzeln zum Beispiel über ebay auflöst. Der zweite Weg birgt grössere Risiken, bringt aber auch deutlich mehr Erlös.
 
bayern klassisch Am: 29.06.2013 23:24:45 Gelesen: 62855# 3 @  
@ zackeingo [#1]

Ich kann deinen Unmut gut nachvollziehen, aber die Katalogansätze von Michel und Co. sind bei moderner Ware (Bund, Berlin, DDR usw.) völlig realitätsfremd. Selbst 10% davon sind nicht realisierbar, wenn es nicht gerade um Einzelstücke geht, die 1 zu 1 getauscht oder verkauft werden sollen.

Herrn Rauhut würde ich keinen Vorwurf machen - dort besichtigen Dutzende von Profis und noch mehr Liebhaber die Sammlungen und es wird dort in aller Regel auch der faire Marktpreis ermittelt und bezahlt.

Wer 100 Abarten hat, die mit je 100 Euro im Katalog stehen, hat eben keine 10.000 Euro als Erlös zu erwarten, sondern eher 500 bis 1.000. Wenn man dann noch die Kosten für den Einlieferer abzieht, kommen netto 500 eher hin, als optimistische 1.000.

Wer Geld verdienen will, sollte morgens die Zeitung austragen oder erst einmal 5.000 Euro in Fachliteratur investieren. Danach könnte man Geld verdienen, ein Sammler wäre man damit aber immer noch nicht.

Zurück zum Thema: Das Problem bei Gebotsauktionen ist der Ausschluß der Öffentlichkeit. Wenn ich überhaupt bei Gebotslosen mitspiele, dann biete ich nur Abstauberlimits. Bei einer normalen Auktion sehe ich im Saal, wohin die Reise geht - das generiert Marktnähe und man kann stratigisch planen. In der Anonymität einer Gebotsauktion fühle ich mich nicht wohl.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Pommes Am: 30.06.2013 00:03:24 Gelesen: 62840# 4 @  
@ drmoeller_neuss [#2]

Man muss sich bei der Verwertung einer Sammlung entscheiden, ob man den bequemen Weg über ein Auktionshaus geht, oder sich selbst die Mühe macht, und alles einzeln zum Beispiel über ebay auflöst. Der zweite Weg birgt grössere Risiken, bringt aber auch deutlich mehr Erlös.

@ bayern klassisch [#78]

Danach könnte man Geld verdienen, ein Sammler wäre man damit aber immer noch nicht.

Da kann ich nur 100%ig zustimmen, entweder man macht sich die Arbeit die Sammlung intensiv durchzusehen und "in Portionen" (selbst) zu verkaufen oder man verlässt sich wegen der fehlenden Fachkunde auf "die Profis". Dass da mal etwas "in der Masse" untergeht, ist wohl völlig normal. Ob man den Rest - zu welchem ohnehin illusorischen Katalogwert - ohne die Sahnestücke überhaupt noch verkauft bekommt, bezweifle ich.

Wen man Sammler ist kümmert es einen nicht (so) sehr, wer eher als Anleger unterwegs ist, sollte in solide Investments gehen; dazu gehöhren die angesprochenen Sammelgebiete nur im Ausnahmefall.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
zackeingo Am: 30.06.2013 17:26:36 Gelesen: 62745# 5 @  
Für Sammler, die sich ständig informieren, ist das eigentlich klar. Ich habe auch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. In unserem Vereinsheft biete ich ständig kostenlose Beratung für Mitglieder an. Wie man sieht, leider ohne großen Erfolg. Es sind immer die gleichen, die sich "schlau" machen und dann trotzdem noch das ein oder andere mal -gelinde gesagt- auf die "Nase fallen". Der unbedarfte verlässt sich aber auf die Zusagen angeblich seriöser Auktionshäuser.

Ich habe im Laufe der Zeit dahingehend schon einiges erlebt. € 35.000,- bis 40.000,- sind wohl schon eine "Hausnummer". Und als Ergebnis 2,8 % sind völlig unakzeptabel. Bei 10% käme man schon auf € 27.000,00, der angedachten Summe also sehr nahe. Real wären nach meiner Einschätzung wohl € 16 bis 18.000,00 gewesen.

Dass Standardware -selbst mit Attesten- nicht mehr viel bringt, ist doch bekannt. Aber 25% für Posthorn (1a-Attest) und Berlin Block 1 gestempelt mit Attest "einwandfrei" lassen sich immer erzielen. Wenn man es ganz eilig hat, natürlich etwas weniger. Ersttagsbriefe ab 1960 sind natürlich kaum verkäuflich (erst wieder ab 1995 bzw. Euro-Zeitraum). Bund-FDC Posthorn 123-135, Heuss 177-196 und alle Sondermarken bis 1954 auf FDC (fast ausnahmslos Schmuck-FDC´s) bringen auch heute noch in sauberer Erhaltung ohne Mühe 25 -30% (und mehr). Bessere DDR-FDC`und gute Mittelware zwischen 50 und 300 Euro ohnehin.

Diese übervorteilten Sammler werden leider immer die sog. A-Karte ziehen. Seriös geht anders.
 
Lars Boettger Am: 30.06.2013 18:14:29 Gelesen: 62710# 6 @  
@ zackeingo [#5]

"Wo bleibt der BDPh?" - In den nächsten Monaten erscheint eine Broschüre, wie man a) eine Sammlung realistisch einschätzt und b) richtig verkauft.

Die erste Frage: Ist der Verkäufer BDPh-Mitglied? In vielen Fällen ist er das nämlich nicht.

Die nächste Frage: Wurde er gezwungen, bei Herrn Rauhut zu verkaufen? Ich denke nein.

Die letzte Frage: Die 270.000 Euro, die hier im Raum stehen, waren das die Anschaffungskosten des Verkäufers? Oder hat er sich hier "reich" gerechnet?

Ich möchte hier keinem zu Nahe treten, aber in so einem Fall, wo nur der Verkäufer weiss, was er eingeliefert hat, ist es sehr schwer, per "Ferndiagnose" ein Urteil zu fällen.

Je schneller ich verkaufen will, desto geringer sind meine Erlöse. Auf diese einfache Formel kann man den Verkauf per Auktion bringen.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
drmoeller_neuss Am: 30.06.2013 19:04:15 Gelesen: 62648# 7 @  
@ zackeingo [#5]

Noch einmal: Der Katalogwert von € 270.000 dürfte sich doch nicht ausschliesslich aus postfrischen attestierten Posthornsätzen und Marienkirchen zusammengesetzt haben. Ich vermute, dass hier jede in der Sammlung enthaltene Marke fein säuberlich zusammenaddiert wurde.

Der Käufer hat mit Aufgeld knapp 5% Michel bezahlt. Man kann sich jetzt über die Gewinnspanne von Herrn Rauhut aufregen. Aber die Auktionsprovisionen sind kein Geheimnis, und Herr Rauhut hat die Erben auch nicht daran gehindert, den Posten selbst zu verwerten. Wenn ohnehin die Spitzenwerte bereits attestiert sind, ist für mich der Verkauf über ebay eine sinnvolle Alternative. Jeder muss selbst entscheiden, welchen Weg er geht, entweder ein Anruf bei Rauhut und der Plunder wird mit dem LkW geholt und nach drei Monaten ist das Geld auf dem Konto. Oder den steinigen Weg über ebay gehen, alles selbst aufteilen, photografieren und scannen, einstellen, sich über Spassbieter und DAKs ( = dümmste anzunehmende Käufer) ärgern, alles in kleine Päckchen und Briefe packen, zur Post schleppen und sich über ungerechtfertigte Bewertungen ärgern. Dafür ist bei ebay nur 10% des Kaufpreises als Provision fällig, während ein Auktionator fast ein Drittel für seine Dienstleistung in Abzug bringt.

Im übrigen kann Herr Rauhut nichts für die niedrigen Marktpreise. Der Auktionator ist auch nicht dafür verantwortlich, dass die Katalogpreise unrealistisch sind, und "Reichrechnern" falsche Hoffungen machen. Im übrigen können auch seriöse Auktionshäuser den Zuschlagspreis nicht vorhersagen. Sie können lediglich aus den Erfahrungen der Vergangenheit eine Preisspanne als Erwartungswert nennen. Manchmal stehen die Sterne schlecht, und "absolut sicheres" Material bleibt zum Ausruf und Schnäppchenpreis liegen.

Zum Thema Katalogwert und Marktwert: Ich hatte ja schon im vorherigen Beitrag als persönliches Beispiel meine Bundsammlung erwähnt: Über dreissig Jahre gestempelt fast komplett, die meisten Marken als Gefälligkeitsstempel auf dem Postamt ausgeführt, Michel über 1100 EUR, biete ich für 30 Euro an. Vielleicht denkt Ihr, der Möller ist übergeschnappt und bekloppt. Weder rechne ich mit meinem baldigen Ableben, noch habe ich etwas zu verschenken. Ich weiss aber, dass 3% für modernes Bund-Material realistisch sind.

Andere Beispiele heute vom Tauschtag in Dortmund-Huckarde: Posten 1 von einem Händler aus Korschenbroich, eine Liechtenstein-Sammlung postfrisch, etwa 1964 bis 1984, über 400 Euro laut Michel-Katalog für 20 EUR erworben. Dazu das Einsteckalbum und etwas Kartonphilatelie. Posten 2 von einem Händler aus Hohenlimburg, schöne Übersee-Sätze im Buch für 10% Michel. Dazu auch hier etwas Kartonphilatelie gratis.

Seid Ihr der Meinung, dass diese Händler nicht wissen, was sie tun, oder sind wir uns einig, dass ich nur den fairen Marktpreis bezahlt habe?
 
bignell Am: 30.06.2013 21:27:06 Gelesen: 62588# 8 @  
Der Markt bestimmt den Preis. Die entscheidenden Faktoren sind hier Qualität und Beliebtheit. Eine Sammlung mit 10 000 Marken zu je 1 € Katalogwert wird weit weniger erzielen als eine Marke zu 10 000 € Katalogwert in guter Qualität.

Deshalb würde ich empfehlen den Wert einer Sammlung über die Spitzen zu ermitteln, und dort die Qualität streng zu beurteilen, denn das ist auch das was die Bieter machen, bevor sie ihre Gebote abgeben.
 
Richard Am: 01.07.2013 10:45:36 Gelesen: 62453# 9 @  
Datum: Montag, 01 Juli 2013 10:36:41
Von: Harald Rauhut <harald.rauhut@rauhut-auktion.de>;
An: Richard@PhilaSeiten.de

Betreff: Negativer Post auf Ihrer Plattform „PhilaSeiten. de“ über mein Haus

Sehr geehrter Herr Ebert,

auf Ihrer Internet-Plattform „PhilaSeiten.de“ veröffentlichen Sie unter dem Pseudonym „Zackeingo“ eine mein Haus betreffende, wahrheitswidrige und diffamierende Darstellung.

Insbesondere mit der Unterstellung, mein Haus handele „kriminell“ und ein Einlieferer wäre der „Betrogene“, ist der Straftatbestand der üblen Nachrede erfüllt und ich fordere Sie auf, mir den Klarnamen und Anschrift des Veröffentlichers zu übermitteln, um Unterlassungs- und ggf. Schadensersatzansprüche geltend zu machen.

Außerdem fordere ich Sie auf, den diskriminierenden Text bis spätestens heute, Montag, den 1. Juli 2013, 13:00 Uhr, von Ihren „PhilaSeiten“ zu entfernen. Bis zu diesem Zeitpunkt wollen Sie außerdem sofort die von mir parallel auch per Fax gerichtete Richtigstellung veröffentlichen:

Richtigstellung:

Leider führt die Anonymität des Internets dazu, dass bei manchen Zeitgenossen jegliche Hemmschwellen fallen. Ohne Rücksicht auf Wahrheiten und Rechtsfolgen werden renommierte Marktteilnehmer diskreditiert, weil man ja nicht mit seinen eigenen Namen für seine Worte „geradestehen“ muss.

Die Darstellungen von „Zackeingo“ sind in wesentlichen Punkten falsch:

1. Der Michelwert der Einlieferung betrug in der Tat 270.000,- - aber alter DM-Michel und nicht Euro.

2. Eine Zusicherung eines Auktionserlöses ist ein Widerspruch in sich und ist keinesfalls erfolgt. Man wählt ja gerade die Verkaufsform einer Auktion, um aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage einen Marktpreis zu ermitteln. Stünde der Erlös vorher fest, bräuchte man auch keine Auktion.

3. Wer mit ein bisschen Sachverstand die Entwicklung der alten Michel-DM-Preise hin zu neuen Euro-Netto-Handelswerten anhand der Ergebnisse von Kollegen-Auktionen beobachtet, stellt schnell fest, dass alles mit rechten Dingen zugeht: Bund postfrisch/gestempelt = Nettowert (Zuschlag) 1.000,- Euro, dito DDR (max. 1.000,- Euro), Berlin 2.500,- Euro, macht in Summe 4.500,- Euro, plus die FDCs und Besonderheiten = 9.000,- Euro, also der Zuschlag.

4. Vom Einlieferer gab es keine einzige Beschwerde über Ansatz, Losbeschreibung oder Resultat!

Einen Bogen „Bund 1029 U“ gab es natürlich niemals, aber warum sollte man sorgfältig in seinen Darstellungen sein, wenn man ja eh ein Pseudonym hat?

Gemeint war wahrscheinlich die berühmte „Katharina von Bosa“, Nr. 2029 U, im Kleinbogen, die aus gestohlener Makulatur stammt, zu tausenden am Markt und nicht handelsfähig ist, was der Michel auch die Herausnahme einer Katalogbewertung unterstreicht.

Manchmal ist es sinnvoller, nachzudenken, bevor man Unsinn schreibt, aber vielleicht ging es „Zackeingo“ ja gar nicht um die Wahrheit, sondern nur um Diffamierung?

Mit freundlichen Grüßen
Harald Rauhut

Rauhut & Kruschel
Briefmarkenauktionshaus GmbH
Briefmarken-Auktionshaus
Werdener Weg 44
D-45470 Mülheim a.d. Ruhr
Tel. (02 08) 3 30 98
Fax: (02 08) 38 35 52

Geschäftsführer: Harald Rauhut
Amtsgericht Duisburg, HRB-Nr. 14889

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[Redaktioneller Hinweis: Herr Rauhut hat nach einem kurzen telefonischen Meinungsaustausch um etwa 13 Uhr seine Zustimmung erteilt, den Vorgang komplett im Forum zu belassen]
 
Pommes Am: 01.07.2013 14:58:04 Gelesen: 62299# 10 @  
@ Richard [#9]

Ich finde es gut, dass nach einem klärenden Gespräch der Thread komplett bleibt. Es hat sich ja in der Diskussion gezeigt, dass die Auffassung, dass hier "betrogen" wurde, auch im Forum nicht geteilt wird.

Da sollte man etwas sprachliche Zurückhaltung üben, auch wenn es persönlich schwer fällt. Mir gelingt es auch nicht immer. ;-) !

Ich sehe den Grund für den Unmut einiger Sammler hier nicht in der Tätigkeit von Händlern und/oder Auktionatoren, sondern in einer völlig überzogenen Vorstellung, was den Wert der eigenen Sammlung angeht. Wer pauschal Michelpreise addiert und feste Prozentzahlen dieser Summe erwartet, hat den "Sammlermarkt" nicht verstanden. Was "zu einem guten Preis" verkauft wird, hängt von so vielen subjektiven Faktoren ab, da kann man nicht mit einer Michelbewertung als "objektivem" Kriterium rechnen. Der eine sucht Marken, der nächste Stempel und wieder andere etwas aus der Heimat usw. Je größer so ein Posten, desto unberechenbarer ist der Preis. Bei so bunten Mischungen muss man eben Wiederverkäufer oder sehr engagierter Sammler sein.

Was Rauhut & Kruschel anbelangt, da zeigt doch die kürzlich hier durchgeführte Umfrage http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=63703 , dass dieses Unternehmen unter den Mitgliedern dieses Forums Vertrauen genießt; meines übrigens auch. Daher finde ich es gut, dass Herr Rauhut auf eine Löschung verzichtet hat. Ich denke auch nicht, dass der Beitrag [#1] hier die Meinung der Mitglieder im wesentlichen beeinflusst hat, wie die Diskussion zeigt.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
drmoeller_neuss Am: 01.07.2013 15:55:01 Gelesen: 62263# 11 @  
Herr Rauhut sollte als BDB-Vorsitzender dieses Thema auch einmal zum Anlass nehmen, über die Selbstdarstellung der Auktionshäuser in der Öffentlichkeit nachzudenken, und wie man das ändern kann. zackeingo ist kein Forentroll, der auf Randale aus ist, sondern nach seiner eigenen Darstellung Vereinsvorsitzender eines kleinen Briefmarkenvereins in einer westfälischen Großstadt.

Nach meiner Erfahrung haben die meisten Sammler gegenüber Auktionshäusern folgende Vorurteile:

1. Briefmarkenauktionen bieten nichts in meiner Preisklasse. Dieser Eindruck kann tatsächlich entstehen, wenn man die Auktionsberichte in der Fachpresse wie der "Philatelie" liest. Da ist von versteigerten Raritäten im sechsstelligen Bereich und von Golfturnieren als gesellschaftliches Begleitprogramm von Auktionen die Rede.

2. Briefmarkenauktionen sind nicht zum Verkauf von Sammlungsteilen geeignet. Einlieferer werden regelmässig übervorteilt, da der Auktionator nur am schnellen Umsatz interessiert ist.

3. Briefmarkenauktionen sind nur etwas für Profis, die sich die Sahnestückchen unter sich aufteilen.

Briefmarkenauktionshäuser sollten viel mehr in der Fläche präsent sein. Für Rauhut würden sich die Tauschtage im Ruhrgebiet geradezu anbieten. Letzten Sonntag war in Dortmund-Huckarde Grosstauschtag mit schätzungsweise 400 Besucher. Da würde sich ein Informationsstand eines Auktionshauses doch einmal anbieten. Die Reisekosten von Mülheim an der Ruhr nach Dortmund sind marginal. Ich bin mir bewusst, dass Wochenend-Einsätze zusätzliche Personalkosten in Form von Sonn- und Feiertagszuschlägen bedeuten, und auch sonst nicht jedermanns Sache sind (Krankenschwestern, Busfahrer und Bäcker arbeiten aber auch sonntags). Auf der anderen Seite können sich nette Einlieferungen ergeben, und neue Kunden gewonnen werden. Auf jeden Fall könnten durch Gespräche Vorurteile abgebaut werden und Auktionshäuser sich als Partner von Briefmarkensammlern darstellen.
 
Wolffi Am: 01.07.2013 16:07:23 Gelesen: 62248# 12 @  
Es ist gut, das der Beitrag nicht gelöscht wird. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, es würde etwas unten den Tisch gekehrt.

So hat jeder Leser / jede Leserin die Möglichkeit, sich seine eigene Meinung zu bilden.

Für mich war es erst einmal so, dass ich von den 2,8% überrascht war, und mich fragte, warum ich immer so viel zahlen soll. :-)

Andererseits war ich hinterher entsetzt, wenn aus Euro plötzlich DM werden, und die Relationen sich im Verhältnis 1:2 verändern.

Ich werde interessiert weiterlesen.

Die Meinung über Rauhut und Co. ist hier im Forum sehr positiv, wie die Abstimmung "damals" gezeigt hatte.
 
doktorstamp Am: 01.07.2013 16:57:46 Gelesen: 62215# 13 @  
Wer ist denn daran Schuld?

Nach jahrelanger Erfahrung mit den Bewertungen von Sammlungen ist es an erster Stelle die Ignoranz, an zweiter Stelle die Reichrechnerei oder luftschlösserische Einbildungen sämtlicher Verkäufer/ gewinnsüchtiger Erben.

Und wer hat hierzu beigetragen? Damit Ignoranz et al unter den Sammlern herrscht.

- Verantwortung u.a. zu tragen hat die Fachpresse; sensationelle Artikel über neue Funde, Auktionsergebnisse, die Verbreitung des Märchens der "Aktien des kleinen Mannes".

Dennoch verbreiten sie auch Wissen unter den Sammlern, oder zumindest an denjenigen die es aufbringen können sie zu lesen.

