Frankiert war der Brief nur mit 24 Mark, also 3 Mark zu wenig. Da die Eilbotengebühr in der Regel vom Empfänger zu erheben war, wurde bei fehlender Eilbotengebühr nur der Fehlbetrag angesetzt. Bei fehlendem Porto war hingegen das Doppelte des Fehlbetrages zu erheben.Die fehlende Eilbotengebühr war wie Nachgebühren zu behandeln, d.h. der Fehlbetrag war in blauer Schrift auf dem Umschlag zu vermerken und vom Empfänger zu erheben. Daß der Vermerk über den fehlenden Betrag von 3 Mark (hier noch als 300 Pfg notiert) in rot erfolgte begründe ich damit, daß dieser schon im Bahnpostwagen angebracht wurde. Hier war der Vermerk "Durch Eilboten" rot zu unterstreichen, was die Verwendung des Rotstiftes erklären dürfte.Der Minutenstempel ist bei Eilsendungen üblich. Diese mußten sofort nach Ankunft zugestellt werden, zwischen 22 und 6 Uhr jedoch nur dann, wenn der Absender dem Einzustellvermerk hinzugefügt hatte: "auch nachts". Der Stempel dürfte größtenteils auch zum Schutz der Post vor Regreßansprüchen gedient haben. Daß er aber nicht in allen Fällen abgeschlagen wurde, möchte ich mit dem ebenfalls an das Postamt 9 gerichteten Eilbotenbrief zeigen. Eilbotenbrief (20 Pf Briefgebühr, 50 Pf Eilbestellgebühr) von der Reichsbank Mainz an die Reichsbank Frankfurt, ohne den Minutenstempel, obwohl auch an das Postamt 9 gerichtet. Ein Botenstempel ist angebracht und zeigt, daß der Brief einem Boten übergeben wurde. Die Zustellung der Eilsendungen , wurde in größeren Städten oft auch durch die Telegraphenämter durchgeführt, da diese durch die Zustellung von Telegrammen über ausreichende Boten verfügte. Für die Ausfertigung der Eilsendungen kamen daher auch die für Telegramme verwendeten Ausfertigungsstempel zum Einsatz. Ein solcher ist auch bei Deinem Brief abgeschlagen. Ob er auch mittels Rohrpost befördert wurde, lässt sich m.E., da keine Rohrpost spezifischen Stempel bekannt sind, aus dem Minutenstempel alleine nicht ableiten.GrußManfred
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