- Die Kataloghersteller und Herausgeber; jeder erfahrene Philatelist weiß daß diese Bewertungen/Preise keineswegs den gängigen Marktpreisen entsprechen.

Lediglich wird in den Katalogen über Preisansatz in Zusammenhang mit dem Erhaltungsgrad im Einklang gebracht. Vom Markt oder Handel ist überhaupt keine Rede. Die Salonfähigkeit seitens derer ist unantastbar.

- Der Sammler, der innerhalb Familien oder in Freundeskreisen über seine Sammlung(en) protzt und prahlt. Somit werden die künftigen Erben eingebildet statt ausgebildet.

- Sammler die sich erst gar nicht mit Literatur befassen wollen, deren Bibel die Kataloge bilden.

- Ortsvereine, und was ich hier sage ist eine Verallgemeinerung, denn es gibt Ausnahmen, aber der akademische Stand/Bildungsgrad manche ist erst recht kläglich.

mfG

Nigel
 
zackeingo Am: 02.07.2013 00:32:52 Gelesen: 62107# 14 @  
An Herrn Boettger:

Ja, der Sammler ist BDPh-Mitglied.

Auf die angekündigte Broschüre bin ich sehr gespannt. Bitte, so drucken, dass man sie für alle Mitglieder vervielfältigen kann.
 
zackeingo Am: 02.07.2013 01:00:41 Gelesen: 62103# 15 @  
An dr.moeller_neuss:

Ein Verkauf über Ebay und andere Foren ist für Menschen ohne Computer und Netz kaum möglich. In der sog. älteren Generation gibt es davon reichlich. In unserem Verein schätzungsweise 80%.

Diese Sammler setzen Ihr Vertrauen in hochgelobte Auktionatoren und Händler in der "Philatelie" und anderen Fachzeitschriften. Die von Ihnen aufgeführten Beispiele liegen total daneben. Liechtenstein der angegebenen Jahre ist nahezu unverkäuflich. Im vorigen Jahr wurden von mir einige Jahrgänge in kompletten postfrischen Bogen (nach Fehlliste) zu 8 % verkauft. Ein Zufallsgeschäft, das so schnell wahrscheinlich nicht wieder kommt.

Die gleichen Marken lose kommen in Groschenbücher und werden von Aufkäufern dann z.B. in Huckarde verkauft. Postfrischen Motivsätzen, und sind sie noch so schön, ergeht es nicht viel anders und stammen meistens aus den Motivbüchern der allseits bekannten Großhändler. Komplette Bücher mit vielen Marken und Sätzen (möglichst wenig Belege) werden unter Händlern zwischen 20,- und 35,- Euro -bei bester Qualität- gehandelt. Bund gestempelt ohne Spitzen sind nahezu unverkäuflich. Welchem Sammler fehlt denn da etwas? Nachwuchs gibt es bekanntlich kaum noch.

Ihr Versuch diese Massenware mit Spitzenmaterial gleichzusetzen ist ein Unding und bietet kaum etwas für diese Diskussion.
 
juni-1848 Am: 02.07.2013 01:08:00 Gelesen: 62100# 16 @  
@ doktorstamp [#13]

1. Der Sammler, der innerhalb Familien oder in Freundeskreisen über seine Sammlung(en) protzt und prahlt. Somit werden die künftigen Erben eingebildet statt ausgebildet.

2. Sammler die sich erst gar nicht mit Literatur befassen wollen, deren Bibel die Kataloge bilden.

3. Ortsvereine, und was ich hier sage ist eine Verallgemeinerung, denn es gibt Ausnahmen, aber der akademische Stand/Bildungsgrad manche ist erst recht kläglich.

zu 1.

Vor Jahren schon habe ich Kaufgesuche drangegeben: Es melden sich eben jene und haben horrende Vorstellungen. Da legte mir doch tatsächlich eine Erbengemeinschaft als Berechnung ihrer Forderung für einen Nachlaß eine Steuernachforderung vor, die einzig dem von den Erben an das Finanzamt übermittelten Wert Rechnung trug. Auf über 100 Seiten war haarklein jede Marke, jeder Brief handschriftlich katalogisiert und bewertet - bis hin zu seitenweise Barzahlungen aus der frühen Nachkriegszeit mit "nicht im Michel verzeichnet = 100 DM". Gute 10 Jahre hat es gebraucht, bis sie den Kaffee auf hatten, mir die komplette Barzahlungssammlung abtraten (für absolut realistische 2 EUR pro Beleg) - und den Rest das Wandschrankes seitdem immer wieder Händlern, Sammlern und Auktionatoren vorlegen - bisher vergeblich.

zu 2.

Alle 10 Jahre staube ich irgendwo diverse bis zu 5 Jahre alte (Spezial-)Kataloge ab, um fachliches nachzuschlagen - und darf feststellen, dass immer mehr Details aus aus Uralt-Katalogen ihren Platz abtreten an noch mehr "Preisvarianten" für ein und dieselbe Marke. So lassen sich wunderbar moderne Phila-Stücke, die niemals den Postweg sahen, zu erquicklichen Sammlerwerten hochrechnen.

zu 3.

In gut zweieinhalb Jahrzehnten habe ich nicht einmal ein Dutzend Sammler kennen- und schätzen gelernt, mit denen heute immer noch Tausch- und auch Kaufkontakt besteht - und in all den Jahren bedurfte es keines einzigen Michel-Kataloges!

Und es ist schon blamabel, wenn eine hochbetagte, ehrwürdig ergraute Vereinskoryphäe der Jugend die Massenware aus der Gratis-Wanne entreisst, welche ich kurz vorher mit den Resten aus Infla- und Barzahlungspostenkäufen befüllt hatte.

Sowohl mit Auktionatoren als auch mit Online-Plattformen habe ich bislang keine Enttäuschungen erlebt

- weil ich meine Belege/Pöstchen selber beschreibe,
- dabei insbesondere Mängel hervorhebe
- und realistische Preisvorstellungen habe, die hie und da in ungeahnte Höhen schießen,

Hut ab vor Herrn Rauhut, der mit diesem Schritt einen Stab für die Auktionatorengilde bricht.

So verabschiede ich mich für heute und gehe Schäfchen zählen. Apropos Schäfchen: Mit einem schwarzen Schaf in der Herde wird die ganze Schur grau. ;-)
 
Wolffi Am: 02.07.2013 07:57:46 Gelesen: 62055# 17 @  
@ zackeingo [#14]
@ zackeingo [#15]

Ich hätte ja eigentlich mal ein Wort zu [#9] erwartet.
 
drmoeller_neuss Am: 02.07.2013 12:46:22 Gelesen: 61962# 18 @  
Ich habe anhand des Satzes "Marienkirche" von 1951 (Michel-Nr. 139 und 140) ein wenig Marktforschung betrieben, zu welchen Preisen Spitzenwerte des Sammelgebietes Bund gehandelt werden: Einfach bei ebay in der Suche "Marienkirche" in der Kategorie "Briefmarken" eingeben und unter "beendete Auktionen" suchen. In den letzten 90 Tagen sind 660 Auktionen zum Thema "Marienkirche" ausgelaufen. Das Material ist also reichlich am Markt vorhanden. Der Michel bewertet den postfrischen Satz mit 200 EUR und gestempelt mit 160 EUR.

Zusammengefasst: Postfrische Sätze liegen zwischen 25 und 30 EUR, bei gestempelten Marken ist je nach Stempelqualität die Spanne grösser, das Gros liegt aber zwischen 10 bis 20 EUR. Für einen einwandfreien Satz in guter Durchschnittsqualität sind etwa 15% in Relation zum Michel-Katalogwert zu erwarten. Extras wie Randstücke bringen einen Aufschlag, aber auch keine Rekorderlöse. In diesem Beispiel wurden 20% vom Katalogwert bewilligt.





Auch bemerkenswert: Eine Prüfung lohnt sich bei Standard-Material nicht. Der Markt honoriert den Aufwand nicht, der Mehrerlös für geprüfte Marken deckt noch nicht einmal die Prüfkosten. Lediglich bei Besonderheiten wie Eckrandstücke holt man die Prüfkosten heraus.

Zurück zum Thema "Rauhut-Auktion": Der Posten wird als en-gros-Los angeboten. Mit Aufgeld kommt der Käufer auf knapp 10%-Katalogwert. Solche Posten im fünfstelligen Euro-Bereich richten sich in erster Linie nicht an Sammler, sondern an Händler und Profis, die das Material vereinzeln. Die 10% sind auch eine Mischkalkulation und setzen sich aus fast unverkäuflichem Material mit einem Marktwert von 3% Michel und Spitzen wie die "Marienkirche" mit einem Marktwert von 15% vom Katalog zusammen. Damit ist der Posten für Wiederverkäufer schon fast unrentabel, da auch bei ebay 10% Verkaufsprovision anfällt.

Nun kann man sich fragen, warum verkauft Rauhut diese Sätze nicht einzeln? Die Frage beantwortet sich beim Studium des Kataloges. Etwa 1000 Sammlungsposten finden sich in jedem Katalog zum Thema Bund/Berlin/DDR. Wer soll Herrn Rauhut die Zeit bezahlen? Und wir wollen Herrn Rauhut mindestens den Stundensatz eines durchschnittlichen Handwerkers gönnen (45 EUR pro Stunde).

Und ein weiteres Thema, dass unweigerlich beim Studium der ebay-Angebote aufkommt: (Ver-)fälschungen. Nach meinem Bauchgefühl ist jeder vierte angebotene Satz faul, entweder nachgezähnt oder mit verfälschten Stempeln. Jeder en-gros-Posten enthält auch solche Gurken. Ein ehrlicher Wiederverkäufer schreibt solche Stücke als Totalverlust ab, die meisten Händler arbeiten lieber in der Grauzone und helfen sich mit beschönigenden Beschreibungen, in eckigen Klammern meine Interpretation dieser Aussagen ("sauberer Gummi") [die Nachgummierung hat sich gelohnt, der Nachgummierer hat handwerklich sauber gearbeitet], "kann keinen Falz [auf dem Nachgummi] erkennen", "Saubere Rundstempel [leider 20 Jahre später ausserhalb des Gültigkeitszeitraumes]", "bitte genau anschauen [damit Sie mich hinterher nicht auf Erfüllung verklagen können]" etc.)

Stempel von 1964:



Postleitzahlen unten:



Nachgezähnt links:



Als letzter Kommentar an zackeingo: Sich um einen sechsstelligen Betrag zu verrechnen, spricht nicht gerade für einen Vereinsfunktionär. Das mindeste wäre eine Entschuldigung in Richtung Herrn Rauhut.
 
Heinz 7 Am: 02.07.2013 13:48:59 Gelesen: 61931# 19 @  
@ drmoeller_neuss [#18]

Hallo "Gemeinde".

Ich verfolge dieses Thema seit Beginn mit Interesse und habe mich hauptsächlich aus Zeitgründen nicht dazu geäussert; aber Andere können das mindestens so gut, wie man sieht!

Mit dem Beitrag [#18] ist alles gesagt. Ich gratuliere, Dr. Möller! Lasst mich aber etwas ergänzen.



Die Situation ist für "Schweiz postfrisch" ähnlich, wenn auch nicht gar so krass. Ich habe vor 30 Jahren auch Preise bezahlt, die, obwohl damals günstig, heute fernab sind von den gültigen Marktpreisen. Der Markt ist brutal. Auch für Schweiz fehlt der grosse Nachfragedruck, der die Preise hochhält.

Anders bei meinem klassischen Sammelgebiet, das ich (auch) seit 20 Jahren pflege. Hier kriege ich auf Auktionen selten etwas unter 50 % des Katalogpreises, wenn es denn überhaupt einen Katalogwert gibt. Oft spielte der Katalog gar keine Rolle, weil eine Marke, die Euro 5 Katalogwert hat, kann trotzdem Euro 200 kosten.

Ich möchte damit den Interessierten Mut machen, sich der Philatelie trotz Flaute auf VIELEN (!) Gebieten trotzdem zu widmen. Aber rechnet nicht zu sehr mit Geldwerten (als Investition), sondern überlasst dies a) den Profis, (die es zum Glück immer noch gibt) und b) den Begeisterten mit viel Zeit (die es zum Glück immer noch gibt), die immer wieder die viele "Kleinstarbeit" erledigen.

Heinz
 
zackeingo Am: 02.07.2013 17:24:25 Gelesen: 61820# 20 @  
Dass mein Beitrag eine wahrheitswidrige und diffamierende Darstellung war, kann ich beweislich widerlegen. Mein Name und meine Adresse nebst Kontaktdaten sind "Richard" bekannt. Drohungen mit juristischen Folgen und Schadensersatzforderungen sehe ich eher gelassen entgegen, da ich mir nichts vorzuwerfen habe. Der Sammler (inzwischen Ex-), um den es geht, ist Ihnen ja schon durch die Auktionsnummer bekannt.

zu 1:

Offensichtlich können Sie sich noch gut an den Vorgang erinnern, da Sie die Summe von 270.000 bestätigen. Dass es sich hierbei nicht um DM, sondern Euro handelt, ist doch eindeutig. Stammt die Einlieferung doch aus 2012. Sie wurde anhand des Michel-Spezialkataloges 2008 des Sammlers, der mir mit seinen Bestandsvermerken hier vorliegt, grob errechnet.

zu 2:

Für den von Ihnen persönlich angekündigten voraussichtlichen Erlös von € 35 bis 40.000,00 wird der Sammler, falls erforderlich, eine Eidesstattliche Versicherung abgeben. Ehrfurcht vor "großen" Namen der Philatelie und naive Gutgläubigkeit, gepaart mit der Hoffnung auf etwas Rücklage für den Lebensabend, waren der Grund, dass die Sammlungen nebst Dubletten an Sie ohne weitere Vorbehalte übergeben wurden. Den Katalog der 144. Auktion, in dem das Los aufgerufen wurde, hat der Einlieferer (irrtümlich ? wohlweislich?) nie erhalten. Stattdessen den der 140. Auktion, die schon länger Geschichte war. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

zu 3:

Hier führen Sie erneut "DM" an. Lassen Sie doch einfach diese Spielchen. Die von Ihnen angegebenen Werte in Höhe von € 4.500,00 sind für Durchschnittsware -qualität, wie sie in der Regel auf Auktionen angeboten werden, real. Für sog. Spitzen mit Fotoattesten und -befunden werden deutlich höhere Werte erzielt. Die Ankaufslisten namhafter Händler können u.a. bei Google eingesehen werden.

Hier ein Ausschnitt der eingelieferten Ware ohne die bereits erwähnten in den Hauptnummern kompletten Sammlungen Bund/ Berlin / DDR postfrisch und gestempelt:

Bund FDC 2x 116 + 1x 116 mit Fotoattest (Mi je € 1.400,00), Posthorn FDC 123 bis 135 (Mi über € 3000,00), Sondermarken und Blöcke FDC`s von 1949 bis 2002 komplett. Dabei diverse Dubletten (u.a. 2x 147, 4x 113-115 und weitere mehrfach). Heuss 177-194 FDC (Mi € ca. 5000,00).

Berlin FDC´s ab Nr. 71 komplett incl. 3x 106-109 (verschiedene Formen), 75-79 I+II (Mi € 2.700,00), 61-63 FDC (Mi € 700,00) und, und, und.

DDR FDC´S ähnlich: 2x 243/44, 2x Block 7, 276-279, 2x 286-288, 355-403 incl. der Blöcke (Blöcke 8-9 A+B Mi € 2.400,00), Block 15 (Mi € 1000,00), Block 19 (Mi € 1.500,00 kursiv, da kaum gehandelt und, wenn überhaupt, nur schwierig beschaffbar).

Die vielen frühen, sonstigen FDC´s mit Michelwerten zwischen € 50,00 und € 200,00 sind selbst bei Ebay locker mit 20 bis 25% und mehr zu verkaufen. Vor allem gute Qualität bringt in dieser Sparte überdurchschnittlich gute Preise.

Komplette CEPT-Sammlungen bis 1985/86 postfrisch, gestempelt und FDC. Alle CEPT-Kleinbögen in diesem Zeitraum (allerdings ohne FL 60) postfrisch und gestempelt, sowie dto. Mit- und Vorläufer, wie Griechenland 582-87 postfrisch und 2x auf FDC (diese beiden schon Mi je € 1.500,00), Ungarn-Schiffe I postfrisch, gestempelt und FDC, einschließlich vieler weiterer geschnittener Ausgaben ebenfalls postfrisch, gestempelt und FDC´s. CEPT-Ausgaben sind im Moment zwar nicht der Renner, aber oben erwähnte Spitzenwerte sind noch zu moderaten Preisen gut handelbar.

Weitere Gebiete, wie Saarland, OPD Saar (u.a. mit FDC´s der Heuss-Sätze), Bizone u.a. mit FDC 108-110 (Mi € 1000,00 !) und vieles mehr, sind auch nicht zu übersehen.

Und das alles 2,8 % ! Selbst bei Ihrem persönlichen oben näher erläutertem Umrechnungskurs auf DM wären das nur 5,6 %. Unfassbar! Als Los "Alle Welt" bei derartigen Spitzen ohne konkrete Angaben kaum nachvollziehbar. Die Interessenlage ist hier eindeutig einseitig verschoben. Aber diese Sammlungsverkäufer sind als Kunden wohl ohnehin "verbrannt". Von Sachverstand kann dabei wohl keine Rede mehr sein, eher von Vermögensverschleuderung unbedarfter und gutgläubiger Sammler.

zu 4:

Dass Sie, Herr Rauhut, so überdeutlich auf den Schreibfehler 1029 U (gibt es bisher auch nicht) statt 2029 U hinweisen, ist doch sehr bezeichnend und soll wohl vom gesamten Vorgehen ablenken. Wenn Sie suchen, finden Sie in diesem Beitrag sicherlich noch den einen oder anderen. Im übrigen heisst die Dame nicht K. von Bosa, sondern von Bora. Soviel nur dazu. Ihre Einlassung ist auch nicht richtig. 2029 U steht nach wie vor im laufenden Michel-Deutschland-Spezial mit Stück € 400 = € 4.000,00 für den Bogen. Woher dieser stammt, ist naturgemäß vom Sammler nicht nachvollziehbar. Vielleicht wenden Sie sich an den namhaften Hamburger Händler (die Anschrift liegt vor), der den Bogen seinerzeit (und jetzt kommt es) für DM 2.000,00 geliefert hat.

Das ist allerdings in diesem Zusammenhang auch völlig irrelevant. Ihr Kommentar zu diesem Bogen spricht Bände, wurde doch in dem "Alle Welt"-Los speziell auf geschnittene Bund-Werte hingewiesen ! Legen Sie doch einfach offen, wer das Los ersteigert hat. Dann lässt sich am einfachsten klären, was enthalten war.

Juristisch wird der Sammler kaum eine Chance haben. Aber überdacht wird es noch. Ich finde den Vorgang ungeheuerlich.
 
taro Am: 02.07.2013 18:25:18 Gelesen: 61787# 21 @  
Hallo Zackeingo,

der Markt macht die Preis und der hat eben einen Gesamt-Zuschlag von 9.000 € für angemessen gehalten.

Ich bin mir sicher, das die Lose vorher entsprechend besichtigt wurden. Da mehrere Bieter geboten haben müssen, gehe ich davon aus, das der Erlös gerechtfertigt war - mehr war einfach nicht drin. Michel interessiert nicht, der Markt hat seine eigenen Preise.

Oder wirfst du gar vor, Rauhut hat bewusst Spitzen unterschlagen? Dann hätten sie sich doch ins eigene Fleisch gebissen!

Übrigens empfehle ich dir, aus den 270.000 mal die ganzen Kleinwerte raus zu rechnen - denn die sind nur Beifang, die eigentlich keiner wirklich will - bei welcher Zahl stehen wir denn jetzt?

Sven
 
zackeingo Am: 02.07.2013 18:51:16 Gelesen: 61753# 22 @  
@ taro [#21]

Welcher Markt? Der der Schnäppchenjäger?

Alleine die Bund-FDC bis 1956 (ein paar habe ich aufgeführt), werten Mi ca 25.000,00. Wo gibt es diese Spitzen für 20%? Die Quelle möchte ich sehen. Das alleine wären dann schon ca. € 5000,00. € 9000,00 + Aufpreis hinzublättern ist natürlich eine Hausnummer. Für den "normalen" Sammler wahrscheinlich kaum zu stemmen.

Eine vernünftige Aufteilung hätte mit Sicherheit einen auch für den Einlieferer zufriedenstellenden Erlös gebracht. Aber der Mann hat offensichtlich nicht interessiert. Zu den Qualitätsansprüchen des Sammlers kann ich Ihnen sagen, dass die sehr hoch angesiedelt waren. Eine bedarfsgelaufene Karte mit sauberem Ersttagstagesstempel und einwandfrei gezähnter 116 war im nicht gut genug.
 
doktorstamp Am: 02.07.2013 19:12:40 Gelesen: 61729# 23 @  
@ zackeingo [#20]

Lieber Ingo,

die von dir genannten "Spitzen" sind alle FDC. Mag schön und gut sein das die Qualität sehr gut war, aber FDC an den Mann zu bringen ist schwierig. Moderne FDC kann man kaum verschenken. "Bessere" wie von dir beschrieben wird es auch ähnlich ergehen. Gut ein Bedarfs FDC bildet eine Ausnahme. Betrogen sind nur die die den wahnsinnigen Katalogbewertungen Glauben schenken.

Zuhauf habe ich dieses gesehen. Ohne Zweifel ist die Enttäuschung groß. Die bittere Wahrheit der Markt bestimmt den Preis, erst wenn Sammler dieses begreifen und beherzigen. Aber diese Kenntnisse an den man zu bringen, der keine Literatur hat, liest halt nichts in der Fachpresse, und Halbwahrheiten und Gerüchte gutwillig glaubt, denen sind erst zu helfen wenn sie sich bereitwillig erklären Wissen anzueignen, Literatur zu kaufen, und Verständnis für das Hobby aufzubringen. Aber bis dahin ist es ein langer Weg.

Betrug, selbstbetrogen durch Unwissen.

mfG

Nigel
 
jürgenw Am: 02.07.2013 19:34:37 Gelesen: 61703# 24 @  
Mit viel Interesse habe ich die diversen zu diesem Thema gemachten Beiträge gelesen. Ich selbst habe einige Nachlässe von verstorbenen Sammlern gesichtet und auch bewertet. Um ein Beispiel zu nennen eine sehr umfangreiche Deutschlandsammlung ohne Dubletten, darin auch gute und sehr gute Brustschildwerte (*), die Potschta geprüft und einiges mehr.

Mit einem Sammlerfreund haben wir einen Wert der besseren Stücke ermittelt und dann diesen mit 10% des Michelwertes als zu erzielenden Preis angesetzt. Die Sammlung wurde dann einem als seriös bekannten Briefmarkenhändler zur Begutachtung vorgelegt. Dieser bot dann genau diese Summe zum Ankauf der Sammlung.

Das Fazit ist der Händler bezahlt nur ca. 10% des Katalogwertes der besseren Ausgaben. Den Rest nimmt er als Dreingabe. Bei Sammlungen mit großen Doublettenbeständen werden diese nicht mitgerechnet. Auch größere Bestände an sogenannten Besonderheiten und Plattenfehler werden nicht zu ihrem vollen Katalogwert berechnet. Genauso verfahren Käufer bei Auktionen. Man kann sich mit großen Mengen an Marken auch reich rechnen.

Wenn zackeingo bemängelt das Los war unter „Sammlungen alle Welt“ so muss ich dem Auktionator recht geben denn es waren ja auch CEPT und Griechenland dabei. Wenn er den Sammler vor der Einlieferung beraten hat, so hätte er Ihm raten sollen die Sammlung aufzuteilen und die Gebiete einzeln zur Versteigerung anzubieten. Man hätte damit bestimmt einen besseren Erlös erzielt. Er sollte sich auch einmal die Ergebnisse von Auktionen für die einzelnen Gebiete die enthalten waren ansehen, dann kann er sich ein Bild davon machen was man dafür bekommt. In Bezug auf FDC kann ich doktorstamp nur recht geben. Leider gibt es inzwischen zu viele Gebiete die Heute "Tod" sind.

jürgenw
 
bayern klassisch Am: 02.07.2013 19:42:20 Gelesen: 61690# 25 @  
@ zackeingo [#22]

Hallo zackeingo,

ich muss Nigel Recht geben - selbst wenn 270.000 Euro stimmen sollten, handelt es sich um schwer verkäufliches Material.

Verkauf mal 270.000 Katalogwert in Luxusbriefen von Altdeutschland - da darfst du als Einlieferer noch ein Wochenende im Grandhotel kostenlos wohnen. Warum? Weil das für einen stattlichen Prozentsatz verkauft würde.

FDC von Bund, Berlin oder was auch immer sind nur in kleinen Mengen mühevoll abzusetzen. Wer kauft davon Großmengen, wenn der Markt schon kleine Mengen nicht oder nur unter extremer Preissenkung schluckt? Es kann nur ein Grossist gewesen sein, der da überhaupt eine geringe Langfristchance sieht, sein Geld zu vermehren.

Den Käufer veröffentlichen darf ein Auktionshaus natürlich nicht, falls das wirklich gefordert würde. Ich denke, du würdest auch nicht gerne in einem großen Internetforum namentlich gemacht werden mit den Losen und Zuschlägen, die du zuletzt hattest.

Ich hatte mal als Oberprimaner im Kaufhof eine sehr seltene Überdruckmarke (Auflage nur 100 Stück, Michelwert 800 DM!) vom Iran oder einem anderen Land in dieser Ecke für 8,50 DM gekauft. Das hieß für mich damals 2 Wochen sparen. War hart, aber ich wollte reich sein. :-)

15 Jahre später habe ich sie angeboten und - Donnerwetter kein Gebot. Für 1 Mark ging sie an einen Jugendsammler, der eben diese eine Mark in einer Lotterie gewonnen hatte. Hätte er nicht, besässe ich die Marke mangels Verkaufsmöglichkeiten wohl heute noch ...

Wer mit Katalogwerten rechnet, hat sich prinzipiell verrechnet. Wer den Markt beobachtet, braucht keine Hilfsmittel oder Science Fiction Literatur aus dem Hause Schwaneberger.

Der Sammler hat viel Geld verbrannt - aber es war sein Hobby, oder? Er hat sich (hoffentlich) an seinen zahllosen FDC delektiert, hat seine Alben bestaunt und auch bestaunen lassen und lebte ein glückliches Sammlerleben. Hätte er in Silberzwiebeln oder Fahrradreifen investiert, wäre er schlechter gefahren.

Im Fußball heißt es, die Wahrheit liegt auf dem Platz. In der Philatelie heißt der Platz Auktionshaus. Das ist hier vielleicht nicht schön, aber es ist wahr.

Beste Grüsse von bayern klassisch
 
taro Am: 02.07.2013 19:48:40 Gelesen: 61673# 26 @  
@ zackeingo [#22]

Nicht die Spitzen machen den Wert, sondern die Raritäten!

Natürlich ist eine Vierstellige Katalogbewertung toll, wenn der Markt allerdings übersättigt ist, ist da nichts zu holen, da kann die Bewertung noch so hoch sein!

Den Rest hat jürgenw [#24] wunderbar beantwortet!

Und natürlich liegt es in der Natur des Sammlers, möglichst günstig an Stücke zu kommen - sind wir nicht alle irgendwie Schnäppchenjäger?

Grüße
Sven
 
Graf Zack Am: 02.07.2013 21:04:57 Gelesen: 61606# 27 @  
Wenn hier einer etwas falsch gemacht hat, dann wohl der Einlieferer.

Eine gute Sammlung sollte von verschiedenen Auktionatoren und Händlern besichtigt werden. Da kommen schon genug Angebote zustande.

Komplette Gebiete gehören eher einzeln verkauft. Die Reste dann eher in Kartons.

Warum wurde als Gebotslos komplett verkauft? Es hätte ja auch zum vorher vereinbarten Ausrufpreis gebietsweise versteigert werden können.

Ich besichtige häufiger Gebotslose bei Rauhut und glaube nicht, dass 35- bis 40.000€ im Komplettverkauf als Erlös in Aussicht gestellt wurden. Eine solche Erwartung wäre weltfremd und ein solches "Versprechen" wäre Bauernfang. Bereits der unverbindliche Ansatz von 6.000 zeigt meiner Meinung nach, dass eher ein Zuschlag von bestenfalls 15- 18.000€ als möglich geschätzt wurde. Selbst im Detailverkauf wären 40.000€ wohl nicht zu erreichen.

Zur Marktlage haben sich bereits genug Spezialisten geäußert.

Mich würde vor allem interessieren, was bei diesem Los der Einlieferer gewünscht und wie der Auktionator beraten hat, aber das wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben.

Gruß
Graf Zack
 
eswareinmal Am: 02.07.2013 21:13:08 Gelesen: 61598# 28 @  
Guten Abend,

ich bin mir nach den vielen Antworten nicht sicher ob ich es überlesen habe, aber mal nebenbei, ist es nicht im Sinne der Auktionshauses den bestmöglichen Preis zu erzielen ? Allein der Provision wegen schon.

Beste Grüße
 
Heinz 7 Am: 02.07.2013 22:09:42 Gelesen: 61539# 29 @  
@ zackeingo [#22]
@ eswareinmal [#28]

Hallo Kollege,

ich finde es gut, dass solche heiklen Fragen besprochen werden. Wenn ich die Beiträge lese, sehe ich viel Verständnis für dich. Was aber nicht geht, sind deine Vorwürfe "kriminell", "Betrug" und so weiter. Dass Herr Rauhut sich dagegen wehrt, verstehen wohl die meisten hier.

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber die Stimmen oben haben schon recht. Welcher Sammler kauft einen solchen Riesenposten? - Kaum einer! Solche Angebote interessieren doch nur Wiederverkäufer, und die zahlen nur so viel (bzw. wenig) als nötig.

Der Markt ist brutal für solche "Lots". Der Käufer des Lots wird vielleicht den Kauf "ausschlachten". Innerhalb weniger Wochen hat er den Einkaufspreis zurück, aber noch 90 % der Ware am Hals. Die wird dann wohl wieder eingeliefert und bringt dann noch 2 % des Rest-Katalogwertes (ein mögliches Szenario).

Was ich nicht verstehe: Warum dein (Ex-) Sammler-Freund, der ja selber einige Erfahrung hat, nicht selber Vorschläge gemacht hat, aus der Einlieferung vielleicht 10-20 (?) Lose zu machen ("Sammlergerecht"). Falls genügend Substanz dabei war (es scheint ja so), hätte wohl Herr Rauhut auch nicht "NEIN" gesagt (siehe Bemerkung [#28]).

Also - lass es nun gut sein! Und verkrach dich nicht mit den Berufshändlern, sondern arbeite mit ihnen zusammen. Auf Augenhöhe. Das geht nämlich bei den meisten. Ich rede aus Erfahrung; ich bin auch in einem Briefmarkenverein. Im Vorstand mögen wir es nicht mehr, wenn wir Verwertungs-Anfragen bekommen, weil oft sind die Leute am Ende enttäuscht. Da hilft nur: Sauber informieren, Augen offen halten und (selbst-)kritisch sein.

Freundliche Grüsse

Heinz
 
zackeingo Am: 02.07.2013 22:55:10 Gelesen: 61497# 30 @  
@ Graf Zack [#27]

Der erste Beitrag, der etwas vernünftiges aussagt und von Branchenkenntnis zeugt.

Der Einlieferer hat hier nicht nur etwas falsch gemacht, sondern die Dummheit seines Lebens begangen. Das weiß er inzwischen auch. Bei Angebotsvergleich mehrerer Händler und Auktionatoren wäre 100%ig reichlich besseres rausgekommen.

Dass alles in ein Los kam, zeugt von der Beratung des Auktionators, der bei Übernahme den Vorschlag "Sammlernachlass" machte. Später wurde daraus ohne Rückfrage (die natürlich auch nichts gebracht hätte) "Alle Welt". Das hört sich von vorneherein schon nach "billiger Jakob" an und soll wohl auch gegenüber Bietern so wirken. Der Wunsch des Einlieferers bestand ausschließlich darin, dass er alles bestmöglichst verkaufen wollte. Durch das blinde, oder besser dumme Vertrauen wurde daraus nichts.

Ein Zuschlag von € 15 bis 18.000,00 habe ich auch, wie in einem meiner vorigen Beiträge zu ersehen, als realistisch empfunden. Bei dem Material wären im Detailverkauf diese € 35 bis 40.000,00 (der Einlieferer schwört, dass ihm das so gesagt wurde) zu erzielen gewesen.

Der Zeitraum wäre natürlich etwas länger, aber die Auktionszeit von der Einlieferung bis zur Abrechnung hat auch 7 Monate gedauert.

An weitere:

Die schlauen Sprüche "Der Markt macht den Preis" kann ich nicht mehr hören. Es müsste inzwischen richtig heißen: "Der Markt macht alles kaputt".

Bei den mir bekannten Händlern machen diese den Preis. Natürlich marktgerecht. 3-5%-Verkäufe gibt es bei denen auch, aber nur für Ladenhüter oder sog. Kartonphilatelie.

Fragen Sie doch einfach bei der Fa. Schlegel an, ob diese Ihnen einen Posthornsatz für € 400,00 verkauft. Eine derart schlechte Qualität wird kaum auf Lager sein.

Die Äußerung diverser Forumteilnehmer zur Marktlage zeugt davon, dass Sie derartiges Material noch nie verkauft haben.

Bund-FDC 1949 bis 1954 mit FDC der Folgezeit zu vergleichen zeugt von großer Unkenntnis. Gleiches gilt für Berlin und DDR.

Die kleineren bis mittleren Posthorn- und Heuss-FDC aus einem Nachlass habe ich vor ca. 2 Jahren jeweils per 3 bis 5 Stück innerhalb von 4 Wochen über Ebay verkauft. Kein Los unter 30% !

Vielleicht lässt sich der ein oder andere von Ihnen, der seine "Schnäppchen" in Huckarde macht, mal vom Verkäufer seinen Gewerbeschein zeigen. Weiteres möchte ich dazu nicht sagen.

Bei der gesamten Einstellung über Nachlassverkauf ist es kein Wunder, dass die Philatelie immer rasender "den Bach runtergeht" und immer mehr, vor allem Jungsammler die das mitbekommen, kein großes Interesse mehr hegen. Geld verbrennen will schließlich keiner.
 
Kontrollratjunkie Am: 02.07.2013 23:15:03 Gelesen: 61477# 31 @  
Eine sehr interessante Diskussion mit vielen richtigen Aussagen.

Die wichtigste Aussage betrifft die Art des Angebotes. Der Einlieferer (und Auktionator) will den höchstmöglichen Erlös, der Kunde den kleinst möglichen Preis. Irgendwo dazwischen liegt das Ergebnis.

Natürlich und das ist immer so ! bringt ein voluminöser Großposten nur einen marginalen Prozentsatz vom Katalogwert. Zumal wenn verschiedene nicht unbedingt zusammen passende Gebiete kartonweise verramscht werden. Es ist immer die schlechteste Lösung, en bloc zu verkaufen. Wenn ich gerne Bund FDC vom Anfang kaufen möchte, werde ich DDR Briefe oder Makulaturstücke mit 10, 5 oder 0 % rechnen. Die will ich nämlich gar nicht haben.

Und hier liegt m.M. nach der Hase im Pfeffer. Ich erwarte von einem Auktionshaus eine faire Beratung und Hinweise zum höchstmöglichen Erlös. Leider reicht dieser Service offenbar bei vielen Firmen nur für die Sammlerelite, für deren Sammlungen dann auch gerne Sonderkataloge geschaffen werden. Wäre hier adäquat beraten worden, hätte man sich vielleicht einige Enttäuschungen ersparen können. Aber nun ist es zu spät, verkauft ist verkauft, Glückwunsch an den Erwerber. Er wird viel Arbeit haben und einen guten Gewinn erlösen.

Gruß
KJ
 
Cantus Am: 03.07.2013 00:09:22 Gelesen: 61442# 32 @  
@ bayern klassisch [#25]

Hallo,

ich möchte deinem Beitrag noch etwas hinzufügen.

Jeder, der hier in diesem Forum aktiv ist, ist Sammler (so hoffe ich) und nicht Investor. Sammler jedoch investieren ihr Geld und ihre Freizeit in ihre Sammlungen, andere zahlen dagegen große Beträge für irgendwelche Urlaubs- oder Fernreisen, kaufen ständig den neuesten technischen Kram und anderes mehr. Das, was wir also finanziell in unseren Sammlungen versenken, dient dem Ziel, unser Sammlerherz zu erfreuen und nicht der Geldvermehrung. Natürlich wäre es ganz schön, wenn man am Ende eines Sammlerlebens zumindest einen Teil dessen, was man da an Geld aufgewendet hat, zurückbekommen würde, aber wenn ich mit dem Geld nicht Philatelie eingekauft hätte, sondern statt dessen zum Beispiel eine Kreuzfahrt gemacht oder einen modernen Großbildfernseher gekauft hätte, was würde ich denn von solchen Investitionen nach Jahren zurückbekommen?

Ferner gilt es, realistisch den Bestand der möglichen Käufer zu betrachten. Es ist ja nicht nur so, dass die meisten von uns versuchen, ihre Sammlungen so preiswert wie möglich aufzustocken, sondern es fehlen schlicht und einfach finanziell gut gestellte Sammler, die mal eben bei einer Auktion viele tausend Euro bieten können und wollen, und das für moderne Massen- oder Allerweltsware. Man schaue einmal in die diversen Auktionskataloge der deutschen Auktionshäuser, wie viele hunderte Sammlungen Bund, Berlin und DDR da angeboten werden; wer soll denn das alles kaufen? In diesem Fall hier haben wohl die frühen FDC und die geschnittenen Marken den Käufer bewogen, ein Gebot abzugeben, denn ansonsten wäre dieser Großposten wohl unverkauft geblieben.

Und schließlich kommt noch ein weiteres Moment hinzu. Ich habe im letzten Herbst versucht, bei einem großen internationalen Auktionshaus meine Sammlung der sowjetischen bebilderten Ganzsachenumschläge zu verkaufen. Die Sammlung umfasste etwa 14.000 verschiedene Umschläge, alle einzeln in Klarsichttaschen und das Ganze sauber und übersichtlich sortiert. Der Ausruf lag bei 1.500 Euro; das war erheblich weniger, als ich mir erhofft hatte, aber der Auktionator hatte mich im persönlichen Gespräch davon überzeugt, dass ein höherer Ansatz unrealistisch wäre. Dennoch erfolgte bei der Auktion kein Zuschlag. Wie sich nachträglich herausstellte, war dabei nicht der Preis das störende Element, sondern ganz einfach nur der schiere Umfang des Postens. Die Sammlung füllte insgesamt sieben große Bananenkisten, die man eben nicht einfach so nach der Auktion im Auto mitnehmen konnte, die man aber auch wegen des großen Gewichtes (Plastikhüllen wiegen viel) nicht problemlos ins Ausland, womöglich ins östliche Ausland, verschicken kann. Es gab wohl durchhaus Interessenten, die aber aus diesen Gründen zunächst passen mussten. Im Frühjahr diesen Jahres war der Posten beim gleichen Auktionshaus wiederum im Angebot und ging nun zu einem höheren Preis weg.

Wenn ich das oben in diesem Thema richtig gelesen habe, dann stand da nicht etwa eine Sammlung zum Verkauf, sondern es handelte sich um einen "Regalbestand", also um eine Vielzahl von Alben und Zubehör. Auch solche Mengen müssen platzmäßig bei einem Käufer erst einmal untergebracht werden. Wer also solche Großposten über ein Auktionshaus vermarkten möchte, spricht damit wohl in erster Linie Händler mit genügend Lagerraum an, und diese Händler sind selbstverständlich daran interessiert, ihren Warenbestand zu dem geringstmöglichen Preis zu ergänzen. Wer da hohe Verkaufsgewinne erwartet, hat wohl den Sinn für die Realität weitgehend verloren.

Viele Grüße
Ingo
 
zackeingo Am: 03.07.2013 01:50:23 Gelesen: 61422# 33 @  
@ Cantus [#32]

14.000 sowjetische Ganzsachenumschläge sind ebenso kaum zu verkaufen, wie Posten mit 1000 verschiedenen Schiffspost- oder Erstflugbelegen. Erhalten Sie im Stückverkauf den ein oder anderen Euro, liegen die Posten umgerechnet im niedrigen Cent-Bereich.

Interessierte Sammler suchen natürlich nur noch das, was Ihnen fehlt. Diese "Großposten" konnten früher an Trödler noch einigermaßen verkauft werden, sind aber heute nahezu nur noch als "Geschenke" oder Beigabe zu vermitteln.
Versuchen Sie mal 600 Markenheftchen Bund im Gros zu verkaufen, oder 600 Jahresgaben des BDPh.

Da muss man sich die Mühe machen und alles in kleinen Portionen oder einzeln anbieten. Schon Bund, Berlin und DDR postfrisch und gestempelt in einem Los auszurufen bedeutet Geld verbrennen. Ein guter Auktionator weiß das. Hier fehlt einfach die Interessewahrung des Einlieferers. Sammler, die sich nicht rundum schlau machen, sind einigen Auktionshäusern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
 
Cantus Am: 03.07.2013 02:53:51 Gelesen: 61415# 34 @  
@ zackeingo [#33]

Hallo,

das weiß ich auch, dass solche großen Sammlungen nur schwer an den Mann zu bringen sind, deshalb hatte ich mich ja auch an das beste mir bekannte mitteleuropäische Auktionshaus mit einem umfangreichen Kundenstamm im osteuropäischen Ausland gewandt. Letztlich war ich mit dem Verkauf zufrieden, denn das Sammeln hatte mir zwanzig Jahre lang Freude bereitet und nun stehen andere Sammelthemen im Vordergrund. Im Übrigen ist so eine Sammlung keinesfalls mit Markenheftchen Bund zu vergleichen, oder gibt es etwa 600 verschiedene Markenheftchen Bund?

Die Aussage, dass Samnmler auf Gedeih und Verderb Auktionatoren ausgeliefert sind, ist rundum falsch und zeugt von wenig Kenntnis des Auktionsmarktes. Jeder, der diesen Weg des Verkaufes wählen will, kann sich zunächst unter den rund 30 größeren mitteleuropäischen Auktionshäusern das seiner Wahl aussuchen und dann schriftlich verbindlich festlegen, was wie verkauft bzw. angeboten werden soll. Wenn dann eine Einigung mit dem Auktionator nicht möglich ist, na dann versucht man es eben beim nächsten Auktionshaus, es gibt schließlich genug davon. Das Einzige, was man immer haben muss, ist Geduld und möglichst Ware, die sich von der Masse abhebt. Das, was alle loswerden wollen, ohne dass es dafür ausreichend Käufer gibt, bleibt in aller Regel übrig und kann auch im Rücklosverkauf nur selten an den Mann gebracht werden.

Wenn man deshalb den Verkauf über Auktionen scheut, bleibt nur noch der Verkauf im Verein, übers Internet oder per Zeitungsanzeige. In allen drei Fällen dürfte es wohl schwer sein, höhere Gewinne zu erzielen. Und nicht jeder möchte über Ebay & Co. verkaufen, denn ab dem 21. Verkauf jährlich ist man nach geltendem Recht Gewerbetreibender und damit gewerbesteuerpflichtig. Wer das missachtet, macht sich strafbar. Natürlich haben die Finanzbehörden nicht genug Personal, um alle diese Fälle aufzuspüren, aber wen es trifft, das kann ganz schön unangenehm werden. Also lass bitte diese Werbung für einen Verkauf über Ebay & Co. sein. Wer das unbedingt so machen möchte, sollte sich des Risikos bewusst und bereit sein, die möglichen strafrechtlichen Folgen zu tragen.

Jeder Auktionator lebt davon, dass er Ware verkauft, denn er wird prozentual am Verkauf beteiligt. Daraus folgt, dass er Einlieferungen so anbietet, wie er aufgrund seiner Erfahrung glaubt, dass eine große Chance zum Verkauf besteht. Es würde für ihn überhaupt keinen Sinn machen, Auktionslose zu teuer anzubieten, wenn dadurch voraussichtlich ein Verkauf unmöglich wird. Außerdem hat er zunächst (zumeist angemieteten) Lagerraum für die Einlieferungen bereitzustellen, hat Personal zur Durchsicht und Schätzung der Einlieferungen zu bezahlen, hat hohe Kosten für die Herstellung und den Versand von gedruckten Auktionskatalogen zu tragen, muss die Saalmiete für die Auktion bezahlen und anderes mehr. Das sind alles Kosten, die der Einlieferer auf den Auktionator abwälzt, der das alles aus seinem prozentualen Verkaufserlös bezahlt.

Oder glaubt der von dir zitierte ach so arme Verkäufer wirklich, er könnte für seine Sammlungen einen höheren Ertrag erzielen, wenn er selber vorab alle diese verkaufsvorbereitenden Kosten aus eigener Tasche tragen würde, indem er z.B. in allen größeren deutschen Tageszeitungen entsprechende Anzeigen regelmäßig schalten würde, um möglicherweise Kaufinteressenten zu finden, die bereit wären, eine größere Summe für Bund / Berlin / DDR aufzuwenden ?

Viele Grüße
Ingo
 
guy69 Am: 03.07.2013 07:06:37 Gelesen: 61391# 35 @  
@ zackeingo

Danke für deine weiterhin ruhige, sachliche Art auf Antworten einzugehen. Diese Diskussion ist Gold wert und sollte als Leitfaden für Einlieferer und Auktionatoren zusammengefasst werden. M.E. sind hier auf beiden Seiten eklatante Fehler gemacht worden.
 
filunski Am: 03.07.2013 09:59:26 Gelesen: 61335# 36 @  
Hallo zusammen,

eine wirklich hervorragende Diskussion mit selten hohem Lehrwert!

Aber erst mal zurück zur im Thema gestellten Frage: „…Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ?“

Die Antwort ist m.E.: Zu hohe, bzw. falsche Erwartungen.

Das zeigt auch wieder einmal die hier zu verfolgende Diskussion. Zum einen haben wir hier, vertreten durch seinen Vereinsvorsitzenden „zackeingo“, den ob des erzielten Erlöses zu Recht frustrierten Sammler und auf der anderen Seite, den ebenfalls zu Recht ungehaltenen Auktionator welcher mit den verschiedensten Vorwürfen belastet wird. Beide Seiten haben mein Verständnis, aber ebenso trifft auch auf beide Seiten ein Teil der Vorwürfe zu. Das Hauptverschulden am frustrierenden Erlös trägt aber sicher hier der Sammler. Was im Einzelnen zwischen den beiden Seiten an Informationen und Beratung ausgetauscht wurde, wissen mit zuverlässiger Sicherheit nur der betroffene Sammler selbst und der beratende Auktionator.

Den Sammler kennen wir nicht (dies nur als Fakt ohne jeglichen Hintergedanken), Herr Rauhut hingegen ist vielen Forumsteilnehmern als seriöser Auktionator bekannt, und seine Zustimmung zur Veröffentlichung dieser Diskussion hier im Forum, obwohl er da nicht immer gut dabei weg kommt, verdient Respekt und Anerkennung. Sicher werden auch für ihn, der hier mit liest, interessante Aspekte dargestellt sein. Wie man es hätte anders oder besser machen können, zeigen viele fachkundige Meinungen dazu hier im bisherigen Diskussionsverlauf.

Dabei ist bei langem nicht alleine nur die treffende Analyse von „Graf Zack“ [#27] der erste Beitrag, der etwas vernünftiges aussagt wie zackeingo meint, sondern auch viele der anderen zuvor schon gefallenen Beiträge und Ratschläge, auch wenn unser betroffener Sammler (und sein Vereinsvorsitzender) dies vielleicht nicht so gerne hören und wahr haben wollen. Es wäre doch ganz einfach gewesen die hier gestellte Frage oder eine nach der optimalen Verkaufsmöglichkeit der betroffenen Sammlung, vor dem Verkauf zu stellen. Sicher hätte es die gleichen und ähnliche Ratschläge dazu von den entsprechenden Experten genauso vorher schon gegeben, wie jetzt wo das Kind leider schon in den Brunnen gefallen ist.

Als erfolgversprechendere Aussicht für einen Verkauf wurde hier ja schon auf die Vereinzelung der Sammlung und eventuell das Anbieten in Einzellosen auch über Auktionsplatformen wie Ebay hingewiesen. Dies erfordert natürlich mehr Einsatz und mehr Zeit. Aber da hat nun jemand über fünf, vielleicht sechs Jahrzehnte oder länger in penibler Kleinarbeit eine sehenswerte Sammlung zusammengetragen, und dann soll sie aber innerhalb kürzester Zeit zu einem maximalen Erlös losgeschlagen werden. Bei Erben einer solchen Sammlung kann ich diese Haltung ja noch nachvollziehen, beim Sammler selbst eher weniger. Nun kommt wieder der Einwand, der ältere Sammler steht aber mit Computertechnik, Internetforen, Ebay und der gleichem mehr auf „Kriegsfuß“. Durchaus verständlich, aber er hat doch sicher Enkel, Neffen, Nichten und andere mögliche Helfer (vielleicht auch im Briefmarkenverein) die ihm da zur Seite stehen könnten und sogar, auf Provisionsbasis (um es auch für sie lukrativ zu machen), die vereinzelte Sammlung z.B. in Einzellosen bei Ebay anzubieten.

Schließlich kann ich mich da nur „guy69“ [#35] anschließen und dazu raten, diese Diskussion als Leitfaden zu betrachten, auszudrucken und in den Briefmarkenvereinen ans schwarze Brett zu hängen (so kommen auch diejenigen Mitglieder welche mit Computern „nichts am Hut haben“ in den Genuss dieser wertvollen Informationen. :-)

Mit besten Grüßen,
Peter
 
drmoeller_neuss Am: 03.07.2013 12:28:52 Gelesen: 61277# 37 @  
Warum wird in diesem Thema eigentlich mehrheitlich die Keule gegen den Markenhandel geschwungen? Wer "Schätze" mit einem Katalogwert in den Hunderttausenden anhäufen kann, sollte doch auch ein wenig Zeit aufbringen können, sich über die Gegebenheiten des Briefmarkenhandels zu informieren. In diesem Fall hätte ich den Ablauf einer Rauhut-Auktion einmal persönlich verfolgt. Es gibt sechs Auktionen pro Jahr, und pro Auktion vielleicht 5000 Sammlungslose, die etliche Regalmeter umfassen. Warum soll Rauhut ausgerechnet meinen Posten vereinzeln, und die anderen 4999 als Sammlungslose verramschen?

zu Kontrollratjunkie

Und hier liegt m.M. nach der Hase im Pfeffer. Ich erwarte von einem Auktionshaus eine faire Beratung und Hinweise zum höchstmöglichen Erlös. Leider reicht dieser Service offenbar bei vielen Firmen nur für die Sammlerelite, für deren Sammlungen dann auch gerne Sonderkataloge geschaffen werden. Wäre hier adäquat beraten worden, hätte man sich vielleicht einige Enttäuschungen ersparen können. Aber nun ist es zu spät, verkauft ist verkauft, Glückwunsch an den Erwerber. Er wird viel Arbeit haben und einen guten Gewinn erlösen.

Briefmarkenhändler leben von ihrem Geschäft und sind keine kostenlosen Verbraucherberater. Das ist kein Freibrief für Übervorteilung von Kunden und ein Händler sollte immer fair bleiben. Ich kann aber nicht von Herrn Rauhut erwarten, dass er sagt, "melden Sie ein Gewerbe an und verkaufen Sie Ihren Posten besser in Einzelteilen selbst". Oder anders gerechnet: Rechnen wir einmal für eine "faire Beratung" einen Zeitaufwand von 30 Minuten. Dazu kommt im Durchschnitt noch einmal der gleiche Aufwand für die Vor- und Nachbereitung, für Fahrzeit etc. Dann kann ein gut organisierter Mitarbeiter in der Woche etwa 30 solcher "Beratungen" führen. In vielen Fällen wird der Berater von einer Einlieferung abraten müssen. Die Beraterstunde würde ich mit etwa 50 Euro ansetzen. Wer zahlt Herrn Rauhut diese "Beratungsleistung"? Der Berater braucht ausserdem noch ein Telefon, ein Büroraum und ein Firmenfahrzeug.

Ich weiss nicht einmal, ob ich den Erwerber beglückwünschen kann. Die meisten Briefmarkenhändler leiden unter massivem Umsatzverlust und durch die Konkurrenz von ebay und Co.

Viel Arbeit wird er haben, aber auf welchen Stundenlohn wird er dabei kommen?

Und zum Ablauf dieser Geschichte: Ich gehe doch davon aus, dass der Einlieferer von Rauhut vor der Auktion ein Manuskript des Kataloges zur Kontrolle und Zustimmung bekommen hat. Spätestens hier hätte der Einlieferer noch sein Veto einlegen können.

Noch einmal: Bund-FDC auch aus den Jahren 1949 bis 1954 sind Massenware. Zwar sind hier die Katalogwerte etwas näher an der Realität, und echt gelaufene FDCs gehen nicht für 5% weg. Aber auch hier gilt: einem grossen Angebot steht eine kleinere Nachfrage entgegen. Und wer sammelt DDR-FDCs? Ich kenne jedenfalls keinen solchen Sammler.

Katalogwerte sind Schall und Rauch. Es mag sogar sein, dass in Einzelfällen die Katalogwerte stimmen. Aber was nützt es dem Einlieferer, wenn vor zwei Jahren ein FDC genau zum Katalogwert verkauft wurde, aber jetzt, gerade im Moment seines Verkaufwunsches, kein Käufer bereit steht? Umgekehrt kenne ich Sammler, die seit Jahren auf der Suche nach Marken im Werte von wenigen Michelcent sind, die nicht auf dem Markt zu haben sind.

zu Cantus

Und nicht jeder möchte über Ebay & Co. verkaufen, denn ab dem 21. Verkauf jährlich ist man nach geltendem Recht Gewerbetreibender und damit gewerbesteuerpflichtig. Wer das missachtet, macht sich strafbar. Natürlich haben die Finanzbehörden nicht genug Personal, um alle diese Fälle aufzuspüren, aber wen es trifft, das kann ganz schön unangenehm werden. Also lass bitte diese Werbung für einen Verkauf über Ebay & Co. sein. Wer das unbedingt so machen möchte, sollte sich des Risikos bewusst und bereit sein, die möglichen strafrechtlichen Folgen zu tragen.

Es gibt keine festen Grenzen, ab wann man Gewerbetreibender ist! Und das geringste Risiko ist noch das Finanzamt, da die wenigsten wirklich an ihrem Hobby verdienen. Wer Geld zuschiesst, ist auch für das Finanzamt ein schlechter Kunde. Und Gewerbesteuer fällt erst bei einem Gewinn von knapp 25.000 EUR an. Den sehe ich bei diesem Posten bei weitem nicht. Im übrigen ist eine gewerbliche Tätigkeit unabhängig von den Verkaufskanälen. Auch der Handel über Zeitungsinserate oder auf Tauschtagen kann Gewerbesteuer auslösen. Wer Angst vor dem Finanzamt hat, sollte sich der Hilfe von Experten wie Steuerberater bedienen.

Ich rate jedem Sammler, detaillierte Aufzeichnungen über alle (!) Ausgaben zu führen. Dann ist auch nach Jahren noch nachvollziehbar, wieviel Geld in das Hobby geflossen sind und wo welche verfälschte Gurken gekauft wurden. In dieses Ausgabenbüchlein gehören auch alle nicht-philatelistischen Ausgaben wie Fahrtkosten zu Tauschtagen. Vielleicht ist dann aber nicht mehr das Finanzamt, sondern der Ehegatte das grössere Risiko, wenn er/sie anhand dieser Aufzeichnungen der ständigen Beschwichtigungen "Ach Schatz, mache Dir keine Sorgen, das Hobby trägt sich selbst" keinen Glauben mehr schenkt.

Kritischer ist die wettbewerbsrechtliche Schiene, weil es hier keine Freibeträge gibt. Abmahnungen kosten hunderte von Euros. Zum Glück haben inzwischen die Gerichte ungerechtfertigten Massenabmahnungen einen Riegel vorgeschoben und nicht jede Abmahnung geht durch. Im Briefmarkensektor gehören auch Abmahnungen zur Ausnahme.

Als Händler muss man sich 100% sicher sein, was man anbietet. Im schlimmsten Fall hat man unwissentlich Fälschungen verkauft, und der Käufer besteht auf der Lieferung von echten Marken. Das kostet Geld und Nerven. Nur Geld kosten die versehentlichen Schnäppchen, weil eine Auktion einmal nicht gut gelaufen ist, oder bei der Beschreibung wertentscheidende Merkmale vergessen wurden.

Zusammenfassend ist eine gewerbliche Tätigkeit ein kalkulierbares Risiko. Jeder kleine Handwerker muss mit diesen Herausforderungen zurecht kommen, die mit etwas gesundem Menschenverstand und mit der Hilfe von Experten gemeistert werden können.

Zu diesem Thema passt auch gut der Thread "Illusionskapitalismus vom Feinsten" auf http://www.stampsx.com/forum/topic.php?id=2026. Wer als Sammler Teile seiner Sammlung abstossen will, muss sich immer überlegen, ob er das "en bloc" macht, oder in Einzelteilen. En bloc bedeutet Verkauf an den Grosshandel oder über eine Auktion. Wer alles selbst vereinzelt, kommt auf die gleichen Verkaufspreise wie der Einzelhandel, muss aber auch die entsprechende Zeit und Geduld investieren.

Oder übertragen gesprochen: Wenn ich einen Erdbeeracker habe, kann ich die Früchte per Zentner an den Grosshandel verkaufen. Oder ich stelle mich selbst an die Strasse, und verkaufe die Ernte in kleinen Schälchen. Alles eine Frage des Aufwandes, den man spendieren möchte.
 
Michael D Am: 03.07.2013 13:07:51 Gelesen: 61247# 38 @  
Hallo zusammen,

Was hier noch nicht diskutiert wurde sind die Vorgaben, die der Einlieferer gemacht hat. Möglicherweise hat der Berater der Auktionsfirma eine Detaillierung hinsichtlich besserer Erlöse angesprochen, dabei aber auf die schlecht bzw. einzeln gar nicht zu verkaufenden Sammlungen Bund etc. hingewiesen.

Wenn der Einlieferer dem entgegen einen sicheren Komplett-Verkauf anstrebt, bleibt nichts anderes, als ein grosses Sammellos aus der Einlieferung zu machen. Mit dann natürlich geringeren Erlös-Chancen, wie hier schon besprochen wurde.

Gruß
Michael
 
Wim Ehlers Am: 03.07.2013 14:59:35 Gelesen: 61205# 39 @  
Auch meiner Meinung nach sind in diesem Thread sehr gute Beiträge eingestellt worden, die dazu dienen können, künftige Auktionen - egal wo - besser vorzubereiten.

Unsäglich finde ich jedoch, dass hier ein Mitglied ein Auktionshaus öffentlich (in diesem Forum) als kriminell bezeichnet und dies bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht ebenso öffentlich (in diesem Forum) zurückgenommen hat! Damit bleibt in diesem Forum, in diesem Thread der Vorwurf als solcher justiziabel (Paragraph 186 StGB) und sollte auch im Interesse des Verbreiters (Foreninhaber) m.E. gelöscht werden.

Es empört mich sehr, dass hier jemand sein Frust ablässt und dabei billigend in Kauf nimmt, dass die Person, das Unternehmen, dass er namentlich angegriffen hat, gegen den Forenbetreiber vorgehen musste. Statt einer entsprechenden Entschuldigung folgte von ihm nur ein "Rumgeeiere" nach dem Motto, Recht haben zu wollen; so entsteht bei mir der Eindruck, dass er bei der Zusammenstellung des Auktionsloses mitgewirkt hat und nun die Vorwürfe seines Vereinskollegen ertragen muss. Eine andere Erklärung erschließt sich mir bei diesem Engagement des Ursprungsbeitrages nicht.

Eigentlich ergibt sich aus dem hier geschriebenen nur eine Konsequenz für Menschen, die Briefmarken-Sammlungen veräußern wollen:

Beim Zusammenstellen des Verkaufsloses sollte für jedes Los ein Mindestpreis (im Onlineverkauf auch Startpreis genannt) vorgegeben werden. Egal wie groß das Angebot ist. Nur so ist gewährleistet, dass man sich anschließend nicht übervorteilt fühlt.

Wenn ich also bei ebay & Co ein Los einstelle zum Startpreis von 1,- Euro (um die Einstellgebühr zu sparen), darf ich mich nicht ärgern, wenn ich tatsächlich auch nur einen Euro erlöse.

Wenn ich eine Sammlung zu einem Auktionshaus gebe, kann ich dort ebenfalls meinen Minimalpreis festlegen.

So agiere ich schon seit Jahren und kann mich auch nicht ärgern, wenn mein Angebot keinen Käufer findet. Oft habe ich erlebt, dass einige Monate später das gleiche Los zu einem besseren Preis als erwartet einen Käufer gefunden hat.

Beste Grüße
Wim
 
DMD Am: 03.07.2013 16:41:15 Gelesen: 61152# 40 @  
Es wäre für mich auch interessant zu erfahren, wie viel der Sammler denn ungefähr ausgegeben hat.

Das dies auch nur eine ungefähre Schätzung sein wird, ist mir klar. Evtl. gibt es jedoch eine Aufzeichnung der Ausgaben der letzten Jahre.

Gruß

Dietmar
 
zackeingo Am: 03.07.2013 18:22:42 Gelesen: 61105# 41 @  
@ Cantus [#34]

Es gibt noch weit mehr als 600 verschiedene, siehe Michel Markenheftchen Spezialkatalog. Durch Unterschiede der Reklamen, Zählbalken, Plattenfehler, Ränder usw. Insgesamt gehen Sie davon aus, dass die Sammler im Internet surfen. Das ist in der jetzigen Sammlergeneration 50+ kaum der Fall. BDPh-Mitglieder können sich allerdings in der Philatelie schlau machen. Macht aber auch kaum einer.

Wenn Sie über Ebay & Co verkaufen, erzielen Sie durch die Detailverkäufe das Mehrfache. Bei Posten und Ramsch sieht es dort genauso bescheiden aus.
Allerdings sind die Kosten weitaus geringer. USt zahlen Sie als Kleingewerbetreibender erst über € 18.500,00 jährlich und bei der Gewerbesteuer haben Sie jährlich einen Freibetrag (ich meine der liegt zur Zeit bei € 35.000,00). Was soll das also? Bei einmaligem Sammlungsverkauf benötigen Sie überhaupt keinen Gewerbeschein. Nur bei ständigem An- und Verkauf.

Auktionatoren leben in erster Linie davon, dass möglichst viel, wenn nicht sogar alles verkauft wird. Wenn etwas liegenbleibt ist das trotz Losgebühr kein Geschäft mehr. Die Kosten sind nun einmal enorm hoch (Personal, Räumlichkeiten, Kataloge usw.). Das wird auch keiner ernsthaft bestreiten. Da liegt es doch auf der Hand, das zunächst einmal Käufer mit niedrigen Ausrufen gelockt werden. Zumal es mit Fremdware auch problemlos ist. Auf der Strecke bleibt dabei immer der Einlieferer.

Zu Ihrer Aussage mit "allen größeren Tageszeitungen" kann ich nur sagen, dass z.B. bei "Markt.de" die Anzeigen kostenlos sind und Internetplattformen wie auxion oder Hood.de auch nahezu nichts kosten. Hier in den PhilaSeiten können Sie sich auch austoben. Als BDPh-Mitglied können Sie jährlich in der Philatelie eine Kleinanzeige kostenlos schalten, was trotz gutem Zuredens keiner in Anspruch nimmt. Da fällt in allen Fällen noch nicht einmal Provision an.

Bei größerem Umfang müssen Sie allerdings ein Gewerbe anmelden (siehe oben).
 
zackeingo Am: 03.07.2013 18:36:45 Gelesen: 61094# 42 @  
@ DMD [#40]

Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich glaube, dass weiss er selbst nicht einmal. Als Polier hat er sicherlich nicht schlecht verdient. Die besseren FDC´s bekommen Sie im freien Handel nicht unter 30 bis 40 % vom Michel. Früher war das noch weit höher.

Selbst bei Ebay werden nur eine handvoll angeboten. Im Sofortkaufenpreis zwischen 25 und 40 %, teilweise noch höher. Es sind auch immer die gleichen, die angeboten werden : 111/112, 113-115 und 141/142. Nach 116, 117-120, 143-146 oder den Posthornwerten und den Heusswerten ab 40 Pfg. können Sie lange suchen. Unter Umständen Jahre. Von den z.Zt. bei Ebay angebotenen Repliken und Fälschungen für ein paar Euro mal abgesehen. Und in welcher Qualität die Angebote sind, merkt man wahrscheinlich auch erst, wenn man sie in den Händen hält.

Soviel auch zu der Aussage einiger Schreiber, dass FDC Bund vor 1954 alles Massenware ist. Sie können wahrscheinlich eher eine Bayern-Einser als eine 70-90 Pfg. Posthorn auf FDC kaufen. Auf jeden Fall hat der Ersteigerer des Postens den Schnapp seines Lebens gemacht. Im Gegenteil zum Sammler.
 
DL8AAM Am: 03.07.2013 19:19:47 Gelesen: 61071# 43 @  
@ zackeingo [#41]

Insgesamt gehen Sie davon aus, dass die Sammler im Internet surfen. Das ist in der jetzigen Sammlergeneration 50+ kaum der Fall.

Dass man sich bewusst von einer wichtigen Informationsquelle abschneidet, ist leider unverständlich. Insbesondere in unserem Hobby sind aktuelle Informationen unabdingbar. Das Argument Alter kann man da nicht gelten lassen.

Wie es im örtlichen Sammlerverein aussieht kann ich nicht sagen, bei einem befreundeten Schützenverein - mit einem Altersdurchschnitt über 60! - zumindest, sind von knapp 100 Mitgliedern nur eines nicht im Internet. Für diesen drucken wir die Vereinspost aus und reichen sie weiter. Alle mir bekannten umliegenden Vereine versenden ihre Post inzwischen ausschließlich nur noch per Email. Und gerade für diese Sportkamaraden sagt man doch immer 'sie sehen altmodisch'. Man muss zwar nicht im Minutentakt auf jeden fahrenden Zug aufspringen oder diesen hinterher laufen, aber das ist beim Internet nicht mehr so. Das ist keine Jugendbewegung! Die Internetrevolution ist eine ähnlich tiefe gesellschaftliche, wie auch kulturelle Zäsur wie 'seinerzeit' die industrielle Revolution. Bewusst davor die Augen zu verschließen bzw. sich bewusst von der Welt abzumelden und sich dann später im Nachgang zu beschweren, ist zumindest fahrlässig.

Das nur am Rande, weshalb ich aber eigentlich antworte ist: Wenn der Auktionator, fundierte langjährige Erfahrungswerte setzte ich hier mal voraus, eine ernstzunehmende Chance gesehen hätte, durch eine gewisse 'Aufbereitung' der Einlieferung einen höheren Zuschlag erzielen zu können, hätte er es sicherlich getan. Auch sein Erlös ist vom Zuschlag abhängig, je höher der Zuschlag, desto mehr "Gewinn" auch für ihn. Wenn mit vertretbaren Aufwand ein vielfaches des Erlöses zu erreichen gewesen wäre, hätte er es sicherlich auch getan. Dieser vertretbare Aufwand würde 'noch vertretbarer', wenn man selbst ein Teil der 'Aufbereitungsarbeit' vorgenommen hätte. Das alles sollte jedem mit ein wenig Nachdenken klar sein.

Aussagen von Dir, wie "Der Markt macht alles kaputt", gehen vollkommen am Thema vorbei. Wer ist denn der Markt? Das ist jedermann "ich" und "Du", der Verkäufer/Einlieferer, wie auch der Käufer. Beide Seiten haben dabei naturgemäß vollkommen gegenläufige Zielsetzungen. Aber keiner ist der Mark alleine, sondern das Zusamenspiel aller beteiligten Mitspieler und es kann immer nur einen ganz bestimmen "Zeitpunkt" abbilden. Bis zu einem gewissen Punkt ist es auch ein Glückspiel.

Gruß
Thomas
 
bignell Am: 03.07.2013 20:17:44 Gelesen: 61034# 44 @  
@ zackeingo [#42]

Aber wer soll eine komplette Sammlung Bund/Berlin/DDR inkl FDC kaufen?

Der Sammler der die Gebiete selbst sammelt, wohl nicht. Dem fehlen ein paar Spitzen und ein paar billige Werte.

Der Sammler der diese Gebiete nicht sammelt, wohl auch nicht. Entweder interessiert er sich nicht dafür, oder er beginnt sich dafür zu interessieren, aber dann will er selbst zusammensammeln und nicht komplett und vollständig kaufen. Und sollte sich jemand dafür interessieren, wird er davon abgeschreckt, alle drei Gebiete nehmen zu müssen, inkl FDC, die in meinen Augen nur Gefälligkeitsabstempelungen sind, auch wenn sie "echt gelaufen" sind - ein Sammler schickte sie einem anderen Sammler, wie spannend.

Wer bleibt somit übrig? Wiederverkäufer. Und die geben nur ein paar Prozent des Katalogwerts. Schlicht und einfach. Und die nur für die Spitzen, denn die Massenware haben sie schon zuhauf.

Vielleicht hätte man Herrn Rauhut darauf dringen sollen, die Spitzen einzeln zu veräussern, aber wenn er bei jeder Auktion 5.000-10.000 Lose zu verwalten hat, dann kann man sich ausrechnen, wie viel Zeit pro Los übrigbleibt.

Wurde eigentlich ein Händler zuvor gefragt, wieviel er für die ganze Sammlung bieten würde?

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 03.07.2013 20:40:53 Gelesen: 61012# 45 @  
Hallo in die Runde,

das Auktionshaus Rauhut Kruschel nimmt ja noch solche Ware überhaupt an. Es gibt mehrere Auktionshäuser, die Bund, Berlin oder DDR erst gar nicht annehmen, weil sie, nach Abzug der Kosten, an diesen Partien nichts, oder fast nichts verdienen und wegen fehlender "Manpower" dann u. U. gute Ware vernachlässigen könnten.

Von mehreren Auktionatoren, die ich hier nicht nennen werde, weiß ich, dass sie solche Sammlungen oder Hortungsposten nur annehmen, wenn es ein sehr guter, alter Kunde ist, der ihnen solche Ware andient, oder wenn noch andere, gute und leicht verkaufbare Ware im Gesamtangebot dabei ist.

Ich weiß, dass jedes Jahr Tausende von solchen Zusammenstellungen/Sammlungen/Posten als nicht auktionsfähig erkannt und dem Anbieter wieder zurück gegeben werden.

Wenn hier auf Umsätze abgezielt wird - ja, auch ein Gurkenlos Bund 90er Jahre FDC und ETB kann verkauft werden, doch um welchen Preis? Was würden große Sammler von einem Auktonshaus halten, dessen Kataloge immer mehr Billigmaterial von Bund, Berlin und DDR zeigen würde, während die Bereich Altdeutschland, Deutsches Reich, Kolonien, Altösterreich, Altschweiz usw. deutlich im Angebot zurück gefahren würden?

Dieses Haus würde bald von guten Einlieferern übergangen werden und wäre damit seinem Ende geweiht.

Selbst gute Angebote = bessere Ware, seltenere Stücke, alles echt, geprüft und attestiert, schöne Erhaltung und ein nicht preisfixierter Einlieferer werden zunehmend abgelehnt, weil man seinen guten Ruf als Auktionshaus nicht riskieren möchte und häufig werden auch solche Qualitätsposten zurückgewiesen, für die man vielleicht vor 20 Jahren noch froh gewesen wäre.

Rauhut Kruschel ist ein großes Haus in Deutschland, ich war mehrfach dort und bin seit vielen Jahren dort Kunde - wenn man sich für Riesensammlungen tagelang Zeit nehmen müsste, dann müssten mindestens 5stellige Zuschläge kalkuliert werden können; dies konnte man hier nicht, daher erfolgte die Annahme "wie eingeliefert". Keine Mühe, keine hohen Zuschläge, so einfach ist das.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
zackeingo Am: 03.07.2013 22:11:33 Gelesen: 60951# 46 @  
@ bignell [#44]

Außer Herrn Rauhut wurde niemand kontaktiert. Das war ja das Dilemma.

Bei mehreren Aufkäufern, die ihm sicherlich geraten hätten die Sammlung zumindest nach Gebieten zu stückeln, wäre mit Sicherheit etwas positiveres raus gekommen. Und in dem Bewusstsein, dass es mehrere Interessenten gibt, erst recht.

Soviel zu blindem Vertrauen.
 
zackeingo Am: 03.07.2013 22:46:05 Gelesen: 60915# 47 @  
@ bayern klassisch [#45]

Wie hoch ist denn der Anteil der Sammler, die sich hochwertiges klassisches Material überhaupt leisten können? Sie reden hier von einer elitären Gruppe.

Nach wie vor bekommen doch die meisten Sammler schon beim Anblick eines Posthornsatzes glänzende Augen. Nach Ihrer Meinung ist offensichtlich alles nach 1945 Ramsch.

Die absolute Mehrheit sammelt Bund. Die nicht organisierten vereinslosen Sammler sind dabei doch eindeutig in der Mehrheit und kaufen Ihre Briefmarken an den Postschaltern und der Versandstelle.

In erster Linie doch, weil es ihnen Spaß macht. Wer allerdings viel Geld investiert hat, kann zumindest den Respekt der Mitsammler erwarten und kein runtermachen "Ist doch alles Müll".

Wenn es keine Sammler mehr für moderne Ware -Marken oder sog. Kartonphilatelie- gibt, geht auch die Klassikphilatelie zugrunde. Also immer positiv denken oder zumindest reden.

Was unserem Vereinsmitglied passiert ist, könnte auch vielen anderen passieren. Ist vielleicht schon?
 
Richard Am: 03.07.2013 23:11:39 Gelesen: 60896# 48 @  
@ alle

Bitte beim Thema Thema: Saalauktionen: Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ? bleiben.

Schöne Grüsse, Richard
 
chuck193 Am: 03.07.2013 23:13:23 Gelesen: 60894# 49 @  
Hallo an die Runde,

wegen Saal Auktionen, ich glaube, dass einige der früheren Sammler das eigentliche sammeln aufgegeben haben und konzentrieren ihre Sammellust auf ein schöneres Aussehen der Sammlung. Oft, weil wenn die in Pension sind, das Einkommen eben nicht für andere Sachen, wie Auktionen besuchen, nicht mehr da ist. Auch könnte ich mir vorstellen, dass selbst in Deutschland viele Sammler arbeitslos sind, und somit kein Geld haben.

Wenn ich mir Auktion Kataloge ansehe, und die werden selbst weltweit verschickt, da kann ich nur staunen, was es Leute geben muss, die unheimlich viel Geld haben müssen, um auf so etwas zu bieten. WOW. Kann ich mir leider nicht vorstellen. Ich glaube die Auktionshäuser verdienen genug Geld, sonst würden die ihre Kataloge nicht in alle Welt schicken.

Schöne Grüsse,
Chuck
 
Pommes Am: 03.07.2013 23:27:10 Gelesen: 60885# 50 @  
@ zackeingo [#47]

"Ist doch alles Müll"

Das hat doch hier gar keiner gesagt. Deine Beiträge klingen immer mehr nach "Frust ablassen" und haben mit der Ausgangsfrage oder dem Thema an sich nichts mehr zu tun. Entschuldigung, aber beruhige Dich erst mal, lese auch die Gegenmeinung mal in Ruhe durch und denke darüber nach.

In erster Linie doch, weil es ihnen Spaß macht. Wer allerdings viel Geld investiert hat, kann zumindest den Respekt der Mitsammler erwarten

Spaß soll es machen, da hast Du Recht, aber was hat die Investition von Geld mit Respekt zu tun? Erst schreibst Du von Eliten und davon, dass die meisten Sammler sich klassische Philatelie nicht leisten können und dann davon, dass die Investition von Geld Respekt verdient hätte ... in meinen Augen ein Widerspruch in sich. Die Zeit, die Sammler hier in ihr Hobby oder darüber hinaus in Forschung investieren, ist ohnehin nicht in Geld messbar. Das Vergnügen am Hobby und die sozialen Kontakte, die man knüpft, sind auch "unbezahlbar".

Und um zum Ausgangsproblem zurück zu kommen, es hat Dich gewurmt, dass eine nach Michel taxierte Sammlung nicht teurer verkauft und angeblich unzureichend beschrieben wurde. Das ist Deine Meinung und die kannst Du gern haben und auch aufrecht erhalten, aber greife nicht die an, die eine andere Auffassung vertreten. Diese andere Auffassung - und das ist auch nur meine Meinung - ist realistischer.

Es sind so viele Argumente geschrieben worden, dass die besagte Auktion völlig normal verlaufen ist und Du setzt Dich nicht damit auseinander, sondern hängst Dich an Randerscheinungen auf.

Für die "super Rosinen", die Du da aufgeführt hast kenne ich in meinem Sammlerbekanntenkreis höchstens einen, den diese überhaupt interessiert hätten und dieser Sammler hätte niemals einen solchen Riesenposten gekauft.

Auktionshäuser sind keine Verbraucherberatung oder so ähnlich hatte es drmoeller_neuss ausgedrückt, ich muss da uneingeschränkt zustimmen.

Daher steht für mich fest, wo die "Schuld" liegt, beim "uninteressierten" Sammler. Er wollte Geld machen und ist auf den A... gefallen, sorry, passiert aber, wenn man sich nicht informiert. Lektion gelernt, hoffentlich dennoch Spaß gehabt und abhaken!

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
bayern klassisch Am: 04.07.2013 11:29:52 Gelesen: 60794# 51 @  
@ zackeingo [#47]

Hallo zackeingo,

auch wenn Pommes in seiner gewohnt souveränen Art schon einiges beantwortet hat, möchte ich zu deinem Statement einiges sagen:

Wie hoch ist denn der Anteil der Sammler, die sich hochwertiges klassisches Material überhaupt leisten können? Sie reden hier von einer elitären Gruppe.

Wenn es in der Gesellschaft keine Elite gäbe, gäbe es auch keine Sammler, denn ein Mensch, der am Existenzrand lebt, kauft und sammelt keine Briefmarken, der hat andere Sorgen.

Davon abgesehen: Wie würde sich ein Auktionshaus über Wasser halten, wenn es nur FDC und ETB von Bund und Berlin anböte? Wohl eher schlecht als recht, wenn es überhaupt am Markt bleiben würde.

Wenn du dich bei Bund und Berlin gut auskennst, was ich nicht bezweifle, darfst du mir ebenso zugestehen, dass ich mich am Klassikmarkt gut auskenne, weil ich in diesem schon seit über 30 Jahren Auktionskunde bin und über Kontakte zu einer 3stelligen Sammlerzahl verfüge, die nichts anderes macht, wie ich auch. Wäre dieser Markt so nebensächlich, wie du ihn hier beurteilst, gäbe es nicht viele Dutzend Auktionshäuser, die ihren Stamm an Kunden in eben diesem Bereich ansiedeln.

Nach wie vor bekommen doch die meisten Sammler schon beim Anblick eines Posthornsatzes glänzende Augen. Nach Ihrer Meinung ist offensichtlich alles nach 1945 Ramsch.

Ob sich das Glänzende in den Augen von Bundsammlern beim Anblick eines Posthornsatzes auf die Möglichkeit des Erwerbs, oder auf einen erhöhten Tränenfluß bezieht, weiß ich nicht. Die Sammler, die mal viele Tausend DM für ihn bezahlt haben, wünschen sich diesen Satz zum Teufel, weil sie sehen, dass ihr "Investment" voll in die Hose gegangen ist. Wer ein echter Sammler ist, der verschmerzt einen Realverlust von 40, 50 oder 60% locker, denn er hat ja damals gekauft, was er wollte.

Wenn sich das Wort "Ramsch" also auf Marken beziehen sollte, die früher teuer waren und jetzt für einen Bruchteil ihres alten Einstandspreises zuhauf zu finden sind, dann ist dieses Wort, das aus meinem Munde nie gefallen ist, vielleicht gar nicht so schlecht gewählt. Das aus dem Mund eines Bundsammlers zu lesen, ist allerdings schon etwas gewöhnungsbedürftig und ein Klassiksammler, der etwas auf sich hält, würdigt nicht Sammelobjekte fremder Art herab.

Die absolute Mehrheit sammelt Bund. Die nicht organisierten vereinslosen Sammler sind dabei doch eindeutig in der Mehrheit und kaufen Ihre Briefmarken an den Postschaltern und der Versandstelle.

Ich bezweifle nicht, dass die Mehrheit Bund sammelt. Auch werden, immer weniger zwar, aber immer noch hinreichend, Marken bei Versandstellen und am Schalter gekauft. Aber diese Sammler, und mögen sie noch so zahlreich sein, machen keine Marktpreise. Marktpreise machen die, die es können, nicht die, die eine Leerstelle in ihrem Vordruckalbum füllen.

Wer die Mechanismen in dem Geschäft noch nicht begriffen hat, begreift auch nicht, was er ökonomisch tut, in dem er so sammelt. Wenn dein Freund 270.000 Euro zusammen gekauft hat, dann hat er doch recht viel Geld in die Hand genommen, um diesen Katalogwert zu erzielen. Wer mit viel Geld etwas macht, von dem er wenig versteht, hat große Chancen, etwas dummes zu tun, das trifft auf alle Gebiete zu, bei denen Geld eine Rolle spielt.

In erster Linie doch, weil es ihnen Spaß macht. Wer allerdings viel Geld investiert hat, kann zumindest den Respekt der Mitsammler erwarten und kein runtermachen "Ist doch alles Müll".

Ich hatte nicht von Müll gesprochen. Alle philatelistischen Sammlungsgegenstände haben ihren Reiz, nur halt nicht für jeden. Ich habe auch keinen "runtergemacht", sondern nur meine Einschätzung der Lage zu vermitteln versucht. Dabei stehe ich wohl nicht allein, wenn ich mir die Sammlerfreunde dieses Forums betrachte, die vergleichbar argumentiert haben.

Respekt verdient man sich nicht, in dem man viel Geld hat oder viel Geld in die Hand nimmt und dann irgendetwas zusammenkauft.

Respekt verdient man sich, in dem man ein guter Sammler wird, wissend wird und anderen hilft, dies auch zu werden. Diese Sammler verdienen meinen Respekt, jedenfalls mehr, als alle anderen.

Wenn es keine Sammler mehr für moderne Ware -Marken oder sog. Kartonphilatelie- gibt, geht auch die Klassikphilatelie zugrunde. Also immer positiv denken oder zumindest reden.

Das halte ich für ein Gerücht und hätte gerne den Beweis für die Richtigkeit dieser Hypothese gesehen. Wenn morgen 100 Bundsammler ihre Sammeltätigkeit einstellen, interessiert das keinen Klassiksammler, wie umgekehrt die Abkehrt mehrere großer Sammler von Altdeutschland keinerlei Auswirkungen auf den Markt bei Bund und Berlin haben wird. Äpfel und Birnen?

Zum positiven Denken: Jeder Sammler, der sein Geld für diesen Luxus ausgibt und ich gebe vielleicht mehr dafür aus, als manch andere, ist doch ein positiv denkender Mensch, denn er kann mit seinem Geld machen, was er will und der Möglichkeiten gibt es zahllose, trotzdem entscheidet er Tag für Tag neu, sich eine Freude über die Brücke zur Philatelie zu machen und nimmt dafür vieles in Kauf. Wenn das kein positives Denken ist, dann weiß ich es auch nicht mehr.

Wenn ich, wie manche Sammler und dein Freund vielleicht auch, immer das Dollarzeichen im Auge hätte, hätte ich vor vielen Jahren weder ein Album, noch eine Pinzette oder gar einen teuren Katalog kaufen sollen, sondern das Ersparte in Wertpapieren, Immobilien oder Edelmetallen anlegen sollen. Aber welche Freude hätte ich daraus gezogen? Bekommt man nette Kontakte zu Gleichgesinnten, wenn man 100 kg Gold auf der Bank liegen hat? Wird man allgemein geschätzter, weil man das 5. Haus gekauft und sofort weitervermietet hat? Liebt einen der Computer, der einen automatisierten Depotauszug verschickt, weil das ihm zugrunde liegende Wertpapiervermögen schon siebenstellig ist? Ich glaube kaum.

Geld ist nicht die ultima ratio - es ist die Freude am Leben, an seinem Hobby, den Kontakten, den interessanten Gesprächen, den neu gewonnenen Freunden, der Horizonterweiterung und und und. Geld ist nur Mittel zum Zweck. Wer das begriffen hat, sammelt vielleicht ab morgen anders.

Was unserem Vereinsmitglied passiert ist, könnte auch vielen anderen passieren. Ist vielleicht schon?

Ich schrieb es ja schon zuvor - das passiert 1000 mal im Jahr, oder häufiger. Vielleicht nicht auf der Basis eines Katalogwertes von angeblich 270.000 Euro, aber dann halt auf kleinerer Ebene und die ist eher schmerzhafter, als die von dir genannte. Wer 30 Jahre lang liebevoll, aber mit wenig Sachverstand, gesammelt hat und im Alter denkt, er könnte sich durch einen Verkauf bei einem Auktionshaus die Rente aufbessern, der wird u. U. nach fünfminütiger Einsicht in seine Alben leicht erblassen, weil kein Interesse an dem Gebotenen besteht. Aber lamentieren in eigener oder fremder Sache hilft nicht weiter - ein Fehler wird nicht dadurch ausgemerzt, indem man sich permanent über ihn beklagt, sondern indem man ihn zukünftig vermeidet. Auch darin kann der Sinn einer erfolgreichen Sammlertätigkeit liegen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
drmoeller_neuss Am: 04.07.2013 12:52:45 Gelesen: 60745# 52 @  
@ zackeingo

Bei einmaligem Sammlungsverkauf benötigen Sie überhaupt keinen Gewerbeschein. Nur bei ständigem An- und Verkauf.

Das ist ein gefährliches Gerücht. Der Einfachheit zitiere ich von Wikipedia (nach M. Krämer, 2009): Ein Gewerbe ist jede erlaubte, selbständige, nach außen erkennbare Tätigkeit, die planmäßig, für eine gewisse Dauer und zum Zwecke der Gewinnerzielung ausgeübt wird und kein freier Beruf ist. Die Herkunft der Ware spielt keine Rolle. Wird eine private Sammlung über einen längeren Zeitraum aufgelöst, so kann das als Gewerbe interpretiert werden, während ein Verkauf auf einen Schlag nicht als gewerblich eingestuft wird. Mir wäre eine klare gesetzliche Abgrenzung auch lieber, als diese schwammige Formulierung, aber das ist nun mal in Deutschland geltendes Recht.

Gerade die Auflösung der eigenen Sammlung birgt steuerrechtliche Risiken: Als Kleingewerbetreibender ist man nur zu einer Einnahme-Ausgabe-Überschuss-Rechnung verpflichtet. Ein einfaches Kassenbuch genügt. Aber hier liegt genau der Hase im Pfeffer: Macht man einen Riesenüberschuss, weil bei einer Sammlungsauflösung nun mal nichts mehr angekauft wird, langt das Finanzamt ordentlich zu. Hier muss man wohl oder übel bilanzieren, und den Lagerbestand akribisch erfassen. Wie ich bereits in meinen vorherigen Beiträgen geschrieben habe, empfehle ich eigene Aufzeichnungen zu führen, damit jeglicher Versuch des Fiskus, sich an einer Schätzung zu bereichern, ins Leere läuft. Wer regelmässig an- und verkauft, muss wenig befürchten. Die wenigsten Sammler machen hier einen Gewinn. Ausserdem kann das Finanzamt nicht zwischen der eigenen Sammlung und dem zum Verkauf vorgehaltenen Lagerbuch unterscheiden. Liebe Sammler, bleibt bitte steuerehrlich, und erzählt nicht dem Finanzamt, bei Eurer eigenen Sammlung handelt es sich um unverkäufliche Ladenhüter, die leider zu Eurem Verlust beigetragen haben. :-)

Zum Thema Massenware und Ramsch: Das sind total unterschiedliche Begriffe. Massenware bedeutet, dass die Ware häufig angeboten wird. Ein postfrischer "geschlegelter" Posthornsatz ist Massenware. Wird er mir angeboten, und ich werde mit dem Verkäufer bezüglich Preis oder Qualität nicht handelseinig, lasse ich den Verkäufer ziehen, da nächste Woche von einem anderen Sammler wieder ein Posthornsatz angeboten wird. Auch ein loser Bayern-Einser ist Massenware. Ramsch hat dagegen nach Wikipedia eine negative Bedeutung: „bunt zusammengewürfelte Ausschussware, Schleuderware, wertloses Zeug“. Wenn Groschenbücher bereits mehrere Runden gedreht haben, kann man von Ramsch reden, ebenso bei altdeutschen Knochen. Massenware hat eine geringe Handelsspanne, lässt sich aber zum Marktwert problemlos absetzen. Ramsch ist dagegen Glücksache, zwischen Entsorgung in "blauer Tonne" und einem ordentlichen zweistelligem Eurobetrag ist alles drin.

Oder ein Beispiel aus dem Alltag: Geräucherter Lachs ist eine Delikatesse, aber Massenware. Ich kann davon fast eine beliebige Menge bei Aldi kaufen. Wenn der keinen mehr hat, gehe ich nebenan zu Edeka. Ramsch dagegen sind Fischstäbchen. Hier werden Fischreste durch eine dicke Panada zusammengehalten, so dass der Erhitzungsvorgang bis zum Teller ohne Zerfall in die Einzelteile überstanden wird.

Und wenn doch der Auktionsposten so begehrt gewesen sein sollte: Warum konnte nichts davon im Verein mit immerhin 60 Mitgliedern (herzlichen Glückwunsch, hier wird der ein oder andere Leser angesichts der Stärke seines Ortsvereines neidisch) abgesetzt werden? Der Verkauf im eigenen Verein ist immer noch am einfachsten. Man kennt sich, und keiner verpfeift einen beim Finanzamt. Die Handelsspanne teilen sich Verkäufer und Käufer brüderlich. Wenn Interesse besteht, kann man mit dem bekannten Käufer auch Ratenzahlung vereinbaren. Es scheitert nicht einmal daran, dass vielleicht im letzten Drittel des Monates keine Barmittel zur Verfügung stehen. Und Hagen hat den grossen Vorteil, im Ruhrgebiet zu liegen. Grosstauschtage finden fast am jedem Wochenende statt. Ein Händlertisch ist erschwinglich, und von der Provision eines Auktionshauses kann man schon einige Tauschtage finanzieren. Bleibt nur die Frage des Aufwandes: Wer möchte dafür jedes Wochenende opfern? Dann doch lieber über Rauhut verkaufen und Rauhut den Gewinn gönnen, während man selbst das Wochenende mit seinen Liebsten verbringt?
 
zackeingo Am: 04.07.2013 15:20:45 Gelesen: 60693# 53 @  
@ bayern klassisch [#51]

Ich weiß nicht, was Sie von mir erwarten? Dass ich in Ehrfurcht erstarre? Es ist doch in Ordnung, dass es diese Gruppe gibt. Wer würde sonst -zigtausende und mehr für Philatelie ausgeben? Die Mehrheit zählt aber nicht dazu. Und um die geht es hier doch.

Als ehemaliges langjähriges Mitglied von "Infla Berlin" bin ich zwar kein Spezialist oder gar Prüfer, kann aber doch schon einiges beurteilen (Kauf und Verkauf).

Der Einlieferer war und ist nicht mein Freund, sondern ein Vereinsmitglied. Ein persönlicher Freund ist sogar von Fa. Rauhut sehr angetan. Bekommt er dort für sein Sammelgebiet "Belege Krone/Adler" hin und wieder ausgefallene Stücke. Eingeliefert hat er allerdings noch nie etwas. Und das ist doch hier das Thema.

Ein weiteres Vereinsmitglied will nie mehr etwas mit Fa. Rauhut zu tun haben und hat sich die Zusendung der Auktionskataloge verbeten. Bei mir war es vor 12 bis 15 Jahren ebenso.

Das mit den Äpfeln und Birnen ist genau richtig. In diesem Beitrag geht es in erster Linie um die Birnen, sofern man Ware nach 1945 so benennen kann. Das einzige Sammelgebiet nach 1945, dass ich vor ca. 35 bis 40 Jahren hatte, war "AM-Post" in allen Facetten und wurde Grundstock für die die Sammlung eines heutigen ARGE-Mitgliedes.

Die Äußerungen von "Pommes", die Sie offensichtlich gutheißen, werde ich nicht kommentieren, da sie größtenteils aus persönlichen Angriffen bestehen und nichts zur Sache beitragen.

Und noch einmal zum Thema: Natürlich ist es die Schuld (oder Dummheit?) des Einlieferers, die als Steilvorlage vom Auktionshaus dankend angenommen wurde.

Allerdings hat ein Auktionator nicht nur Rechte, die in den einseitigen Einlieferungsbedingungen festgelegt sind und offensichtlich blind von allen Einlieferern unterschrieben werden, sondern auch die Interessenpflicht für das Vermögen dieser Einlieferer. Für die Juristen wahrscheinlich ein überlegenswerter Aspekt.
 
Lars Boettger Am: 04.07.2013 15:43:39 Gelesen: 60674# 54 @  
@ zackeingo [#53]

Allerdings hat ein Auktionator nicht nur Rechte, die in den einseitigen Einlieferungsbedingungen festgelegt sind und offensichtlich blind von allen Einlieferern unterschrieben werden, sondern auch die Interessenpflicht für das Vermögen dieser Einlieferer. Für die Juristen wahrscheinlich ein überlegenswerter Aspekt.

Ich glaube nicht, dass ein Jurist diesen Fall von sich auch anpacken würde. Der Einlieferer wurde weder mit Waffengewalt gezwungen, noch war er im Augenblick der Unterschrift unzurechnungsfähig. Das wären Gründe, damit der Vertrag nichtig wird.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
zackeingo Am: 04.07.2013 15:54:20 Gelesen: 60664# 55 @  
@ drmoeller_neuss [#52]

Es ist zwischen Gewerbe (Vollkaufmann) und Reisegewerbe zu unterscheiden. Beim Reisegewerbe führen Sie nicht Buch und brauchen auch nicht bilanzieren. Eine körperliche Inventur (Bestandserfassung) entfällt ebenfalls. Es reicht bei der jährlichen Steuererklärung die sog. Einnahmen/Ausgaben-Überschussabrechnung. Als Kleingewerbetreibender (bis € 18.500,00 Umsatz im Jahr) ebenso, allerdings müssen Sie dann nicht optieren (Sie zahlen keine Umsatzsteuer, können aber auch keine Vorsteuer in Anspruch nehmen). Grundsätzlich müssen Sie bei ständigem An- und Verkauf, ob Gewinn oder nicht, ein Gewerbe nachweisen und entsprechend Ihre Einkommenssteuererklärungen abgeben.

Zum übrigen habe ich mich in anderen Beiträgen schon mehrfach geäußert. Es erwarte bitte niemand von mir, dass ich mich jetzt und hier auch noch mit Aldi oder Edeka auseinandersetze. Der Zeitrahmen für dieses Thema, dass wahrscheinlich unendlich geführt werden könnte, ist meiner Ansicht nach ohnehin überschritten. Die Fronten stehen wohl fest. Leser verlieren sonst das Interesse.
 
Schwämmchen² Am: 04.07.2013 16:27:59 Gelesen: 60644# 56 @  
Wer hat sich noch nicht nach einem Auktionskauf über ein mangelhaft beschriebenes Los gefreut? Ich konnte kürzlich eine als "ACL China Sammlung" (das sind ziemlich wertfrei nicht postalische Labels, die in den 90er in China verwendet wurden) für ca. 200.- EUR erwerben, in denen eine mehrfach komplette Sammlung der PRC Automatenmarken vergraben war. Hier wurde der Einlieferer sicher um ein paar tausend Euro geschädigt und mich hat es sehr gefreut. So etwas kommt immer wieder vor.

Ich vertrete die Auffassung, eine so umfangreiche Sammlung ohne Hilfe von beispielsweise Fachleuten oder Mitgliedern einer ARGE blind in eine Auktion einzuliefern, ist als fahrlässig einzustufen. Dem Auktionator trifft aber auch eine Mitschuld. Dass eine als "Alle Welt Sammlung inkl. Deutschland" nur zu einem "Ramschpreis" weggeht ist sattsam bekannt.

In meinen Augen ein deutlich besseres Ergebnis hätte gebracht:

- Bund/DDR/Berlin komplett **/gestempelt, alle Spitzen geprüft mit umfangreichen Extras wie FDCs, etc.
- Umfangreiche "Alle Welt Sammlung" mit vieles Besserem

Ich denke nicht nur Händler kaufen Sammlungen auf. Ich selbst kaufe auch Sammlungen um gute gegen schlechte Marken auszutauschen, Abarten zu untersuchen etc., der Rest wird wieder in eine Auktion gegeben usw.
 
zackeingo Am: 04.07.2013 16:57:43 Gelesen: 60621# 57 @  
@ Lars Boettger [#54]

Zum Spaß:

Wer solche Bedingungen akzeptiert, kann eigentlich nur unzurechnungsfähig sein. Der Sammler hat das inzwischen auch eingesehen.
 
drmoeller_neuss Am: 04.07.2013 17:01:12 Gelesen: 60618# 58 @  
@ zackeingo [#55]

Noch einmal: Die Einnahmen-Überschuss-Rechnung ist recht einfach und kann auch ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse durchgeführt werden. Die Einnahmen-Überschuss-Rechnung eignet sich aber nur für solche Betriebe, die einen gleichmässigen Zu- und Abfluss haben, und keine Rückstellungen und Abschreibungen bilden müssen. In dem in diesem Thema vorgestellten Fall wird aber durch die Auflösung einer einzigen Position ein hoher laufender "Gewinn" erwirtschaftet, der wegen der Progression der Einkommensteuer zu einem hohen persönlichen Steuersatz führen kann.

Letztlich verlangt die Einnahmen-Überschuss-Rechnung keine Inventur. Das ist auf der einen Seite eine grosse Vereinfachung und ein Vorteil, auf der anderen Seite wird der Warenbestand nicht ermittelt und das tatsächliche Betriebsvermögen bleibt unbekannt. Spätestens wer für sein Gewerbe auf Kredite von Banken angewiesen ist, wird um doppelte Buchführung und Bilanz nicht herumkommen.

Auch Briefmarkenhändler sollten freiwillig bilanzieren, wenn sie alle paar Jahre einen grösseren Posten kaufen und den über mehrere Jahre vereinzeln, da ansonsten aus der Einnahmen-Überschuss-Rechnung steuerliche Nachteile drohen. Nicht alles, was der Gesetzgeber erlaubt, ist auch betriebswirtschaftlich und steuerlich sinnvoll. Letztlich sollte man in solchen Fragen einen Steuerberater zu Rate ziehen. Richtig ist, dass Kleingewerbetreibende in den von zackeingo bereits genannten Grenzen die Wahl haben.

In einem anderen Forum hat sich ein Händler geoutet, der mit der Einnahmen-Ausgaben-Überschussrechnung ziemlich auf die Schnauze gefallen ist und besser rechtzeitig bilanziert hätte. Nachträglich wollte das Finanzamt das aber nicht mehr akzeptieren.
 
el-mue Am: 04.07.2013 17:08:21 Gelesen: 60610# 59 @  
@ bayern klassisch [#51]

Hallo bayern klassisch,

es stimmt nicht ganz, dass Leute die am Existenzminimum leben keine Briefmarken sammeln, ich selber bin da wohl das beste Beispiel. Ich lebe von Hartz IV und bin auf äußerste Sparsamkeit angewiesen. Ich lege mir jeden Monat einen kleinen Betrag zurück, um mein Hobby weiter betreiben zu können. Trotzdem schaffe ich es, auf Tauschtagen Material zu tauschen (was mir am liebsten ist) und meine Sammlung zu ergänzen. Manchmal komme ich so auch an "höher" wertige Marken. So konnte ich vor einem Jahr zB. meine Bundsammlung um den Verkehrsausstellungssatz (MiNr.: 168-170) und andere Marken eintauschen.

Sicher gibt es nicht viele, die trotz finanzieller Engpässe Briefmarken sammeln. Ich gebe aber lieber mein Geld für mein Hobby aus, als das ich mich im Park mit anderen Leidensgenossen treffe und da mit der Bierdose in der Hand "abhänge".

Beste Sammlergrüße

El Mü
 
bayern klassisch Am: 04.07.2013 17:15:53 Gelesen: 60604# 60 @  
@ el-mue [#59]

Hallo el-mue,

ich habe weniger an Harz IV gedacht, als ich vom Rande des Existenzminimums schrieb, sondern an Leute in Ländern, für die eine Unterstützung unbekannt ist (Ostsibirien, Favelabewohner, Slumbewohner). Insofern ist jeder, der Geld hat und damit etwas für die Philatelie ausgeben kann, schon etwas privilegiert, denn er braucht das Geld eben nicht für lebenswichtige Belange.

Ich finde es aber toll, dass du dich aus einer schwierigen finanziellen Situation heraus für dein Hobby engagierst.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Richard Am: 04.07.2013 17:31:27 Gelesen: 60594# 61 @  
@ alle

Bitte beim Thema Saalauktionen: Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ? bleiben.

Schöne Grüsse, Richard
 
zackeingo Am: 04.07.2013 19:02:04 Gelesen: 60536# 62 @  
@ drmoeller_neuss [#58]

Ihre Rechnung hat einen kleinen, aber wesentlichen Fehler. Wer mit der Einnahmen-Ausgaben-Überschussabrechnung arbeitet hat, bevor er etwas verkauft, schon einen Ankauf getätigt. Irgendwo her muss die Ware ja kommen. Selbst die Übernahme aus Privatvermögen -sprich Sammlung- zählt als Ausgabe. Dadurch hat man Verlustvorträge, die erst einmal abgearbeitet werden können. Wer also verkauft ohne einen Einkauf nachzuweisen, was eigentlich nicht geht, betrügt sich selbst.

Das hat aber eigentlich nichts mit dem Thema Saalauktionen zu tun.
 
DMD Am: 05.07.2013 11:00:51 Gelesen: 60378# 63 @  
Gestriges Ergebnisse in der Bucht:

Berlin 1960-Ende postfrisch komplett + ca. 70 Marken aus dem Jahrzehnt davor
Ergebnis: 35 €.

Das sind gute 10 % vom Nominalwert der Marken, vom Michelwert gar nicht zu reden.

165 postfrische Marken Bund bis 1990
Ergebnis: 1,60 €.

Das sind ca. 3% vom Nominalwert

Ist ebay schuld ?

Ein Autohändler hatte einen Golf. Wert des reinen Autos 6000 € nach Liste.

Leider war die Farbe neon-orange mit 500 Watt Boxen und und Flossen und Anbauten im Wert von 6000 €. Er sagte, er hat das Auto selbst für 3000 € nicht verkauft bekommen. Und dann kam jemand und suchte genau so ein Auto und zahlte dann 9000 €.

Im übertragenem Sinne waren anscheinend bei der Auktion nur Leute da, die den reinen Wagen haben wollten und zu ihrem Limit die notwendigen Umbauten virtuell dazugerechnet haben.

Die Befreiung zur Umsatzsteuer ist 17500 €

Wenn du zehn Posthornsätze aus deinem Privaten Fundus verkaufst und du hast kene Belege für den Kauf, kannst du mit Pech als Ausgaben den Nominalwert in Ansatz bringen.

Gruß

Dietmar
 
zackeingo Am: 05.07.2013 15:36:32 Gelesen: 60307# 64 @  
@ DMD [#63]

Ebay macht auch keine Beratungen und übernimmt auch nichts zur Veräußerung. Für Bund von 1960 bis 2000 komplett (wie im Michel gelistet), wird von Händlern mit € 35,00 bis 40,00 angekauft (und bekommen reichlich!).

Diverse Händler haben, wie mehrfach festgestellt wurde, bei Ihren 1-Euro-Losen bei Ebay eine Sicherung eingebaut, damit nichts verschleudert wird. Bekannte bieten bis zu einem bestimmten Wert mit. Alle anderen fallen häufiger mal dabei auf die Nase. Das hat aber nichts mit Auktionseinlieferungen zu tun. Ebay hat bekanntermaßen keinen Status als Auktionshaus!
 
doktorstamp Am: 05.07.2013 16:29:11 Gelesen: 60272# 65 @  
Um wieder bei Thema zu bleiben.

Seitens der Einlieferer geht es einzig und allein ums Wissen, Wissen was in vielen Fällen fehlt, oder nur mangelhaft vorhanden ist. Die vielfältigen Gründe hierfür habe ich oben beschrieben. Andere haben es bestätigt.

Auktionshäuser, Händler, hier gibt es auch sehr gute, gute, und vermutlich auch welche, die nicht zu empfehlen sind. Auf verschiedenen Messen kann man mit diesen Leuten ins Gespräch kommen. Denn auf dieser Art und Weise kann man viel lernen, wenn auch die Gefahr besteht enttäuscht zu werden. Sachkundig beraten kann er darüber nachdenken.

Allerdings eins steht für mich auch fest, der Thread-starter will Recht haben, egal was angesprochen oder tangiert wird, kommt die Antwort, "so ist es nicht", "da ist dir ein Fehler unterlaufen", oder, "richtig soll es so heissen", oder in dem Fall von Marktkenner, "ihr habt keine Ahnung".

Um es nochmal zu betonen, "Der Markt bestimmt den Preis". Aber der Markt besteht nicht einzig und allein aus Auktionshäusern und Elitärensammlern, hinzu kommt der Handel, und eine Vielfalt von Sammlern aller Stufen, und somit entsteht ein Kreis welcher von Bedarf und Nachfrage ins Rollen gehalten wird.

Andere zu verunglimpfen, weil sie nicht deine Meinung teilen, bringt uns gar nicht weiter.

Über den Daumem gepeilt, von den aktiven Mitgliedern dieses Forums beschäftigen in etwa 60% sich hauptsächlich mit der Klassik, oder aber auch mit der Halb-Klassik. Je nach Land erstreckt sich das Ende der Halb-Klassik bis zwischen 1912-45.

An diejenigen die der Meinung vertreten, Klassik sammeln sei teuer, gut es kann teuer werden, aber wer sich mit Wissen und Literatur ausgerüstet hat, und das Sammelgebiet zum eigen gemacht hat, ergattert oft viel.

mfG

Nigel
 
10Parale Am: 05.07.2013 17:50:13 Gelesen: 60232# 66 @  
@ Pommes [#4]

Wen man Sammler ist kümmert es einen nicht (so) sehr, wer eher als Anleger unterwegs ist, sollte in solide Investments gehen; dazu gehören die angesprochenen Sammelgebiete nur im Ausnahmefall.

Hier wäre es doch mal interessant, einen Katalog zu kreieren, der die Briefmarken der Welt aufzählt, die sich als solide Investments eignen. Selbst wenn der Katalog eher dünn ausfällt, wäre er eine Investition wert.

Viel zu viel Sammler sehen nur den Gewinn, den sie nie realisieren werden, als den Antrieb ihrer Sammelleidenschaft. Ich verschweige nicht, wohl auch dazu zu gehören. Aber in der Philatelie stecken vor allem Bildungswerte, die in Geld nicht aufzuwiegen sind. Dahin sollte man sich orientieren.

Grüße

10 Parale
 
drmoeller_neuss Am: 05.07.2013 19:42:23 Gelesen: 60169# 67 @  
@ 10Parale [#66]

Das Problem bei Briefmarkeninvestments und um auf dieses Thema wieder zurückzukommen, sind die Transaktionskosten, wenn die Anlage umgeschichtet werden soll.

Bei Briefmarken sind es 30%, bei guten Posten auch weniger (in diesem Thema wurde oft die Provision des Auktionshauses Rauhut erwähnt)

Bei Immobilien betragen die Transaktionskosten durchschnittlich 10% (Grunderwerbsteuer, Notar, event. Makler), bei reinen Geldanlagen bis 5%.

Viel sinnvoller wäre ein Katalog mit den Durchschnittserlösen der gängigen Sammelgebiete, also was bringt eine Bundsammlung 1955 bis 2000 gestempelt ohne Spitzen, was bringen 20 Jahrgänge ETBs, was bringt eine DDR-Sammlung postfrisch? So eine Auflistung liese sich auf zwei Seiten in der "Philatelie" veröffentlichen.
 
philapit Am: 06.07.2013 10:13:39 Gelesen: 59996# 68 @  
Hallo Sammlerfreunde!

Zurück aus dem Urlaub möchte ich nun auch noch meinen "Senf" zu diesem Thema abgeben.

Der Fehler ist meiner subjektiven Meinung nach beim Einlieferer zu suchen.

1. Termin der Auktion. Ich glaube, die 144. Auktion war eine Sommerauktion im August. Sommerauktionen gehen immer schlechter als eine Auktion zur Hochsaison. Im Sommer sind meist Händler oder Profi-Philatelisten anwesend, die ihre Lager für die Herbstsaison durch Schnäppchen auffüllen wollen.

2. Wie von anderen schon richtig beschrieben (Aufteilung in mehrere Positionen). Herr Rauhut wird immer daran interessiert sein, ein hohes Ergebnis zu erzielen, da er ja von der Provision lebt. Als seriöser Geschäftsmann wird Herr Rauhut niemals ein Ergebnis in dieser Höhe vorausgesagt haben. Wer von uns, die sich im Forum geäussert haben, hat den angebotenen Posten gesehen oder besichtigt? Katalogwerte bei einer Auktion anzugeben finde ich immer problematisch, da diese wie bekannt sich von den Handelspreisen stark unterscheiden. Ich kann mir vorstellen, dass in dem Gesamtposten massenhaft "Katalogschlager" enthalten waren, die natürlich als Einzelposten unverkäuflich sind und somit der Gesamtposten entstanden ist.

Zum Thema Beratung möchte ich noch hinzufügen, dass eine Beratung durch den Auktionator oder seinen Mitarbeitern bei Einlieferung eines Großposten selbstverständlich ist oder sein sollte. Ich persönlich habe es im Hamburger Raum noch nicht anders erlebt.

Schönes Wochenende wünscht
philapit
 
zackeingo Am: 07.07.2013 13:02:30 Gelesen: 59877# 69 @  
@ Lars Boettger [#6]

Zum Erscheinen der Broschüre würde ich gerne wissen, ob es einen realen Anlass zur Erstellung gibt. Beschwerden über Aufkäufer oder ähnliches? Das Hintergrundwissen hierzu passt sicherlich sehr gut ins Thema.
 
Lars Boettger Am: 07.07.2013 13:23:50 Gelesen: 59857# 70 @  
@ zackeingo [#69]

Nein, aber wir sind als Verband immer wieder mit der Frage konfrontiert, was eine Sammlung Wert ist (siehe z.B. Anfragen im BDPh-Forum). Auch erhalten wir (wenn auch sehr viel seltener) Beschwerden, wie ein Verkauf gelaufen ist. Darum haben wir uns entschlossen, einen Ratgeber zur realistischen Einschätzung der Sammlung zu machen. Darüber hinaus werden die Verkaufswege beschrieben, vom Selbstverkauf über eBay oder bei einem Tauschtag bis hin zu dem Verkauf an Händler oder Auktionatoren - mit allen Vor- und Nachteilen.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
zackeingo Am: 07.07.2013 13:30:30 Gelesen: 59857# 71 @  
@ philapit [#68]

Ich glaube nicht, dass es viele Sammler gibt, die je etwas von einer Auktionssaison gehört haben.

Und zur Klarstellung: Es war nicht meine Ware die hier verramscht wurde, sondern die eines Sammlerfreundes (langjähriges BDPh-Mitglied).

Eine vernünftige Beratung ist hier offensichtlich nicht erfolgt, sonst würden wir hier nicht darüber diskutieren. Ich gehe einfach auch mal davon aus, dass das kein Einzelfall ist. Das zeigt doch die Herausgabe einer Broschüre, die sonst nicht nötig wäre.

Zur Bewertung der Sammlung liegen hier diverse Fotos vor. Einen etwaigen Weiterverkauf werde ich von hier aus verfolgen. Dann sieht man ja, welche Ergebnisse bei vernünftigem Ausruf (Aufteilung) zu erzielen gewesen wären.

So wie ich das verstehe, waren einige der hier Mitdiskutierenden immer mit Ihren Auktionskäufen sehr zufrieden. Kein Wunder bei den Ausrufen und den Ergebnissen. Aber, haben Sie auch schon einmal etwas eingeliefert, natürlich außer eigentlich unverkäuflichem Ramsch?

Zu einem anderen Beitrag noch: Der Begriff Halbklassik war mir bisher in der Philatelie nicht bekannt. Vor allem nicht mit Marken der Weimarer Zeit und des sog. 3. Reiches nebst aller Nebengebiete.
 
bayern klassisch Am: 07.07.2013 14:03:39 Gelesen: 59836# 72 @  
@ zackeingo [#71]

Ich glaube nicht, dass es viele Sammler gibt, die je etwas von einer Auktionssaison gehört haben.

Ich würde die Leute nicht unterschätzen. Wer mehr in der Philatelie sieht, als Märkchen von Briefen und Postkarten abzulösen, weiß schon etwas vom Auktionsmarkt, wenngleich nicht immer aus 1. Hand.

Und zur Klarstellung: Es war nicht meine Ware die hier verramscht wurde, sondern die eines Sammlerfreundes (langjähriges BDPh-Mitglied).

Den Klammerzusatz kann ich nicht nachvollziehen - ist einer ein besserer Sammler, weil er im BDPh ist? Oder ein schlechterer, weil er dort nicht ist? Die größten Flaschen sind Mitglied im BDPh und mit die größten Granaten sind Nichtmitglied im BDPh - aber auch anders herum wird ein Schuh daraus. Dem BDPh kann man hier wohl keinen Vorwurf machen, auch wenn man heuer gerne und teils zurecht auf ihm herum hackt.

So wie ich das verstehe, waren einige der hier Mitdiskutierenden immer mit Ihren Auktionskäufen sehr zufrieden. Kein Wunder bei den Ausrufen und den Ergebnissen. Aber, haben Sie auch schon einmal etwas eingeliefert, natürlich außer eigentlich unverkäuflichem Ramsch?

Ich habe für meinen Teil 98% bei Auktionen gekauft (über mehr als 30 Jahre) und zu 2% verkauft im gleichen Zeitraum. Ich habe teuer gekauft und günstig gekauft, ich habe gut verkauft und meine Stücke sind mal fast verschleudert worden.

Das Auktionshaus, das ich wähle, ist ein gut für das von mir abzugebende Material ausgesuchtes. Diese Mühe sollte man sich machen. Macht man sie sich nicht, braucht man sich nicht zu wundern.

Zu 3% zu kaufen, kann viel zu teuer sein; zu 300% zu kaufen, kann ein Superschnäppchen sein. Wer nur Katalogwerte kennt, hat von dem, was er macht, keine Ahnung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
juni-1848 Am: 09.07.2013 22:22:04 Gelesen: 59655# 73 @  
Liebe Freunde der Philatelie,

ab Seite 3 habe ich mich aus diesem Thema "entlesen". Soviele Blicke in dunkle Seitengassen !

Vor dem Kauf einer Waschmaschine, dem Ruf nach einem Handwerker oder dem Gang mit einem Koffer voller Scheine zur Bank seiner Gewohnheit steht heute jedem Kraft www-Medien die Möglichkeit offen, die Energie schulternzuckenden Kopfschüttelns elegant umzuwandeln in neugierige Wendehalsblicke nach links und rechts !

Einen kopfschüttelnden Bekannten, der seit einem Jahrzehnt vom Phila-Vermögen seines Großvaters träumt, habe ich durch dieses Thema gejagt - sein Kommentar: "Wie bei uns im Anglerverein: Anfangs wird heiß diskutiert und dann wochenlang wiedergekäut und zerredet."

Was hat er aus diesem Thema gelernt ? Zitat: "Wenn ich die Arbeit des Auktionators schon selber leisten muß, um ein ordentliches Ergebnis zu erhalten, dann suche ich mir doch einen, mit dem sich die Provison vorab verhandeln läßt!"

Ein gutes hatte es: Wir werden im Winter gemeinsam sein Phila-Erbe sichten, SELBER beschreiben, detaillieren und mit realistischen Preisvorstellungen geeignete Marktplätze wählen. Und er wird sehr schnell merken, daß auch für ein Erbe gilt, "Eigentum verpflichtet!" und sei es, zu Weitsicht. ;-)

Gut´s Nächtle.
 
Richard Am: 12.07.2013 08:07:05 Gelesen: 59499# 74 @  
@ [#9]

Gemeint war wahrscheinlich die berühmte „Katharina von Bosa“, Nr. 2029 U, im Kleinbogen, die aus gestohlener Makulatur stammt, zu tausenden am Markt und nicht handelsfähig ist, was der Michel auch die Herausnahme einer Katalogbewertung unterstreicht.

---

Am 02.07.2013 habe ich bei der Michel Redaktion wie folgt angefragt:

Im Deutschland Spezial 2013 wird auf Seite 1118 die Michel-Nr. 2029 U = ungezähnt mit postfrisch 400 Euro bewertet und als Brief ohne Preisansatz aber als bekannt.

(1) Ist der Michel Redaktion bekannt, ob / daß es sich bei 2029 U um gestohlene Makulatur handelt ?

(2) Wenn dies bekannt ist, warum wurde dann im neuen Deutschland Spezial nicht in einer Fußnote darauf hingewiesen ?

(3) Wird allgemein und besonders in diesem Fall gestohlene Makulatur im Katalog weiter aufgeführt oder bewertet ?

(4) Sind zur 2029 U seit Erscheinen des Katalogs Informationen bekannt geworden, die bei Drucklegung noch nicht bekannt waren ?


Melanie Baumann, die zuständige Redakteurin, hat meine Fragen am 09.07.2013 wie folgt beantwortet:

Hallo Richard,

nachweislich gestohlene Makulatur sollte im Katalog nicht gelistet bzw. bewertet werden. Für Bund MiNr. 2029 U ist jedoch (nach dem Wissensstand der Redaktion und des BPP) kein solcher Nachweis erbracht. Die 2029 U wird auch weiterhin befundet. Bei dieser Informations- und Sachlage erfolgt keine Streichung aus dem Katalog.


---

Schöne Grüsse, Richard
 
zackeingo Am: 12.07.2013 18:30:26 Gelesen: 59403# 75 @  
@ Richard [#74]

Für die Aussagen und Behauptungen von Herrn Rauhut sehr bezeichnend! Wo ist der angeblich "wertlose" Bogen?
 
zackeingo Am: 16.07.2013 18:01:06 Gelesen: 59193# 76 @  
Da ich heute ein Schreiben der Anwälte von Herrn Rauhut erhalten habe, wird der Beitrag wahrscheinlich demnächst vor Gericht weitergeführt werden.

Ich hoffe auf eine weite Verbreitung, damit die Sammler daraus lernen.

Ich melde mich dann wieder.
 
Schmuggler Am: 11.08.2013 19:45:27 Gelesen: 56803# 77 @  
Guten Abend,

der Monatsbrief 8/2013 führte mich zu diesem Beitrag.

Als Unbeteiligter, aber informierter Hobby-Sammler bin ich über die Darstellungen von zackeingo nicht überrascht; sie sind bezeichnend. Angenehm überrascht den Beobachter die intensiven, sachlichen Versuche der anderen Beteiligten.

Danke an alle.

Dennoch wird das ursprüngliche Problem der mißverständlichen Erwartungshaltung auch weiterhin bleiben; das versuchte Gegensteuern durch ein Merkblatt vom BDPh wird wohl nicht viel bewegen: Wer des Lesens unkundig ist und war (ausser Kataloge), bleibt es auch weiterhin.

Die besondere Krux ist die gegenseitige Beschimpfung, da viele Fragen der Nichtanwesenden nicht zu beantworten sind.

Vielleicht ist eine Idee von mir, ideell geklaut bei meinem Anlageberater, konstruktiver: Von jedem Verkaufs- und/oder Kontaktgespräch wird ein "Beratungsbogen" angelegt, in dem alle relevanten Versprechen, Zusagen und Erwartungen formuliert und von beiden Seiten per Unterschrift bestätigt werden.

Bezeichnend finde ich ausserdem, dass mir bisher solche Schreckensszenario nur von den sog. "modernen" Sammlern bisher zu Ohren gekommen ist; die "Klassik" scheint den Werteverfall eher zu akzeptieren. In meinem ArGe-Umfeld wurden in diesem Jahr 6 große Sammlungen und/oder Doubletten aus unterschiedlichen Gründen verkauft. Fast alle wussten im Vorfeld: Es hat Freude gemacht - von "Geld zurück" oder gar "Gewinn" hat nur einer geträumt: Ein Händler.

Einen "dennoch" schönen Abend
wünscht
der Schmuggler


[Hinweis der Redaktion: Mit Monatsbrief ist der jeden zweiten Monat erscheinende Philaseitenbrief gemeint, der allen Mitgliedern und Freunden der Philaseiten kostenfrei als Mail zugeht. Wer ihn nicht bekommt, kann sich als Mitglied anmelden oder sich zum Bezug des Briefs anmelden.]
 
drmoeller_neuss Am: 31.07.2018 15:32:08 Gelesen: 34717# 78 @  
@ tangerhompre

So ganz uninteressant ist der Einlieferer nun doch nicht für ein Auktionshaus, es soll Einlieferer geben, die ein zweites Mal einliefern. Im übrigen sorgt ein gutes Auktionsergebnis auch für eine üppige Provision des Auktionators.

Zu dem beschriebenen Fall: Ja, das gibt es, dass Auktionslose unter Preis weggehen. Selbst Auktionatoren kaufen bei ihren Kollegen ein. Warum sollten sie das tun, wenn sich immer ein marktgerechter Preis bildet? Bei der Philatelie handelt es es sich um einen kleinen, sehr begrenzten Markt. Ausreisser nach unten oder oben sind möglich, sei es bei Realauktionen oder bei ebay. Vielleicht ist der zweite Interessent gerade im Urlaub oder im Krankenhaus, und der einzige Bieter räumt zum Ausruf ab.

Speziell zu Deinem Fall: Ich kenne nicht die vertraglichen Vereinbarungen. Möglicherweise hat sich das Auktionshaus nicht korrekt verhalten und sich nicht an seine Zusagen gehalten. Wenn Du hier ernsthaft Zweifel hast, und Dir wirklich ein nachweisbarer Schaden entstanden ist (denke immer an das oben gesagte), solltest Du einen Anwalt mit der Überprüfung der rechtlichen Lage beauftragen.
 
peno Am: 06.08.2018 12:17:07 Gelesen: 33566# 79 @  
@ zackeingo [#76]

Über den Philaseitenbrief bin ich hier hin gekommen und weiß jetzt leider nicht, was aus der Angelegenheit geworden ist, es sind ja mittlerweile fünf Jahre ins Land gegangen. Fehlen hier ein paar Beiträge oder gibt es andere Gründe für das plötzliche, alles offenlassende Ende der Diskussion?

Liebe Grüße
peno
 
Richard Am: 07.08.2018 09:17:40 Gelesen: 33254# 80 @  
@ peno [#79]

Hallo peno,

hier fehlen keine Beiträge. Zackeingo hat seit seit mehr als 5 Jahren in diesem Forum keine Beiträge mehr geschrieben.

Schöne Grüsse, Richard
 
KarlS Am: 08.08.2018 11:34:09 Gelesen: 32877# 81 @  
Liebe Sammlerfreunde,

also mich würde schon interessieren, wie man feststellen kann, ob eine Sammlung beim Auktionator vor Versteigerung getrennt wurde, oder alles Eingelieferte in einer Auktion unterkam - in meinem Fall auch für einen wahrhaft miesen Preis. Wer das war, möchte ich hier nicht sagen.

Also: Wie kann ich das herausfinden?

Was heißt hierbei übrigens geschlossene Auktion ohne Öffentlichkeit? Habe ich nicht gewußt, dass so etwas möglich/üblich ist.

Ohne jede Kontrollmöglichkeit (genau, außer: Käufer ist dazu ansprechbar...).

Übrigens heißt das Thema hier im Forum ja auch "Saalauktionen". Von geschlossen steht da nichts.

Persönliche Anmerkung: Das Märchen vom eigenen Häuschen im Alter habe ich eh nie geglaubt. Aber für meine Sammlung, dabei komplette Sammlung Berlin (alle Marken je 1 x postfrisch, 1 x gestempelt, oft m. Prüfzeichen) und dazu viel schönes Bund, hätte ich mir schon einige Scheine mehr erwartet.

Es gibt heute aber trotzdem immer noch Abonnenten der Dt. Post, die ALLES kaufen. Auf welches "Pferd" setzen diese? Oder sind das alles Wiederverkäufer? Ich kaufe da jedenfalls nichts (mehr). Der Vorfall könnte mich auch veranlassen (neben anderen Gründen) die Philatelie aufzugeben.

Ich bin zur Zeit dabei, alles einzeln hier in den Philaseiten zu verkaufen/versteigern. Ebay kommt dabei gar nicht in Frage.

Mühsam, aber macht irgendwie Spass. Mehr als der oben beschriebene Versuch jedenfalls.

Viele Grüsse,
Euer KarlS
 
wuerttemberger Am: 08.08.2018 13:46:36 Gelesen: 32798# 82 @  
@ KarlS [#81]

Du kannst doch mit jedem Auktionshaus frei verhandeln, wie Deine Einlieferung aufgeteilt wird. Der beste Weg ist selber eine Aufstellung zu fertigen und eine Anfrage an verschieden Auktionshäuser zu starten, ob sie Deine Einlieferung so annehmen wollen. Sieht ein Auktionator gute Chancen die Einlieferung abzusetzen, dann wird er sie gerne annehmen.

Lass Dir Zeit und schau Dir auch die Ergebnislisten der Auktionshäuser genau an.

Gruß

wuerttemberger
 
Cantus Am: 08.08.2018 14:39:07 Gelesen: 32765# 83 @  
@ KarlS [#81]

Hallo Karl,

wer seine Sammlung nur dadurch vergrößert, indem er ein Abonnement auf Neuheiten laufen hat, ist in meinen Augen kein Sammler, sondern ausschließlich ein Investor, wenn auch in der falschen Richtung, denn es ist ja schließlich seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt, dass es aufgrund des natürlichen Ablebens immer weniger Sammler gibt, die sich für moderne Marken begeistern und dafür kräftig Geld ausgeben, insbesondere nicht für komplette Sammlungen, sondern eher für einzelne noch fehlende Marken oder Belege. Wer soll die Sammlungen denn kaufen, wenn alle schon alles haben, ausgenommen vielleicht die ersten teuren Marken? So, wie es kaum noch Briefmarkenhändler gibt, gibt es auch kaum noch Sammler.

Sammeln bedeutet suchen, forschen, finden und sich dann mit allen Einzelheiten beschäftigen, möglicherweise auch tauschen oder kaufen/verkaufen, auf jeden Fall aber nicht ausschließlich abonnieren. Ein Blick auf die Abonnements bei der Deutschen Post hat mit Sicherheit nichts damit zu tun festzustellen, wie viele aktive Sammler und mit welchen Sammelinteressen es heute noch in Deutschland gibt. Da wäre es viel sinnvoller, sich über einen gewissen Zeitraum von vielleicht zehn Jahren die Angebote verschiedener Auktionshäuser anzuschauen und dazu die Ergebnislisten zu studieren, so weiß man, was durchschnittlich zu welchem Preis verkauft wird und welches Auktionshaus mehr dem klassischen Bereich zuneigt oder wo auch moderne Masse (Bund/Berlin/DDR-Sammlungen gehören dazu) mit welchen Ergebnissen gehandelt wird.

Um dir dazu mal ein Beispiel zu geben: Ich habe vor etwa drei Jahren eine große Sammlung Ganzsachen mit etwa 14.000 verschiedenen Umschlägen über ein großes deutsches Auktionshaus verkauft, alle Umschläge einzeln in durchsichtigem Schutzumschlag und die gesamte Sammlung sauber chronologisch sortiert. Einzelne Umschläge hatte ich für 0,50 Euro kaufen können, viele aber einzeln für fünf bis sieben Euro. Der Durchschnittspreis im Ankauf lag etwa bei 2 Euro. Die gesamte Sammlung füllte sieben komplette Bananenkartons, es war also ein großer Posten.

Die Sammlung wurde zunächst für 1.500 Euro ausgerufen, fand in der Auktion aber keinen Käufer. Beim nächsten Auktionstermin wurde die Sammlung erneut, nun für 1.200 Euro angeboten und bei 1.800 Euro zugeschlagen, davon kamen dann nach Abzug der Auktionsgebühren 1.400 Euro bei mir an. Das hört sich zwar recht wenig an, ich habe aber die Gewissheit, dass der neue Besitzer seine Freude daran haben wird, und außerdem hatte mir die Beschäftigung mit dieser Sammlung über viele Jahre selber große Freude bereitet und das war das Geld doch wert. Andere Leute machen mit ihrem Geld teure Reisen, fahren große Autos, kaufen Schmuck oder Kunst oder Anderes mehr, aber auf jeden Fall ist deren Geld auch weg, ich dagegen hatte über lange Zeit eine befriedigende Beschäftigung, da sollte es um das Geld nicht schade sein.

Genau so solltest du mit dem Thema auch umgehen. Eine Briefmarkensammlung ist in erster Linie etwas, das sich hübsch anschauen lässt und dessen Einzelteile oft zu intensiver Beschäftigung einladen, das Geld sollte dabei völlig im Hintergrund stehen. Wenn du bei einem möglichen Verkauf dafür etwas bekommst, ist es gut, und wenn nicht, dann ist das eben auch ein Abschluss, der auf eine Zeit angenehmer Freizeitbeschäftigung folgt. Und wenn du dich einmal ganz allgemein online bei diversen Auktionshäusern umschauen willst, dann mache das über https://www.philasearch.com/de/index.html, da hast du eine reiche Auswahl.

Viele Grüße
Ingo
 
olli0816 Am: 08.08.2018 15:39:44 Gelesen: 32725# 84 @  
Hallo Karl,

der Briefmarkenmarkt ist, was die Verkaufswerte betrifft, ziemlich geteilt. Fakt ist, dass neuere Sammelgebiete, die früher sehr viele Menschen gesammelt haben und deren Sammelbasis immer kleiner wird, heute ganz schlechte Preise erzielen. Wenn man sich die Auktionskataloge namhafter Anbieter anschaut, kannst Du z.B. eine DDR 1949 bis 1990 postfrisch komplett heute für ca. 500 EURO + Aufschlagsgebühren bekommen. Trotzdem bleiben viele Standardsammlungen liegen. Selbst ältere Gebiete wie Generalsammlungen Deutsches Reich gibt es im Überfluss und wenn einige Auktionshäuser versuchen, diese zu verramschen, bleibt einiges liegen. Bund oder Berlin ist in vielen Jahrgängen so gut wie unverkäuflich. Sicherlich ist das für viele Erben und alte Sammler, die früher sehr viel mehr Geld ausgegeben haben eine Enttäuschung und das resultiert in den von dir angesprochenen "miesen Preisen". Nur warum sollte ein vereinzelter Bieter, dem zwanzig gleichwertige Sammlungen angeboten werden, die sonst keiner kaufen mag, einen guten Preis zahlen? Das ist nicht logisch.

Andererseits machen die Auktionshäuser immer mehr Umsatz. Das liegt an der an anderen Hälfte gesuchter Marken, die aber gemessen am Gesamtmarkt nur einen kleineren Teil ausmacht. Selbst häufige Marken wie ein schwarzer Einser und selbst eine Basler Taube (da gibt es sogar erstaunlich viele Briefe mit dieser Marke) erreichen hohe Ergebnisse, weil diese nach wie vor begehrt sind und einige Leute dort ihr Geld "verstecken". Briefmarken im Wert von 100.000 EURO kann man halt mal unter der Hand dem Erben weitergeben, ohne das der Fiskus was merkt. Vieles sehr seltenes hat mehrere Interessenten und diese treiben die Preise hoch, obwohl der normale Sammler das gar nicht kennt. Die Situation kann sehr schnell kippen, wenn einige aufhören mit dem Sammelgebiet oder wegsterben. Trotzdem denke ich, dass es immer eine Anzahl Marken gibt, die hohe Preise erzielen. Gerade die klassischen Gebiete bieten sich dafür an und die Anzahl möglicher Marken ist sehr begrenzt. Selbst die häufigste Marke von Braunschweig ist nicht häufig. Gut, dieses Sammelgebiet ist nicht populär, von daher kann man sich heute diese Marken bis auf die ganz seltenen durchaus zusammenkaufen. Und wenn Braunschweig tatsächlich aus irgend einem Grund populär werden sollte, werden diese Marken recht schnell unerschwinglich. Das gleiche gilt für sehr viele Gebiete und wenn man ganz krasse Entwicklungen wie z.B. China anschaut, werden selbst Marken mit hohen Auflagen auf einmal teuer. Der hässliche Affe aus China - Jahr des Affen Michel 1594 - hatte immerhin eine Auflage von 5 Millionen. Viele Chinesen haben das Briefmarkensammeln und vor allem die Spekulation damit entdeckt und deswegen kostet die laut Michel 2.800 EURO ungestempelt. Und das ist keine Marke, die Du für 10% Michel bekommst im Gegensatz zu Bund Jahrgang 1960, wo 10% selbst in bester postfrischer Erhaltung einfach nur utopisch ist.

Zum anderen: Was willst Du von Marken erwarten, die mit 5 bis 30 Millionen Exemplaren gedruckt wurden? Wir haben 80 Millionen Einwohner und nur ein Bruchteil der Leute mit abnehmender Tendenz sammelt. Da ist es einfachste Mathematik, dass da nichts besonderes bei herauskommt. Was die Abonnenten der Post heute betrifft, kann es sogar sein, dass die ganz gut unterwegs sind. Die Auflagen sind sehr viel niedriger und ich schätze, das gut gestempelte Marken und Briefe mit Ausgaben ab ca. 2010 bis heute sehr selten sind. Je näher an die Gegenwart, desto seltener, weil der Bedarf an Briefe schreiben kontinuierlich zurück geht und die Post immer mehr Verfahren hat, um Briefmarken zu vermeiden. So traurig es klingt: Wir brauchen effektiv heute keine Briefmarken in alter Form mehr. Das Thema ist für den praktischen Gebrauch zwar noch nicht ausgestorben, aber der einzige Grund dafür ist, dass die Post noch genug Geld damit verdient, um es aufrecht zu erhalten. Aber selbst das ist ein Witz heute: Versuchen doch nicht wenige Länder, mit Blockausgaben in Miniauflagen und irrwitzigen Preisen zusätzlich Kasse zu machen, indem sie den Instinkt und die Gier einzelner Sammler ansprechen, diese zu erwerben. Frankreich als Beispiel die Blöcke 366 und 367 von 2017. Der Block 366 hat 330.000 Stück Auflage, eine normale Größe, die meisten haben etwa 400.000 Stück. Dagegen der Block 367 hat eine Auflage von 42.000 Stück, also eine künstliche Verknappung. So etwas machen sehr viele Postanstalten und natürlich machen sie damit das Sammeln von modernen Gebieten kaputt. Die Postanstalten suggerieren einen Wert, der gar nicht vorhanden ist, weil es inzwischen keinen mehr kratzt. ob die 7.000ste Marke oder der 500ste Block des Landes eine Miniauflage hat. Von daher kann man leider konstatieren, das ein Mitgrund der miesen Preise bei modernen Gebieten der Ausgabepolitik selbst ehedem seriöser Gebiete, die inzwischen Raubstaatencharakter haben, mit verschuldet ist.

Zu deiner Frage des Verkaufs: Besitzt Du etwas, was früher alle gesammelt haben, bekommst Du dafür wenig Geld. Bund Jahrgänge z.B. 1970 bis 1980 ist wertlos. ETBs aller Jahrgänge sind wertlos. Und das gilt für vieles. Um noch etwas zu bekommen, ist dein Weg z.B. über Vereinzelung der beste, den Du gehen kannst. Du wirst trotzdem nicht sehr viel dafür bekommen.

Für mich persönlich ist die Situation dagegen richtig gut. Wenn ich Geld anlegen will, kaufe ich keine Briefmarken, sondern Aktien. Das trenne ich. Alles was ich für Briefmarken ausgebe ist für mich als Wert nicht mehr vorhanden. Wenn man sich an dem Gedanken gewöhnt hat, wird man später nicht enttäuscht. Dafür bekomme ich für das gleiche Geld heute wesentlich mehr Briefmarken. Was will ich mehr?

Wer Briefmarken für das Alter gekauft hat, um seine Rente aufzubessern hat auf das falsche Pferd gesetzt. Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die anderen.

Trotzdem viel Spaß beim Veräußern. Das ist ja auch eine nette Beschäftigung und ich habe bereits auch einiges an doppeltem einzeln verkauft.

Grüße Oliver
 
saeckingen Am: 09.08.2018 10:04:14 Gelesen: 32449# 85 @  
@ KarlS [#81]

also mich würde schon interessieren, wie man feststellen kann, ob eine Sammlung beim Auktionator vor Versteigerung getrennt wurde, oder alles Eingelieferte in einer Auktion unterkam - in meinem Fall auch für einen wahrhaft miesen Preis. Wer das war, möchte ich hier nicht sagen. Also: Wie kann ich das herausfinden?

Du bekommst nach der Einlieferung eine Einlieferungsliste. Auf der Findest Du die jeweilige Losbeschreibung und den jeweiligen Ausrufpreis. Da kannst Du also sehen, wie der Auktionator Deine Einlieferung anzubieten plant.

Was heißt hierbei übrigens geschlossene Auktion ohne Öffentlichkeit? Habe ich nicht gewußt, dass so etwas möglich/üblich ist.

Die Bezeichnung "geschlossene Auktion" habe ich noch nie gehört. Meinst Du eventuell den Unterschied zwischen einer Saalauktion und einer Fernauktion? Letztere findet ohne Teilnehmer vor Ort statt und die Gebote müssen schriftlich erfolgen.

Persönliche Anmerkung: Das Märchen vom eigenen Häuschen im Alter habe ich eh nie geglaubt. Aber für meine Sammlung, dabei komplette Sammlung Berlin (alle Marken je 1 x postfrisch, 1 x gestempelt, oft m. Prüfzeichen) und dazu viel schönes Bund, hätte ich mir schon einige Scheine mehr erwartet.

Wie schon von anderen gesagt - Bund und Berlin Standardware ist in Massen auf dem Markt und nur sehr schwer verkäuflich. Das nehmen viele Auktionatoren gar nicht mehr an oder nur als Beifang mit interessanter Ware.

Es gibt heute aber trotzdem immer noch Abonnenten der Dt. Post, die ALLES kaufen. Auf welches "Pferd" setzen diese? Oder sind das alles Wiederverkäufer? Ich kaufe da jedenfalls nichts (mehr).

Wenn es ihnen Spaß macht, sollen sie doch. Es geht beim sammeln um den Spaß, es ist keine Anlage.

Der Vorfall könnte mich auch veranlassen (neben anderen Gründen) die Philatelie aufzugeben.

Warum sammelst Du? Als Geldanlage? Dann bist du auf dem Holzweg hat aber sicherlich mit Philatelie auch nichts zu tun! Philatelie betreibt man aus Spaß, Forschungsdran, weil man etwas besonderes besitzen will, Jagdtrieb etc.

Ich bin zur Zeit dabei, alles einzeln hier in den Philaseiten zu verkaufen/versteigern. Ebay kommt dabei gar nicht in Frage.

eBay ist meiner Meinung nach die beste Plattform um interessantes philatelistisches Material der mittleren und unteren Preisklasse global zu finden und zu verkaufen.
 
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